Beleidigung durch einen Chefarzt

Somon

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Anästhesie
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Hallo Kollegen,

ich bin Stationsleiter einer kleinen Anästhesieabteilung in einem kleinen Landkrankenhaus. Heute habe ich nach 15 Jahren ein krasses Erlebnis gehabt:

Ein sehr dominanter Chefarzt einer chirurgischen Fachabteilung steht seit längerem auf (Zitat) "Kriegsfuß" mit der Anästhesie, da wir "Bremsklötze" sind und ins "Arbeitslager" gehören.
Als ich ihn heute im OP- Flur ansprach um ihn zu fragen, ob ein Patient präperativ ein bestimmtes Medikament haben soll, flippte er vollkommen aus. Er brüllte mich an, ich solle mich gefälligst an sein Sekretariat wenden für solch einen "beschissenen Nonsens". Und ausserdem will er nicht mehr von Schwestern (ich bin Pfleger) belästigt werden. Ich fragte ihn, ob dies unser zukünftiger Kommunikationsstil werden soll, woraufhin er sagte: "Ich muss nicht mit Arschlöchern sprechen".
Leider hatte ich in dieser Situation nur einen Zeugen, einen jungen OTA mit Zeitvertrag in Probezeit. Dieser hat natürlich NICHTS gehört (wen wundert es). 10 min nach dem Vorfall kam der o.g. CA in mein Büro und brüllte mich an " Wenn Du falsche Behauptungen aufstellst mache ich dich fertig" - leider ohne Zeugen

Ich habe danach einige Schritte eingeleitet, die ich gerne später erläutere. Hier würde mich gerade eher folgendes interessieren:

Wie hättet ihr reagiert?
 
Ich hätte mir, schon beim ersten Vorfall, ganz bestimmt, aber freundlich (damit einem nichts nachgesagt werden kann) diesen Ton und Wortwahl verbeten und ihn einfach stehen gelassen.

Im Regelfall wird Dir wohl ohnehin niemand bestehen, es sei denn Ihr habt das große Glück dass die PDL gegen Chefärzte nicht den Schwanz einzieht.
Wie steht denn Euer anästhesistischer Chefarzt zur Pflege und vor allem zu dem anderen Chefarzt?
 
Ich habe Ihn stehen gelassen, jedoch mit dem Kommentar, das dies Konsequenzen haben wird. Unser Chefarzt der Anästhesie ist ehemaliger Krankenpfleger, sehr höflich und sehr nett. Und extrem feige. Er kneift leider bei Jedem Konflikt. Besonders mit diesem CA. Der o.g. CA zeichnet sich insgesamt durch extreme Rüpelei aus - er sagte z.B. letzte Woche einer instrumentierenden Schwester "Du Kuh bist Dein Geld nicht wert". Leider kneiffen wirklich alle 50 Mitarbeiter des OP's und der Anästhesie vor Ihm.

Ich erzähle euch später was ich gemacht habe - jetzt würde ich eben gerne Eure Reaktion hören: Widerstand? Beschwerde? Rechtsweg? Was würdet Ihr in meiner Situation machen?
 
Ich erzähle euch später was ich gemacht habe - jetzt würde ich eben gerne Eure Reaktion hören: Widerstand? Beschwerde? Rechtsweg? Was würdet Ihr in meiner Situation machen?
Ganz schwierig. Muß ich ehrlich sagen. Möglicherweise wär ich erst mal so baff gewesen, daß ich gar nix gesagt hätte... :eek1: Möglicherweise Beschwerde bei PDL oder Betriebsrat.
Außerdem kenn ich die Strukturen in eurer Klinik nicht. Sind Pflegedirektion und ärztlicher Direktor gleichrangig (normal ja, aber es gibt ja inzwischen Kliniken, in denen die Pflege direkt dem ärztlichen Direktor untersteht)? Wem untersteht ein OTA? Wenn er in den ärztlichen Bereich fällt, dann kann man ihn als Zeugen in der Tat vergessen. Fiele er in den pflegerischen Bereich, so hätte er eigentlich nichts zu befürchten.
 
ich hätt ihm ne kugel in die birne gejagt.

lass dir so nen ******* nicht gefallen. er bietet ja genügend angriffsfläche, hol dir unterstützung und zerleg ihn, volles opfer der typ..
 
ich hätt ihm ne kugel in die birne gejagt.

Das ist jetzt aber auch nicht witzig!

@Somon
Der Chefarzt hat sicher mal verdient, dass er in die Schranken gewiesen wird, so geht man schlicht nicht mit anderen Menschen um. Die Frage wird sein, ob das möglich ist ohne dass du und dein Team, bzw. auch der OTA dabei Schaden nimmt. Der Typ wird sicher nachtreten wollen....., da gilt es abzuwägen was möglich ist.
Check ab wer auf deiner Seite steht und bereit ist mit dir gegen den Herrn vorzugehen. Ggfs über den ärztlichen Direktor oder Geschäftsführer....
 
Er ist ab 01.04.17 der neue Ärztliche Direktor. Der Verwaltungsdirektor wurde beurlaubt - gemeinsam mit dem "alten" Ärztlichen Direktor. :)

Ich habe eine extrem ungünstige Ausgangsposition. Aber das wird mich nicht abhalten dagegen anzugehen. Ich habe keinen Bock mehr darauf, das wir uns alle diesem dominanten Terror unterwerfen! Mein Pluspunkt: ich habe die Klinik 12 Monate als stellv. PDL durch schwierige Zeiten geführt und habe ein gutes Standing im Haus.

Weiter mit Euren Reaktionen!
 
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Reaktionen: Martin H.
Wäre es eine Möglichkeit, dass das Team (jeder einzelne, einen eigenen Beschwerdebrief verfasst) die Beschwerdebriefe bei der Geschäftsführung einreicht und um ein Gespräch bittet?
 
Aus meiner Erfahrung sehe ich da wenig Chancen.

Ich kann mich an eine OP-Abteilung erinnern, da hat die komplette Mannschaft gekündigt. Der Chef der Chirurgie ist geblieben, seine schlechte Kinderstube auch, es hat ein bisschen gedauert, aber nach einer Weile hatten sie alle Stellen wieder neu besetzt.
Es gab nie Zeugen, weil vor allem das ärztliche Personal nie was bemerkt haben will. Und ob jetzt zwei Pflegekräfte sich beschweren hat kein großes Gewicht, wenn der Arzt Kohle einbringt. Das "untergebene" Arztvolk ist auch so schlecht behandelt worden, inklusive Tätlichkeiten während der OP. Aber keiner hat sich getraut, was zu unternehmen. Sie haben entweder ausgehalten, weil sie Karriere machen wollten oder sie haben sich eine andere Stelle gesucht.


Ich habe immer die Erfahrung gemacht, das lieber der Kostenträger ausgetauscht wird als der Leistungsträger und je höher dotiert, desto schwerer zu sanktionieren. Da traut sich keiner ran.
 
Ich hatte ein ähnliches Erlebnis, das darin gipfelte, dass mir der CA am Telefon damit drohte, entlassen zu werden.
Ich hatte bei dem Telefonat auch keine Zeugen, aber bei den vorausgegangen Vorfällen sehr wohl.

Da ist mir der Kragen gepatzt und ich habe alle Vorfälle und das Telefonat dokumentiert mit Datum und Zeitpunkt.

Diese Protokolle habe ich an meinen direkten Vorgesetzten (Direktion), an den ärztlichen Direktor und an den BR geschickt.

Es hat nicht lange gedauert und ich hatte eine Einladung zum Gespräch und zur Klärung des Sachverhalts.
Das Gespräch nahm eine Wendung, die ich eigentlich so nicht erwartet hatte:
Der CA bekam einen Eintrag in die Personalakte mit dem Hinweis, dass, wenn so eine Entgleisung egal gegen wen nochmal vorkomme, seine Entlassung im Raum stehen würde.

Inzwischen sind wir "best friends", können normal kommunizieren und er akzeptiert meine Meinung und meine Lösungsvorschläge.

Also nicht alles gefallen lassen!!
Wenn intern nichts gegen solch einen Typen unternommen wird, würde ich den Gang zum Anwalt nicht scheuen.
Und eine Anzeige bei der Ärztekammer wäre auch noch zu überlegen.

LG
 
Auch der Chef hat einen Chef.
Die Klinik hat einen Träger ?
Na - i´wer wird schon sein Gehalt bezahlen.
Oder ist er der Inhaber .............
(Organigram sollte im QMHB zu finden sein.)

Protokolle sind eine gute Idee.
 
Auf keinen Fall gefallen lassen!
Der Ausgang ist sicher ungewiss und eher pessimistisch zu betrachten, aber wenn man so mit sich sprechen lässt und nichts unternimmt, wird das nächste Aufeinandertreffen nur noch unangenehmer.
 
Ich glaube würde mich einer am Tisch so rund machen, hätte ich den einmal verwarnt und dann wäre ich gegangen.

Ich weiß allerdings nicht welche Konsequenzen das für mich hätte. Hab ich niemanden der bezeugt das ich beleidigt wurde, hab ich schlechte Karten.

Fakt. Unter einem solchen Menschen würde ich nicht weiter arbeiten. Ich würde Kündigen und das auch eben in der Kündigung begründen. Zum Glück hat man in Ballungsgebieten ja schnell was neues.

Was man allerdings machen kann "DOKUMENTIEREN" wer sich die Mühe macht Angriffe, mit Ort, Zeit und durch WEN zu Dokumentieren, der hat gute Chancen vor Gericht. Auch würde ich Dokumentieren wann und wen ich um Hilfe gebeten habe. Auch die Führungsebene. Denn die kann mit unter auch Bestraft werden. Heißt, glaubt das Gericht die Mobbingvorwürfe und du hast aus Dokumentierung das dein AG dich nicht unterstützt hat, ist er mit dran und das kann teuer werden. So kann man auch gut beim Chef argumentieren. Verletzung der Führsorgepflicht, Arbeitssicherheit dazu gehört auch ein Gesunde Betriebsklima. Besonders schützenswert ist das Persönlichkeitsrecht.

„Chef, steh mir bei": Die Pflichten des Arbeitgebers bei Mobbing und Bossing | anwalt.de

Solche Menschen befördern sich allerdings auch schnell mal selber in Abseits.
Ich kenn das aus der Ausbildung. Leider auch wenig befriedigend.
Ich habe mich mit einer anderen Azubine über den Umgang von einer bestimmten Schwester beschwert. Das Haus ist aber gerade so schlecht besetzt das sie sich trotz mehreren Gesprächen mit der PDL das weiter raus nimmt. Es hat schlichtweg keine Konsequenz.

Allerdings ist diese sehr gut bekannt, denn das passiert ständig. Die Dame ist so unzufrieden mit ihrem Leben das sie sich gerne an vermeindlich schwächeren vergreift. Die PDL würde sie gerne los werden. Sollte einem Azubi da mal die Hutschnur hochgehen, wird das genauso verziehen ;) Die Dame ist übrigens richtig strafversetzt worden ;) AUf eine Station in der es nicht wirklich schön ist. Also auch wenn man eine Monopolstellung als Pfleger hat, der AG kann dir das Leben schon unbequem machen.

Allerdings sind der Dame die Gespräche doch so unangenehm, das sie genau unterscheiden kann wer den Ar... in der Hose hat sich zu beschweren und wer nicht. Mit mir ist sie jetzt jedenfalls freundlich.
 
@Somon:

wehr dich ! Aber nur, wenn du du dir des vollen risikos dieses schrittes bewusst bist und du dir eine fluchtmöglichkeit geschaffen hast, falls alle stricke reissen !
und die können ganz schnell in grosser vielzahl reissen !
sei dir klar darüber, dass in regel die feigheit der masse grösser ist als aller mut zum widerstand - zumindest so lange es den leuten allen noch gut geht inn der situation, in der sie sind.

dein gutes standing ob heroischem einsatz für den betrieb in allen ehren, aber im falle einer konfrontation wählen die leute dann doch lieber den weg des geringsten widerstandes und vergessen schnell mal wer da eigentlich freund und feind ist -
die klassische literatur und auch die reale geschichte der menschheit ist vollgespickt mit heldensagen, wo der mutige kämpfer gegen die ungerechtigkeit am schluss mutterseelen alleine seinem grausamen schicksal gegenüberstand!

denk immer daran: ein tyrann kann sich nur als solcher gerieren wenn er auch die entsprechenden untertanen hat.
 
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Reaktionen: Marty und InetNinja
Wäre es eine Möglichkeit, dass das Team (jeder einzelne, einen eigenen Beschwerdebrief verfasst) die Beschwerdebriefe bei der Geschäftsführung einreicht und um ein Gespräch bittet?


so wie ich das verstehe, gehört besagter chefarzt ja zur geschäftsführung, die ja sowie schon geschrumpft ist, da der verwaltungsdirektor beurlaubt wurde....wer bleibt noch übrig ?
die pdl ! falls diese in der hirarchieschen struktur überhaupt in der geschäftsführung gleichwertig eingebunden ist....

und falls sie dies zwar ist aber diesem chefarzt nichts entgegenzusetzen hat ?



allerdings würde mir eine sache doch hoffnung machen:

10 min nach dem Vorfall kam der o.g. CA in mein Büro und brüllte mich an " Wenn Du falsche Behauptungen aufstellst mache ich dich fertig" - leider ohne Zeugen


scheint, als wenn er doch irgendwie konsequenzen fürchten könnte....
 
Hätte noch einen alternativen Vorschlag:

Frei nach den Ärzten:..."lächle und sag nichts, das ärgert sie am meisten!"..
Und mit nichts meine ich wirklich nichts sagen. Bedeutet, der "Herr" wäre Luft für mich. Als Chefarzt einer anderen Fakultät ist er die gegenüber nicht weisungsbefugt, da der Chirurg keine anästesiologischen Anordnungen geben darf, welche du ausführen musst. Du brauchst nur auf deinen Anästhesisten zu hören.Ansprachen oder auch Ausrastet von Ihm behandeln, als ob er nicht existiert.
Wenn dein Team ein bisschen mitmacht, wird er irgendwann "in der Öffentlichkeit" ausrasten, oder er kommt runter. Ist bestimmt nicht der leichteste Weg, könnte aber funktionieren.

LG Einer
 
Seine Reaktion zeigt, dass er eigentlich Angst vor Konsequenzen aus seinem Verhalten hatte.
Wie ich reagiert hätte? Ich würde jede (!) Gelegenheit nutzen, ihn vor Kollegen und Patienten bloß zu stellen. Der Arbeitgeber würde ein Schreiben mit Frist bekommen und einer Möglichkeit der Klärung unter Androhung einer Strafanzeige und öffentlichkeitswirksamen Mitteln, zudem würde ich den Betriebsrat in's Bot holen. Seine medizinischen Fehler würde ich dokumentieren und keine Möglichkeit auslassen, ihm ans Bein zu pinkeln.
Bisher war das alles aber nicht nötig. Alle ärztlichen Kollegen waren bislang stets freundlich und nett, mindestens kollegial.
Wie hast du reagiert?
 
so wie ich das verstehe, gehört besagter chefarzt ja zur geschäftsführung, die ja sowie schon geschrumpft ist, da der verwaltungsdirektor beurlaubt wurde....wer bleibt noch übrig ?

Das habe ich mich ja auch gefragt und habe keine gescheite Antwort gefunden. Da ich in keinem KH arbeite, sind mir die Strukturen nicht bekant.

Erschreckend finde ich das Verhalten, des Chefarztes.

(In solch einer Situation, würde ich sehr wahrscheinlich verstummen. Dem Chefarzt, nach Tagen einen Brief schreiben und ihn um ein Gespräch bitten. [Zur Erklärung: Das ist mein Weg, mit solch Situationen klar zu kommen.
Jeder andere muss seinen eigenen Weg finden, mit solch Situationen klar zu kommen])

scheint, als wenn er doch irgendwie konsequenzen fürchten könnte....

Da könntest Du mit Recht haben.
 
Auch der Chef hat einen Chef.
Der "Chef" ist aber (normalerweise) nicht mein/unser Chef.
Wird zwar immer wieder falsch gesagt, aber der Chefarzt ist (wie der Name schon sagt) i.d. R. nur Chef der Ärzte und keineswegs der der Pflege.
An der Klinik ist "mein" Chef erstmal die Pflegedirektion. Und darüber die Klinikleitung.
Und im übrigen ist auch genausowenig der Chefarzt der Anästhesie der Chef des TE.
Ansprechpartner ist im Normalfall immer die PDL.
 

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