Kirchenaustritt bei konfessionellem Haus

[Kaktuskanne]

Guten Abend zusammen,


schon seit langem denke ich über einen Kirchenaustritt nach da ich diesen Verein einfach nicht mehr unterstützen möchte, habe das ganze aber immer auf die lange Bank geschoben.

Nach den sich aber nun beinahe monatlich Überschlagenden Skandalen (Woelki, Ratzinger) steht für mich der Kirchenaustritt fest.

Nun arbeite ich in einem kleinen konfessionellen Haus (Katholisch, in NRW) und fühle mich eigtl. ganz wohl (Klar, was zu meckern gibt's überall aber das Gesamtpaket ist stimmig).

Man hat ja immer schon das Gerücht gehört dass Menschen zeitgleich mit dem Austritt gekündigt werden.

Ich habe mich im Netz umgesehen aber nur 3 Fälle gefunden in denen dies auch so durchgezogen wurde, kann aber nicht glauben dass nur so wenige Personen aus der Kirche ausgetreten sind.


Nun meine Frage an euch:
Kennt Ihr jemanden der während seinem Dienstverhältnis aus der Kirche ausgetreten ist?
Wenn ja, hatte diese Person Konsequenzen zu tragen?

Vielen Dank im voraus und beste Grüße.

 

[aquarius2]

Also kirchliche Träger haben mehr Rechte als weltliche. Wenn du dich als konfessionsloser bewirbst ist das auch bei kirchlichen Trägern kein Thema, wenn du aber austrittst, wenn du schon da arbeitest kann es dir Ärger bringen weiß ich aus eigener Erfahrung! Was sagt der Betriebsrat?

 

[Kaktuskanne]

Danke für Deine Antwort,

ja Du hast völlig recht, wär ich mal vorher ausgetreten aber da hatte ich andere Sorgen.
Du schreibst aus eigener Erfahrung, hattest du da selber Probleme? (Ich hoffe die Frage ist nicht zu persönlich.)

Unsere MAV kann man leider vergessen, hatte mal Unterstützung angefragt wurde aber leider enttäuscht.

Nach langer Recherche habe ich nun die Idee die Konfession zu wechseln, allerdings müsste ich hierfür auch Formel aus der katholischen Kirche austreten um dann bei der anderen Gemeinschaft einzutreten.

Ich werde morgen einfach mal bei der Hotline meiner Rechtsschutzversicherung anrufen, vlt. haben die noch ein paar Tipps.

 

[Martin H.]

Die Kündigung nach dem Kirchenaustritt kann rechtens sein - ist aber inzwischen (zum Glück) durch europäische Rechtsprechung etwas eingeschränkt worden:

Kirchenaustritt – Kündigungsgrund? | NAEGELE Rechtsanwälte

Wann rechtfertigt ein Kirchenaustritt eine Kündigung? Dieser Frage gehen wir anhand einer Entscheidung des LAG Hamm nach.

naegele-arbeitsrecht.eu

 

[Martin H.]

Was sagt der Betriebsrat?

Es gibt bei kirchlichen Trägern keinen Betriebsrat.
Nur eine MAV, und die hat wesentlich weniger Macht als ein echter Betriebsrat.

Ich werde morgen einfach mal bei der Hotline meiner Rechtsschutzversicherung anrufen, vlt. haben die noch ein paar Tipps.

Bist Du evtl. Mitglied in einem Berufsverband (z. B. DBfK) oder einer Gewerkschaft (z. B. Verdi)? Dann könntest Du da mal anfragen.

 

[ludmilla]

Aus eigener Erfahrung kann ich dazu nur sagen, dass die katholischen AG da sehr unterschiedlich reagieren.
Ich habe mich in meinem kath. Ausbildungshaus vor einigen Jahren erneut beworben. Man wollte mich aufgrund von Erfahrung und abgeschlossener Weiterbildung seitens der Station und des Chefs unbedingt, aber ich hatte der kath. Kirche Jahre zuvor den Rücken gekehrt. Man hätte mich eingestellt, wäre ich vorher nie in einer Kirche gewesen. Aber ausgetreten sein oder während des Arbeitsverhältnisses austreten ging gar nicht!

 

[aquarius2]

Ich bin noch in der Kirche, aber ein Kollege ist nachdem man ihm das Weihnachtsgeld gestrichen hat ausgetreten! Waren die sauer, die haben ihn das Arbeitsleben zur Hölle gemacht ihn ständig antanzen lassen. Damals gab es in unserem Haus keinen Betriebsrat und eine Rechtschutzversicherung hatte er nicht!
Der Schuss ging aber nach hinten los er und einige andere die auch kein Weihnachtsgeld kriegen sollten haben gekündigt!
Im Moment ist die Gelegenheit günstig, auszutreten, denn alle Häuser suchen händeringend Pflegekräfte und die die sich nicht impfen lassen dürfen ja ab Mitte März nicht mehr arbeiten!

 

[Kaktuskanne]

Ich danke euch für eure Antworten.

Es stimmt, im Moment suchen die Krankenhäuser wie verrückt und ich kann es mir nur Schwer vorstellen dass einem Fachkrankenpfleger mit recht vielen WB und Berufserfahrung in Pandemiezeiten wg. einem Kirchenaustritt gekündigt wird.


Ich wollte hören ob es da Erfahrungen von Kollegen gibt.

Ich denke ich werde mich mal bei einem Anwalt bzgl. der Thematik beraten lassen und einfach mal Nett die PDD fragen ob ein austritt Folgen hätte.

 

[-Claudia-]

Es gibt bei kirchlichen Trägern keinen Betriebsrat.
Nur eine MAV, und die hat wesentlich weniger Macht als ein echter Betriebsrat.

Sie hat jedoch die Macht, die jeweilige AN in diesem Punkt zu beraten, gerade wenn es um den Umgang dieses einen AG mit Kirchenaustritten geht.

 

[Martin H.]

Sie hat jedoch die Macht, die jeweilige AN in diesem Punkt zu beraten, gerade wenn es um den Umgang dieses einen AG mit Kirchenaustritten geht.

Naja, „Macht“. Hat eher mit „wollen“ zu tun.
Und da scheint’s ja im Haus von @Kaktuskanne nicht weit her zu sein:

Unsere MAV kann man leider vergessen, hatte mal Unterstützung angefragt wurde aber leider enttäuscht.

.

 

[Bachstelze]

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei "niederem Volk" da durchaus Augen zugedrückt werden und nicht weiter nachgefragt wird. Bei Führungskräften sieht es anders aus.
Allerdings kann Dir niemand sagen, wie katholisch die Entscheidet sind und oft ist es den oberen Führungsetagen egal ob in der Peripherie Leute gehen. Da zählen oft nur Köpfe.

Zur Not trittst Du halt wieder ein ;.)

 

[aquarius2]

Im Moment werden die Leute aufgestockt, die sich mit Kirchenaustritt beschäftigen! Wenn du jetzt austrittst denke ich Mal halten die den Ball flach...

Weshalb du austreten willst werden die sicher im Moment nicht wissen wollen.

 

[diddipsy]

Guten Abend zusammen,


schon seit langem denke ich über einen Kirchenaustritt nach da ich diesen Verein einfach nicht mehr unterstützen möchte, habe das ganze aber immer auf die lange Bank geschoben.

Nach den sich aber nun beinahe monatlich Überschlagenden Skandalen (Woelki, Ratzinger) steht für mich der Kirchenaustritt fest.

Nun arbeite ich in einem kleinen konfessionellen Haus (Katholisch, in NRW) und fühle mich eigtl. ganz wohl (Klar, was zu meckern gibt's überall aber das Gesamtpaket ist stimmig).

Man hat ja immer schon das Gerücht gehört dass Menschen zeitgleich mit dem Austritt gekündigt werden.

Ich habe mich im Netz umgesehen aber nur 3 Fälle gefunden in denen dies auch so durchgezogen wurde, kann aber nicht glauben dass nur so wenige Personen aus der Kirche ausgetreten sind.


Nun meine Frage an euch:
Kennt Ihr jemanden der während seinem Dienstverhältnis aus der Kirche ausgetreten ist?
Wenn ja, hatte diese Person Konsequenzen zu tragen?

Vielen Dank im voraus und beste Grüße.

Hallo,

nach dem EUGH - Urteil den Chefarzt betreffend kann es sein, dass dein AG gar nichts mehr dazu sagt. Diskriminierung im Namen der Kirche geht seit dem nämlich auch nicht mehr.
Ich denke daher, der Austritt aus der Kirche ist auch ohne Kündigung von Seiten des AG möglich. Erst recht nicht, wenn er weiterhin deiner Loyalität sicher sein kann.

 

[Southpaw]

schon seit langem denke ich über einen Kirchenaustritt nach da ich diesen Verein einfach nicht mehr unterstützen möchte, habe das ganze aber immer auf die lange Bank geschoben.

Hi Kaktuskanne!
Bist du schon ausgetreten? Was hat sich ergeben?

Ich gehe gerade einen Spießroutenlauf von Büro zu Büro, wo ich mich für meinen Austritt rechtfertigen muss (auf die Nachrichten hinzuweisen zieht schon mal nicht). Mir wurde auch frei heraus gesagt, dass ich wegen meinem Austritt keine Managementposition einnehmen dürfe, was ich ohnehin nicht möchte. Wäre ich bei meinem Einstellungsgespräch konfessionslos oder anderen Glaubens gewesen, hätte ich keine Probleme.

 

[aquarius2]

@Southpaw
Genau das ist ja das Blöde! Trittst du aus, wenn du schon da arbeitest, machen sie Druck, sonst nicht. Sie müssen ja auch einen Teil der Angestellten mit anderem oder ohne einen Glauben anstellen!

 

[-Claudia-]

Sie müssen ja auch einen Teil der Angestellten mit anderem oder ohne einen Glauben anstellen!

Müssen sie nicht. Arbeitgeber können neu einstellen, wen sie wollen.

Früher war häufig zumindest die Mitgliedschaft in einer der beiden Großkirchen eine der Voraussetzungen für eine Einstellung. Ob sich das derzeit noch ein Arbeitgeber leisten kann, ist fraglich, das gebe ich zu. Aber kein Arbeitgeber muss Menschen einstellen, die er nicht haben möchte.

 

[Southpaw]

Müssen sie nicht. Arbeitgeber können neu einstellen, wen sie wollen.

Anders formuliert: Konfessionslosigkeit oder anderer Glaube ist kein Hindernis mehr. Bevor ich anfing, gab es im ganzen Haus auch keine homosexuelle Führungskraft.

 

[Leander]

Und die sexuelle Neigung ist wichtig zu wissen, weil?

 

[Southpaw]

Und die sexuelle Neigung ist wichtig zu wissen, weil?

Frag das den christlichen Träger.

Inzwischen gibt es ja homosexuelle Führungskräfte, was ich begrüße. Damals eben nicht möglich. Zwar nicht offen kommuniziert, aber offenes Geheimnis.

 

[Leander]

Mir ist es gleich, welche Sexualität mein Vorgesetzter hat.

Solange er dies nicht jedem aufs Auge drückt.