Geschichte der Pflege - ehemalige DDR

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Teningen
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie
Akt. Einsatzbereich
Forensik
Funktion
Pflegefachverantwortliche, Praxisanleiterin
Hallo,

ich suche für eine Hausarbeit zum obigen Thema Infos jeglicher Art.
Vielleicht hat einer von euch seine Ausbildung in der ehem. DDR, oder sogar den Studiengang hinter sich?
Bisher weiß ich nur, dass die Krankenpflege dort schon viel weiter war als im Westen, finde leider kaum Literatur dazu....
Voraussetzungsdokumente, Erfahrungsberichte über Ausbildung, Studium, Alltag in der Pflege....freue mich über jede Antwort...auch per email.

Danke im Voraus :-)
 
Hallo, ich habe meine Ausbildung zur Krankenschwester in der DDR gemacht.( 1978- 1981 ). Was willst du genau wissen?
 
Mich würde interessieren, wie die Ausbildung dort gestaltet war ( Dauer, Vergütung, Inhalt),wie die Arbeit gegliedert war (z.B. Dienstkleidung,Stellenschlüssel, Fort-/Weiterbildung, etc)

Vielleicht kannst du auch einen Vergleich zu heute ziehen im Punkt Fachkompetenz, Fachwissen etc....
Am besten, alles was du noch so in Erinnerung hast :nurse:.

Danke im Voraus :-)

die Mephi
 
Ausgebildet wurden wir an einer Medizinischen Fachschule. Dauer war 3 Jahre.
Wir haben ein Stipendium erhalten. 1. und 2. Studienjahr 160 Mark pro Monat und im 3. Jahr 250 Mark. Fachbücher wurden gestellt . Die Ausbildung war umfangreicher als heute. ( Ist mein Empfinden.) Wir hatten immer im Wechsel 4 Wochen Theorie und 4 Wochen Praxis. Wobei in der Theorie neben Anatomie auch Marxismus- Leninismus an erster Stelle standen. War auch ein Prüfungsfach das hoch bewertet wurde.
In der Praxis sind wir sämtliche Fachgebiete durchlaufen.
Das war es jetzt erst mal. Wenn du noch mehr wissen willst, dann melde dich noch mal. Gruss Mietze-Katze:nurse:

Nachsatz: Dienstkleidung wurde gestellt. Hosen und Kasack und auch Kleider.
Fortbildungen fanden einmal im Monat statt, waren aber stationsspezifisch. Das heisst, Urologie eben nur urologische Themen und Pflege usw.
 
Kannst du dich noch erinnern, wie die Besetzung auf den Stationen war?
Ich mein, das Klient: Personal Verhältnis....
Oder gab es Bezugs- oder Funktionspflege?:)

Was war anders als es jetzt hier ist?

(Bsp. Trugen Azubis andere Dienstkleidung als Examinierte, falls es dort so hieß,oder gab es auch so etwas wie Krankenpflegehelfer, noch die alte Oberschwester, waren gewisse Fortbildungen Pflicht, wie wurde Dokumentiert...)

ich weiß, Fragen über Fragen, find nur leider sonst nichts in der Literatur zum pflegerischen Alltag:gruebel:
 
Ich habe meine Ausbildung von 90 - 93 gemacht,und kann auch noch teilweise mitreden.
Ich denke das einfach manches so wie früher im Westen war.

Die Handschuhe wurden gepudert,Tupfer gedreht,der Flur von den Schülern geputzt,Thermometer aus Quecksilber verteilt,es gab keine automatische Spüle für Bettpfannen.Für Tabletten gab es einen extra Plan nachdem diese dann gestellt wurden.
Für die Küche ( Essen austeilen,welches in Töpfen geliefert wurde) waren meist 2 Schüler abgestellt.
Es waren so ca. 4-5 Schwestern auf Station und ca. 4 Schüler.Gekleidet waren alle gleich. Meist im Kittel.
Die entlassenen Pat. waren sehr spendabel.es gab oft Kaffepäckchen,Pralinen und Sekt.
Die Neuerungen (Tablettsystem) gab es erst am Ende meiner Ausbildung.
In der Schule wurden nach und nach einige Fächer abgeschafft(Sport,Russisch;englisch,Staatsbürgerkunde oder wie auch immer es damals hieß).
Wir waren immer im Wechsel 14 Tage in der Schule und 14 Tage auf Station.In den Wochen auf Staion hatten wir noch jeweils einen Tag Unterricht in Krankenpflege.


Habe ich etwas geholfen????


Grüße
majosu
 
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Bei uns war die Dienstkleidung gleich. Wir Schwesternschülerinnen hatten noch Hauben auf, die wir selbst waschen, stärken und falten mussten. An den Hauben hast du dann auch gesehen, in welchem Ausbildungsjahr der jenige war. Es waren schmale farbige Streifen aufgenäht. Von 1 bis drei. Blau waren die Streifen bei den Schülerinnen in der grossen Krankenpflege und rot in der Kinderkrankenpflege. Ordensschwestern waren in der DDR eher die Ausnahme. Da alle Krankenhäuser staatlich waren. Was die Personalsituation betrifft, waren die Stationen eigentlich gut besetzt. Früh immer 5-6 Examinierte und 2-3 Schüler und im Spätdienst 3 Examinierte und 1-2 Schüler. Nachts wie auch hier Eine.
Du hast als Schüler sehr viel putzen müssen, da kann ich mich meinem Vorgänger anschliessen. Und du hast wirklich alles von Hand gespült, egal wie eklig es war. Bereichspflege gab es in dem Sinne nicht. Jeder war für alles zuständig. Die Bettenzahl auf den Stationen war auch immer um die 30 Betten.
Fortbildungen ( so kenne ich es ), wurden Stationsintern abgehalten und betrafen nur die jeweilige Fachrichtung. Sie fanden immer in der Mittagsruhe der Patienten statt, wenn beide Schichten- also Früh- und Spätdienst auf Station waren. Dokumentiert wurde es nur durch eine Anwesenheitsliste.
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Gruss Mietze- Katze
 
Krankenpflegehelfer war zu DDR- Zeiten für kurze Zeit ein Ausbildungsberuf. Der aber relativ schnell wieder abgeschafft wurde, weil er den Krankenhäusern nicht viel nutzte. Sie mussten trotzdem noch eine examinierte Kraft dazu einteilen. Also ähnlich wie heute.
 
Servus!

Ich weiß es hat jetzt nicht direkt was mit diesem Thema zu tun, aber wir mussten als Schüler (90-93) auch sehr viel Putzen, Wäsche legen, Wäsche mit Stationsnummer besticken, Essen aus Töpfen portionieren, geteilten Dienst arbeiten. Ein paar Jahre zuvor, mussten die Schüler noch 14 Nächte am Stück schieben, Hauben tragen, Bettpfannen etc. per Hand schrubben.....

Ich möchte damit sagen, daß das nicht unbedingt DDR abhängig ist/war, da ich meine Ausbildung im Westen gemacht habe.
 
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Ausbildung zur Kikra 1976-79

Voraussetzungen: guter bis sehr guter Abschluss der 10.Klasse der POS (=mittlere Reife). In unserem Jahrgang gab es keinen mit einem 3er Abschluss.

Ausbildungsort: Medizinische Fachschule an einer Uniklinik

Ausbildungsablauf: erste 4 Wochen nur "Theorie". Es wurden Grundhandgriffe vermittelt: Windelpackungen legen (es gab keine Pampers und auch keine "Gummihosen"), Betten richten (mit Bettlaken in "Briefumschlag"form an Kopf und Fußende), wickeln, Fieber messen, Nahrung reichen, hygienische Grundmaßnahmen usw.. Dann der erste praktische Einsatz (?) von 14 Tagen.
Danach gings die ersten 4 Semester immer im Wechsel: 4 Wochen Theorie- 4 Wochen Praxis.
In den Praxiswochen gab es einen Theorietag- berufspraktischer Unterricht- pro Woche. Die praktischen Einsätze erfolgten fast ausschließlich in der Kinderklinik- pro Station war man ca. 6-8 Wochen. der Außeneinsatz erfolgte auf der Wochenstation inklusive 5 Tage Kreißsaal.
Theoriefächer an die ich mich erinnere: Anatomie/Physiologie, Allgemeine Pathologie, Mikrobiologie, Pädiatrie, Infektionslehre, Medizintechnik, Ernährungslehre, Arzneimittellehre, Psychologie, Neurologie/Psychiatrie, Gynäkologie, Chirurgie, Med.Schutz/Erste Hilfe, Materialismus/Leninismus, Russisch... . Med.Schutz/ Erste Hilfe wurde auch praktisch vermittelt. Man fuhr für 5 Tage in ein Lager und trainierte den E-Fall (Verletzte retten und erstversorgen).
Ab dem 5. Semester war man fast nur noch in der Praxis. Der Berufspraktische Unterricht fiel weg. Es gab noch einen theoretischen Block. Im 6. Semester wurde man auf der Prüfunfsstation eingesetzt. Hier absolvierte man auch seinen ersten Nachtdienst... alleine.
In der praktischen Prüfung musste man ein Kind komplett alleine versorgen. Danach gab es ein Arztgespräch in dem man das Krankheitsbild des Kindes erklären musste.
Theorieabschlüsse gab es in Anatomie/Physiologie (mündl. Prüfung),...??? An die Gyn-Klausur kann ich mich noch erinnern. Ich hatte eine 1. Es gab nur ein Problem: ich hatte zuwenig Anwesenheitsstunden. Das Problem wurde vom Referent gelöst: er hat die Zensur als wichtiger als Anwesenheitstunden erklärt.

Zum Putzen: man machte im 1. Ausbildungsjahr sein "Scheuerexamen"- meint man hat viel und intensiv geputzt. Wohlgemerkt: viel- nicht ausschließlich. Es hat übrigens nicht geschadet. Man hat Achtung vor der Arbeit der Putzfrauen erworben.

Woran erinnere ich mich noch? Wir hatten insgesamt 3 Klassenbabys. Alle Muttis haben zum Termin abgeschlossen.
Es wurde damals bereits in Bereichspflege gearbeitet. Man war mit einer Fachkraft für 8 Kinder zuständig- ab 4 Semester auch mal alleine.

Kleidung: weiße Kittel wurden gestellt- Länge: eine Handbreit über Knie endend (manche Hände waren riesengroß *ggg*). Farbige Kittel musste man sich selbst besorgen.
Hauben: in der Ausbildung gab es Kastenhauben. Die Kennzeichnung wurde ja schon beschrieben. Die 7- Falten- Haube haben wir mit dem Examen bekommen. Was war ich stolz darauf. Ich hab sie noch lange getragen.

In der Erinnerung verklären sich zwar viele Tatsachen. Trotzdem: ich fand meine Ausbildung gut. Sie war ehrlich: man lernte ein Handwerk- nicht mehr und nicht weniger. Und es wurden die Dressurleistungen und das spezielle Hintergrundwissen abgeprüft.
Das pflegerische Fachwissen war überschaubar. Das heutzutage verfügbare Wissen sprengt eigentlich die Möglichkeiten der dreijährigen Ausbildung. Und so wird weiter dieselbe Praxis vermittelt wie vor 30 Jahren garniert mit pflegerischem und medizinischem Halbwissen. Und in dem Moment wo die Praxis reduziert wird zugunsten des theoretischen Halbwissens wird auch aus dem praktischen Wissen nur noch ein Halbwissen.

Elisabeth
 
Vielen ank, ihr habt mir immerhin schon einmal ein gutes Bild vom Arbeiten dort geliefert:idea:

Allerdings frag ich mich jetzt noch, wo dann überhaupt die Unterschiede lagen.....kann es sein, dass es im Osten zwar die pflegerischen Studiengänge gab, sie aber kaum genutzt wurden, oder zumindest nicht so, dass es irgendwie ins Gewicht viel, oder gingen die Absolventen dann eher in die Forschung?

Wisst ihr dazu noch etwas?:engel:
 
Die Grundausbildung wurde bereits als Studium- Fachschulstudium- bezeichnet.
Der Diplomstudiengang führte in die Managmentebene. Unsere IBF wurde von einer diplomierten Fachkraft geleitet.
Die Ausbilder waren in der Regel Absolventen des Medizinpädagogikstudiums.

Pflegewissenschaften gab es wohl nur in den Anfängen bzw. im Zusammenhang mit den anderen Studiengängen.

Elisabeth
 
Vielen Dank nocheinmal für eure Berichte und Zeit die ihr investiert habt.
Ich habe meinen Aufsatz gerade abgeschlossen.

Natürlich darf aber trotzdem noch jeder der was zu ergänzen hat weiter posten ;-)

:cheerlead: die Mephi
 
Es ist schon eine Weile nach der Wende gewesen, da habe ich ein 8 Wochen
Praktikum an einer Uniklinik gemacht. Gleichzeitig war ich in der Uni als Student
eingeschrieben und eben auf der Suche nach einer Alternative. Nachträglich
gesehen fand ich die Hierarchie deutlich spürbarer als in meiner Ausbildung, die
ich dann in NRW machte. Außerdem sah man mein abgebrochenes Studium in
der Ausbildung deutlich lockerer.
 
Ausbildung zur Kikra 1976-79

Voraussetzungen: guter bis sehr guter Abschluss der 10.Klasse der POS (=mittlere Reife). In unserem Jahrgang gab es keinen mit einem 3er Abschluss.

Ausbildungsort: Medizinische Fachschule an einer Uniklinik

Ausbildungsablauf: .....usw.

Elisabeth

Herzlichen Dank für diesen Beitrag.
Ich habe das sehr interessiert gelesen.
Erstens weil ich Ende der 80er noch selbst als "krankes Kind" lange auf einer Kinderstation in der ehem. DDR gelegen habe und das war der erste Schritt zur Reifung meines Berufswunsches und zweitens weil ich Ende der 90er selbst die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht habe.
Dann zwar im "Westen", aber mit einer spitzenmäßigen Mentorin, die in der DDR gelernt hatte und mit einem Super-Fachwissen mich nachhaltig beeindruckt hat.
Auf meiner ersten Station als Examinierte hatte ich dann eine stellv. Stationsleitung, die ebenfalls in der DDR gelernt hatte und mich wieder sehr beeindruckt hat mit Fachkenntnissen und einer tollen Art "junge Schwestern" anzuleiten. Das fand ich sehr klasse.
Fazit: Bleibende Eindrücke von in der DDR ausgebildeten Kollegen haben mich zu der Erkenntnis kommen lassen, dass die dortige Ausbildung schon SEHR gut gewesen sein muss und wahrscheinlich durch sehr viel Fachwissen und eine bessere Strukturierung geprägt war.
 
hallo,

ich habe 1977 angefangen mit meiner Ausbildung als Krankenschwester.Im Berliner Westen .Es gab eine zentrale Krankenpflegeschule .Die praktische Ausbildung haben wir in den umliegenden krankenhäusern absolviert.
Das ist aber nicht die regel gewesen,es gab /gibt auch Kranknpflegeschulen die einer Klinik fest angeschlossen waren/sind.
Meine Ausbildung empfand ich damals als sehr streng und umfangreich.Wir Schüler dachten ,wir werden Ärzte.So viel mußten wir lernen,wissen und wurden auch oft daraufhin geprüft.
Wir hatten meistens 6 Wochen Blockunterricht(nur Theorie) und kamen dann auf Stationen für 4 oder 6 Wochen,was sich aber fast nie gedeckt hatte mit dem theoretischen Wissen.Also ,wenn ich in den OP kam ,hatte ich nicht unbedingt schon im theoretischen Unterricht etwass über den OP gelernt.
Das war eigentlich immer schrecklich. Wie gesagt,das war aber nicht überall so.

Als während meiner Ausbildung meine Oma sehr krank wurde und in ein Krankenhaus der damaligen DDR in Berlin-Ost mußte,war ich geschockt über die Verhältnisse dort.

Es wurden noch Katheter selber gereinigt,sowie Kanülen usw.
Zwar war das bis zu einer gewissen Zeit auch noch im Westen so,aber das hinkte nin der DDR noch lange nach.

Da die krankenpflege mich ja zu der Zeit besonders interessierte, habe ich viel hinter die Fassade geschaut .An Diagnostik und Pflegeprodukten jeder Hinsicht fehlte es.

Meine Oma war im nu durchgelegen,so dass ich sämtliche Artikel zur Dekubitusprophylaxe rüber brachte.


Aber ansonsten,auch ich mußte noch viel als Schülerin per Hand erledigen und wir Schüler mußten überwiegend die Betten machen,Essen austeieln ect.
Aber auch das kam auf die Stationsleitung drauf an.
 
Improvisation war alles.

Weichlagerungsmatratzen und höhenverstellbare Betten- Fehlanzeige. Not macht erfinderisch. Zwei Matratzen übereinander erfüllten beide Wünsche.

Trendelenburg- Lagerung- keine Vorrichtung am Bett. Also haben zwei Mann das Bett am Fußende angehoben und einen Hocker untergeschoben.

Wegehahn- gabs... aber ohne Schraubverbindung. Gummis halfen weiter.

Nickbänder für Trachealkanülen = Mullbinden.

Redonflaschen- gabs nur aus Glas. Sie wurden erhitzt, ein Fingerling mit eingelegt, verschlossen.. durchs abkühlen entstand ein Vakuum- sichtbar am "aufgeblasenen" Fingerling.

Infusionen in Mischbeuteln- nicht vorhanden. Dafür wurden mehrere Flaschen mit Glucose und Eiweiß hintereinander gehangen mittels Verbindungsschläuchen.

ZVD- Systeme wurde selbst gebastelt mittels Wegehähnen und abgeschnittenen Infusionsschläuchen.

Infusiomaten- gabs nur sehr wenige. Tropfenzählen war angesagt. Die Tropfzahl musste eingestellt werden mit einer Metallschraubklemme an der Infusionsleitung.

Perfusoren - gabs nicht. Katecholamine wurden über Infusiomaten gegeben: 450 ml Trägerlösung+ 50 ml Medikament.

Insulin wurde den Infusionen gleich beigemixt.

Sondenkost- kam aus der hauseigenen Küche und hatte manchmal eher eine dünnbreiige Konsistenz. Die Applikation mit 50 ml Glasspritzen gestaltete sich nicht einfach.

Handschuhpäckchen - gabs nicht. Handschuhe wurden in Trommel desinfiziert. damit sie nicht zusammen klebeten gabs eine Zwiscchenlage aus Klopapier.

Tupferdrehen und Plattenlegen waren selbstverständliche Tätigkeiten.

Wegwerfwindeln gabs nicht. Es wurden Windelpakete "gebastelt" aus 3 Windeln. Fixiert wurde das Ganze mit einer 4 Windel. Auf manchen stationen war das Spülen der Windeln üblich zur Kotenfernung.

Dokumentation- Kurven "kreativ ausgestalten" gabs ehedem schon. Das war die Arbeit der Öse. Ansonsten gabs ein Berichtsbuch, wo man alles notierte: vom Befinden des Pat. bis zum Mäusebefall in der Küche.

usw.

Elisabeth
 
Es stimmt was Elisabeth schreibt.
Ich frage mich manchmal heute noch wie das funktioniert hat.:gruebel: Einwegmaterialien gab es kaum und hatten wir mal ein Paar Einmalunterlagen ergattert, dann wurden sie geteilt, damit wir länger was davon hatten.
Trotzdem muss ich sagen, die Patienten hatten nicht mehr Dekubitus als heute auch. Trotz Gummi unterm Hintern.
Wir haben auch die Steckbecken und Urinflaschen von Hand gespült.
Spülmaschinen dafür gab es nicht.
Aber es ging.
 
hallo,
also ich habe meine ausbildung im westen gemacht und war im letzten jahrgang, der nach der alten prüfungs und ausbildungsverordnung für niedersachsen, 1984 examen gemacht hat. ich hatte in mehrerer hinsicht glück. natürlich gehörte auch bei uns das putzen zum alltag, aber eben nicht nur die schüler, wenn putzen angesagt war, dann für alle. zum anderen war ich lange zeit während der ausbildung auf einer privatstation. dort war eine stationsschwester tätig die sehr moderne ansichten hatte und so konnten wir schüler relativ selbstständig arbeiten und lernten dadurch mehr als auf den anderen stationen. ansonsten hatten wir genauso blockunterricht und das große glück, dass deutsch bei uns die bevorzugte sprache war, so war das lernen viel leichter. der jahrgang nach uns hat mit lateinischen begriffen nur so um sich geschmissen, dass teilweise unsere alten ärzte überfordert waren, von den patienten wollen wir erst garnicht reden.
wenn ich mich heute so in kliniken umsehe frage ich mich was aus unserer guten alten sprache deutsch geworden ist.
achso die ekeligste arbeit während der ausbildung und überhaupt war sputumbecher putzen, wenn ich daran denke wird mir heute noch übel.
einen tip habe ich noch, wenn du unterschiede osten westen aufzeigen willst besorg dir lehrbücher aus der ddr und mach dir die mühe und vergleiche und du wirst feststellen gelehrt wurde bis auf wenige fächer das gleiche, denn der mensch in der ddr war genauso anatomisch gebaut wie der mensch im westen.
gruß elke
 
Vieles, was meine westlichen Kollegen erzählen, hört sich aber ähnlich an: Kompressen legen, Tupfer drehen, Handschuhe waschen und pudern, Redonflaschen aus Glas usw., es wurden Hauben und Röcke/Kleider getragen, Tropfenzähler und Perfusoren rar usw.
Manchmal merkt man ihnen heute noch an, dass es früher ein bisschen anders war. Die Thorax-Drainage-Vakuumbehälter ('Sentinel-Seal') z.B. werden nach wie vor kritisch beäugt.
Im Op wurden viele Ops aus einem Sieb gerichtet, die Stoff-Abdeckung mit Tuchklemmen in der Haut des Patienten befestigt. Überhaupt gab es nicht so viel Einmal-Material. Die Tupfer-Trommeln haben wir erst letztes Jahr abgeschafft.
Aber all das ist wohl kaum geeignet, die Qualität der Arbeit zu beurteilen.

Ich fand unsere Chirurgen aus dem Osten jedenfalls bisher immer ziemlich nett und genau in ihrer Arbeit, und sie hatten auch nicht diese akademische Arroganz gegenüber Nicht-Studierten.
 

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