MICR - die neue Art zu reanimieren?

Andreas8121

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Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege
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Eine umstrittene Form der Reanimation, die in den ersten Minuten vollständig auf eine Atemspende verzichtet, hat in einer prospektiven Studie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2008; 299: 1158-1165) die Überlebenschancen von Patienten verbessert, die außerhalb einer Klinik einen Herzstillstand erlitten.

Quelle und vollständiger Text:
Deutsches Ärzteblatt: Nachrichten "Neue Studie: Mehr Überlebende nach Reanimation ohne Atemspende"
Irgendwie schon überraschend. Oder etwa doch nicht?
Sind diese Daten auf die Klinik übertragbar?
Ist es vielleicht die Revolution bei DEM Notfall der Notfälle.

Darfs ein bisschen mehr sein?
Ein bisschen mehr Herzdruckmassage?
Ein bisschen mehr Atemspende?

Was meint ihr?
Wird es sich durchsetzen oder ist es wieder mal eine der Studien, die viel versprechen und bei näherer Betrachtung doch hinten runterfällt?

LG
Andi
 
Hallo Andreas,

ich habe von einer japanischen Studie gehört die zu dem identischen Ergebnis kam. Es laufen derzeit wohl Überlegungen, die Atemspende aus der Laienreanimation herauszunehmen.

Frohe Ostern
Narde
 
Moin,

laufen diese Überlegungen wirklich? Ich meine, dass nach der japanischen Studie darüber wohl nachgedacht wurde, man das aber wieder verworfen hat.

Cys
 
Dass man dazu übergegangen ist, die Reanimation initial mit 30 HDM zu beginnen und dann erst zu beatmen zeigt ja, dass mehr Wert auf eine schnellstmögliche Reperfusion gelegt wird.

Aber so wie ich das verstanden habe, wurde in der Studie "lediglich" eine begonnene Laienreanimation durch neu geschulte Fachkräfte im MICR fortgesetzt - also hat doch bis zum Eintreffen der Rettungdienste eine vollständige CPR stattgefunden mit entsprechender Atemspende?

Für Laien ist eine Reanimation nur mit HDM sicherlich einfacher zu bewerkstelligen als eine komplette CPR, da sie sich so auf eine Sache konzentrieren können.
Ob eine derartige Form aber auch bei geschultem Fachpersonal mit professioneller Ausstattung sinnvoller ist...
 
Ich denke, bei geschultem Personal wird es NIE eine Änderung in diese Richtung geben - wenn dann ausschliesslich bei der Laienreanimation.

Aber imho heisst es momentan 'abwarten und Tee trinken'.

Cys
 
Laien müssen von rechts wegen sowieso keine Atemspende leisten bis der RTW kommt.
 
Hi,
bei uns wurden die Regelungen zur Rea den neuen Erkenntnissen angepasst.
Wir müssen nur noch HDM leisten.
Die o2 Sättigung ist hoch genug, so muß keine Beatmung stattfinden. Das Reateam fängt dann mit der ITN und Beatmung an.
Sollten wir außerhalb des Hauses mal ran müssen sollen wir die 20:2 Regel beachten.
Wichtig ist, das irgendwie eine Art von Kreislauf aufrechterhalten wird, um die Durchblutung, vor allem des Gehirns, aufrecht zu erhalten.
 
Hallo Maurits,

20:2? welcher Regelung entspringt das bitte?
Ich kenne jetzt als gültige Regelung nur 30 Kompressionen und 2 Beatmungen.

@Touhy:
laut den Richtlinien ist die Beatmung für den Laien noch nicht abgeschafft.

Schönen Tag
Narde
 
Hatte gestern Rea-Schulung und muss mich Narde anschließen. Ausgenommen ist die Zweihelfermethode bei der Kinderreanimation, da gilt noch 15 : 2. Ansonsten immer 30 : 2.

Ich hätte noch eine andere Frage: In D gibt es anscheinend bei Bewusstlosigkeit eine andere Lagerung als die stabile Seitenlage. Leider hab ich den Vortragenden nicht verstanden, wie diese heißt. Kann mir da jemand weiterhelfen und wie sieht diese Lagerung aus?

Danke.
Gruß,
Lin
 
Hallöle,


Laien müssen erst mal gar nichts außer einem Notruf und das was sie können.

Lin, es gibt die "neue stabile Seitenlage" :) vielleicht meinst du die. Ich persönlich favorisiere jedoch die alte Version.

20:2 gab es meines Wissens noch nie.

Gänzlich auf die Atemspende zu verzichten finde ich doch etwas gewagt.


Gruß
Dennis
 
Lieber Andreas,


als fast Nachbar habe ich die Frage und Bitte kannst du mir helfen eine anständige Weiterbildung in der Reanimation nennen. Seit zwei Jahren sollen wir aus Berlin welche bekommen die das bei uns vorführen sollen aber nix passiert. :knockin::knockin:
 
Was heißt neue Stabile Seitenlage? Gibt es dazu irgendwo eine Anleitung bzw. Bilder davon?
 
Ja genau ich kenne auch nur die 2te beschriebene von dir.

Löst die neue jetzt die erste ab oder ist das noch nichts offizielles?

Was lerhrt dann das Rote Kreuz ect? Füt mich sieht das so aus als wenn da auch das Kopf überstrecken fehlt...^^

Ich weiß nicht ob ich dafür einen neues Posting aufmachen muss wenn ja bitte mir sagen^^.
 
Das Rote Kreuz lehrt die neue und ich praktiziere die Alte, die neue finde ich nicht so prickelnd, wichtig ist ja eigentlich nur das sie stabil ist und der Kopf der tiefste Punkt ist.

Die neue ist einfacher zu erlernen und mit weniger Handgriffen durchzuführen, aber wenn man Jahre die alte gemacht hat ist das etwas schwierig. :)

Gelten beide als richtig.

Gruß
Dennis
 
Hi zusammen!

Möcht mich auch nochmal zu den Reanimationsrichtlinien äußern.

Zwar steht die so genannte "No-blow-Reanimation" noch nicht im DRK EH-Leitfaden aber sie wird zum Teil schon gelehrt! Dies beruht zum Beispiel bei uns im Kreisverband darauf, dass ein führender Kardiologe (Prof. Dr. Gonska) dafür eintritt, dass die "No-blow-Reanimation" genauso gut zur Reanimation geeignet ist, wie die normale Reanimation.

Dies begründet er damit, dass der Sauerstoff, der im Blut vorhanden ist, über mehr als 30 Minuten ausreicht, um das Gehirn damit zu versorgen.

Die vorrangige Aufgabe eines Ersthelfers sollte sein, die Zirkulationsaufgabe des Herzens zu übernehmen.
Zudem soll so auch dem vorgebeugt werden, dass sich Ersthelfer nicht an den Patienten trauen, weil er eventuell erborchen hat. So würden die Patienten dann nicht reanimieren, da sie sich vor dem Patienten ekeln.

Etliche Studien haben die Theorie des Kardiologen bestätigt!

lg
Marcel
 
Hi zusammen!

Möcht mich auch nochmal zu den Reanimationsrichtlinien äußern.

Zwar steht die so genannte "No-blow-Reanimation" noch nicht im DRK EH-Leitfaden aber sie wird zum Teil schon gelehrt! Dies beruht zum Beispiel bei uns im Kreisverband darauf, dass ein führender Kardiologe (Prof. Dr. Gonska) dafür eintritt, dass die "No-blow-Reanimation" genauso gut zur Reanimation geeignet ist, wie die normale Reanimation.

lg
Marcel

Diese "No-Blow-Reanimation" steht in gar keinem Leitfaden und Guidlines, wer diese lehrt befindet sich also auf einer kleinen dünnen Eisschorle in brütender Hitze und Prof. XY wird das Eis nicht dicker machen.


Gruß
Dennis
 
Um mal ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen:
verbindliche Guideline zur Reanimation ist z. Zt.:
Erwachsene möglichst keine No Flow Phasen, 30 Kompressionen : 2 Beatmungen,
(die Information besser nur Kompression als gar keine Reanimation soll bei den Hilfsorganisationen nur eine Hintergrundinfo für die Ausbilder sein, es ist sicher nicht richtig, generell auf die Beatmung zu verzichten).
Kinder initial 5 Beatmungen, da i.d.R. eine respiratorische Ursache für den Kreislaufstillstand angenommen werden kann, danach Laienhelfer Algorithmus 30 : 2, Klinik- und Rettungsdienstpersonal 15 : 2 (Ausnahme evtl. alleiniger Helfer in der Klinik).
Für uns als Profis sollte es kein Aufwand und kein Diskussionsthema sein, eine suffiziente Oxygenierung vorzunehmen.
Es ist übrigens sinnvoll, den Artikel über MICR mal in einer längeren Version zu lesen. Man wird dann feststellen, dass auf eine Beatmung nicht vollständig verzichtet wird, sondern nur die Initialphase gemeint ist!
Anaesthesie-Intensivmedizin.com: Single News[tt_news]=769&tx_ttnews[backPid]=11&cHash=b681ad3146

liebe Grüße

Uli
 
Vielen Dank Jackdaniels!

Jetzt kenn ich den Unterschied. Bei uns kennt man nur die "Neue" Stabile Seitenlagerung. Von der "Alten" habe ich noch nie was gehört.

Gruß,
Lin
 

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