Ausbildung... psychische Eignung?

mango_prom

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Hallo. Habe ein nicht ganz alltägliches Problem und hoffe, dass mir jemand weiterhelfen kann.

Ich habe im September eine Krankenpflegeausbildung begonnen und in dieser Zeit unabhängig davon die Diagnose Asperger-Syndrom bekommen. Habe dies den Ausbildungsverantwortlichen mitgeteilt, was schlussendlich zu meiner Kündigung innerhalb der Probezeit geführt hat.

Meine Frage ist nun, ob es Sinn macht, mich in einem anderen Krankenhaus nochmals zu bewerben oder ob ich vor vornherein keine Chance habe, die Krankenpflegeausbildung abzuschließen.

Laut Krankenpflegegesetz ist ja "psychische Eignung" die Voraussetzung für die Ausbildung, und ich habe Angst, dass mir bei späteren Bewerbungen automatisch gewisse Klischees( Rain Man und so) von vornherein keine Chance lassen. Zumindest wurde mir gesagt, man hätte mich überhaupt nicht angenommen, wenn ich bei der Bewerbung davon erzählt hätte, weil ich damit psychisch nicht geeignet wäre.

Und das erscheint mir nicht gerecht wenn ich sehe, wie z.B. Schwestern mit chronischen Rücken-oder Gelenkbeschwerden verheizt werden und eigentlich nicht mehr in der Lage sind, Patienten adäquat zu mobilisieren (z.B. alleine in der Nachtschicht). Da wird die physische Eignung nicht in Frage gestellt...

Daher bitte ich um Meinungen:
Ich will es weiter versuchen und mich an anderen Krankenhäusern bewerben, doch soll ich meine Diagnose für mich behalten oder offen damit umgehen? Dem ehrlichen Umgang damit habe ich ja meine Kündigung zu verdanken und ich weiß nicht mehr weiter...

gruß
 
Definition:
Die neuen DSM IV Kriterien für die Diagnose Asperger Syndrom, viele derer für Autismus übernehmend, beinhalten folgende Symptome:

Qualitative Beeinträchtigungen in sozialer Interaktion in einigen oder allen Punkten:
* eingeschränkter Gebrauch von nicht-verbalen Verhaltensweisen, um soziale Interaktion zu regulieren.
* Versagen, altersangemessene Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
* Fehlen spontanen Interesses, Erfahrungen mit anderen zu teilen
* Fehlen von sozialer und emotionaler Gegenseitigkeit
* Eingeschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, beinhaltend:
* Inanspruchnahme durch ein oder mehrere stereotype und beschränkte Interessengebiete
* inflexibles beharren auf spezifischen, nicht-funktionalen Routinen oder Ritualen
* stereotype oder repetitive Bewegungen, oder übermäßige Beschäftigung mit Objektteilen

Diese Verhaltensweisen müssen ausreichend ausgeprägt sein, um soziale oder anderen Funktionsbereiche zu beeinträchtigen. Des weiteren dürfen keine nennenswerten Verzögerungen bezüglich kognitiver Funktion, Selbsthilfe/Anpassungsfertigkeiten, Interesse an der Umwelt und allgemeiner Sprachentwicklung vorhanden sein.
Christopher Gillberg, ein schwedischer Arzt, der AS umfassend studiert hat, hält sechs Kriterien für diagnoserelevant, ausgearbeitet aus den DSM IV Kriterien. Seine sechs Kriterien erfassen den einzigartigen Stil dieser Kinder, und enthalten:

Soziale Beeinträchtigungen mit extremer Egozentrizität, die folgende Punkte enthalten können:
* Unfähigkeit mit Gleichaltrigen zu interagieren
* Fehlen des Wunsches, mit Gleichaltrigen zu interagieren
* schlechtes Verständnis sozialer Anzeichen/Symbole
* sozial und emotional unangemessene Reaktionen
Begrenzte Interessen und Inanspruchnahmen, wie folgende:
* eher auswendiggelernt, als die Bedeutung erfassend
* andere Interessen weitgehend ausschließend
* repetitive Beharrlichkeit
* Repetitive Routinen oder Rituale. möglicherweise:
* auf sich selbst gerichtet
* in Bezug auf andere
Sprachliche- und Sprecheigentümlichkeiten, wie:
* leicht verzögerter Beginn möglich, aber nicht allgemeingültig
* oberflächlich perfekte Ausdrucksweise
* merkwürdige Sprachmelodie, eigentümliche Stimmcharakteristika
* beeinträchtigtes Verständnis, inklusive Fehlinterpretationen von wörtlicher und gemeinter Bedeutung
Schwierigkeiten in nicht-verbaler Kommunikation, zum Beispiel:
* eingeschränkter Gebrauch von Gesten
* unbeholfene Körpersprache
* eingeschränkter oder unangemessener Gesichtsausdruck
* eigentümlich ‘starrer’ Blick
* Schwierigkeiten körperliche Nähe anzupassen
Motorische Ungeschicklichkeit:
* nicht notwendiges Erscheinungsbild in allen Fällen
Artikel über Asperger Syndrom von Stephen Bauer

Wer hat die Diagnose gestellt? Hast du eine Zweitmeinung eingeholt zur Diagnose?

Selbsthilfe beginnt, wenn man sein Anderssein annehmen kann. Lass dich beraten, welche Berufe für dich in Frage kommen könnten, die sehr nahe am Pflegebereich sind- wenn dir dies so wichtig ist.

Elisabeth
 
Ich habe im September eine Krankenpflegeausbildung begonnen und
in dieser Zeit unabhängig davon die Diagnose Asperger-Syndrom bekommen.
Habe dies den Ausbildungsverantwortlichen mitgeteilt, was schlussendlich zu
meiner Kündigung innerhalb der Probezeit geführt hat
.
sorry, knallhart: selbst schuld

Wenn die Leistungen gut sind sagt man so etwas dem Arbeitgeber nicht.
Sind sie nicht gut, merken das die Verantwortlichen und du schon selbst und
dann ist ein klärendes Gespräch über die Zukunft sinnvoll.
Es gibt eine Menge Leute, die es mit psychischen Erkrankungen in hohe
Positionen gebracht haben, eine Diagnose alleine ist also keine Grundlage, die
allgemeine Arbeitsfähigkeit zu beurteilen. Es kommt immer auch auf die
individuellen Umstände an.
 
Wer hat die Diagnose gestellt? Hast du eine Zweitmeinung eingeholt zur Diagnose?

Selbsthilfe beginnt, wenn man sein Anderssein annehmen kann. Lass dich beraten, welche Berufe für dich in Frage kommen könnten, die sehr nahe am Pflegebereich sind- wenn dir dies so wichtig ist.

Elisabeth

Die Diagnose habe ich in einer Autismusambulanz gestellt bekommen. Mir stellt sich die Frage, ob ich damit grundsätzlich keine Chance auf die Ausbildung habe. Dies hat mir ein anderes Krankenhaus so mitgeteilt, nachdem ich dort nachgefragt hatte. Die meinten ich könne laut Krankenpflegegesetz grundsätzlich diese Ausbildung nicht machen.

Nun weiß ich nicht ob es da noch irgendwelche genaueren Bestimmungen gibt, aber in dem Gesetzestext ist lediglich "pychische Eignung" festgelegt, und das klingt sehr allgemein.

touhy schrieb:
Wenn die Leistungen gut sind sagt man so etwas dem Arbeitgeber nicht.
Sind sie nicht gut, merken das die Verantwortlichen und du schon selbst und
dann ist ein klärendes Gespräch über die Zukunft sinnvoll.
Es gibt eine Menge Leute, die es mit psychischen Erkrankungen in hohe
Positionen gebracht haben, eine Diagnose alleine ist also keine Grundlage, die allgemeine Arbeitsfähigkeit zu beurteilen. Es kommt immer auch auf die
individuellen Umstände an.

Die Leistungen waren in der Schule sehr gut, in der Praxis hatte ich auf Station einige Schwierigkeiten, weil ich mich zu sehr verschlossen habe und dann für desinteressiert und unmotiviert gehalten wurde. Was ich damit meine:
Auf der einen Seite habe ich die Aufgaben, die man im 1.Einsatz machen kann/soll selbstständig erledigt (Waschen,Lagern,Prophylaxen...), habe mich oft bei Schwestern erkundigt ob ich diese Dinge richtig mache und diese dann auch dokumentiert. Das klingt für mich eigentlich positiv. Trotzde habe ich nur eine 4 bekommen. Sicher habe ich Fehler gemacht (RR habe ich zu schnell gemessen-->falscher Wert), das muss ich natürlich eingestehen aber im großen und ganzen entstand ein falsches Bild von mir als Person und die Bewertung war sehr subjektiv geprägt.

Aber wegen so einer Note alleine wird sicher niemand gekündigt, denn ich bin bestimmt nicht der erste, der von einer Station schlecht beurteilt wurde.

Es gab dann ein Zwischengespräch, bei dem ich eben von meiner Diagnose erzählt habe weil ich dachte, so Missverständnisse ausräumen zu können. Einfach um zu zeigen, dass ein falsches Bild von mir entstanden ist und weil ich auf etwas Geduld und Unterstützung gehofft habe.

Vielleicht war das wirklich naiv und irgendwo gebe ich dir Recht: selbst schuld!
Auf jeden Fall wurden danach typische Klischees von Autisten bedient: Ich hätte doch sicher irgendein Sonderinteresse, aus dem ich beruflich irgendwas machen könnte, aber ein sozialer Beruf geht ja mal garnicht...

...und jetzt habe ich Angst, von vornherein keine Chance zu bekommen einen Beruf zu lernen, in dem ich mit Menschen arbeiten kann. Das traurige ist eben, dass diese Kündigung nur wegen der Probezeit so einfach möglich war...
 
Eine so schwerwiegende Diagnose stellt man ja nicht von ungefähr. Welche Symptome haben dich in die Autismusambulanz getrieben?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich glaube nicht, das die Fragestellerin hier über Ihre mögliche Krankheitsgeschichte berichten möchte, sondern eher die Frage der Gesundheitlichen Eignung in den Raum stellt.

Dazu ein Auszug aus dem Krankenpflegegesetz:
§ 2 Voraussetzungen für die Erteilung der Erlaubnis
...
3.nicht in gesundheitlicher Hinsicht zur Ausübung des Berufs ungeeignet ist...
und
§ 5 Voraussetzungen für den Zugang zur Ausbildung

Voraussetzung für den Zugang zu einer Ausbildung nach § 4 Abs. 1 ist, 1.dass die Bewerberin oder der Bewerber nicht in gesundheitlicher Hinsicht zur Ausübung des Berufs nach § 2 Abs. 1 Nr. 3 ungeeignet ist ...
Von allein psychischer Eignung wird dort schon lange nicht mehr gesprochen.
Die gesundheitliche Eignung hat sicher ein Arzt (ggf. Facharzt) festzustellen, am besten natürlich ein Arbeitsmediziner.
 
Erstmal danke für die Antworten:)

@flexi

Genau darum ging es mir. Bei einer anderen Schule hieß es eben, dass ich aufgrund der Diagnose grundsätzlich keine Chance hätte, ebenso wie Epileptiker und schwere Diabetiker(?) Grund: Man wisse ja nicht, ob das dann schlimmer wird, z.B. in Nachtschichten...
Auf der anderen Seite hat mir meine Klassenlehrerin in der Pflegeschule geraten, mich an anderen Häusern zu bewerben und offen mit meiner Diagnose umzugehen.

Das mit den Gutachten hatte ich beim Zwischengespräch auch angeboten, aber die wollten nicht mal den ganzen Diagnosebrief sehen (wo alles ausführlich dargestellt ist...hatte nur das Deckblatt mitgenommen). Also nix mit Eignungsfeststellung. Pech war dann halt, dass in der ärztlichen Leitung ein Psychiater das Sagen hat, der dann praktischerweise gleich eine Ferndiagnose gestellt hat ohne mich auch nur einmal gesehen zu haben...Frustrierend ist eben, wenn man sich wochenlang auf Station den A**** aufreißt und dann vor die Tür gesetzt wird. Eine 2.Chance auf Station bekam ich garnicht erst und das hatte dann nix mehr mit meiner Leistung zu tun...
Habe nach der Kündigung auch nochmal mir meiner Praxislehrerin gesprochen, und ich hatte wohl von Anfang an keine Chance. Zum Beispiel wurde die JAV hinter meinem Rücken über die Kündigung informiert, obwohl ich eine Woche vorher um ein Gespräch mit der Schülervertretung gebeten hatte. Sollte da eigentlich einen Termin bekommen aber schlussendlich hatte ich keine Möglichkeit, mich zu verteidigen.

Und ich frage mich jetzt, ob und wie ich mich für die März/Aprilklassen bewerben soll. Wenn ich mich um einen Behindertenausweis bemühe, bedeutet das zwar auf dem Papier Gleichstellung, aber das bringt in dem Fall wohl überhaupt nichts und ist vielleicht ein sofortiger Ablehnungsgrund. Und natürlich darf ich jetzt nicht alle über einen Kamm scheren und mich verstecken, aber das ganze macht mir schon Angst...

Ein Gutachten find ich logisch, aber von sich aus wird sowas sicher kein Haus machen und lieber "Gesunde" nehmen. Sollte ich mich vielleicht selbst um ein Gutachten kümmern,vielleicht sogar psychiatrisch, um (hoffentlich) von vornherein die Eignung belegen zu können? Ich meine ich habe vorher ein FSJ in einem Krankenhaus gemacht, und da kam ich sehr gut zurecht, von daher halte ich mich auf jeden Fall geeignet.
 
Hallo!
Also ich kenne in meinem Fachbereich auch EINIGE Mitarbeiter die aufgrund psychiatrischer Erkrankungen behandelt werden, wurden, und dennoch weiter Ihren Beruf ausüben dürfen. In den Fällen wurde der Betriebsarzt gebeten die Berufsfähigkeit zu überprüfen.
Ich kann mir nur schwer vorstellen das es rechtens ist dir einen Ausbildungszugang zu verwehren aufgrund der Diagnose, bzw. fände ich es sehr schade für dich als Betroffenen. Ein Ablehnungsgrund wäre natürlich die Eignung, aber das kann nicht nur an einer Diagnose festgestellt werden.
Es dem Arbeitgeber anfangs zu verschweigen finde ich falsch. Wenn es im Nachhinein ,,herauskommt" ist das Vertrauensverhältnis gänzlich verstört und es könnte Konsequenzen haben, die dann auch für Dich nur einen negativen Ausgang haben könnten. (zusätzliche Enttäuschung z.B.)
Gibt es für dich vielleicht die Möglichkeit sich unter anderem in der Ambulanz zu erkundigen? Es gibt doch mit Sicherheit Anlaufstellen für Betroffene, die dir Auskunft über deine beruflichen Möglichkeiten geben können bzw. dich unterstützen können?
habe das unter www.autismusambulanz-rostock.de gefunden:
Menschen mit Asperger-Syndrom verfügen in den allermeisten Fällen über normale oder sogar überdurchschnittliche Intelligenz. Sie können ein eigenständiges Leben führen. Viele sind berufsfähig oder haben studiert. Das individuelle Leistungsspektrum eines Betroffenen schwankt jedoch oftmals zwischen einerseits nahezu genialen und andererseits unterdurchschnittlichen Fähigkeiten.
Charakteristisch sind ungewöhnliche Spezialinteressen wie das stundenlange faszinierte Beschäftigen mit Zahlenreihen und Statistiken. Menschen mit Asperger-Syndrom verfügen oft über erstaunliche Begabungen auf eng umgrenzten Gebieten. So sind unter ihnen z.B. ausgezeichnete Musiker und geniale Wissenschaftler anzutreffen.
Es fällt auch Menschen mit Asperger-Syndrom schwer, auf ihre Bezugspersonen einzugehen. Sie können deren Wünsche, Bedürfnisse und Gedanken nur sehr schwer erfassen. Immer wieder ecken sie durch auf Missverständnissen beruhende Verhaltensweisen an. Das erschwert es ihnen, soziale Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten.
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Trotz oftmals überdurchschnittlicher Intelligenz fällt es Menschen mit Asperger-Autismus schwer, "zwischen den Zeilen" zu lesen. Sie nehmen Fragen und Aufforderungen wörtlich und verstehen weder Ironie noch Sarkasmus. [/FONT]

Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg alles Gute und das deine Wünsche nach Möglichkeit erfüllt werden!
 
ich glaube nicht, das die Fragestellerin hier über Ihre mögliche Krankheitsgeschichte berichten möchte, ... .

Ich habe den Eindruck, dass die Eigenwahrnehmung, durch den unbedingten Wunsch Krankenschwester zu werden, stark eingeschränkt ist. Es bringt denjenigen nicht weiter, wenn wir alle der Meinung sind, das wird schon.

Ein Hauptproblem dieser Erkrankung ist

Es fällt auch Menschen mit Asperger-Syndrom schwer, auf ihre Bezugspersonen einzugehen. Sie können deren Wünsche, Bedürfnisse und Gedanken nur sehr schwer erfassen. Immer wieder ecken sie durch auf Missverständnissen beruhende Verhaltensweisen an. Das erschwert es ihnen, soziale Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten.

Autismus-Ambulanz Region Rostock

In unserem Beruf sind diese Fähigkeiten aber unabdingbar.

Ich würde empfehlen zu schauen, was es noch an medizinischen Berufen gibt, die nicht einen so nahen Pat.-kontakt erfordern.

Elisabeth
 
(...)
In unserem Beruf sind diese Fähigkeiten aber unabdingbar.
also es gibt genug Leute ohne psychiatrische Diagnose, die das nicht können.
Die mit Diagnose arbeiten wenigstens dran und haben einen Willen zur
Veränderung.

Wenn ich mich um einen Behindertenausweis bemühe, bedeutet das
zwar auf dem Papier Gleichstellung, aber das bringt in dem Fall wohl
überhaupt nichts.
bringt sowieso erst ab 50% was
 

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