Neu auf Forensik - wirklich geeignet dafür?!

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22.09.2007
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10
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Gesundheits- und Krankenpflegerin
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Ambulanter Pflegedienst
Funktion
GuKP
Hallo, mir liegt etwas auf dem Herzen bei dem ich nicht weiß an wen ich mich wenden soll...

Ich habe vor knapp 2 Wochen auf einer Station der Forensik mit §64-ern angefangen zu arbeiten(Sucht und Delikt). Meine totale WUNSCHSTATION!

Team is super und eigentlich müsste ich total froh sein aber nach ein paar intensiveren Tagen mit der Auseinandersetzung der Straffälligen, mit den Delikten und deren Kindheit, hab ich mich gefragt, ob meine Einstellung und Wahrnehmung sich in den nächsten Wochen und Monaten noch zu meinem Vorteil ändern wird oder ob ich einfach gefühlsmäßig nicht dafür geeignet bin.

Denn ich sehe (noch zu sehr) den Menschen und nicht einfach den Kriminellen. Mir wurde jetzt 2 mal gesagt, dass ich mich mehr abgrenzen müsse zu den Patienten sonst würde ich daran zerbrechen.


So. Nun meine Frage an euch:

Wie war bei euch die Anfangszeit, wie habt ihr euch selbst erlebt, verhalten, wie und was hat sich dann (irgendwann) geändert oder sollte ich besser den Bereich verlassen?

Mir geht es nicht darum dass ich Angst habe sondern mir teilweise aufgefallen ist, dass auch Vieles (aus Kindheit etc.) was die Pat. erzählen/betrifft, dass da manche Sachen auch bei mir vorhanden war oder das Verhalten bei mir ähnlich ist. Aber ich finde, dass ich das Leben trotzdem echt gut hinbekommen habe.


Muss man also für Psychiatrie/Forensik ne einfache Kindheit gehabt haben bzw. über den Dingen stehen und cool sein? Oder darf man auch seine Schwächen haben? Ouh mann... bin grad voll verunsichert. Bin nach der Elternzeit wiedereingestiegen, vorher außer in Ausbildung keine Psych.-Erfahrungen) und etwas auf eure Hilfe angewiesen.


Würde mich sehr freuen, Erfahrungsberichte lesen zu können. Auch natürlich negative. MfG
 
Hallo, wie gehtsunsdennheute,
du hast einen witzigen nickname.
Leider kann ich mit Erfahrungsberichten nicht dienen, ich bin jemand von denen, die sich mit Suchtpatienten, die in meinem Tätigkeitsumfeld auftreten, eher unwohl fühlt.
Womit ich, und die Erfahrung habe ich auch im privaten Umfeld gemacht, keineswegs umgehen kann, ist dieses unberechenbare, manipulative Verhalten, wenn sie unter Suchtdruck stehen.
Natürlich, haben selbst monströse Verbrecher oft unauffällige Lebensverläufe und die Frage, warum der eine abrutscht und der andere nicht, ist nicht einfach oder gar nicht zu beantworten.
Was mich interessieren würde, ist, warum war es denn deine absolute Wunschstation und woran merken deine Kollegen, das du dich nicht genug abgrenzt?
Coolness und "Über den Dingen stehen" kann es jedenfalls nicht sein, aber die Frage der eigenen Psychohygiene und gesunder Abgrenzung ist natürlich elementar.
Gruß, Marty
 
Hi und danke für deine ANtwort!

Hm, hat sich wohl alles etwas relativiert. Hatte nur ein paar härtere Tage da ich ein recht emotionaler Mensch bin und mir zwar schon öfter Leute sagten, ich müsse mich mehr abgrenzen aber nicht wie. Und als ich die Tage ein heftiges Delikt gelesen habe, brach ich in Tränen aus. Hab dann mit dem Team drüber geredet die super reagiert haben und mit Tipps gegeben haben. Und so mega-schnell konnte ich dann so Kopf-ab-Storys lesen mit Abstand.Hätt net gedacht, dass ich sowas kann!
Und was wohl noch ne Rolle gespielt hat die ersten Tage war die immense Unsicherheit des Berufseinsteigers. Aber durch anschließende Gespräche wurde ich beruhigt. Ich danke dir trotzdem!!! Alles Gute!!!

P.s.: Witzig, gell! Sagt mer doch fast automatisch"wie gehts uns denn heute?" Das war in der Ausbildung eine Art Running Gag*g*
 
Hi,
schön, das du dich noch mal gemeldet hast. Und das es sich relativiert hat, tut es eh meistens.
Gut ist es, im Gespräch zu bleiben.
Wünsch dir auch alles Gute.
Grüße

Mirgehtsheutgut! (Marty) :lol:
 
Hi wiegehtesunsdenheute (cooler nickname),

ich habe lange Zeit in der Psychiatrie gearbeitet hauptsächlich auf einer akut-psychiatrischen Station und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Suchtbereich mehrere Jahre verbracht. Also ich muss deinen Kolleginnen und Kollegen schon ein wenig recht geben, das Du auf dich aufpassen musst und die Sache nicht zu einfühlsam sehen darfst, da die Patienten ja nicht ohne Grund in der Forensik gelandet sind. Seine Gefühle komplett auszuschalten ist jedoch auch keine gute Sache, du solltest dir aber bestimmte Vertrauenspersonen suchen mit denen Du deine Erfahrungen besprechen kannst (am besten Gleichgesinnte aus dem Team). Auch Angst zu haben ist eine ganz natürliche Sache, diese offenkundig zu zeigen ist in der Forensik jedoch ein Problem. Ein Hauptproblem der Forensik sind nicht die Patienten sondern das in vielen Einrichtungen am Therapieprogramm (auch wenn es bei vielen keinen Erfolg hat) gespart wird. Schliesse Menschen sinnlos ein und was passiert dann: Sie werden gewalttätig und gegen wenn natürlich gegen die Pflegenden,weil die am nächsten dran sind. :wut: Dabei gibt es prima Therapiekonzepte zum Deeskalieren welche auch in der Akutpsychiatrie in ähnlicher Form angewendet wurden sind.
Fazit: Forensik ist ein absoluter Spezialbereich in der Psychiatrie...
Du musst immer die Herausforderung im Auge behalten...
Gruß Dennis
 
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@all:

Hallöle!

Danke für die Blumen und mirgehtsauchwiedergut
:verwirrt:

Bin schon mit nem Pat. aneinander geraten und DAS war ne gute Schule, uiuiui.

Hab ich mitgenommen eure Tipps und versucht, sie zu verinnerlichen. Dauert wohl noch ne Weile bis sie in Fleisch und Blut übergehen oder bis ich voll auf die Nase fall ... ich muss mich noch etwas ausbremsen, nicht jedem gleich helfen zu wollen (...jaja, das gute, alte Helfer-Syndromchen) und net mich auf deren Stufe zu stellen UND nicht von mir zu erzählen, wie ICH das erlebt hab und so. Hm, hoffentlich klappt das bald!!! Wenn ihr noch ein paar Tipps hättet, wie ich das konkret angehen kann, so mit Wortwahl, Gestik etc. wäre schön. Ansonsten versuch ich alles im Team zu besprechen. Aber hier jemanden obektives zu fragen is auch angenehm!

Danke für eure netten Antworten!
:nurse: :bussis::flowerpower:
 

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