Katastrophenschutz im Krankenhaus

Ist eine Katastrophenschutzübung im Krankenhaus sinnvoll?

  • ja, damit der Ernstfall schon mal geübt ist

    Stimmen: 82 81,2%
  • nein, das ist nicht nötig, da die Wahrscheinlichkeit, dass was passiert so gering ist

    Stimmen: 0 0,0%
  • ist mir egal

    Stimmen: 2 2,0%
  • ja, ich kenne unseren Katastrophenplan

    Stimmen: 35 34,7%
  • nein, ich kenne unseren Katastrophenplan nicht

    Stimmen: 10 9,9%

  • Umfrageteilnehmer
    101

narde2003

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern haben wir hier den Ernstfall geprobt.
In Anbetracht der Fussball WM gab es eine große Katastrophenschutzübung in München.
Es wurde zusammen mit den Hilfsorganistationen und der Feuerwehr eine Großübung mit 300 Verletzten Personen in der Fussballarena veranstaltet.

Unser Krankenhaus hat auch "mitgespielt".
Es wurden uns ca. 190 "Patienten" mit unterschiedlichen Triagefarben angeliefert.
Bei uns mussten sie nun "weiterversorgt" werden, z.B. CT, OP, Wundversorgung, Intensivstation und so weiter.

Nun frage ich mich, kennt ihr die Katastrophenpläne eurer Krankenhäuser?
Habt ihr Alarmpläne oder schon mal so etwas geübt?
Wisst ihr wo ihr euch in so einem Fall einfinden müsst, oder wie ihr alarmiert werdet, wenn das Telefonnetz ausgefallen ist?

Gesetzlich vorgeschrieben sind solche Übungen wohl in einem Turnus von 2 Jahren, sagt unsere Krankenhausleitung.

Wir sind übrigens mit dem Ergebnis der Übung sehr zufrieden.

Schönen Sonntag
Narde
 
Hallo narde,

ich finde solche Übungen mehr als sinnvoll..

Bei uns gab es letztes Jahr im Spätdienst kurz vor Nachtdienstbeginn plötzlich die Meldung, dass der SD dableiben muss,weil das grosse Zelt (mehr als 200 Leute gehen da bestimmt rein), eingestürzt sei..

Erstmal war ich mit einer Aushilfe und einer 3.-Kursschülerin im Dienst.

Zweitens gab es bei uns noch nie so eine Übung, keiner wusste,was zu tun war.

Dann habe ich unseren Plan rausgekramt, um nachzulesen.

Normalerweise hätte die PDL kommen müssen, um die Pflegekräfte anzuweisen.
Nichts,keiner da..

Also habe ich den Flur von schmutzigen Betten räumen lassen, habe noch 2 zusätzliche Kollegen angerufen, den einen,der aus dem SD gerade heimgegangen war, wieder zurück holen lassen.
Die Schülerin fuhr die Betten runter und durfte dann gleich neue in die Ambulanz fahren,weil die schon mal da unten quasi gestapelt haben (samt Tausenden von Inf.ständern.

Und was war dann zum Schluss?

Eine Person wurde mit nem Herzinfarkt eingeliefert, das Zelt hatte einen Riesenriss in der Plane und war daraufhin geräumt wurden.

Die ganze Aufregung für umsonst.:-?

Wäre sicher bei ner vorhergehenden Übung nicht so chaotisch ausgefallen.

LG und nen schönen Tag,
Nic
 
Moin,
ich finde es auch wichtig!
Wird bei uns auch alle 2 Jahre durch geführt. Der letzte Test war ein Busunfall auf der Autobahn!

Alles wird gut!
Tobias
 
Hallo Tobias,

damit ist euer Krankenhaus sicher auch eine Ausnahme, wenn ich das so schreiben darf, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Eine Umfrage ergab, dass nur ein sehr geringer Teil von Krankenhäusern überhaupt einen funktionierenden Alarm/Katastrophenplan hat.

Schöne Woche
Narde
 
Moin Narde!
Bei uns gibt es richtig Leute die für solche Aktivitäten hauptberuflich abgestellt sind!:gruebel:

Als ich gestern den Beitrag auf Arbeit schrieb, fragte ich gleich mal meine Mitstreiter ob sie den Plan/Ablauf kennen!:up: Test bestanden!
Darauf hin stellten wir auch fest, dass die Beleuchtung von 4 Fluchtweghinweisschildern aus waren ... heute werden die Elektriker wieder alles richten!!
Alles wird gut!
LG Tobias
 
Hallo zusammen,
durch den Beitrag von Tobias taucht bei mir die Frage auf, ob wir vom gleichen Katastrophenschutz sprechen.
Man kann es von 2 Seiten betrachten:
Eine Katastrophe im KH selbst zwingt zu Flucht/Evakuierung (Brand, Explosion)
oder
oder geht es hier um eine Katastrophe im Einzugsbereich des Krankenhauses, wo wir eine Vielzahl von verletzten Menschen zu versorgen haben.
Stehen bei Euch in den Plänen wirklich beide Sichtweisen drin?
 
Moin
flexi schrieb:
Eine Katastrophe im KH selbst zwingt zu Flucht/Evakuierung (Brand, Explosion)
Das habe ich gestern mit meinen Kollegen besprochen (ob die Anläufe allen bekannt sind)!

flexi schrieb:
oder geht es hier um eine Katastrophe im Einzugsbereich des Krankenhauses, wo wir eine Vielzahl von verletzten Menschen zu versorgen haben.
Stehen bei Euch in den Plänen wirklich beide Sichtweisen drin?
Das wird regelmäßig geprobt.
Es gibt auch einen Notfallarlarmierungsplan, den jeder Mitarbeiter zu Hause hat!
Vor fast 2 Jahren haben ca. 30 Patienten von einem verunglückten Reisebus unsere Notaufnahme gestürmt. Lief super!

Alles wird gut!
Tobias
 
Hallo Flexi,
wir haben beides.
Wobei wir die Evakuierung auf Grund eines Brandes schon mal life gemacht haben.
Dank unserer Pavillionbauweise mussten wir nur ein Haus evakuieren, das hat gereicht, da es eines mit Intensivstation war.

Tja und den MANV (Massenanfall von Patienten) haben wir am Samstag geprobt.
Ging eigentlich sehr gut. Das hatte ich nicht so gut erwartet.

In wie weit jede KP den Plan kennt, keine Ahnung.

Schönen Abend
Narde
 
Tachchen!


In meinem Azubi KH gab es Übungen, die sich aber ausschließlich mit einem Katastrophenfall selbst im KH befassten und nur das Personal des KH's betrafen.

In meiner Tätigkeit beim DRK übten wir aber auch schon erfolgreich mehrere Großschadensfälle mit Krankenhäusern zusammen, allerdings kann ich nicht sagen ob die Übung im KH gut lief, da ich ja an der Front war. :wink: Realistisch kann man diese Übungen eh und je nicht gestalten. Nehmen wir an der ICE entgleist, dann werden auch viele viele überregionale KH's mit einbezogen, die du in einer Übung nicht alle involvieren kannst. Allein schon aus finanziellen Gründen ist das nicht möglich, geschweige denn organisatorisch.

Wir üben auch relativ regelmäßig die Evakuierung von Seniorenzentren und Krankenhäusern. Natürlich gestalten sich diese Übungen immer enorm schwierig, da ja ein vollkommenes erliegen der normalen Tätigkeiten in den Einrichtung tödlich wäre.

Auch auf Ortsvereinsebene arbeiten wir mit dem KH in unserem Einzugsbereich zusammen und üben gelgentlich im kleinen Kreis.

Eins wird sich jedoch bei jeder Übung streng rauskristallisieren, die Realität wird anders und zwar sehr viel härter!


Greez
Dennis :D
 
Hallo,
natürlich ist eine Übung etwas ganz anderes als die Realität.

Dabei fehlen die ganzen "panischen Unverletzten" und Gaffer, sowie die Patienten, die selbst ins KH kommen.

Wir hatten übrigens während der Übung 69 reale Patienten bekommen, die nichts mit der Übung zu tun hatten und real versorgt werden mussten.

CU
Narde
 
@narde2003 :
In welchem Krankenhaus warst du denn ? Sind ja glaub ich nur drei gewesen.
Schwabing (von dem ich gehört habe das es genial war, vor allem mit der Triage in Zelten auf der Straße), Klinikum Innenstadt und Dritter Orden wo wir einen Patienten hin gefahren haben und von den Schockräumen und den Ärzten total fasziniert waren (echt Super Arbeit).

Kats Übungen für Krankenhäuser sind aus meiner Sicht sehr sinnvoll.
Kats Übung bzw. eigene Evakuirungen sollte schon mal (einmal im Jahr) geübt werden, damit jeder im Ernstfall weiß was er wo zu tun hat. Es nützt nichts wenn die KH Mitarbeiter in einer Solchen Situation selber voll überfordert sind das macht alles nur noch viel viel Schwerer.

Kats Übungen für MANV oder sogar Ü-MANV fälle sollte auf jeden fall geübt da die momentanige Lage der BRD nicht so sicher ist wie viel gelauben.
Besonders in Bezug auf die WM 2006. Obwohl die Übung letztes Wochenende nicht wirklich realistisch war, denn geübt wurde "nur" mit 300 Verletzten, bei einem wirklichen Anschlag auf die Allianz Arena gehen unsere Experten allein schon von 300 Verletzten bei der entstehenden Massenpanik aus, ganz zu schweigen von den Folgen innerhalb des Stadions.
 
Hallo Medic,
die Übung war von daher schon nicht so realistisch, da es nur 330 Verletzte waren.
Was ganz gefehlt hat war die Zahl der "panischen" Unverletzten, die nur noch weg wollen.
Es haben auch Angehörige, Freunde von Verletzten gefehlt.

Allerdings sehe ich es als einen Anfang, da eine Übung in dieser Größenordnung bisher noch nie in München stattgefunden hat.

Die Triagezelte in Schwabing standen nicht auf der Straße sondern in unserer regulären Rettungsdienstanfahrt.

Da wir leider nur über 2 CT's für 4 Schockräume verfügen, haben wir vorab in den Zelten noch eine Triage gemacht und den Patienten ein Sono zukommen zu lassen.
Dadurch konnten wir in kürzerer Zeit mehr Patienten versorgen.
Im Gegensatz zu den anderen Häusern rechnen wir für ein CT mit Umlagern ca. 15 Minuten.
Der Patient ist zwar schnell durch die "Röhre" geschoben, aber er muss halt auch zweimal umgelagert werden, was je nach Verletzung etwas dauert.
ggf. muss zwischendurch auch noch geputzt werden, damit keiner in irgendwelchen Flüssigkeiten ausrutscht.

"Rote Patienten" kamen sofort in den OP.
"Gelbe" in eine Sammelstelle und wurden dort betreut und in die Nothilfen zur Versorgung abgerufen.

Was uns sehr zum Vorteil war, ist, dass wir direkt, ohne lange Wege den Krankenwagenhalteplatz an der Strasse machen können und uns somit nicht die Zufahrt versperren. Damit konnten wir auch 15 Fahrzeuge gleichzeitig entladen lassen.
Durch die Triagezelte konnten die Patienten auch nur gezielt abgeladen werden, wodurch uns keiner "durch die Lappen" ging.

Ja, es hat ganz gut geklappt, wenn man bedenkt, dass wir in dieser Zeit auch noch 69 "echte" Patienten versorgt haben.
Das wäre in einem solchen Szenario auch real, da das Tagesgeschäft weiterläuft und diese auch ins Haus kommen.

Es ist sicher noch nicht alles 100%ig Perfekt gewesen, aber dafür war es eine Übung.

Solche Übungen planen jetzt auch noch andere Städte.

CU
Narde
 
Größenordnungen

Tachchen!

Klar geht man bei einem echten Anschlag auf die Allianz Arena von mehr als 300 Verletzten aus, aber du kannst dies nicht auf eine Übung übertragen. Wo willst du die ganzen Verletzten her nehmen?
Wie willst du das finanzieren?
Die Vorlaufzeit ist utopisch und die realistischen Unfalldarsteller müssen die Wunden auch in adäquater Zeit anbringen.
Deshalb ist es zu Ü bungszwecken eher unrealistisch realistische Verletztenzahlen zu erreichen.

Greez
Dennis :D
 
Hallo,
wir alle sind schon mit unseren 330 Patienten "zufrieden" gewesen.

Eine Katastrophe zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass sie nicht planbar ist, sonst wäre es keine.

Allerdings will wohl eine Stadt in Deutschland mit 1300 "Verletzten" üben.

Eine andere Stadt will während eines Spiels mal ihr Stadion evakuieren - das finde ich ziemlich mutig.

Da finde ich es schon besser, lieber mal "klein" anzufangen.

CU
Narde
 
Großschadensfälle

Tachchen!


Klar, theoretisch kann man eine Übung so groß machen wie man will.
Allerdings übt z.b. jeder Kreisverband seine Großschadensfälle, aber die meisten haben nicht einmal eine organisierte Struktur für solche Fälle und üben und üben und üben......die Frage ist nur was? Das Chaos?

Ein guter Vorreiter für Organisation und Planung ist ganz klar das Bundesland NRW mit dem ManV - System und damit den meisten Ländern weit vorraus.

Klar, man kann sowas nicht 100% vorplanen, aber das Grundgerüst muss stehen sonst geht es, wie überwiegend, einfach in die Hose.

Allgemein muss ich sagen sind auch die deutschen Krankenhäuser bis auf einige Ausnahmen, die man hier lesen kann, deutlich unvorbereitet für einen Massenanfall von Verletzten und Betroffenen.


Greez
Dennis :D
 
Hallo Dennis,
auch München hat ein MANV Konzept, so ist es nicht.

Dass die meisten Häuser unvorbereitet in die Katastrophe laufen, da gebe ich dir sicher recht.
So eine Vorbereitung ist halt teuer.
Alleine die Übung Arena 2005 kam auf einen Gesamtpreis von ca. 250.000,- Euro.
Unserem Haus kostete das ca. 20.000,- Euro, das muss man dabei halt auch beachten, in Zeiten in denen mehr und mehr gespart wird.
Du stösst dabei auf wenig Gegenliebe, wie sich gezeigt hat.

Wir haben es trotzdem gemacht und sind froh uns durchgesetzt zu haben.
Allerdings machen wir schon seit Jahren regelmässige Übungen mit der Bundeswehr, das macht vieles leichter.
Ausserdem haben wir uns auch Katastrophenmedizin auf die Fahnen geschrieben und nicht katastrophale Medizin.

Schönen Tag
Narde
 
Tachchen!

Ja, der Bundeswehraspekt ist sicher einer der regelmäßig auch hier bei uns im Kreis zu kurz kommt, wenn ich überlege, dass beinahe bei jeder Schadenslage wie z.B. Enschede oder Eschede die Bundeswehr auch mit von der Partie ist, aber eigentlich übwerhaupt nicht mit uns abgestimmt ist.
Das ist ein kleines Manko. Allerdings staatliche Einrichtungen in der Form an solche Termine zu binden funktioniert auch meist nicht.

Greez
Dennis
 
Hallo Dennis,

die Bundeswehr hat ihren eigenen Führungsstil.
Da bei der Bundeswehr andere Strukturen herrschen, läuft es eben anders.
Bei meinem arbeiten mit der Bundeswehr, konnte ich einen recht reibungslosen Ablauf feststellen.
Grund dafür war eben einer schafft an, die anderen Handeln entsprechend.

Bei anderen Gelegenheiten in unterschiedlichen Hilfsorganisationen kamen dann häufig Diskussionen auf, ob es nicht anders besser sein könnte, oder die Helfer versuchten eigene "Ideen" einzubringen, was auch nicht unbedingt förderlich war.

Vtl. sollten wir uns etwas an die Bundeswehr anpassen und nicht umgekehrt.

Mein Beitrag bezog sich im Bereich BW, eigentlich nur ganz allgemein darauf, dass wir schon mehrfach geübt haben, wenn auch nicht so groß.

CU
Narde
 
Tachchen!

Ich wollte eigentlich auf die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit der Hilfsorganisation hinaus.

Nun ja, in den Hilfsorganisationen wirst du den Stil der Bundeswehr nicht einführen können, dann werden viele abspringen....inkl. mir.
Es kommt natürlich auch darauf an wie man seine Helfer theoretisch schon auf den Ablauf vorbereitet um eben solche Diskussionen zu vermeiden.


Greez
Dennis
 
MANV-/Katastrophenschutzübung im Klinikum München-Schwabing 2005

Hallo!

Wer einen kleinen Bericht und auch ein paar Photos von der MANV-Übung und vor allem dem Triagebereich vor dem Klinikum München-Schwabing sehen möchte:

Auf der Homepage des Katastrophenschutz e.V. gibt es einen kleinen Bericht; zu finden unter:

http://www.katastrophenschutz-ev.de/content/view/21/9/

Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter des Klinikums und der dort im Triagebereich zur Unterstützung eingesetzten Einsatzkräfte der SEG-Starnberg war aus meiner Sicht hervorragend.

Das Feedback aller Beobachter war auch durchweg positiv, zumal hier nach meinem Kenntnisstand erstmals eine MANV-Einheit von extern angefahren ist, um die Logistik eines Schwerpunkthauses im externen Großschadensfall massiv zu entzerren und damit die Versorgung im Haus zu optimieren.

Ich kenne zumindest aktuell noch keinen vergleichbaren Fall.

War eine sehr gute Idee, eine schon sehr professionelle Umsetzung und man hat einige interessante Erkenntnisse und die ein oder andere kleine Verbesserungsmöglichkeit abgreifen können.

War sehr interessant.

Viele Grüsse
Walter


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Ich gebe hier nur meine persönliche Meinung ab
 

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