Erste Reanimation

engelchen92

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15.11.2009
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Hallo,
ich bin zur Zeit in der Ausbildung im Mittelkurs. Und mir macht die Arbeit und die Ausbildung sehr spaß.
Nun ging ich wie üblich in ein Pat Zimmer. Und sah das der Pat einfach reglos da lag ich holte sofort meine Kollegin die direkt an der Tür stand und der Pat wurde reanimiert. Am Ende stand ich so unter Shock das mir die Tränen kamen... meint ihr das ist normal? Oder bin ich deswegen nicht mehr für den Beruf geeignet? Also bis jetzt hatte ich wirklich noch nie Probleme ....
 
Jeder reagiert anders bei solchen "ersten" Erfahrungen.

Adrealinkick, Hilflosigkeit, Angst = normale Reaktion in solchen Situationen.

Du hast doch richtig reagiert, also bist Du für diesen Beruf geeignet und Du bist lernfähig.
Darum mach Dir keinen Kopf, Erfahrenheit kommt mit Erfahrungen machen.

LG
Claudia B.
 
Liebes Engelchen,
kaum jemand reagiert bei seiner ersten Rea völlig cool und kehrt anschließend sofort und ohne Nachzudenken zum Tagesgeschäft zurück- v.a dann nicht wenn die Rea erfolglos war...
Also mach dir keinen Kopf, meiner Meinung nach hat deine Reaktion überhaupt nichts mit deiner Eignung zu tun!
Wünsche dir dennoch einen schönen Abend...
grüße verena
 
ich mache mir auch irgendwie Vorwürfe , denn kurz vorher klingelte der Pat und sagte es ginge ihm nicht gut darauf hin holte ich ein RR gerät und das EKG ich kam wieder und er lag da ... vlt hätte ich nicht raus gehen sollen....
 
Sprich doch mal mit Deiner Praxisanleiterin darüber, ob Du Dich anders hättest verhalten können.

Ich denke, jede/r hier hätte so gehandelt wie Du. Es sei denn, der Patient hatte Symptome, bei denen bei Examinierte die Alarmglocken schrillen. Aber die kannst Du noch nicht kennen. Daher solltest Du mit jemandem von Station über den Fall sprechen.

Ich würde mir mehr Sorgen über eine Schülerin machen, die ihre erste Reanimation ohne mit der Wimper zu zucken wegsteckt. Die wäre nicht normal.
 
Ich habe mit der Station gesprochen die sagten es wäre alles okay den als ich reinkam saß der Pat auch auf seiner Bettkante und ich war wirklich nur 30 sek weg weil das Gerät direkt neben dem Zimmer stand... dennoch kriege ich das alles nicht so aus meinem Kopf...
 
... dennoch kriege ich das alles nicht so aus meinem Kopf...
Und das ist verständlich. Aber Dich trifft keine Schuld. Du hast alles richtig gemacht; eine Examinierte hätte auch nichts anderes tun können.

Deine Reaktion ist normal und menschlich. Den meisten hier ging es nach der ersten Notfallsituation ähnlich. Wir sind doch keine Roboter.
 
Hallo engelchen,

das ist völlig "Normal".

Ich werde meine erste Reanimation als Schüler bis zu meinem Lebensende nicht vergessen.

Ich habe anschließend 10jahre in einer Uniklinik auf Intensiv gearbeitet und Fahre sei vielen, vielen Jahren Rettdienst.

Du kannst dir vorstellen, dass ich mittlerweile sehr viele Reas hinter mir habe.
Kann mich an Alle kaum und wenn nur nebulös Erinnern.

Meine erste Rea als Schüler, die habe ich nie vergessen.

Du hast es Richtig erkannt und Richtig gehandelt, mehr kann niemand von dir und du von dir auch nicht erwarten.
 
Liebes Engelchen,

ich hätte genau so gehandelt wie du. Ein Patient klingelt, ich gehe hin, er sagt, es gehe ihm schlecht. Also zack 1x RR+P messen, ggf BZ bei einem Diabetiker. Du hast goldrichtig gehandelt!!! Du hättest die Rea nicht verhindern können! Wenn zum Beispiel die Lungenartherie plötzlich durch einen Embolus verstopft, hätte der beste Arzt der Welt in diesem Moment die Reapflicht nicht verhindern können. Du hast alles richtig gemacht!!! Du hast den Pat ernst genommen, du wolltest die VP messen, du hast sofort Bescheid gesagt. MEHR geht nicht!!! :troesten:
 
Moin :) ,

auch ich erkenne aus deiner Reaktion keinen Mangel an Eignung. So lange es dir gelingt im "Eifer des Gefechts" einen kühlen Kopf zu bewahren und du handlungsfähig bleibst ist alles gut. Dass man im Nachhinein damit zu kämpfen hat, dass gerade ein Mensch vor den eigenen Augen verstorben ist, ist natürlich logisch. Besonders wenn man zu diesem Menschen vielleicht schon eine Beziehung aufgebaut hat, was ja in der Pflege halt passiert. Das ist im Rettungsdienst glücklicherweise sehr selten so ;). Deswegen Respekt an alle Pflegeden.

Kopf hoch, Engelchen!

P.S. Ein kleiner Tipp, falls es dich weiter beschäftigt: Reden hilft!

LG, Martin:hicks:
 
Also ich denke ebenfalls, dass du richtig gehandelt hast. Du brauchst dir also keine Vorwürfe machen!
Weißt du denn ob der Patient es letztendlich geschafft hat?

Es wird noch viele "erste" Situationen geben und das für uns alle. Wenn man in Situationen, die einen überwältigen dementsprechend reagiert, finde ich das völlig normal. Wir sind auch alles nur Menschen. Da dürfen einem auch mal die Tränen kommen.
Ich denke wenn bestimmte Dinge einen irgendwann gar nicht mehr berühren, dann ist man für den Beruf nicht mehr geeignet!
Also alles in Ordnung!:wavey:
 
Ein guter Spruch von einer Ärztin: "Keine Angst, der Pat. IST schon tot, er kann nur an Leben gewinnen."

Egal wie jeder Notfall abläuft, wir lernen daraus.

LG
Claudia B.
PS: Seelenpflege ist auch nach jedem Notfall dabei, ich weiß "immer" was ich das nächste mal besser machen würde.
Wäre ich vollkommen, hätte ich Flügel auf den Rücken, wäre also nicht von "dieser" Welt (außerdem sieht es Sch..ß. aus und
man(n)/frau bekommt keine Oberbekleidung ;)).
 
Ich komme zwar nicht aus der Krankenpflege, aber aus der Altenpflege. Im Altenheim weiß man, dass die Bewohner in den meisten Fällen auch in diesen Pflegeeinrichtungen sterben werden. Trotzdem war mein erster Todesfall im Altenheim für mich ein Erlebnis, welches ich auch niemals vergessen werde.

Gegen 19 Uhr brachte ich diese Frau ins Bett. Da sie Geburtstag hatte, blieb sie länger als gewohnt auf. Gegen 19.20 Uhr habe ich sie dann ins Bett gelegt. Was mir da nicht auffiel, aber im nachhinein, war, dass diese Frau irgendwo sogar besser drauf war als gewohnt. Sie lief kaum noch gebeugt, sie redete viel, konnte Gesprächen folgen und zeigte sich äußerst freundlich - freundlicher als gewohnt! Ob das nun mit ihrer Freude über die Geburtstagsfeier bei ihrer Tochter zusammenhing, kann ich nicht sagen, schließe ich aber auch nicht aus. Ich wünschte ihr eine gute Nacht und ging aus dem Zimmer. Es war mein erster Jahr in der Pflege und ich gewöhnte mir an, nachdem ich alle Bewohner im Bett hatte, noch ein mal in alle Zimmer zu gehen um zu kontrollieren ob ich nicht irgendwas vergessen oder übersehen habe. Um 20.45 Uhr hatte ich eigentlich Feierabend. Nachdem ich mit der Doku fertig war, begann ich meine Tour durch alle Zimmer der Bewohner, die ich ins Bett gebracht habe. Als ich in das Zimmer der betreffenden Frau kam, habe ich zuerst nichts bemerkt. Plötzlich hörte ich ein komisches Atemgeräusch (brodelnd-pfeifend) und ging ans Bett zu dieser Frau. Sie lag mit dem Rücken zu mir und als ich sie ansprach und anfasste, reagierte sie nicht, obwohl sie sonst immer wach wurde, wenn man auch nur eine Packung Taschentücher hat fallen lassen. Ich drehte sie auf den Rücken und dann sah ich, dass sie die Augen verdreht, die Arme über der Brust verkreuzt und verkrampft hatte und dass ihr Blut aus den Mund lief. Ich habe die Frau wieder auf die Seite gelegt, Alarm geklingelt und innerhalb von 15 Sekunden kam dann schon meine exam. Kollegin. Der Notarzt wurde gerufen, doch bevor er kam, ist die Frau schon verstorben. Meine Gedanken waren: "Hast du vielleicht etwas falsch gemacht?", "Hast du vielleicht etwas wichtiges übersehen?", "Hätte man sie retten können, wenn ich vielleicht noch früher ins Zimmer gegangen wäre?". Diese Frau wurde am 28.11.190X geboren und starb am 28.11.200X.

Nachdem ich mittlerweile schon ca. 25 Tote gesehen und bei über die Hälfte der Bewohner dabei war als sie starben, habe ich keine Probleme mehr damit. Bei der besagten Frau dachte ich in der Nacht noch etwas darüber nach, aber ab dann war es mir egal, weil ich wusste, dass ich keinen Fehler gemacht habe und diese Frau sowieso fast 100 Jahre alt war und das irdische Leben auch nicht ewig ist.

Ich kann dir einfach nur den Tipp geben (auch wenn es für viele leichter gesagt ist als getan), sobald die Tür bei der Arbeit schließt und nach Hause gehst, alle Erlebnisse und Gedanken über Bewohner bzw Patienten quasi bei der Arbeit zu lassen. Bei mir klappt es sehr gut. Sobald ich meine Arbeitsbekleidung anlege, bin ich in der Arbeitswelt. Wenn ich die Arbeitsbekleidung ablege in meinem Privatleben und ab dann interessiert mich nicht mehr was mit Bewohnern passiert ist bzw wie stressig die Schicht war. Das "umswitchen" ist für viele schwer, aber ich habe den Weg gefunden wie es klappt und wie ich mich von solchen Sachen distanzieren kann. Und diesen Weg solltest du auch suchen um selber gesund zu bleiben. Wenn jetzt jemand stirbt, drücke ich ihn die Augen zu, mache ihn mit der Examierten fertig und danach arbeite ich wie gewohnt weiter bzw. esse wie gewohnt mein Frühstück oder Mittag.

Und noch ein Tipp:
Wenns hoch kommt habe ich Mona vier Tage frei (meistens 2 bis 3 Tage), aber dann unternehme ich immer etwas als Belohnung (meist sogar ganz alleine) für meine Arbeit. und wenn mein Geld kommt, wird erstmal etwas gekauft was mir gefällt. Das hilft auch... zumindest mir!
 
Meine erste Rea war damals als ich ganz frisch im Rettungsdienst tätig war. Wurden ins Bierzelt gerufen. Die Reanimation war zunächst erfolgreich doch leider ist die Person später im KH verstorben. Als ich das erfahren habe, (kleine stadt da bekommt man alles mit) habe ich mich sehr schlecht gefühlt da ich dachte das es vielleicht an uns lag aber so war es nicht. Die erste rea ist immer etwas ganz besonderes. Dies kann man nicht mit einer "Puppe" o.Ä vergleichen. Emotionen sind völlig normal. Allerdings darf man sich nicht zu stark reinsteigern und sich vorwürfe machen da sich das mit der Zeit nicht gut auswirkt! Das Leben ist nun mal so, manchmal gewinnt man, manchmal aber auch nicht. :(
Grüße
Hakan86
 
Ich denke das ist völlig normal das einen so etwas noch beschäftigt. Ich erinnere mich ebenfalls noch an meine erste Rea und selbst jetzt, nach doch einigen mehr Reanimationen gibt es auch immer wieder Fälle über die man doch ein bissel mehr nachdenkt. Zb bei Patienten im eigenen Alter bei denen eine Rea doch nicht positiv Verlaufen ist.
 
Ich denke das ist völlig normal das einen so etwas noch beschäftigt. Ich erinnere mich ebenfalls noch an meine erste Rea und selbst jetzt, nach doch einigen mehr Reanimationen gibt es auch immer wieder Fälle über die man doch ein bissel mehr nachdenkt. Zb bei Patienten im eigenen Alter bei denen eine Rea doch nicht positiv Verlaufen ist.

Nach mittlerweile 8 Monaten dürfte Engelchen92 wohl die Situation einigemaßen verarbeitet haben, trotzdem danke für den Zuspruch......
 
Meine erste Reanimation hatte ich heute morgen im außerklinischen Bereich im Zuge eines Feuerwehreinsatzes

War ein Patient im besten Alter mit massivem Polytrauma nach Überrolltrauma durch Zug, mehrfache Amputationen und offenes SHT

Nach 20min Rea zeigte sich kurz Kreislauf der direkt wieder weg war und nach insgesamt 48min Reanimation hat der Arzt abgebrochen.

War für die erste Reanimation schon ziemlich anstrengend morgens um 7 auf nüchternen Magen über ne Stunde bei dem Unfallbild im Gleisbett zu reanimieren.
 
Meine erste Rea erlebt ich vor einigen Tagen in der Notaufnahme. Eine ältere Dame wurde vom Notarzt mit Verdacht auf akutes Koronarsyndrom eingeliefert. Unsere Ärztin meinte eher "Lungenödem". Sie hatte bei 10 l O2/min. eine Sättigung von ca. 75%. Sie atmete sehr angestrengt, wir versuchten sie zu beruhigen, während man ihr Furosemid i.v. gab.
In unserer NA können solche "akuten Fälle" nicht behandelt werden, sodass wir sie erst von der Trage auf unsere Liege umlagern und dann mit dem Aufzug auf die ITS fahren mussten.
Dort dann nochmal umlagern und dabei ist sie uns dann weggesackt. Der Arzt hat sofort angefangen sie zu beatmen und eine Intubation vorzubereiten. Ich stand da wie angewurzelt (wohl im Weg rum...). Dann sind die Sr., mit der ich sie hochgefahren hatte, und ich gegangen. Ich dachte wirklich es würde mir was ausmachen, als ich dann erfuhr dass gestorben ist, aber ich muss sagen dass es mir eigentlich völlig egal ist..

Ist das nun gut oder schlecht?

Im übrigen: Ich finde es irgendwie sehr tragisch dass ein Pat. mit einer solch massiven Atemnot erst 2 Mal umgelagert und transportiert werden muss, bevor man ihm helfen kann. Ist das bei euch auch so, dass die Pat erst auf Intensiv gebracht werden, oder kommt das Rea-Team dann in die NA?
Weil ich bisher eigentlich immer von letzterem ausgegangen bin, wäre ja für den Pat. besser...
 
Ob es schlecht ist, dass dir egal ist, dass sie verstorben ist? Gegenfrage: Wie würde es dir gehen, wenn es dir nicht egal wäre, dass ständig jemand stirbt?
Solang man die Personen nicht kennt, ist es eben egal. Schade für die Person und die Angehörigen, aber eben der Lauf der Dinge.

In dem Kreis, in dem ich ab und zu Rettungsdienst fahre, fährt man mit den Patienten nach Voranmeldung direkt auf die Intensiv. Es würde aber im Regelfall auch schon präklinisch geCPAPt.
In dem Haus in dem ich lerne, schafft man es aufjedenfall auch in der Notaufnahme, jemanden zu intubieren ...
 

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