Hallo Dirk Jahnke,
Sie schreiben : "Auch bei einer volumenkontrollierten Beatmung muss man doch ein Zielvolumen haben. Somit ist gerade die Formel ml/kg/KGW der Weg in jeder kontrollierten Beatmungsform ein Volumen einzustellen."
Damit haben Sie natürlich völlig recht. Mir ging es in erster Linie darum, auf die Variabilität des Hubvolumens in einer druckkontrollierten Beatmungsform hinzuweisen, bei der es eben keinen Einstellknopf für ein Atemhubvolumen gibt.
Sie schreiben : "Die Aussage um 6 ml bezieht sich auf ARDS Patienten.[...]Untersuchungen mit gesunden Lungen sind mir nicht bekannt. Wenn es solche gibt bitte Info.
Die Aussage eine unkomplizierte Beatmung mit um 8 ml/kg/KGW halte ich also nicht für bedenklich."
Mein Hinweis, 6ml/kgKG Tidalvolumen nicht zu überschreiten, bezieht sich im Grunde auf die von Ihnen genannte Quelle. Insofern ist Ihr Einwand, diese Zahl beziehe sich auf ARDS-Patienten, richtig. Dies hätte ich fairerweise angeben sollen. Auch ich kenne keine Untersuchung zu "gesunden Lungen".
Allerdings werden gesunde Lungen doch eher selten beatmet, in der Praxis stößt man vielmehr auf unterschiedliche respiratorische Erkrankungen, die sich manchmal ja auch erst im Laufe einer (Langzeit-)Beatmung aus dem Gesunden heraus entwickeln.
Ich unterstelle, daß sich die "Leitzahl" 6ml ohne weiteres auch positiv auf andere pulmonale Erkrankungen außer dem ARDS auswirkt. Umgekehrt formuliert darf die Frage gestellt werden, ob höhere Tidalvolumina nicht schon in der Entwicklung einer pulmonalen Erkrankung (z.B. Pneumonien) vermeidbare Komplikationen anrichten, noch bevor die Erkrankung überhaupt klinisch offensichtlich wird (z.B. im RöTx-Bild).
Analog zu dieser Argumentation relativiere ich meine Aussage, Tidalvolumina größer 6ml/kgKG seien schädlich, nur bedingt.
Bei der Beatmung einer "gesunden Lunge", zum Beispiel im Rahmen einer postnarkotischen Nachbeatmung mit absehbar rascher Extubation, spielt es wohl aber wirklich kaum eine Rolle, ob nun 6 oder 8 oder 10 ml/kgKG als Tidalvolumen gewählt werden.
Übrigens: Die Auswirkungen einer passageren Hyperkapnie werden derzeit im Rahmen verschiedener Untersuchungen (die ich leider nicht näher benennen kann) überprüft. Derzeit gibt es nur vorläufige Ergebnisse, die sich zum Teil erheblich widersprechen. Mein zuvor getätigter Hinweis, eine moderate passagere Hyperkapnie kann unter Beatmung mit niedrigen Tidalvolumina toleriert werden, ist daher bewußt etwas schwammig formuliert (was ist "moderat" ?), spiegelt aber den momentan wohl gültigen Konsens wider. Auf zukünftige konkretere Ergebnisse darf man also gespannt sein.
Viele Grüße
Gomer05