Nass-Trockenphase für jede chronische Wunde?

narde2003

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Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreise der Wundexperten,

ich hatte vor kurzem mit einer Kollegin die Diskussion ob jede chronische Wunde die Nass-Trockenphase bei der Wundreinigung benötigt.

Ich vertrete den Standpunkt, dass ich diese nur bei belegten Wunden zum "Aufweichen" der Beläge benötige und dann zum Abtragen.
Sie vertritt die Meinung, jede Wunde muss immer so behandelt werden.

Es geht mir nicht darum wer hat Recht - sondern wie reinigt ihr die Wunden und warum wendet ihr diese Methode an.

Schönes WE
Narde
 
Hi Narde,

ich bin der Meinung, dass jede Wunde individuell behandelt werden muss. Das gilt für die Reinigung wie die Verwendung und Fixierung von Wundauflagen.
Leider gibt es kein universelles Rezept nach dem Motto "wenn-dann", aber gerade das macht die Arbeit spannend.

Wenn Belege gelöst werden müssen, ist die Nass-Trockentherapie möglich, aber auch UAW geht.
Wenn die Wunde tw. granuliert, aber noch Beläge zu sehen sind, hilft manchmal Hydrogel.
Wenn die Wunde schön granuliert, macht Nass-Trocken für mich wenig Sinn, da ich die Balance in der Wunde stören kann (wenns schon klappt, was soll ich da eingrteifen? Never change a winning team).
Wenn ich Pseudomonas in der Wunde habe, verstehe ich nicht, warum ich es dem Keim mit Nass erst einmal muckelig machen sollte, um ihn dann mit trocken zu ärgern (das kann ich mit geeingneten Wundantiseptika oder Auflage effektiver).

Wer bei Kammerländer gelernt hat, wird immer die Nass-Trocken-Therapie verfechten. (Hast Du schon Vorträge von ihm gehört?)
 
Lässt sich das nicht mit der Physiologie der Wundheilung erklären? Ist das Ziel nicht immer, dass ich von einem pathologischen Heilungsverlauf weg will?

Elisabeth
 
Hallo Zusammen,
für diejenigen die nicht wissen was mit der Nass-Trocken-Phase gemeint ist. Hier ein Auszug aus dem Journal of Wound Management 2005

Während der ersten Phase (Nassphase) wird die Wunde und die wundumgebende Haut mit einem feuchten Umschlag für ca. 15 bis 60 Minuten abgedeckt (Abb. 1). Die Dauer richtet sich nach dem Entzündungsgrad. Für eine oberflächliche Standardreinigung sind 10 – 15 Minuten ausreichend, bei einer schweren Entzündung muß die Zeitdauer verlängert werden.
Als Feuchtigkeitsspender eignen sich zwei oder drei Lagen Gaze oder ungewebtes Material, wie z.B. Hydrofaser-Wundauflagen. Die Fixierung erfolgt mittels Schlauchverband oder Fixierbinde.
Text Kammerlander

Ich für meinen Teil kann dazu nur sagen, das ich nicht die Zeit hätte eine Wunde 15 - 60 Minuten einzuweichen. Davon mal abgesehen ist es das was mit einer Wund in der Reingungsphase geschieht. Die Beläge werden entfernt und ein neuer Verband wird angelegt.
Eine Wundreinigung und eine Wundspülung sollten in jeder Heilungsphase durchgeführt werden um evtl.
entstandene Beläge zu entfernen.

Grüße
 

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