Naturheilkunde im Arbeitsalltag

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Mila

Gast
Mal ne Frage an Euch

Behandelt Ihr Eure Patienten mit Naturheilkundlichen Mitteln?
Sichwort: Wickel, Tee, alte Hausmittelchen(z.B. Honigmilch)

Habt Ihr im Stationsalltag überhaupt die Möglichkeit und Erlaubnis sowas anzuwenden? (den Doc zu informieren und Medikamente anordnen zu lassen geht halt schneller)

Wie ist das in der ambulanten Pflege? Wenn es gewünscht wird leitet Ihr die Angehörigen an? Oder empfehlt Ihr Tee, Teemischungen?

Ich möchte einfach mal wissen wie üblich das ist und ob es angenommen wird. Auch die Ansichten der Patienten sind ja sehr verschieden.
 
Wir benutzen Butter, Tee und anderes häufig zur Mundpflege. Medizinprodukte wenden wir dort fast ausschließlich bei Mukositis an (und da macht es auch Sinn, da käme ich mit Hausmitteln nicht weit).

Wickel sind seltener, kommen aber als Wadenwickel zur Fiebersenkung oder als Quarkauflagen bei Entzündungen zur Anwendung. Häufig in Gebrauch sind Wärme- oder Kälteanwendungen in Form von Kirschkernkissen und Coolpacks.

Heiße Milch mit Honig verabreiche ich manchmal, wenn die Patienten zu ungeduldig auf das Wirken ihrer Schlaftablette warten - in der Hälfte der Fälle klappt's. :)
 
Hallo,

leider haben wir Ärzte, die davon alle nicht so überzeugt sind :cry:
Ich persönlich halte recht viel von Naturmedizin, in einem gewissen Rahmen. Manche Sachen kann man meiner Meinung nach nicht nur mit Natur behandeln.
Was ich zum Beispiel kenne und unseren Patienten gern mal rate, auch wenn die Ärzte das nicht gerne sehen :
Bei einem Harnwegsinfekt: Blasentee, Preiselbeersaft, Brennesseltee. Aber trotzdem muss man auch da vorsichtig sein, bei Menschen mit Nierenleiden, Herzleiden oder aber sehr starkem HWI mit Fieber usw. muss natürlich mehr gemacht werden. Finde es aber nicht gut, bei jedem Zipperlein dann gleich Antibiotika zu geben.
Bei Obstipation rate ich immer zu eingeweichtem Trockenobst, was in fast allen Fällen erfolg hat :) Muss ja nicht gleich Laxoberal sein.
Auch bei Fieber wasche ich die Leute gern mit etwas Pfefferminzöl und kalte Wickel zusätzlich.
Es gibt viele Sachen, die man mit natürlichen Mitteln gut behandeln kann, warum also immer gleich die chemische Keule? Leider sehen das viele Ärzte anders :(
 
Ich wende Naturheilmittel an, wenn es möglich ist und gebe den Patienten auch Ratschläge, was sie selber tun können.
In der Ausbildung habe ich es sehr unterschiedlich erlebt, aber normalerweise hat man mich machen lassen. Wurde halt von vielen Pflegekräften belächelt und von Ärzten schlicht ignoriert. Kann ja nicht helfen, ist ja keine Chemie :freakjoint:
In der Klinik, wo ich gelernt habe, gibt's einen Klinikteil, der sich ausschließlich mit Naturheilkunde beschäftigt und versucht, das in den Klinikalltag zu integrieren, bzw. zu "studieren", welche Naturheilmittel sich integrieren lassen.
Salbeitee in der Strahlenheilkunde wurde durch diese Abteilung fest integriert. Gibt sogar ne Handlungsanweisung.
Genauso mit Quarkwickeln und Kohlwickeln in der Frauenklinik.
Die einzelnen Stationen werden routinemäßig von der Küche versorgt.
Naturheilkräutertee gilt blöderweise als Droge und muss somit auf Station vom Arzt verordnet werden. Da stößt man vor allem als Azubi schnell an seine Grenzen... :motzen:

Vorher in der Altenpflege habe ich oft mitgekriegt, dass die Bewohner sich mit Naturheilmitteln selber behelfen. Das wurde grundsätzlich unterstützt.
 
Hallo,

viele unsere älteren Pat. müßten diese Anwendungen aus Kindertagen ja noch kennen, gab ja nix anderes mal eben so.

Heute lehnen es allerdings viele auch ab, weil sie glauben, daß eine Salbe von der Pharma künstlich hersgestellt besser hilft.

Aber unsere Ärzte sind gerne bereit, Vorschläge zu solchen Anwedungen anzunehmen.
Wirklich gemacht, wird es selten.
 
Ich arbeite auf einer unfallchirurgisch/orthopädischen Station und unser Chefarzt ist begeistert von der Anwendung mit Quarkauflagen bei den Patienten mit Endoprothesen oder angeschwollenen Gelenken. Die Patienten sind sehr angetan und mögen diese Auflagen mehr als die Eiskompresse. Ebenso wird Arnica i.v. oder in Globuli Form verabreicht. Ich rate meinen Patientinnen wie oben schon genannt bei Cystitis zu dem Muttersaft der Cranberry. Wadenwickel machen wir auch, wenns denn mal zum Fieber kommt, was ja zum Glück selten ist.
Gerne würde ich auch zur Aromapflege greifen, das setzt aber erst mal ne vernünftige Weiterbildung voraus und da sie noch nicht Gang und Gäbe ist, die Erlaubnis bei Ärzten und PDL. Das wäre meine Vorstellung, also nicht direkt um alles zu beduften. Aber da die Zahl der verwirrten und unruhigen Demenzpatienten steigt, würde ich auch lieber eher zu einer (Achtung, nur ein Beispiel) Lavendel Einreibung greifen anstatt zur Schlaf- oder Beruhigungstablette, so dass die noch verwirrter sind. Leider ist das aber noch nicht in die Praxis eingekehrt.
Ich habe bei Obstipation zur Colonmassage geraten bevor ich Laxantien ausgeteilt habe oder gebe Buchtipps, dass auch Globuli die ein oder andere Wirkung haben - wenn auch leider negativ von einigen Kollegen belächelt.
Aber wie gesagt - ich wäre mehr dafür, dass sich alternative Methoden bei Kleinigkeiten wie Schlaflosigkeit und Obstipation durchsetzen.
 
Aber wie gesagt - ich wäre mehr dafür, dass sich alternative Methoden bei Kleinigkeiten wie Schlaflosigkeit und Obstipation durchsetzen.

Da würde ich - aber das wolltest Du sicher nicht ausschließen - aber Wert auf die Anamnese legen. Obstipation durch zu wenig Bewegung sollte anders therapiert werden als eine opiatbedingte Verstopfung. Da, fürchte ich, komme ich mit der Darmmassage allein nicht weit.
 
Ja, das dachte ich, gilt als Voraussetzung. Die Aromaöle sollten als Begleittherapie funktionieren - und das bei eher "leichten" Fällen.
 
Würde gern diesen Thread wieder ins Leben rufen! Ich benutze bei meinen Patienten auf der Kinderstation gern Globuli, in erster Linie gegen Husten und Übelkeit. Hat noch jemand anders Erfahrungen damit? Wofür nutzt ihr Globuli und funktioniert es?
 
Hallo, ich denke, daß zur Zeit dieNaturheilmittel wieder ihren Weg ins Krankenhaus finden, und das zu Recht.Denn sie wirken unterstützend ( wenn auch manchmal nur psychisch...) zu den chemischen Therapien und das zusätzliche Angebot gibt dem Patienten das Gefühl ernst genommen zu werden,so ist dass jedenfalls bei uns. Wir arbeiten auch mit Quarkwickel, Coolpacks ,Milch und Honig und jetzt mit Aromaölen, lt. Pat- Feedback wird dies als positiv gewertet.Wadenwickel bei Fieber machen wir jedoch nicht wg. Kreislaufbelastung, senkt oft zu schnell die Temperatur,wir führen dann eher kühle Waschungen durch.Blasen- oder Bronchialtee erfolgt wegen Nebenwirkungen als Anordnung stets durch den Arzt,auch die anderen natürlichen Mittelchen werden mit dem Arzt abgesprochen.Seit wir die Aromapflege haben, haben wir als Pflegende das Gefühl, noch was anbieten zu können, wenn man eigentlich nichts mehr tun kann... zum Beispiel in der Sterbebegleitung, auch wenn die Wirkung nicht nachgewiesen werden kann, profitiert der Patient durch die extra Zuwendung!Gruß, Tibira
 
Darf ich fragen, welche Ausbildung euer Aromatherapeut hat?

Ein rasanter Abfall der Temperatur allein durch Wadenwickel ist mir in 30 Berufsjahren nie begegnet. Wie kalt macht ihr denn das Wasser?

Btw.- sobald ätherisiche Öle und Teezubereitungen als therapeutisches Mittel bei Erkrankungen eingesetzt werden gelten sie als Arzneimittel. Die Anordnung im klinischen Bereich wird dann durch die Heilkunde auf den Arzt beschränkt. Was du zuhause selber tust wird hiervon net berührt.

Elisabeth
 
Bei uns wird außer Wadenwickel in gaaaaanz seltenen Fällen, keine Naturmedizin gemacht. Privat habe ich eine Hausärztin, die Internistin + Homöopathin gleichzeitig ist. Wenn ich mal irgendwann Kinder habe, möchte ich auf alle Fälle, dass nicht immer sofort die Chemiekeule zum Einsatz kommt. Ein Bespiel bei meiner letzten Otitis externa:

- Antibiose gegen den Infekt
- Kamillenblüten, die über Wasserdampf erwärmt wurden, gegen die Schmerzen
hat wunderbar geholfen!!

Arnika kam schon oft zum Einsatz. Das hab ich sogar schon für mein Pferd zusätzlich zur Schulmedizin genommen.
 

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