Nach meinem Einsatz in der Psychiatrie wusste ich, dass es nur noch das werden wird.
Nach der Ausbildung direkt in der Psychiatrie beworben, musste allerdings ablehnen da es nur eine Teilzeit Stelle gab und ja wie es der Zufall will bin ich im Bereich Menschen mit Behinderungen gelandet.
Keine Ahnung ich arbeite nur noch mit HEPs und würde behaupten dass ich für Krankenhäuser mittlerweile untauglich bin, aber egal, habe nie wieder vor in einem KH oder Altenheim zu arbeiten.
Hätte ich gewusst dass es sowas gibt was ich jetzt habe hätte ich glaube ich Heilerziehungspfleger gelernt... aber durch meine Ausbildung bin ich in dem Bereich sehr gut aufgehoben
Ich arbeite auf einem Wohnbereich mit 16 Bewohnern, wovon es zwei Gruppen gibt je 8 Bewohner... und ja, fast alle Bewohner sind selbständig und ich leite nur verbal an.
Ich mein ich muss heute von 14 Uhr bis 17 Uhr mit einem Bewohner Schuhe und Übergangsjacken kaufen gehen und danach hat meine Stationsleitung gesagt soll ich mit ihm To-Go Essen holen und kann mir ruhig Zeit lassen.
Das geile ist halt das ich auch für die Verpflegung Auswärts nichts zahlen muss, der Bewohner meinte er läd mich ein lol...
Man kann sich den Tag allerdings sehr langweilig gestalten, was nicht Sinn der Arbeit ist logischerweise. Aber generell machen wir halt viele Ausflüge oder Freizeiten... Es ist auch ein Wenig anstrengend im Europa Park 14 Bewohner im Auge zu behalten, aber für solche Ausflüge sind wir eh meistens 4 Fachkräfte (3 Heps und ich) und 2 Helfer, da die komplette Gruppe meistens unterwegs ist. Und die meisten Bewohner hängen eh an uns Fachkräfte... da kann man schonmal ein Weizen zwicken
Arbeitsbelastung ist tatsächlich sag ich mal 90% chillig 10% stress. Manchmal ist es teilweise sogar unangenehm weil man überbesetzt ist und keine Bewohner da sind (Werkstatt)... so von 14 Uhr bis 16 Uhr wenn man zu dritt für drei Bewohner da ist... aber keine Ahnung, die Heimleitung möchte das wir dann 1:1 Betreeung bei den drei Bewohnern machen die da sind (Rentner, ...)
Ob da immer 1:1 Begleitung stattfindet wage ich zu bezweifeln. Oft endet es so, dass alle drei Bewohner mit drei Mitarbeiter Kaffee trinken
Ich persönlich finde mein Bereich sehr gut. Ich komme gerne in die Arbeit, nicht so wie früher: "Oh man jetzt wieder Übergabe, Rundgang, Doku, Visite, Rundgang,..." sondern ich komme auf die Arbeit, die Bewohner machen sich gerade "fertig" für die Arbeit und stellen mir sogar einen Kaffee hin. Ich brauche einfach diese eine Stunde von 6-7 Uhr zum Aufwachen. Ich war früher noch halbtot während der Übergabe und als es 06:30 Uhr war und man ins grelle Licht raus musste und sein Rundgang anfangen musste... buah ne ey. Geht gar nicht mehr.
Ich weiß noch vor 5 Jahren als ich auf der Wohngruppe angefangen habe und meine Kollegen meinten ich soll nich so stressen. Die Bewohner schlafen, zumindest jetzt während Corona da die Werkstatt zu ist, eh bis 9e/ 10e. Ich löse quasi nur die Nachtwache ab und warte 2 Stunden.
Ich genieße auch den sehr wenigen Kontakt zu Ärzten. Wir haben nur einmal die Woche Hausarzt Visite und da ist nie was für die Vorstellung, also den habe ich jetzt seit fast 5 Monaten nicht mehr gesehen. Ganz gut so, ich könnte zwar Visiten ausarbeiten wenn ich müsste, aber ne danke. Passt so.
Und es ist nicht alles rosig auf der Arbeit. Jetzt mit Corona sind viele Bewohner psychisch überfordert (Maskenpflicht), gelangweilt (Freizeiten fallen weg) und streiten sich öfter mal untereinander. Ein Schizophrener bei mir auf der Gruppe sagt ständig dass er vergiftet wird und man ihm die Luft wegnehmen möchte mit der Maske usw...
Kann jedem mal empfehlen sich diesen Bereich anzusehen. Wenn es zu langweilig ist kann man ja gehen, aber wenn man möchte (so wie ich) gibt es immer was zu erledigen... Ist schon irgendwie toll wenn ein Bewohner vor einigen Jahren nicht einmal selbständig ins Dorf gegangen ist und jetzt kurze Strecken selbständig läuft und einkaufen geht...