Bewerbung in der Klinik, in der ich selbst Patientin war (Psychiatrie)

Ralfine

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Hallo zusammen,

ich lese schon länger im Forum mit. Nun habe ich ein Thema, zu welchem ich in der Suchfunktion nicht fündig wurde.

Ich möchte im Herbst eine Ausbildung zur Pflegefachfrau anfangen. Nächste Woche steht ein Vorstellungsgespräch in einer Klinik an, die mein absoluter Favorit ist. Nun habe ich gar nicht daran gedacht, dass ich Ende 2017 bis Ende 2018 selbst dort Patientin in der psychiatrischen Institutsambulanz war aufgrund von Depressionen und einer weiteren Diagnose. Ich habe die Behandlung damals leider abgebrochen, weil ich meine jetzige Therapeutin fand. Daher hat sich für mich die Sache mit der PIA erledigt gehabt. Heute hätte ich die Behandlung nicht einfach so abgebrochen, sondern wäre zum Abschlussgespräch hingegangen. Aber darum geht es nicht.

Ich frage mich nun, ob ich erwähnen muss, dass ich dort Patientin war. Wenn ich dort angenommen werde, muss ich ja zum Betriebsarzt. Und wenn sie dann eine Akte für mich anlegen, müsste ich ja noch im System sein. Mein (nicht deutscher) Name ist so selten, dass es ihn garantiert nicht noch einmal in Deutschland gibt. Oder sehen sie es dann doch nicht? Dürfen Sie meine Akte einsehen? Eigentlich ja nicht oder doch?

Ich bin ein ehrlicher Mensch und tendiere dazu, die Wahrheit zu sagen, selbst wenn es dann eine Absage bedeutet. Aber wenn es dann doch auffliegt, wovon ich ausgehe, wäre es ja evtl. ein Kündigungsgrund oder?

Ich würde so gerne in dieser Klinik anfangen, deswegen möchte ich mir das nicht versauen.

Ich freue mich auf eure Meinungen!

Danke fürs Lesen. :)
 
Hallo und willkommen,

Krankheiten müssen nicht im Vorstellungsgespräch erwähnt werden, beim Betriebsarzt jedoch schon. Deine Krankheit liegt noch nicht lange zurück bzw. bist Du ja wohl weiterhin in Therapie, daher darfst Du dies nicht verschweigen.

Der Betriebsarzt legt selbstverständlich eine Krankenakte über Dich an (muss er ja); wenn er das im Patientendokumentationssystem der Klinik tut, findet er auch Deinen stationären Aufenthalt. Er hat aber nicht unbedingt Einsicht in die Unterlagen von damals. Wahrscheinlich wird er eher eine Stellungsnahme Deines behandelnden Arztes oder Therapeuten einfordern. (Was sagt Deine Therapeutin zu Deinem Berufswunsch? Hält sie Dich im Augenblick für geeignet?)

Der Betriebsarzt unterliegt der Schweigepflicht. Der Schule teilt er nur mit, ob ein Schüler gesundheitlich geeignet ist oder nicht; die Begründung für die Nicht-Eignung bliebe der Schule verborgen.

Die größere "Gefahr" lauert meiner Ansicht nach in der Klinik selbst. Es könnte gut sein, dass einer der Mitarbeiter sich an Dich erinnert.
 
Ich würde davon abraten, in die Klinik zu gehen, wo du selbst in Behandlung warst. Ende 2018 ist noch nicht lange her. Da werden dich sicherlich noch Mitarbeiter kennen. Evtl. wäre es was anderes, wenn die Behandlung 10 Jahre her wäre, weil in dieser Zeit wahrscheinlich ausreichend Personalwechsel stattgefunden hätte (in den meisten Kliniken ist die Personalfluktuation in der Pflege ja recht groß).
 
Hallo Claudia und Neuromaus,

Danke für eure Antworten!

Ich war dort nicht stationär, sondern ambulant, wie gesagt psychiatrische Institutsambulanz. Von daher kennt mich dort nur die behandelnde Ärztin. Es ist ein extra Haus und es arbeiten dort auch keine Krankenschwestern, nur Ärzte und Empfangspersonal. Von daher würde ich mir der PIA auch gar nicht in Berührung kommen. Höchstens Mal dort vorbei laufen.

Mir geht es, wie ich schon geschrieben habe, nur darum, ob ich dazu verpflichtet bin, es im Vorstellungsgespräch zu sagen. Aber ich hätte auch kein Problem damit, wenn sie aufgrund dessen meinen Hausarzt und meine Therapeutin kontaktieren. Eine Depression darf kein Stigma mehr sein. Aber das ist ein ganz anderes Thema.



Und der nächste.... - sag ich's nicht?? :mrgreen:
Und der erste unnötige Kommentar. Herzlichen Glückwunsch! :roll:
 
Wie gesagt: Im Vorstellungsgespräch musst Du es nicht sagen. Ich persönlich würde es dort auch nicht erwähnen. Aber dem Betriebsarzt darfst Du es nicht verschweigen.

Es hat nichts mit Stigmata zu tun. Du hättest nichts davon, wenn Du mit der Ausbildung Deine Gesundheit ruinierst. Deshalb ist die Einschätzung Deiner behandelnden Therapeutin wichtig.
 
Hallo Ralfine,

wenn du mit einer depressiven Erkrankung vorbelastet bist, rate ich dir sehr dringend von einer Ausbildung im pflegerischen Bereich ab.

Gerade der Schichtdienst ist Gift für seelische Erkrankungen.

Ich meine das nicht abwertend oder will jemanden stigmatisieren, aber ich habe in meiner Zeit in der Pflege selbst eine reaktive Depression entwickelt und viele Kollegen gesehen die sehr (!!!!) schlecht klar gekommen sind.

Natürlich triffst nur du die Entscheidung und meine Worte werden dich sicher nicht davon abbringen, dennoch möchte ich sie dir mit auf den Weg geben.

Alles gute
 
Da kann ich nur zustimmen..
Das wird auf Dauer eher nix werden.
 
Hallo zusammen,
Nun finde ich es sehr anmaßend aus der Ferne von wildfremden Menschen auf die Weise und dazu noch ungefragt "beraten" zu werden. Euren Senf könnt ihr euch aufs Brot schmieren.

Ich habe schon in der Pflege gearbeitet und auch im Schichtdienst, falls es euch interessiert. Und ich bin keine 18 Jahre alt und weiss genau, was ich beruflich machen will.

Ich finde es so schade, dass man immer wieder mit solchen Vorurteilen konfrontiert wird. Die Fragestellung war ganz klar. Dass ihr euch in das Leben anderer einmischt und mit euren Vorurteilen ankommt, finde ich persönlich sehr traurig. Man sollte nicht von sich selbst auf andere schließen, egal worum es geht. Das zeugt von einem sehr beschränktem Weltbild. Schließlich wisst ihr nicht, weshalb jemand Depressionen hat oder hatte. Und so wie wir alle individuell sind, ist auch jede Depression individuell.

Ich bedanke mich nochmal bei Claudia für ihre Antwort und wünsche euch allen alles Gute. Dieser Thread ist für mich geschlossen.
 
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Vorurteile ist relativ... Ich glaube, wir haben einfach zu viele, auch ursprünglich gesunde bzw stabile, Personen kaputtgehen sehen. Wenn man seine Rechte nicht durchzusetzen weiß, und das ist gerade am Anfang im Leben als Examinierte so, geht das schneller als es manchem lieb ist.
 
Wow ... wie aggro ...

Wollte dir nicht zu nahe treten, aber deine Zündschnur scheint echt kurz zu sein, daher verweise ich nachdrücklich auf den von mir erteilten Ratschlag!
 
@Ralfine Du hast uns doch hier um Rat gefragt? Sei nicht so agressiv, die meisten hier sind schon lange in der Pflege und haben alles Mögliche gesehen. Wohl jeder hier hatte schon Kollegen aller Arten (ich auch) und hat mit ihnen seine Erfahrungen gemacht. Und ich kann Dir versichern: ich habe noch niemanden erlebt, der es mit Deiner Pathologie und insbesondere Deiner Einstellung lange ausgehalten hätte in einem Beruf, der schon stabile Persönlichkeiten an ihre Grenzen treibt.

Vergiss nicht, Du kannst es jederzeit versuchen, aber Du hast immer Kollegen und Ausbilder um Dich herum, die Dich genauestens beobachten. Und was nützt es Dir, wenn du dann schon die Probezeit nicht schaffst, weil Du z. B. im Dienst genauso ausrastest wie hier? Beim Umgang mit kranken Menschen geht das gar nicht. Überleg es Dir gut!

Wohl jeder hier hat beim Umgang mit schwierigen Kollegen/Ärzten/Patienten/Arbeitsbedingungen im Dienst schon die Zähne zusammengebissen und dann zuhause Kissen an die Wand geschmissen!

Und ich versichere Dir auch: Du musst Deine Krankheiten gar nicht erwähnen gegenüber Kollegen - wer lange genug im Beruf ist kennt alle Anzeichen von allem Möglichen. Verheimlichen kannst Du nichts, wenn die Krankheiten noch nicht ausgestanden sind.
Selbst wenn du's nicht erwahnst: irgendwann kommen Deine Kollegen/Ausbilder auf den Trichter, und ich glaube, das wäre schlimmer, als wenn Du von Anfang an die Karten auf den Tisch gelegt hättest.
 
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Wer fragt, bekommt Antworten. Auch wenn sie einem manchmal nicht gefallen. Ohne dich persönlich zu kennen würde ich mir überhaupt kein Urteil darüber erlauben, ob du für diesen Beruf geeignet bist oder nicht. Das hängt ja nicht nur von einer Diagnose ab, sondern von deiner ganzen Persönlichkeit, die ich ja nicht kenne. Wenn du und deine Therapeutin der Meinung seid, dass der Beruf was für dich ist, wäre ich die letzte, die dir davon abraten würde. Ich rate lediglich von der Klinik, in der du vor nicht allzu langer Zeit behandelt wurdest, ab.
 
Ungefragt??? Öhhhhm du hast doch den Thread eröffnet und wolltest Antworten oder nicht??

Und genauso wenig wie wir dich kennen kennst du uns und unseren beruflichen Background. Du kannst mir glauben dass du nicht der erste P-Kollege bist der mir begegnet und die Erfahrung zeigt nun mal dass es häufig in die Hose geht, dann geht's mit Dauerkrank los und wer darf es dann ausbaden?? Richtig....

Mit deiner Reaktion hast du bewiesen dass du gänzlich ungeeignet bist für unseren Beruf. Wenn du hier schon an die Decke gehst, dann will ich gar nicht wissen was bei der ersten richtigen Konfrontation mit dir los ist.
 
Ich bin selbst psychisch krank, die Ausbildung war teilweise der Horror für mich, weil man sich in der Pflege Auszubildenden gegenüber teilweise immer noch verhält wie vor 20 Jahren. Traurig, aber geht leider vielen so.
Wenn du aber therapeutische Hilfe hast, die dir auch durch die Ausbildung hilft, dann mach es! Mich nervt es dermaßen, dass man den Menschen von der Pflege ab rät, statt einen zu unterstützen. Aber genau so ist es auch in der Klinik....
Wenn du es möchtest, dann mach es auf jeden Fall! Du kannst später in so vielen verschiedenen Bereichen arbeiten und hast europaweit eine direkte Anerkennung deiner Ausbildung, falls es dich mal woanders hinschlägt.
Zurück zur eigentlichen Frage: Ich habe meine Ausbildung nicht in meiner behandelnden Klinik gemacht, aber ich war selbst in unserer PIA als Patient. Es gilt überall absolute Schweigepflicht, das einzige Problem ist also, wie du dich damit fühlst, wenn diese Ärztin dir über den Weg läuft. Nichts weiter. Ich würde es in jedem Fall beim Betriebsarzt ganz normal angeben, dass du in Behandlung bist und vermutlich wird es mit einem Nicken abgetan und notiert. Es gibt viele Pflegekräfte mit psychischen Erkrankungen und selbst Behinderungen. Und die einzigen die da meist ein Problem draus machen sind Kollegen, die einen in den Hintern treten, statt zu unterstützen.

Alles Gute!
 
Wie geht es dir im Moment gesundheitlich, traust du dir die Ausbildung zu? Wenn ja, die, die dich kennen haben Schweigepflicht und wenn irgendwas wäre würde die Schule doch hoffentlich das Gespräch mit dir suchen.
 
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Hallo,
eine Ausbildung mit "Vorbelastung" ist grundsätzlich dann möglich, wenn man stabil ist und die auslösenden Faktoren gut kennt, die einen wieder in die Erkrankung treiben. Auch wir hatten schon Schüler, die eine Ausbildung erfolgreich durchlaufen haben.
Aber: Schichtdienst, psychische Belastung, ein enormer Leistungsdruck in Probezeit und zum Examen bringen viele dieser Schüler wirklich an die Grenzen! Und man kann als Schule eben nicht alles auffangen....Zu bedenken gebe ich auch, dass es strenge Obergrenzen an Ausfallszeiten gibt.
Zudem herrscht auf den Stationen ein enormer Stress und Zeitdruck; auch gibt es strenge Hierarchien und der Schüler ist nun mal "am untersten Ende" derselben. Der Ton ist mitunter "rau" und es wird erwartet, dass man "funktioniert" - und zwar auch 12. Tag "am Stück" noch.

Sicherlich gibt es Möglichkeiten, nach der Ausbildung in ein etwas ruhigeres Umfeld zu gehen. Mental belastende Bereiche wie die Psychiatrie sollte man dann aber nicht wählen. Und auch Betätigungsfelder wie PDL und Schule (nach Masterstudium) setzen Stressstabilität voraus- teilweise mehr noch als "am Bett".
In die Klinik, in der man selber behandelt worden ist, sollte man nicht gehen! Sowas spricht sich einfach rum und Du könntest die Ausbildung nicht unbeschwert erleben.
 
Ich persönlich halte eine psychische Erkrankung auch für kein Hindernis. Aber ich würde definitiv nicht in die Klinik gehen, wo ich behandelt worden bin. Und ich würde es auch keinem erzählen, irgendwann nach der Ausbildung, wenn du jemand vertraust vielleicht. Aber vorher nicht!
Wenn du stabil bist, dann wäre ich auch beim Betriebsarzt zurückhaltend. Aber das musst du selbst wissen! Ich bezweifle dass du gekündigt wirst wenn das später rauskommen sollte. Ich bin bei einem Betriebsarzttermin noch nie nach psychischen Erkrankungen gefragt worden und habe auch zeitweise mit Depressionen zutun gehabt. Ich habe es nie gesagt! Auf meiner jetzigen Stelle wissen es einige, aber erst seit kurzem und ich bin schon 10 Jahre dort.
 
Wenn du stabil bist, dann wäre ich auch beim Betriebsarzt zurückhaltend. Aber das musst du selbst wissen! Ich bezweifle dass du gekündigt wirst wenn das später rauskommen sollte. Ich bin bei einem Betriebsarzttermin noch nie nach psychischen Erkrankungen gefragt worden und habe auch zeitweise mit Depressionen zutun gehabt. Ich habe es nie gesagt! Auf meiner jetzigen Stelle wissen es einige, aber erst seit kurzem und ich bin schon 10 Jahre dort.
Es kommt sicher auf den Einzelfall an. Eine vor Jahren erfolgreich austherapierte Depression, Angsterkrankung oder Essstörung ist in meinen Augen kein Hindernis.
Eine bestehende Borderlinestörung, eine Suchterkrankung oder eben oben genannten Dinge, die noch nicht abschliessend behandelt sind, können ein Problem darstellen.
Es kommt aber immer auf die Belastbarkeit des Betroffenen an.
 

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