MRSA-Patient im Altenheim - nicht Isoliert?

Sash

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24.07.2009
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Baden-Baden
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Gesundheits & Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Anästhesie
Hallo Forum,

was mir mein Freund gerade erzählt hat, ist unglaublich.

Er arbeitet als examinierte Pflegekraft im Altenheim. Dort gibt es seit längerem einen Bewohner der MRSA hat. Und zwar Axillar, am SPF und im Analbereich.

Jetzt musste ich erfahren das dieser Bewohner sich im Heim frei bewegen darf und Kontakt zu anderen Bewohnern hat. Er läuft dort frei herum ohne Mundschutz, geht in den Speißesaal essen obwohl er laut Gesundheitsrichtlinien streng isoliert werden müsste - habe ich gerade extra nochmal nachgelesen.

Alle Patienten die einen offenen MRSA haben, oder MRSA positive Wunden, oder eine starke Besiedelung von MRSA in den Atemwegen müssen isoliert werden.

Einfach unfassbar. Mein Freund und ich haben mit dem Hausarzt darüber geredet welcher uns jetzt beide darauf testen will.

Was sagt ihr dazu?

LG
 
Dont panic.

Das Heim zählt wie der hauseigene Bereich. Der Bewohner ist dort zu Hause und muss dort ebenso nicht lebenslang isoliert bleiben. Auch laut RKI ist dies so empohlen!
Auf der RKI Seite nachzulöesen, evt hab ichs downgeloadet, dann häng ich es gleich noch hier an.

Übrigens hat dein Pat es nicht in den Atemwegen, von daher kannst du es dir nur durch mangelnde Händehygiene "geholt" haben.

Personal testen tut man idR auch nicht - sonst findet man noch was ;-)
 
Hallo Forum,

was mir mein Freund gerade erzählt hat, ist unglaublich.

Er arbeitet als examinierte Pflegekraft im Altenheim. Dort gibt es seit längerem einen Bewohner der MRSA hat. Und zwar Axillar, am SPF und im Analbereich.

Jetzt musste ich erfahren das dieser Bewohner sich im Heim frei bewegen darf und Kontakt zu anderen Bewohnern hat. Er läuft dort frei herum ohne Mundschutz, geht in den Speißesaal essen obwohl er laut Gesundheitsrichtlinien streng isoliert werden müsste - habe ich gerade extra nochmal nachgelesen.

Alle Patienten die einen offenen MRSA haben, oder MRSA positive Wunden, oder eine starke Besiedelung von MRSA in den Atemwegen müssen isoliert werden.

Einfach unfassbar. Mein Freund und ich haben mit dem Hausarzt darüber geredet welcher uns jetzt beide darauf testen will.

Was sagt ihr dazu?

LG

Solange die anderen Bwohner keine offenen Wunden oder liegende Kathetern haben ist das Vorgehen des Heimes OK! Es ist sogar zu begrüßen, dass das Heim nicht dem üblichen Isolier-Wahn zum Opfer gefallen ist. Alte Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens wegzusperren, finde ich nicht unbedingt prickelnd.
Räumliche Isolierung bedeutet oft auch soziale Isolierung (auch von Pflegenden!) und was haben die Senioren noch im Heim außer den Kontakten mit Gleichaltrigen....???

Matras
 

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Dont panic.


Personal testen tut man idR auch nicht - sonst findet man noch was ;-)

Das Personal zu testen ist ohne Sinn: da MRSA wie alle Keime über die Hände aufgenommen und weitergegen wird, ist eine verantwortungsvolle Händehygiene ausschlaggebend.
Bdw.: es gibt dazu bereits eine Stellungnahme von einem besonders "findigen" Rechtsanwalt, dieser sieht bei besiedelten Mitarbeitern die Einhaltung der geschulteten Arbeitsleistung als nicht erfüllt an (mangelnde Händehygiene) und rechtfertigt damit Abmahnungen!!!

Matras
 
Bdw.: es gibt dazu bereits eine Stellungnahme von einem besonders "findigen" Rechtsanwalt, dieser sieht bei besiedelten Mitarbeitern die Einhaltung der geschulteten Arbeitsleistung als nicht erfüllt an (mangelnde Händehygiene) und rechtfertigt damit Abmahnungen!!!
Ein nicht uninteressanter Aspekt, weisst du genaueres dazu?
 
Woher weiß der RA von der Erkrankung der MA ?
Verstösst der AG nicht gegen die Schweigepflicht wenn er die Diagnose weiter
gibt an den RA ?

LG
 
@Narde:
Ich hatte mir die Arbeit damals zur Seite gelegt, leider war sie dennoch nicht mehr zu finden. Wäre dem allerdings so gewesen, wie der Anwalt ausgeführt hatte, hätte man sicher noch davon gehört! Es ist ja auch nicht jede Übertragung zu 100% auszuschließen.....

@ Nachtfan: eine Übertragung hat zunächst "nur" eine Kolonisation (Besiedlung) zur Folge und führt nicht zwangsläufig eine Erkrankung.
Außerdem hatte der RA die Ansicht mit seinem Ansatz, den Arbeitgebern eine Möglichkeit in die Hand zu geben die Mitarbeiter durch die Androhung der Disziplinarmaßnahme zur Händehygiene zu "zwingen"! So dass der Auftrag vom AG ausgegangen wäre. Aber Gott sei dank ist die Sache offensichtlich nicht ganz so einfach wie sich der Herr das vorgestellt hatte.....

Matras
 
Solange die anderen Bwohner keine offenen Wunden oder liegende Kathetern haben ist das Vorgehen des Heimes OK! Es ist sogar zu begrüßen, dass das Heim nicht dem üblichen Isolier-Wahn zum Opfer gefallen ist. Alte Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens wegzusperren, finde ich nicht unbedingt prickelnd.
Räumliche Isolierung bedeutet oft auch soziale Isolierung (auch von Pflegenden!) und was haben die Senioren noch im Heim außer den Kontakten mit Gleichaltrigen....???

Matras

Solange die anderen Bwohner keine offenen Wunden oder liegende Kathetern haben ist das Vorgehen des Heimes OK!

Ich habe noch kein Altenheim gesehen in denen kein Bewohner einen liegenden Katheter hatte!


Es ist sogar zu begrüßen, dass das Heim nicht dem üblichen Isolier-Wahn zum Opfer gefallen ist. Alte Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens wegzusperren, finde ich nicht unbedingt prickelnd.

Jetzt aber mal ganz cool bleiben! - Man isoliert die Patienten bzw. Bewohner zum Schutze vor sich selbst, damit sie sich nicht noch was dazu einfangen auf Station oder im Heim was immer vorkommen kann (was nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat) und zum Schutze der aller anderen Bewohner/Patienten/Mitarbeiter oder Angehörigen. Isolieren hat nicht's mit Opfer, oder Wahn zu tun. Da können wir ja dann auch in Zukunft gleich alle Noro Patienten frei rumlaufen lassen, weil wenn man es genau nimmt steckt man sich nur direkt durch das erbrochene oder den Stuhlgang an - keine Tröpfcheninfektion im üblichen Sinne.......:knockin:


und was haben die Senioren noch im Heim außer den Kontakten mit Gleichaltrigen....???

Bald nix mehr wenn nur noch darauf geachtet wird das sie hauptsächlich den Kontakt zu anderen Bewohnern pflegen obwohl sie ansteckend sind. Den dann landen bald alle im Krankenhaus weil sie im Speißesaal ne kleiner Viren und Bakterienparty miteinander gefeiert haben. Ansonsten hoffentlich solange wie mögliche ihre Gesundheit in dem sie richtig gepflegt werden von Kompetentem Pflegepersonal.
 
Hallo Sash,

bevor du Menschen in eine Isolation schickst im Altenheim solltest du dich mit entsprechender Fachliteratur befassen.

Du kennst den Unterschied zwischen einem Altenheim und einem Krankenhaus?
Erwartest du auch, dass die Angehörigen sich nur noch vermummt, vielleicht gleich im Vollschutz ihrem Ehemann/-Frau nähern?

Wie wird MRSA übertragen?
Was ist der Unterschied zwischen Erkrankung und Kolonisation?

Dann noch kleiner Tipp, hier die Empfehlung des Robert Koch Institutes (das sind die die Vorgaben für den Infektionsschutz in Deutschland machen)
2. Präventionsmaßnahmen in Alten- und Pflegeheimen

Das Auftreten von mehrfachresistenten Erregern in Alten- und Pflegeheimen erfordert eine spezifische Risikobewertung. Dafür sind Kenntnisse über die Übertragungswege mehrfachresistenter Erreger – insbesondere MRSA – und von Hygienemaßnahmen beim Personal erforderlich.
Nach dem heutigen Stand der Erfahrungen besteht für MRSA-besiedelte Personen keine Kontraindikation zur Aufnahme in Heime. Bei Kenntnis der MRSA-Besiedlung eines Bewohners muss jedoch individuell entschieden werden, welches Risiko der Weiterverbreitung tatsächlich besteht.
Eine Weiterverbreitung von MRSA ist bei MRSA-positiven Bewohnern/Patienten mit produktivem Husten, Tracheostoma oder offenen Hautläsionen eher zu erwarten als bei Bewohnern ohne Risikofaktoren [5, 25].
In der Regel können Heimbewohner mit MRSA-Besiedlung am Gemeinschaftsleben und an Therapiemaßnahmen teilnehmen, wenn angemessene Präventionsmaßnahmen zum Schutz empfänglicher Mitbewohner eingehalten werden
Dringend erforderlich ist hierbei die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Heimleitung, betreuenden Hausärzten und verlegender Einrichtung. Das gilt besonders für die gegenseitige Vorabinformation über den Besiedlungsstatus von zu verlegenden MRSA-positiven Bewohnern/Patienten.
Auf die Empfehlung „Infektionsprävention in Heimen“ [25] der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention wird an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen
Für weiteres siehe bitte hier: RKI Staphylokokken
 
....

was mir mein Freund gerade erzählt hat, ist unglaublich.


Daran ist gar nichts unglaublich und ich denke wenn du deine Ausbildung erstmal beendet hast und Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen gesammelt und das nötige Fachwissen erlangt hast, wirst du das Prozedere auch als "normal" ansehen....
 
Hallo Sash,

bevor du Menschen in eine Isolation schickst im Altenheim solltest du dich mit entsprechender Fachliteratur befassen.

Du kennst den Unterschied zwischen einem Altenheim und einem Krankenhaus?
Erwartest du auch, dass die Angehörigen sich nur noch vermummt, vielleicht gleich im Vollschutz ihrem Ehemann/-Frau nähern?

Wie wird MRSA übertragen?
Was ist der Unterschied zwischen Erkrankung und Kolonisation?

Dann noch kleiner Tipp, hier die Empfehlung des Robert Koch Institutes (das sind die die Vorgaben für den Infektionsschutz in Deutschland machen)

Für weiteres siehe bitte hier: RKI Staphylokokken

Du kennst den Unterschied zwischen einem Altenheim und einem Krankenhaus?

Ja natürlich kenne ich den.


Erwartest du auch, dass die Angehörigen sich nur noch vermummt, vielleicht gleich im Vollschutz ihrem Ehemann/-Frau nähern?


Selbstverständlich erwarte ich das wenn es notwendig ist!!! Egal ob Altenheim oder Klinik!!!


Danke Dir für den Tipp mit dem Robert-Koch Institut. Hat mir geholfen und war für mich Aufschlussreich!

LG
 
Sash, bist du mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, gehst du einkaufen?
 
sash !

Wenn ich Deine Beiträge lese muß ich feststellen daß Du echt keine Ahnung
hast was in AH passiert .
Du sprichst von kompetenten Personal ?
"Hochmut kommt vor dem Fall"

LG
 
Hi,

die Mutter unserer Stationsleitung lag im Seniorenheim. Als die Stationsleitung eine MRSA besiedelte Dame mit in das Zimmer legen wollte ist meine Chefin fast Amok gelaufen, zu recht? Auf der einen Seite verständlich, da sie den Keim möglichlicherweise mit zu uns auf Intensivstation gebracht hätte?!

Auf der anderen Seite, warum wird nicht einfach isoliert und saniert? Wir sind da in D viel zu nachlässig. Gerade wenn kein Nasen-Rachen-Raum oder eine Wunde betroffen sind, dürfte eine Sanierung doch kein Problem sein!

Hab mal einen Bericht gesehen, nachdem andere europäische Länder wohl fast MRSA frei wären. Dort wurde auch behauptet in Holland würden Deutsche erst mal von vornherein isoliert, weil wir so MRSA verseucht sind. Weiss jemand ob das stimmtl?

Grüßle, Mel
 
Ich kann diese Hysterie nicht nachempfinden. Wahrscheinlich liegt es daran, weil kaum jemand sich die Mühe macht, sich selber mal Infos zu besorgen. Alles wird geglaubt, jedes Gerücht aufgebauscht.

Wie hoch die Verseuchung der Bevölkerung tatsächlich ist, wird dir niemand sagen können. Es würde im Endeffekt auf ein Massenscreening hinauslaufen. Alle Bundesbürger müssten sich diesem Screen unterziehen. Realistisch? Wohl eher kaum.

Du kannst also davon ausgehen, dass ev. sogar dein Nachbar positiv besiedelt ist- deine Friseurin, die Verkäuferin an der Kasse. Was willst du nun machen? Nicht mehr das Haus verlassen? Ich wage sogar zu behaupten, dass ein nicht geringer Prozentsatz der Pflegekräfte MRSA-positiv ist. Sie wissen es nur nicht. Deshalb ja auch die Aufforderung: Händehygiene. Denn wie oft fasst Mensch unbewusst an die Nase, wenn wir die mal als Hauptreservoir ansehen.

Es gibt einen eklatanten Unterschied zwischen Krankenhaus und Altenheim. Im Krankenhaus hast es mit Problemen der Immunabwehr zu tun. Dafür musst noch nicht mal eine Erkrankung haben, die die Immunabwehr senkt. Schon Stress macht hier ein Problem.
Im Altenheim ist man zuhause. Es gibt das Problem der Immunabwehr, wie im Krankenhaus, nicht.

Die Ideen zur Isolation möglichst jedes Betroffenen außerhalb des Krankenhauses erinnert mich immer an den Umgang mit Leprakranken im Mittelalter. Sobald ruchbar wurde, dass der Mensch sich angesteckt hat, wurde er von der Gesellschaft ausgestoßen und musste in entsprechende Häuser außerhalb der Stadt ziehen. Wollen wir wieder so etwas einführen?

Elisabeth
 
Wie hoch die Verseuchung der Bevölkerung tatsächlich ist, wird dir niemand sagen können. Es würde im Endeffekt auf ein Massenscreening hinauslaufen. Alle Bundesbürger müssten sich diesem Screen unterziehen. Realistisch? Wohl eher kaum.


Das ist sicher unrealistisch, aber warum wird nicht konsequenter im Krankenhaus getestet und im Pflegeheim behandelt?

Siehe: MRSA net

Ich kann nicht verstehen, warum in Deutschland oft so locker mit dem Keim umgegangen wird! Wenn wir mal ein paar Jahre konsequenter sanieren und isolieren würden, hätten wir auf Dauer weniger Kosten und Probleme damit.

Grüßle, Mel
 
Warum glaubst du, dass ein Pflegeheim bessere Heilmethoden hat als ein Karneknhaus? Ein Keim, der alle Sanierungsversuche im KH erfolgreich vereitelt hat- den kann das Heim dann abtöten?

Sinnvoll ist sicher ein Eingangssrenning, wenn Pat. ins KH kommt. Aber da fängts schon an: Kosten steigen. Der Test selber kostet. Bis das Ergebnis da ist, vergeht Zeit, die ev. nicht genutzt werden kann für Diagnostik und Therapie. Wenn Pat. positiv, dann war er meistens schon in diversen Räumen- angefangen von der Kaffeeterria bis hin zum Stationszimmer. Und dann? Willst dann das ganze KH isolieren?

Ich denke, man sollte jeden Pat. als potentiell positiv ansehen und sich entsprechend verhalten. das fängt mit so ganz banalen Sachen an, wie konsequente Händehygiene. Und wenn der pat. positiv getestet ist- dann konsequentes Einhalten der Hygienevorschriften. Ich habe bereits etliche Stationen erlebt, die bei Einhaltung der Hygiene eine Ausbreitung von MRSA auf ihren Stationen erfolgreich verhindern konnten, selbst wenn es nur Mehrbett-Zimmer gab.

Elisabeth
 
Hi,

Konsequenz kostet Geld! Da keines da ist, wird die Gefahr die vom MRSA ausgeht heruntergeredet und bei immer weniger Personal leidet als erstes die Hygiene. Klar ist die Hautbesiedelung eines gesunden Menschen unproblematisch, aber wenn der Keim mal in einer TEP oder einem Knie sitzt, kann das keiner mehr runterspielen.

Gerade wir Pflegepersonen sind doch die gear****ten, wir haben den engsten tagtäglichen (!) Kontakt zu der "besiedelten" Personengruppe. Dennoch spielen wir die Gefährlichkeit herunter. Vielleicht auch weil viele das Schleusen nervt.....

Fakt ist das andere Länder Geld investiert haben und jetzt nicht diese Probleme mit MRSA haben wie wir!

Grüßle, Mel

P.S.: Selbst im Krankenhaus werden aus mir unersichtlichen Gründen manche mit MRSA besiedelten Patienten nicht saniert!
 
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