Körperliche Berufsbelastung

Elisabeth Dinse

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Beruf
Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
05.08.10: Pflegende leiden bereits in der Ausbildung unter Berufsbelastungen
Pflegende in Deutschland sind bereits vor dem eigentlichen Berufsantritt während ihrer Ausbildung von den Belastungen ihres Berufes gezeichnet. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bremer Instituts für Publik Health und Pflegeforschung (IPP). Danach leidet bereits jeder zweite Pflegeschüler täglich bis wenigstens einmal wöchentlich an Kreuz- oder Rückenschmerzen, etwas weniger als die Hälfte gaben gegenüber den Bremer Forschern Nacken- oder Schulterschmerzen an. 45,9 Prozent der angehenden Pflegekräfte klagten mindestens einmal pro Woche über Kopfschmerzen, 36 Prozent über täglich bis mehrmals wöchentlich auftretende Schlafstörungen, 26 Prozent über Brauch- und Magenschmerzen. Insgesamt beurteilte laut IPP ein Drittel der Auszubildenden den körperlichen Gesundheitszustand und das allgemeine Wohlbefinden als befriedigend bis mangelhaft.
„Klar ist, dass aus den Ergebnissen deutliche Konsequenzen gezogen werden müssen“, sagte Studienleiter Professor Stefan Görres. Gerade auch angesichts alternder Belegschaften bestehe für Pflegende ein deutlicher Bedarf an gesundheitsfördernden Konzepten. Er appellierte an die Politik und die Akteure des Gesundheitssystems sich künftig stärker als bisher um die Gesunderhaltung von Pflegenden zu bemühen, damit auf hohe Krankenstände und eine vergleichsweise hohe Fluktuation schnell reagiert werden könne. Wie die Studie zeige, müsse damit bereits in der Ausbildung begonnen werden. „Nicht nur der Beruf, sondern auch die Schulen müssen deutlich attraktiver werden“, so Görres. Durch entsprechende Angebote zur Gesundheitsförderung könne die Anziehungskraft auf jugendliche Berufsanfänger erhöht werden.

Auftraggeber der vom IPP durchgeführten Studie ist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Hamburg. Weitere Informationen zu Studie, Institut und Autoren stehen auf den Internetseiten des IPP zur Verfügung.
Bibliomed - News

Problem erkannt... aber ob Gesundheitsförderung die Belastbarkeit steigert darf bezweifelt werden. Gesundheitsfördernde Maßanhemen verbessern nicht die Bedingungen unter denen gearbeitet wird.

Ich kann einen Motor immer wieder reparieren- wenn ich ihn aber auf Verascheliß laufen lasse, dann wird die beste Reperatur nur kurzfrisrig helfen und der Motor trotzdem zerberechen.

Elisabeth
 
Hat das vielleicht damit zu tun:

Die Deutschen werden immer Dicker.
Deutsche die dicksten Europäer.

Hat das mit der weit verbreiteten ungesunden Lebensweise zu tun und weniger mit dem Beruf an sich? Es kommt nur in Berufen in denen körperlich gearbeitet wird besonders deutlich zu Tage?
 
Also die Arbeit in der Pflege find ich nicht belastender als mein Regaljob im Supermarkt

Also ich fand meinen Job bei McDonalds psychisch deutlich weniger belastend als meine Arbeit auf einer Intensivstation...!
 
Ich finde unseren bzw den Beruf der GKP psychisch und physisch sehr belastend.
Bis jetzt konnte ich psychisch auftretende Probleme auf Arbeit immer gut meistern und hab meine Probleme/Sorgen/Ängste nicht mit nach Hause genommen, aber körperlich war ich wie im Artikel von Bibliomed schon in der Ausbildung angeschlagen und hab die Probleme immer noch. Der Schmerz sitzt im Rücken- wie sollte es auch anders sein. (bis jetzt konnt mir auch kein Orthopäde richtig weiterhelfen)
Leider gehört der Bandscheibenvorfall ja nicht mehr zu den Berufskrankheiten!:-?Leider, bloß warum nicht mehr?
 
Ergänzung.

Wie immer, ist alles eine Auslegungssache- hier ein Doktor, der sich "auskennt" im Pflegeberuf: Berufskrankheit Wirbelsäule (Vortrag Dr. Hicke 08.11.96) .

Ist von 1996... vielleicht gabs ja mittlerweile Ärzte, die ein wenig längeres Pflegepraktikum genossen haben und wissen, dass die Hauruck-Aktionen schon lange der Vergangenheit angehören- Kinästhetik sei dank.

Elisabeth
 
Maniac, das Problem ist, dass Kinästhetik zwar in der Schule gelehrt wird, aber in der Anwendung oft Defizite aufweist...

ich hatte 3 Jahre lang Feldenkrais - nützt mir bei meinem jetzigen Klientel gar nix - für die KinästhetikFoBi hab ich momentan den Eindruck, auf Knien kriechen zu müssen - ich brauche dringend Input, weniger was Lagerungen angeht - eher die rückenschonende Mobilisation meiner Patienten (Transfer Bett-Rolli beliebtes Beispiel)

ich empfinde es auch so, dass das Problem in unserer heutigen Zeit eher an der Ernährungsweise und am miserablen Stresscoping liegt. Die Wenigsten lernen vom Elternhaus aus, mit massiven Stresssituationen umzugehen, sich da draußen zu behaupten. Die Stressgesellschaft nimmt zu - wann nehmen wir uns denn wirklich die Zeit, rückenschonend zu arbeiten (bzw. wann haben wir die besonders im Krankenhaus denn schon?!). Klar, vieles ist Verinnerlichung, manche Handgriffe sitzen einfach... aber oft geht es halt schneller, den Patienten mit dem Laken in Parallelbewegung hochzuziehen, anstatt in Spiralbewegung nach oben zu bewegen. Letzteres ist für beide schonender und angenehmer - aber es bedarf einfach mehr Ruhe und Geschick.

Ich finde es sehr traurig zu lesen, dass gerade in der Ausbildung die Probleme schon starten und dem eher kaum begegnet wird. Ich hoffe es tut sich bald was.
 
Kinästhetiktrainerin bemüht sich 2 Stunden lang, den Azubis Kinästhetik anhand des Bewegens im Bett nach oben und seitwärts beizubringen. Nach vollbrachter Arbeit verabschiedet der Lehrer die Azubis mit den Worten: und morgen lernen wir das richtige lagern,

Merke: Es gibt richtig und richtiger. Und was was ist legt die Schule fest.

Elisabeth
 
Problem erkannt... aber ob Gesundheitsförderung die Belastbarkeit steigert darf bezweifelt werden. Gesundheitsfördernde Maßanhemen verbessern nicht die Bedingungen unter denen gearbeitet wird.
Ich kann einen Motor immer wieder reparieren- wenn ich ihn aber auf Verascheliß laufen lasse, dann wird die beste Reperatur nur kurzfrisrig helfen und der Motor trotzdem zerberechen.
Elisabeth
Ich verstehe deinen Vergleich nicht. Gesundheitsförderung will weder ausschließlich Symptome behandeln, noch Krankheiten heilen:


Nach Gesundheit, Medizin, Krankheiten, Ernährung - gesundheit.de:
Gesundheitsförderung sind nach der WHO (Ottawa-Charta) alle Maßnahmen, die sowohl auf die Veränderung und Förderung des individuellen Verhaltens als auch der Lebensverhältnisse im positiven Sinne abzielen. Ziel der Gesundheitsförderung ist es, bestehende Ungleichheiten bezüglich des Gesundheitszustandes und der Lebenserwartung unterschiedlicher sozialer Gruppen zu reduzieren. Die Gesundheitsförderung erstreckt sich auf fünf wesentliche Handlungsbereiche:

  1. Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik,
  2. Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten,
  3. Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen,
  4. Neuorientierung der Gesundheitsdienste und anderer gesundheitsrelevanter Einrichtungen,
  5. Förderung der Entwicklung persönlicher Kompetenzen.
Warum sollten sie nicht die Bedingungen verbessern (was auch immer das ist) unter denen gearbeitet wird?
Was verstehst du unter Gesundheitsförderung?

Zielt eine Leistung darauf ab, das Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe in einer ganz bestimmten Weise zu beeinflussen oder zu fördern, um dadurch den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern oder zu erhalten, wird sie innerhalb der Leistungskategorie Prävention/Gesundheitsschutz zum Zweig Gesundheitsförderung gezählt.
Schließt das Beeinflussen vom Verhalten Einzelner oder einer Gruppe die Verbesserung von Arbeitsbedingungen als Konsequenz aus?
Ich denke, wenn beispielsweise innerhalb der Ausbildung besonderes Augenmerk auf die Notwendigkeit/ Wichtigkeit der Nutzung von rückenschonenden Arbeitsweisen/ Hilfsmittelgebrauch gelegt wird (in Form von Ausbildungsgesetzen/ Verordnungen/ Lehrplänen und was weiß ich), sowie auch auf Themen der Stressbewätligung, kann es dazu beitragen, dass Pflegekräfte in ihren Arbeitsstätten stärker für eben solche Maßnahmen/ Arbeitsbedingungen einstehen: Ausstattung mit Hilfsmitteln, Arbeitszeitgestaltung etc.

Frage mich, ob es notwendig ist die Definitionen von Gesundheitsförderung durchzukauen?
Welche Maßnahmen/ Leistungen der Gesundheitsförderung beeinflussen die Pflegelandschaft?
Gesundheitsförderung im Bezug auf die Entwicklung der Körperfülle/ Ernährung in unserer Gesellschaft, und somit auf unsere Patienten, deren Gewicht wir stemmen müssen? Gesundheitsfördernde Maßnahmen, die die durchschnittliche Lebenserwartung verlängern sollen/ wollen/ könnten und sich somit auf demografischen Wandel, Überalterung der Gesellschaft, Fachkräftemangel, steigende (Leistungs-)anforderungen an/ Arbeitsjahre für Pflegekräfte, Finanzierung des Gesundheitssystems, Arbeitsplatzsicherheit, Gehälterentwicklung usw. auswirken? Gesundheitsfördernde Maßnahmen, die den Gesundheitszustand von Menschen im Allgemeinen und Pflegekräfte im Speziellen verbessern und fördern sollen? Was kann man denn hier als positive oder negative Beeinflussung unserer Arbeitsbedigungen identifizieren? Mir fällt es schwer.
Soviel dazu, werde jetzt von Gesundheitsförderung träumen.
Somit wünsche ich allerseits eine angenehme Nachtruhe.
LG Josi
 
Was willst man erreichen? Man kann die Leute zum Rückenkurs schicken, ihnen Kinästhtik beibringen... trotzdem werden sie nicht einen zweiten Kollegen dazu bekommen um z.B. rückenschonend einen schwergewichtige Menschen zu bewegen.
Das Problem ist nicht allein mit Gesundheitsförderung gelöst, wenn es überhaupt damit zu lösen ist. Wobei ich denke, dass heutzutage mehr Leute sich aktiv sportlich betätigen in der Freizeit als noch zu meiner Jugendzeit.

Es gibt den schönen Satz: Etwas auf dem Rücken anderer austragen. Hier wird im wahrsten Sinne, etwas auf dem Rücken der Pflegekräfte ausgetragen: zunehmende Arbeitsverdichtung, respektive Arbeitsbelastung bei sinkendem Personalzahlen.

Was mich auch erschreckt, dass man sich offensichtlich nur mit den körperlichen Aspekten beschäftigt. Rückenschmerzen haben nicht selten auch eine psychische Belastung. In der Ausbildung werden immer noch Ideale vermittelt, die mir der Realität kaum vereinbar sind.

Elisabeth
 
Ich rede auch von der reinen körperlichen Belastung,
dass sich psychische Belastung ausschließt is ja logisch,
da Beide Arbeiten nicht wirklich vergleichbar sind

Ich denke aber doch dass das eine Rolle spielt!
Wenn ich psychisch belastet bin, bekomme ich Verspannungen im Nackenbereich, das kenne ich seit der Schulzeit. Wenn dann noch dazu kommt, dass ich zB einen extrem übergewichtigen Patienten betreue, oder einen, der bei der Mobilisation nicht gut mitarbeitet (mitarbeiten kann), dazu vielleicht noch gestresst bin durch zeitdruck, dann bekomme ich deutlich eher Rückenschmerzen, als damals, als ich bei McDonalds die ganze Nacht Burger gebraten hab. Das war auch viel körperliche Arbeit, es war heiß, ich musste den ganzen Tag stehen, wurde von Kunden angebaggert, angeschrien, beleidigt, usw. Ich habe nicht viel Geld verdient und musste nach den Nachtdiensten am Wochenende auch Montags wieder um 8 in der Schule sitzen. Und trotzdem hat es mir nichts ausgemacht. Es waren eigtl fast die selben Arbeitsbedingungen wie jetzt, nur dass es damald nur Burger waren und keine Patienten. Und das ist der Unterschied. Ich denke die psychische Belastung ist das Zünglein an der Waage, das ist das, was den Unterschied macht zwischen wegstecken und krank werden.

Oder denkst du körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen usw kommen nur durch die körperliche Arbeit bei Pflegekräften gehäuft vor?
 
Beides wirkt zusammen, körperliche und psychische Belastung. Da bin ich mir sicher.
Und ich finde es schon erschreckend, dass meine älteren Kolleginnen, in deren Ausbildung noch nicht die Rede von rückenschonender Arbeitsweise war, inzwischen fast alle dieselben Symptome aufweisen (Rückenproblematik).
Eigentlich müssten regelmässige Rückenschule und Kinästhetik-Kurse zum Standard werden - so wie Erste-Hilfe - Kurse.
Ich denke schon, dass sich durchsetzt, was gut ist.
 
Ich denke das es eher damit zu tun hat,dass man in der Pflege wenig Zeit hat und somit nicht mehr richtig Rückenschonend arbeiten kann.Ich habe in meiner Ausbildung rückengerechtes arbeiten gelernt,wie eigtl jeder der in den letzten 7 jahren seine Ausbildung absolviert hat und musste schnell lernen das man es nicht wirklich anwenden kann,aufgrund des Zeitmangels.
 
Beides wirkt zusammen, körperliche und psychische Belastung. Da bin ich mir sicher.
Und ich finde es schon erschreckend, dass meine älteren Kolleginnen, in deren Ausbildung noch nicht die Rede von rückenschonender Arbeitsweise war, inzwischen fast alle dieselben Symptome aufweisen (Rückenproblematik).
Eigentlich müssten regelmässige Rückenschule und Kinästhetik-Kurse zum Standard werden - so wie Erste-Hilfe - Kurse.
Ich denke schon, dass sich durchsetzt, was gut ist.
Und irgendwie scheint mir jeder 2. in der Pflege irgendwann neue Knie zu brauchen...
Subjekvtiv... :)
 
Klar, subjektiv - ich hab' noch keine Studie gemacht.
Sind aber Beobachtungen, die 'runterziehen, wenn die ganzen 50+er über Schmerzen im Rücken, den Gelenken klagen. Hab' ich keinen Bock drauf.
 
Ich behaupte mal: wenn mans kann gehts kinästhetisch mindestens genauso schnell, wenn nicht sogar schneller.
Ich zieh oft am Laken, aber nicht weil ich keine Zeit hätte den Patienten in vier Ebenen im Bett zu bewegen, sondern weil ich zu faul (?) bin es richtig zu lernen und es deshalb oft nicht klappt.
Irgendetwas aus angeblichem Zeitmangel nicht zu machen halte ich für Selbsttäuschung ;)