Kaiserschnittwunde will nicht zugehen

ycassyy

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Hallo an alle

Habe mal ne Frage an unsere Wundexperten hier.

Akuter Fall: Eine Kaiserschnittnarbe, die eitert, nekrotisiert ist und sich nicht schließt. gute 10 cm lang und 5 cm breit.

Bisherige Behandlung: spülen mit NaCl und austamponieren sowie steril verbinden.

Dazu kommt noch, das (woher weiß ich nicht) jemand der Patientin gesagt hat, Octanisept würde Nekrosen verursachen. Daher verweigert sie zur Zeit auch dieses.

Der behandelnde Arzt möchte jetzt mit Wundduschen (mit normalem Leitungswasser in der Badewanne zuhause) anfangen, wovon ich allerdings überhaupt nicht begeistert bin und dieses zur Zeit ablehne.

Was könnte man noch machen? Ich bin keine Wundexpertin, aber vielleicht habt ihr noch Ideen, wie ich vorgehen könnte. Oder wen ich noch zur Hilfe holen könnte.

Und kennt ihr das, dass Octanisept Nekrosen hervorbringen kann?

lg
 
Wenn man Octenisept länger als 2 Wochen an einer Wunde verwendet, wirkt dies laut Hersteller gewebeschädigend und kann dann auch zu Nekrosen führen. Soviel ist mir bekannt.

Bei uns werden feuchte Nekrosen mit Purilongel behandelt. Haben damit auch gute Erfahrungen.
Das Purilon hilft, die Nekrose aufzulösen und die Granulation anzuregen.

Hoffe ich konnte dir bisschen helfen.
Liebe Grüße
 
Danke, ist ein guter Tipp.
 
Hi!
Also für solche Fälle haben wir einen Wundmanager.
Eiso nach meiner Erfahrung gehört durch ein Wunddepridement die Nekrosen abgetragen. Evtl. weitere Behandlung durch einen Vac. oder austamponieren mit einem Wundgel und dann ein Hydrocolloidverband.
Keine Spülung mit Octenisept oder Leitungswasser sondern mit Prontosan.
Ich bin echt entsetzt über deinen Fall, wie da die Ärzte damit umgehen.
glg
 
......oder austamponieren mit einem Wundgel und dann ein Hydrocolloidverband....

Also mit einem Gel "tamponiert" man nichts aus und der Hydrokolloidverband in Verbindung mit dem Gel ist bei so einer Wunde völlig fehl am Platz.

1. Nekrosen chir. abtragen oder mit Gel (evtl. auch mit einem Monopräparat zur Wundreinigung) versuchen zu lösen.
2. Bei starker Sekretion eine hoch aufsaugende Tamponade einlegen (keine trockenen Kompressen !)
3. Abdeckung mit einem Schaum
 
Gut Bluestar du hast die Fachweiterbildung, hab ich gelesen. ;)
Kannst du dan bitte eine Begründung schreiben, warum mein Vorschlag nicht richtig ist.
Das man mit dem Gel nicht austamponiert ist mir schon klar, war ein blöder Satzbau.
glg
 
Kannst du dan bitte eine Begründung schreiben, warum mein Vorschlag nicht richtig ist.

Ein Hydrokolloidverband ist für oberflächliche Wunden geeignet, aber nicht für nekrotische, tiefe Wunden. Die Auflage braucht direkten Kontakt mit der Wundfläche um die Heilung anzukurbeln.
 
Bei uns ist Octenisept das Mittel der Wahl und wir hatten noch nie Probleme.

Ich kenne das so, dass man die Wunde nach Octenisept-Anwendung mit einer trockenen sterilen Kompresse gut austupfen muß. Es darf kein Octenisept in der Wunde bleiben oder womöglich in irgendwelchen Wundnischen sich ansammeln. Das ist bei uns die Anordnung.

Die arme Frau, ein kleines Baby und eine so schreckliche offene Wunde...:(
 
In der Fachinformation zu Octenisept (R) findet man folgendes:

Um möglichen Gewebeschädigungen vorzubeugen ist darauf zu achten, dass das Präparat nicht unter Druck ins Gewebe eingebracht bzw. injiziert wird. Bei Wundkavitäten muss ein Abfluss jederzeit gewährleistet sein
(z. B. Drainage, Lasche).
Folgt man diesem Hinweis nicht, kann es zu den beschriebenen bzw. vermuteten Nekrosen kommen. Dies wurde allen Ärzten auch noch einmal in einem sogenannten Rote Hand Brief mitgeteilt (@ycassyy: Vielleicht diesen ausdrucken und der Patientin bei Bedarf als Gegenbeweis vorlegen).

Wundmanager findet man bei Sanitätshäusern - die streiten sich dann auch gerne mit den Ärzten herum, die Leitungswasser in Wunden als Allheilmittel empfinden... :gruebel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sollten wir gerade in dieser Situation nicht eher zurückhaltend sein mit diversen Tipps? Niemand von uns hat die Wunde gesehen. Die Wundbeschreibung ist eher dürftig. Keiner von uns weiß, ob die Wunde bakteriell kontaminiert ist.

Diese Wunde gehört in fachkompetente Hände. Das der Gynäkologe hier net der richtige Ansprechpartner ist, dürfte wohl jedem klar sein. Nichts desto trotz gibt es zu 100% einen Wundmanager in der näheren Umgebung. Und wenn einem gar nichts anders mehr einfällt- vielleicht mal den Gebietsvertreter z.B. von B.Braun anfragen, ob er jemanden empfehlen kann.

Ich finde das herumdoktern an Wunden net gerade professionell. Eigentlich bewegen wir uns da auf der gleichen Ebene wie der Gyn: mal was gehört, machen andere auch so... kann dann ja wohl net verkehrt sein.

Elisabeth
 
Hallo zusammen,
die Antwort von Elisabeth bringt es auf den Punkt.
Die Frage , die mich beschäftigt, wurde denn schon mal ein Wundabstrich vorgenommen?
Das würde ich zunächst klären.
Wir haben das auch gelegentlich und behandeln die Wunde dann individuell in Abhängigkeit von den verschiedenen Wundparametern.
Wichtig ist eine Infektion aus zu schließen und dann kann ggf. über einen guten Wundmanager oder auch über das KH, welches für den Schnitt verantwortlich ist, eine Behandlung angestrebt werden.
LG
joe
 
Ja, es gab mal einen Wundabstrich, aber das Ergebnis hat der behandelnde Quacksalber. Ich habe jetzt mit der Versorgung ein Sanitätshaus beauftragt, die haben Wundmanager und streiten sich mit dem Arzt rum. Auf jedenfall ist das Thema Wunddusche vom Tisch. Habe zusätzlich noch ne Fachkraft der KK mit eingeschaltet, weil ich das Wundduschen verweigerte. Die hat dann auch nur mit dem Kopf geschüttelt, steht aber hinter mir. Die hat der Patientin jetzt empfohlen, den Doc zu wechseln. Ob Sie das macht, werden wir sehen.

Mir tut die Frau nur noch leid.

Ich danke euch allen für die Postings, ihr habt mir echt weitergeholfen.

lg
 

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