Händewaschen nicht mehr vorgeschrieben!

matras

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Hallo,

seit 2007 ist nach den neuesten Richtlinien des Robert Koch-Institutes das Händewaschen "...bei optisch sauberen Händen als Bestandteil der chirurgischen Händedesinfektion nicht mehr generell (...) erforderlich (...)"
Hintergrund ist das durch verbleibende Reste des Wassers den Erfolg der Händedesinfektion nachteilig beeinflusst werden kann und daß Waschen insbesondere das Bürsten durch Mikroläsionen die Haut schädigen kann. Aus dematologischer Sicht schädigt das Waschen die Haut und soll nur einmalig vor dem Betreten der OP-Abteilung erfolgen um eventuell anhaftende Sporen abzuspülen, damit die Haut gut trocknen kann. In der Op-Abteilung erfolgt dann "nur" noch die alkoholische Desinfektionsmassnahme von 1,5 bis 3 min. Dauer.
Wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus, halten sich die Mitarbeiter an diese modifizierten Vorgaben?
Bitte um Erfahrungsberichte.

Matras
 
Ich habe erst gestern einen Artikel darüber in "Die Schwester/Der Pfleger 12/09" gelesen.
Also meine Op- Pflegeleitung und Kollegen haben das noch nicht groß thematisiert bzw. sogar umgesetzt. Das wird glaube ich auch nicht so schnell passieren, da noch viele "alt Eingesessene" bei uns sind, die sich sehr schwer mit der Umsetzung von Neuerungen tun.
Ein paar Kollegen & mir ist es allerdings auch schon aufgefallen, das beim Sterillium, was wir benutzen, 1,5 min. Einwirkzeit angegeben ist, anstatt wie schon Jahre gepredigt 3 min. Trotzdem führen es alle noch 3 min. durch.
Ich müsste da wohl mal eher unsere OP- Fachweiterbildungsteilnehmer dazu fragen, die müssten ja den neusten Stand vermittelt bekommen und auch vllt. die Leitung besser darauf hinweisen können als z.B. ich als alleinige Person.
Wir dürfen soetwas ja auch nur anders handhaben, wenn von unserer eigenen Klinikhygiene etwas neues festgelegt wurde. Inwiefern sich die Klinikhygiene schon damit befasst hat, müsste ich mal in Erafhrung bringen. :gruebel:
Würde mich auch mal interessieren, ob andere Kliniken schon die neuen RKI- Richtlinien, wie du sie beschrieben hast, schon umsetzen!?
 
Die älteren Kollegen können sich einfach nicht davon trennen, ausgiebig mit Bürste zu schrubben und zu schäumen und scheinen das sogar für wichtiger zu halten als eine korrekte Händedesinfektion. Es erscheint mir oft wie eine Trotzreaktion: Das, was früher richtig war, darf nicht falsch sein.
 
mmh... bekanntlich ist die Theorie soweit entfernt von der Praxis wie der Ethische Gedanke in der Medizin... nun denn...

das Universitäts-Klinikum in dem ich tätig bin, hat zwar eine Richtlinie herausgegeben... aber daran halten tut sich jeder wie-jemand-lustig ist.
Da wurde/wird das Händewaschen völlig vernachlässigt und/oder erst gar nicht durchgeführt... geschweige die Händedesinfektion auf ein "hub" reduziert...
Fazit: waschen/desinfizieren auf eigenem Ermessen...

(und dann wundert man sich, woher die gehäuften Wundinfektionen kommen)
 
Mir sträubt sich das Nackenfell und ich überlege, ob ich als Patient das alles wissen will?

Elisabeth (die hofft, erst mal nicht mehr unters Messer zu müssen)
 
Da wurde/wird das Händewaschen völlig vernachlässigt und/oder erst gar nicht durchgeführt... geschweige die Händedesinfektion auf ein "hub" reduziert...

Also in dem Zentral- OP wo ich arbeite, wird eher großteils das Gegenteil praktiziert: zu viel, zu oft & zu lange Desinfektion (was für die eigene Haut nicht unbedingt gut ist, wenn man die Händedesinfektion über das geforderte Maß hinaus noch ausweitet). Wie gesagt, wir handhaben immer noch eine 3 minütige chirurg. Händedesinfektion, obwohl 1,5 Min. auf dem Sterillium angegeben ist. In der Unfall/Orthopädie "waschen" sich die Chirurgen sogar 5 Minuten!
Also es wird nicht überall so nachlässig gehandhabt!
Im letzten Nachdienst hatte ich eine Notsectio, da war ich froh, überhaupt noch den Kittel & Handschuhe überziehen zu können, wenigstens zum Eigenschutz, da war zum Desinfizieren keine Zeit mehr. Aber das sind ja Ausnahmesituationen.
 
Moin,

also bei uns werden die Regeln eigentlich ganz ordentlich gehandhabt. Wenn man von den Ärzten absieht wäscht sich eigentlich keiner mehr mit Seife und Bürste.
In der Pflege ist die 3 minütige chirurgische Händedesinfektion Standard und wird auch gut eingehalten.

Einige Ärzte desinfizieren sich tatsächlich nur 1- 1,5 Minuten die Hände. Das aber nur, weil sie von 3 Minuten als notwendige Zeit ausgehen.

Darum setze ich mich auch nicht für 1,5 Minuten als Standardzeit ein, denn dann gäbe es schnell Akademiker, die mit 15 Sekunden auskommen.


Glück Auf!

Klaus
 
Wenn man von den Ärzten absieht wäscht sich eigentlich keiner mehr mit Seife

In der Barockzeit gab es Kratz-Stäbe wenn es mal juckt. Wichtig ist dass Pat keine Gerüche axilla lateral wahrnimmt und keine Aspiration zu befürchten ist.
 
...
vieleicht doch noch mal das Thema lesen ??? ...
 
Grade wieder Hygienefortbildung gehabt und dort wurde uns auch gesagt: Händewaschen nur notwendig einmal vor betreten des OP´s,dann reicht vor jeder OP die 3 Minütige Chir. Händedesinfektion
 
mmh... bekanntlich ist die Theorie soweit entfernt von der Praxis wie der Ethische Gedanke in der Medizin... nun denn...

das Universitäts-Klinikum in dem ich tätig bin, hat zwar eine Richtlinie herausgegeben... aber daran halten tut sich jeder wie-jemand-lustig ist.
Da wurde/wird das Händewaschen völlig vernachlässigt und/oder erst gar nicht durchgeführt... geschweige die Händedesinfektion auf ein "hub" reduziert...
Fazit: waschen/desinfizieren auf eigenem Ermessen...

(und dann wundert man sich, woher die gehäuften Wundinfektionen kommen)

Die Ursachen für die Wundinfektionen sollte man eher auf Station suchen, wo die Ärzte vom einen Verbandswechsel zum anderen rennen, ohne sich vorher die Hände zu desinfizieren. Der OP ist da wohl am geringsten dran schuld.
 
wo die Ärzte vom einen Verbandswechsel zum anderen rennen, ohne sich vorher die Hände zu desinfizieren.

Wie sieht es denn konkret technisch gesehen bei einem professionellen Verbandswechsel aus? Wo und wann genau entstehen dabei kritische Situationen, die eine Keimvermehrung durch Verbandswechsel realistisch nachvollziehbar beweisen können.

Es geht mir hier weniger um technische Arbeitsvorschriften sondern um das konkrete Wissen, was tatsächlich passiert und passieren kann.:evil:
 
Wie sieht es denn konkret technisch gesehen bei einem professionellen Verbandswechsel aus? Wo und wann genau entstehen dabei kritische Situationen, die eine Keimvermehrung durch Verbandswechsel realistisch nachvollziehbar beweisen können.

Es geht mir hier weniger um technische Arbeitsvorschriften sondern um das konkrete Wissen, was tatsächlich passiert und passieren kann.:evil:

Bitte nicht Off Topic schreiben!
Wenn Dich das Thema interessiert einen neuen Threat eröffnen, aber bitte nicht hier diskutieren.

Matras
 
Ich glaube, dass Problem an Richtlinien im Allgemeinen ist, dass man sich nach richten kann, aber nicht muss! Das Hände waschen als Teil der chirurgischen Händedesinfektion wird von vielen Chirurgen als "heiliges" Ritual gesehen und zelebriert!

Da bedarf es einer enormen Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit von Seiten der KH-Hygiene!!! Aber die ist ja so mit nosokomialen Infektionen beschäftigt, so dass für die Bekehrung von Chirurgen gar keine Zeit bleibt!
 

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