Krankenpflege nach Krebserkrankung und Studiumsabbruch?

cassi

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17.07.2011
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56
Beruf
GuKP
Akt. Einsatzbereich
HNO, MKG, UCH
Funktion
Pflegetraining- und beratung/ Familiale Pflege
Hallo,
ich (32) hoffe, dies ist das richtige Forum für mein Anliegen. Ich habe 2 abgebrochene Studiengänge hinter mir (obwohl im letzteren noch eingeschrieben, also noch nicht faktisch) und möchte unbedingt eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen. Jetzt muss ich erstmal etwas ausholen. Ich habe nach meinem Abi Ende der 90er angefangen, Design+Marketing zu studieren, was damals immer schon mein Wunsch war. Dies hätte ich auch auf jeden Fall abgeschlossen, hätte mir nicht mein eigener Körper einen Strich durch die (Lebenslauf-)Rechnung gemacht. Ich erkrankte an Krebs, durchlebte NotOPs, Chemo und Bestrahlungen- das dies innerhalb eines Jahres eine ca 19/20-jährige Seele durcheinanderwirbelt, dürfte klar sein. Kurz: nachdem ich überlebt hatte und in den Alltag zurückkehren wollte, merkte ich, dass die bunte,oberflächliche Werbewelt nichts mehr für mich ist. Da ich nicht so wirklich Ahnung hatte, was ich alternativ tun sollte, schrieb ich mich an der Uni für Sprach-und Kulturwissenschaften ein. Dies zog sich dann alles etwas in die Länge, da ich mein "neugewonnenes" Leben auskosten wollte, belegte alles mögliche an Seminaren was mich interessierte, aber keine Rolle für meine Fächer spielte, lernte diverse Sprachen, fuhr oft ins Ausland usw. Was man eben so macht, wenn man dankbar ist, überlebt zu haben. Mein Post-Trauma bearbeitete ich erfolgreich in einer Psychotherapie. Und nun- nach 19(!!!!) Fachsemestern im Studiengang"Alles mögliche" reifte immer mehr der Wunsch nach praktischer Arbeit in mir, sprich:Ausbildung. und vor allem: im sozialen/gesundheitlichen Bereich. Schon damals bekam ich ja einen Einblick in die Tätigkeiten des Klinikpersonals und die Krankenpfleger/innen hatten immer schon meinen größten Respekt. Ich informierte mich also noch detaillierter über den Beruf, habe aber nun das Problem, dass ich nicht weiß, ob die überhaupt einen Ex-Kranken wollen(Betonung auf "ex", denn Beeinträchtigungen habe ich keine mehr). Ich will mich jetzt für Praktika bewerben und frage mich ob man das in der Bewerbung angeben sollte, und wenn ja, wäre es besser das ganze zu erläutern? Immerhin muss ich eine Lücke von 1 1/2 Jahren und abgebrochene Studien und berufliche Neuorientierungen erklären.... und das ich trotz früherer Erkrankung dem ganzen gewachsen bin. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
 
Hallo Cassi, also ich denke, das deine zum Glück überstandene Erkrankung keine Rolle spielt. Natürlich kannst du es in einem Vorstellungsgespräch erwähnen, aber falls du einen genauso tollen Schulleiter hast wie ich damals, wird er das er noch als Plus werden, da du jetzt weisst was du wirklich möchtest.
Mach auf alle Fälle vorher ein Praktikum, da sie Sicht als Krankenschwester doch anders ist wie du sie evtl. als Patient kennengelernt hast.
Wünsch dir viel Glück und alles alles Gute
 
Hallo Cassi,

wie wäre es wenn du dir die Pflege erstmal von "der anderen Seite" aus ansiehst, also ein Praktikum absolvierst? Ich will dir die Ausbildung nicht madig machen, aber arbeite mal 4 Wochen in den Job und gewine Einblicke.
Für dieses Jahr sind deine Bewerbungen eh zu spät.
Eine überstandene Erkrankung ist in der Regel kein Hinderungsgrund für eine Ausbildung.
Danach zu leben ist ein ganz normaler Wunsch von Onko-Patienten und auch mehr als verständlich.

Viel Glück
Narde
 
hallo Diselia, hallo Narde,
lieben Dank für eure Antworten. Ich werde auf jeden Fall vorher ein Praktikum im Krankenhaus machen. Jetzt gerade mache ich eines in einer Praxis für Ergotherapie im Bereich Neurologie, da kann ich schon mal austesten, wie ich mit teilweise schwerkranken Patienten (und ihren Angehörigen) umgehe und erhalte einen ersten Eindruck vom medizinischen Fachbereichen.
Hier in der Stadt verlangen viele Krankenhäuser auch für Praktika vollständige Bewerbungsunterlagen, aber vermutlich mache ich mir einen zu großen Kopf. Ich werde einfach fleißig herumtelefonieren. :daumen:
 
Hallo cassi,
ich finde es wirklich toll un dbemerkenswert, dass Du mit deiner Erfahrung und Krankengeschichte auch in diesem Beruf wechseln willst! Ich denke, dass Du es unbedingt probieren solltest!
Ich habe auch schon eine andere Ausbildung wg. gesundheitlichen Problemen abbrechen müssen und hatte eine bewegtere Krankengeschichte (v.a. in der Jugend), aber habe mich beworben und dabei auch alles offen gelegt; die Wahrheit kam scheinbar sehr gut an!

Ob Du letztlich eine Chance erhältst, wird sicherlich eher die Einstellungsuntersuchung beim Betriebsarzt entscheiden, wo ich noch einige Probleme hatte! Aber dann hat es doch geklappt.
Wenn Du weitere Fragen hast, schreibe mir ruhig! Ich drücke Dir die Daumen dass es kappt!
LG Michael H.
 
hallo, Michael,
dass du ebenfalls ähnliche Probleme hattest und trotzdem (oder vielleicht gerade wegen der Erfahrungen) genommen wurdest, macht mir wirklich Mut! :) Ich hatte Morbus Hodgkin und danach einige Zeit Probleme mit dem Immunsystem- naja, war halt öfter erkältet als andere, aber mittlerweile hat sich das alles normalisiert. Ist ja auch schon 11-12 Jahre her.
Ich frage mich v.a., wie ich in den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen damit umgehen soll. Einfach in die Lücken-Zeit "längere Krankheit" schreiben oder lieber die genaue Diagnose? Oder wie hast du das gelöst? Und hast du die Gründe für Abbrüche oder deine Wechsel auch schon im Anschreiben erläutert? Will ja nicht gleich schon im Bewerbungsverfahren aussortiert werden... :weissnix:
 
Im Bewerbungsschreiben würde ich die Krankheit nicht benennen, bei der betriebsärztlichen Untersuchung wird sie sich wohl nicht verbergen lassen. Ein Freund von mir hatte als Teenager Morbus Hodgkin und seine Neck-dissektion-Narben sieht man immer noch.
 
Hallo cassi,
Ich frage mich v.a., wie ich in den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen damit umgehen soll. Einfach in die Lücken-Zeit "längere Krankheit" schreiben oder lieber die genaue Diagnose? Oder wie hast du das gelöst? Und hast du die Gründe für Abbrüche oder deine Wechsel auch schon im Anschreiben erläutert?
Ich würde die Krankheitszeiten schon benennen, Du musst da aber nicht die Diagnosen hinschreiben, sondern nur eben, dass Du wegen längerer schwerer Krankheit (ggf. auch Krebs?) keine Arbeit annehmen konntest.
Ich habe bei mir geschrieben, dass ich schon in der Jugendzeit ein Schuljahr wiederholen musste, weil ich in der Zeit öfter und auch längere Klinikaufenthalte hatte, öfter krank war und ständig Arzttermine hatte.
Wegen der abgebrochenen Ausbildung habe ich geschrieben, dass ich wegen Krankheit zu viele Fehlzeiten hatte und auch, dass die Büroausbildung ohnehin nicht mein bevorzugter Beruf war und ich wegen meiner Erfahrungen im Krankenhaus im Jugendalter v.a. auch jungen Patienten nun helfen möchte, damit umzugehen. Genaue Diagnosen habe ich auch nicht geschrieben, allerdings wurde ich im Gespräch dann auch danach gefragt, mit dem Hinweis, dass dann sowieso der BÄD alles untersucht und über meine "Tauglichkeit" entscheiden wird. Das war für mich dann die wesentlich schwierigere Hürde, da die Betriebsärztin da wegen meiner Vorgeschichte und etlichen Befunden sehr unzufrieden war:motzen:und mich ganz schön in die Mangel nahm;:eek1: in den Wochen nach der Einstellungsuntersuchung schickte sie mich noch zu drei anderen Ärzten und Untersuchungen, die auch ziemlich heftig und gründlich waren! Da stand die Ausbildung bei mir wirklich auf der Kippe....
 
dieses Forum ist wirklich toll!! :daumen:

Claudia: ich hoffe, dein Freund hatte Glück wie ich, und keine Langzeitschäden durch Krankheit und Therapie davongetragen! Narben habe ich auch- aber: ich mag sie. Sie erinnern mich immer daran, was ich bereits geschafft habe.
Und: ich würde niemals diese Phase meines Lebens verschweigen. Die Erfahrungen, die ich damals machte, gehören zu mir und ich hadere nicht damit. Im Gegenteil. Hätte ich das nicht erlebt, wäre ich jetzt eine schreckliche, oberflächliche, langweilige Design-Trulla. ;)
@Michael: hast du das so im Anschreiben geschrieben? Ich denke immer noch darüber nach, es auch einmal zu benennen, natürlich nicht den Riesenbohei drum zu machen, aber eben benennen, um die Brüche im Lebenslauf zu erklären. Ich habe ja auch nicht abgebrochen, weil ich bocklos war, sondern das erste Studium, weil ich eine 180gradWende gemacht habe, das zweite, weil es erstmal nur eine Art Orientierungszeit war. Und Lebenszeit. Sehr schwierig alles, aber ich tendiere mittlerweile auch dazu, es einfach in die Bewerbung einzubauen, damit die nicht denken, ich hätte einfach keinen Bock etwas zu beenden.
 
achso, und was meintest du mit "in die Mangel nehmen"??
Ich habe jetzt ein Anschreiben fürs Praktikum verfasst, dass sich nur mit dem Jetzt/ist- Zustand befasst, und nur im Lebenslauf schreibe ich in die Lücke, dass ich krank war. Hoffentlich habe ich Glück. :)
 
Ehrlich gesagt, kann ich eine genauere betriebsärztliche Untersuchung, bei der auch die Kollegen zu Rate gezogen werden, nachvollziehen. Ihr müsst keine Langzeitschäden davon getragen haben, aber theoretisch wär's möglich, und der Betriebsarzt muss das wissen. Was hättet Ihr denn davon, wenn sich während der Ausbildung gesundheitliche Probleme entwickeln?

Betriebsärzte handeln nicht aus Boshaftigkeit. Sie machen ihren Job. Und es gibt nun mal gesundheitliche Einschränkungen, die manche Berufe unmöglich machen.

Ich bin ziemlich kurzsichtig und dürfte daher auch keine Pilotin werden; das wäre aber nicht die Schuld des Betriebsarztes.
 
@Michael: hast du das so im Anschreiben geschrieben? Ich denke immer noch darüber nach, es auch einmal zu benennen, natürlich nicht den Riesenbohei drum zu machen, aber eben benennen, um die Brüche im Lebenslauf zu erklären.
Ja, das hatte ich genau so geschrieben. Ich denke, das musst Du entscheiden, ob Du Deine genaue Diagnose erwähnen willst, an Deiner Stelle würde ich einfach nur eine Krebserkrankung nennen und auch, dass diese ausgeheilt ist! Damit zeigst Du Offenheit, Ehrlichkeit und musst trotzdem nichts befürchten! Auf jeden Fall aber müssen alle Lücken erklärt werden.

achso, und was meintest du mit "in die Mangel nehmen"??
Mit "in die Mangel nehmen" meinte ich, dass die Betriebsärztin mich total gründlich und lange untersucht hat (ich war über eine Stunde bei der drin) und alles total genau wissen wollte und genau nachgefragt hat (v.a. zu OPs, Klinikaufenthalten und dem Abbruch der ersten Ausbildung mit der Untersuchung bei d. Betriebsärztin da und dann auch beim "Vertrauensarzt"). Wenn Du den Ablauf genauer wissen willst schreibe ich dir das von mir aus mal in einer PN.
Außerdem hat mich die Betriebsärztin dann noch zu 3 anderen Ärzten und Untersuchungen geschickt (in die Gastroenterologie zur Abklärung auf chron. Darmentzündung/ M. Crohn, in die Hautklinik wg. Verdacht auf Hautkrebs/ Malignes Melanom, und in die Chirurgie zur genauen Abklärung wg. Nabelbruch). Die Betriebsärztin meinte anfangs sogar, dass die Befunde bei mir keine gute Voraussetzung für die Ausbildung wären und war skeptisch. Da hatte ich schon echt Bammel, aber zu Glück hat sie dann doch zugestimmt.
 
@ Claudia: ich kann das schon nachvollziehen, dass das etwas entwürdigend für Michael war, aber natürlich hast du Recht, ein Arzt kann die Eignung besser beurteilen, und gerade in eurem Fach ist die physische und psychische Belastbarkeit unabdingbar. Und scheinbar waren seine KollegInnen und er auch sehr fair, denn es hat ja in seinem Fall geklappt. :)

@Michael: Das musst du entscheiden, ob du so etwas privates teilen möchtest, ich fände es wirklich interessant, v.a., warum sie dir bei allen Bedenken letztendlich doch ein okay gegeben haben.

Ich habe jetzt jedenfalls Mut gefasst, und Bewerbungen für ein 6-wöchiges Praktikum in Krankenhäusern und eine Anfrage für ein Beratungsgespräch in einer Pflegeschule rausgeschickt. :)))
 
@Claudia: Mir haben andere Mitschülerinnen auch schon gesagt, dass die genauere betriebsärztliche Untersuchung bei mir absolut nachvollziehbar ist, bei meiner Vorgeschichte! Die wollen ja verhindern, dass man wegen Fehlzeiten dann wieder abbrechen muss und das Ausbildungsgehalt umsonst bezahlt wurde...
Ich hab das bei mir ja auch eingesehen, auch wenn mir die Untersuchungen wirklich unangenehm waren und es mir auch peinlich war, dass es bei mir so total gründlich war und viel länger gedauert hat als bei den meisten anderen. Aber es gab ja leider auch etliche Befunde mit der die Ärztin nicht zufrieden war, und so musste das halt leider auch sein, das weiß ich ja...

@Cassi: Ich hab kein Problem damit dir das zu schreiben. Ich bin schon ganz oft über die Untersuchung bei der Betriebsärztin gefragt worden, einiges bekamen meine Kurskolleginnen ja auch da schon mit, weil unser ganzer Kurs an dem ganzen Tag untersucht wurde. Im Wohnheim bin ich dann noch von anderen Schülerinnen auch dazu gefragt worden und auch wie es bei meiner ersten Ausbildung war als ich abbrechen musste. Selbst von anderen Schülerinnen aus anderen Kursen bin ich das ein und andere Mal darauf angesprochen worden. So bin ich es schon gewohnt darüber zu erzählen.
Die Zustimmung von der Betriebsärztin bekam ich dann nur unter dem Vorbehalt, das für mich ein "verkürztes Untersuchungsintervall" (alle 6 Monate) festgelegt wurde, wo ich wieder zur kompletten Untersuchung kommen musste. Ich schreibe Dir den Ablauf noch mal genauer als PN.
Ich drücke Dir aber schon mal die Daumen für Deine Bewerbungen und finde es wirklich toll, dass Du es probierst und auch so offen mit Deiner Vorgeschichte und dem Krebs umgehst!:daumen:
LG Michael
 
Hallo!
Ich habe mich ewig nicht gemeldet, wollte aber ein kleines Update abliefern.
Und zwar überbrücke ich gerade meine Zeit bis zum Auswahlverfahren (ja, die erste Hürde hat meine Bewerbung schon genommen.. :cheerlead:)
mit einem sozialen Jahr in der Krankenpflege, bzw BFD, in einem großen Krankenhaus. Das Vorstellungsgespräch dafür und auch die betriebsärztliche Untersuchung war kein Problem, ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt, die Betriebsärztin war eher begeistert, wie schnell und gut sich mein Körper wieder erholt hat (:wink1: ) und ich wurde sogar in eine Station mit sehr vielen onkologischen Fällen "gesteckt". Meine Kollegen/innen sind super, trauen mir sehr viel zu und an, sie nehmen sich sehr viel Zeit mir alles zu erklären und die Arbeit mit den Patienten und Angehörigen macht mir sehr viel Spass. Zwei Monate habe ich jetzt schon in allen Schichtdiensten rum und ich bin mehr und mehr der Überzeugung die richtige Wahl getroffen zu haben und kann es kaum erwarten auch endlich die "Schulbank" drücken zu dürfen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass weder Krankheit noch lückenhafter Lebenslauf noch Alter Ausschlusskriterium für eine Ausbildung ist, sondern nur, wie man mit seiner Vergangenheit umgeht.
Also, liebe Noch-nicht-Trauer,
nur Mut!
 

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