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Mausie

Stammgast
Registriert
15.11.2010
Beiträge
248
Ort
Potsdam
Beruf
Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Neonatologie
Hallo zusammen,

bedingt durch eine, wie ich heute weiß, ausgeprägte Koloproktitis durfte ich letzte Woche mal die andere Seite der Medaille kennenlernen und ein paar Tage in der Klinik verbringen. Ursprünglich wollte ich in meinen ehemaligen Ausbildungs- und Arbeitsbetrieb, nachdem ich schon anderthalb Jahre nicht mehr da arbeite, wäre das für mich kein Problem gewesen. Und da fing die Odyssee schon an. Die schickten mich weiter, weil deren Labor seit mehr als 76 Stunden funktionsuntüchtig war und eine Lösung noch nicht absehbar. Ich also wieder Sack und Pack genommen, ins Partnerkrankenhaus in die Innenstadt gewandert. Und was soll ich sagen: ich bin zugegebenermaßen etwas enttäuscht. Vor allem, weil ich weiß, dass ich so nicht arbeite und mich meinen Patienten gegenüber so nicht verhalte.
Angefangen damit, dass ich die Zentralambulanz um 11.13 Uhr erreichte und erst um 14.15 Uhr endlich auf die Station geschickt wurde. Neben der Aufnahme, von der ärztliche Begutachtung, Blutabnahme und Bestandsaufnahme gerade mal 30 Minuten in Anspruch nahmen, saß ich da und wartete. Ach so, und gewartet hab ich auch.
Den Rest des Tages passierte nicht mehr viel, Colo - Vorbereitung ist ja schon ne spaßige Sache, wie ich nun weiß.

Dann die erste Nacht. Ich hatte am Nachmittag schon eine Infusion mit Kaliumzusatz verordnet bekommen, da mein Kalium am Wochenende bedingt durch die vielen Stühle ziemlich abgefallen war. Punkt Nr. 1: bei uns lief keine Infusion mit Kalium OHNE Monitoring. In diesem Krankenhaus schon. Da die Infusion langsam lief, lief sie die ganze Nacht. Um 2 Uhr wurde ich mal wach, sah, dass die Infusion bald durch sein würde und dachte mir nichts dabei. Um 5.30 Uhr wurde ich wieder wach und noch immer hing die vollständig geleerte Infusionsflasche an meinem Zugang. Fühlte sich wohl irgendwie keiner mehr zuständig dafür.

Dann der Tagdienst. Da man ja als übergewichtiger Mensch automatisch an Hypertonie leiden müsste, wurde bei mir eine Blutdruckkontrolle 3x tgl. verordnet. Ihr könnt euch vorstellen, worauf ich hinaus will, die Kontrolle erfolgte morgens beim Aufstehen einmal und danach bis zu meiner Entlassung am nächsten Tag nicht mehr. So viel zum Thema "Umsetzen ärztlicher Anordnungen". Ach so, die Schwester aus dem Frühdienst rammte mir ihr Fieberthermometer ins Ohr, ohne Guten Morgen zu sagen und ohne sich gefälligst mal vorzustellen, schließlich kannten wir uns noch nicht. Für mich ein absolutes Unding!!

Nächster Punkt: Colo - Vorbereitung. Mein Stuhl hatte schon die perfekte wässrige, kamillefarbene Konsistenz angenommen (ich hab in 5 Jahren oft genug selbst Patienten für die Colo vorbereitet). Das sah die Schwester leider anders und drohte mir in ziemlich unwirschem Ton mit Magensonde, Abbruch der Untersuchung, erneutem Prozedere am nächsten Tag etc. Auch wenn bekannt war, dass ich selbst vom Fach bin, hatte ich die Hosen voll. Daher vermisste ich hier nicht nur einen vernünftigen Umgangston, sondern auch jegliches Verständnis und Einfühlungsvermögen. Das gilt auch für die ärztliche Seite, aber gut, da ist das eher nichts neues.

Dann nach der Colo. Natürlich ist man da absolut abgeschossen und ich weiß auch nicht, wie ich ins Zimmer gekommen bin. Um so bedenklicher finde ich es, dass bereits während ich noch sediert war, die Bettgitter entfernt wurden und keiner meinte, dafür zu sorgen, dass die Klingel in meiner greifbaren Nähe liegt. Äh, bitte?????? Ist das jetzt neuerdings so Standard? Ich arbeite seit anderthalb Jahren in der 1:1 - Betreuung, daher bin ich ja für neue Infos immer gerne zu haben.

Ich bin dann alleine aufgestanden, nachdem ich wach wurde, es interessierte ja sowieso niemanden, wie es mir geht. Ich hab auch den ganzen Nachmittag bis zum Abendessen keine Schwester mehr gesehen. Dass keine Vitalzeichenkontrolle mehr erfolgte (trotz Sedierung) dürfte ja klar sein.

Die endoskopierende Ärztin war noch kurz da und teilte mir mit, was sie gesehen hatte. Dabei unter anderem auch, dass es sich möglicherweise um eine CED handeln könnte. Auch wenn ich selbst vom Fach bin, hat mich das echt ein bisschen aus der Bahn gekegelt und ich hab ziemlich viel geheult, telefoniert und wieder geheult. Hatte ich erwähnt, dass ich in dieser Zeit nicht eine einzige Schwester gesehen habe?

Naja, die Nacht war dann unspektakulär. Die Tatsache, dass ich keinen Zugang und somit auch keine infusion mehr benötigte, gab der Nachtschwester genügend Anlass, meine Anwesenheit auf dem Papier zur Kenntnis zu nehmen, gesehen hab ich sie nicht.

Am nächsten Tag passierte auch nicht mehr viel. Ich musste noch anderthalb Stunden in der Funktionsabteilung sitzen und auf das Sono warten. Und dann wartete ich wieder, bis meine Papiere fertig waren und ich nach Hause durfte.

Ich bin wirklich entsetzt. Und es wundert mich jetzt auch nicht mehr, dass unser Berufsstand in der Öffentlichkeit manchmal so verrufen ist. Schließlich ist ein Großteil der Patienten nicht selbst vom Fach und fühlt sich bei derartigen Verhaltensweisen verständlicherweise nicht als Patient, der ernst genommen und dem geholfen wird.
 
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War das wirklich alles so dramatisch?
Angefangen damit, dass ich die Zentralambulanz um 11.13 Uhr erreichte und erst um 14.15 Uhr endlich auf die Station geschickt wurde. Neben der Aufnahme, von der ärztliche Begutachtung, Blutabnahme und Bestandsaufnahme gerade mal 30 Minuten in Anspruch nahmen, saß ich da und wartete. Ach so, und gewartet hab ich auch.
3h ab betreten des Hauses - nicht schön, aber nicht schlimm.
Den Rest des Tages passierte nicht mehr viel, Colo - Vorbereitung ist ja schon ne spaßige Sache, wie ich nun weiß.
was soll auch passieren
Punkt Nr. 1: bei uns lief keine Infusion mit Kalium OHNE Monitoring. In diesem Krankenhaus schon.
Geht, kein Problem. Kommt auf die Dosierung an.
Da die Infusion langsam lief, lief sie die ganze Nacht.
korrekt.
Um 2 Uhr wurde ich mal wach, sah, dass die Infusion bald durch sein würde und dachte mir nichts dabei. Um 5.30 Uhr wurde ich wieder wach und noch immer hing die vollständig geleerte Infusionsflasche an meinem Zugang. Fühlte sich wohl irgendwie keiner mehr zuständig dafür.
Auch nicht tragisch. In den modernen Bestecken läuft nichts zurück. Vllt hatte die Nachtwache wichtigeres zu tun?
Dann der Tagdienst. Da man ja als übergewichtiger Mensch automatisch an Hypertonie leiden müsste, wurde bei mir eine Blutdruckkontrolle 3x tgl. verordnet. Ihr könnt euch vorstellen, worauf ich hinaus will, die Kontrolle erfolgte morgens beim Aufstehen einmal und danach bis zu meiner Entlassung am nächsten Tag nicht mehr. So viel zum Thema "Umsetzen ärztlicher Anordnungen".
Vllt wurde es im Einverständnis abgesetzt. Vllt auch nicht. Hättest du klären müssen oder können.
Ach so, die Schwester aus dem Frühdienst rammte mir ihr Fieberthermometer ins Ohr, ohne Guten Morgen zu sagen und ohne sich gefälligst mal vorzustellen, schließlich kannten wir uns noch nicht.
Joa, nicht OK. Vorstellen sollte sein.
Nächster Punkt: Colo - Vorbereitung. Mein Stuhl hatte schon die perfekte wässrige, kamillefarbene Konsistenz angenommen (ich hab in 5 Jahren oft genug selbst Patienten für die Colo vorbereitet). Das sah die Schwester leider anders und drohte mir in ziemlich unwirschem Ton mit Magensonde, Abbruch der Untersuchung, erneutem Prozedere am nächsten Tag etc. Auch wenn bekannt war, dass ich selbst vom Fach bin, hatte ich die Hosen voll. Daher vermisste ich hier nicht nur einen vernünftigen Umgangston, sondern auch jegliches Verständnis und Einfühlungsvermögen. Das gilt auch für die ärztliche Seite, aber gut, da ist das eher nichts neues.
Na gut, sie hat sicher auch schon viele Colos vorbereitet; hattet ihr eben unterschiedliche Einschätzungen. Empathie? Kann nicht jeder, der Empfänger macht die Nachricht, von daher hast du wohl recht.
Dann nach der Colo. Natürlich ist man da absolut abgeschossen und ich weiß auch nicht, wie ich ins Zimmer gekommen bin. Um so bedenklicher finde ich es, dass bereits während ich noch sediert war, die Bettgitter entfernt wurden und keiner meinte, dafür zu sorgen, dass die Klingel in meiner greifbaren Nähe liegt.
Anscheinend hat man deinen Wachheitszustand falsch eingeschätzt. Sollte nicht passieren
Ich bin dann alleine aufgestanden, nachdem ich wach wurde, es interessierte ja sowieso niemanden, wie es mir geht. Ich hab auch den ganzen Nachmittag bis zum Abendessen keine Schwester mehr gesehen.
Nach Erwachen des Patienten, Vigilanz ob wird oft auch entlassen. Statt Schwester war ja ein Arzt bei dir.
Naja, die Nacht war dann unspektakulär. Die Tatsache, dass ich keinen Zugang und somit auch keine infusion mehr benötigte, gab der Nachtschwester genügend Anlass, meine Anwesenheit auf dem Papier zur Kenntnis zu nehmen, gesehen hab ich sie nicht.
Wärst du ambulant dort gewesen, hätte man dich auch nicht mehr besucht. Vielleicht war abends viel zu tzun, sie hat erst nach dir geschaut als du schon schliefst. Oder warst du die ganze(!) Nacht wach?
Am nächsten Tag passierte auch nicht mehr viel. Ich musste noch anderthalb Stunden in der Funktionsabteilung sitzen und auf das Sono warten. Und dann wartete ich wieder, bis meine Papiere fertig waren und ich nach Hause durfte.
So ist das
 
Naja, "schlimm" beschreibt es nicht unbedingt. Ich weiß, wie ich damit umzugehen hab und ich möchte den Schwestern auch gar nicht absprechen, dass viel zu tun ist. Aber ich finde es bedenklich und gleichzeitig macht es mich ein wenig traurig. So ein Bild sollte der Öffentlichkeit nicht vermittelt werden, zumal ich bezweifle, dass ich da eine Ausnahmepatientin war. Und vor allem ist es fachlich absolut ein Problem, einen sedierten Patienten ungesichert zu verlassen. Alleine mobilisiert hab ich mich letztlich auch deshalb, weil ich die Klingel gar nicht erreicht hätte, um Hilfe dazu zu rufen. Das ist gefährlich! Zumal ich zu diesem Zeitpunkt alleine war und keine Bettnachbarin hatte.
Und ich kann da zwar nur für mich sprechen, aber wenn ich doch weiß, dass ein Arzt mit dem Patienten über so eine Diagnose gesprochen hat, dann hab ich nach meinem Patienten gesehen. Wie es ihm/ihr damit geht, ob noch ungeklärte Fragen sind oder auch einfach, wie der Patient das verpackt. Wie gesagt, auch wenn ich selbst vom Fach bin, aber die Aussicht auf eine CED ist trotzdem erstmal ein Schock, auch einfach deshalb, weil wir ja die Folgeerkrankungen und Probleme kennen. Seit gestern weiß ich, dass es sich nicht bestätigt hat, aber darum geht's nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
"..so ein bild sollte der öffentlichkeit nicht vermittelt werden.."


eben doch, weil genau dass ist die realität in deutschen krankenhäusern...
 
"..so ein bild sollte der öffentlichkeit nicht vermittelt werden.."


eben doch, weil genau dass ist die realität in deutschen krankenhäusern...

Genau. Und je eher die Öffentlichkeit das merkt, desto eher wird sich vielleicht was ändern.
Ich kenne das auch von vielen internistischen oder chirurgischen Stationen. Da ist man als Schwester froh, wenn am Ende der Schicht keiner gestorben ist, bzw man selbst die Schicht überlebt hat.
Das ist genau der Grund, warum ich nicht mehr in der Pflege arbeite und das auch nie mehr möchte....
Solange wir versuchen, dieses Bild von der Öffentlichkeit fernzuhalten, rackern wir uns zu Tode und die Oberen werden keine Notwendigkeit sehen, das System zu überdenken, weil es ja funktioniert. Dass statt der Patienten dann die Schwestern umfallen, ist ja Wurscht. Es gibt ja neue.....
Malu68
 
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Angefangen damit, dass ich die Zentralambulanz um 11.13 Uhr erreichte und erst um 14.15 Uhr endlich auf die Station geschickt wurde.

Das ist doch ein guter Schnitt, bei uns warten Pat. i.d.R auch mal 4-6 Stunden bis sie auf Station kommen. Letztendlich gehen Notfälle immer vor und wir sagen unseren Pat. die länger warten müssen, dass sie dann wenigstens keinen lebensbedrohlichen Zustand haben und noch den Abend erleben :) was man bei den Patienten die gerade vorgezogen werden noch nicht weiß.

Von daher.... dein Erlebnis schildert die täglichen Zustände vieler Kliniken in Deutschland.
 
ich find auch, die Wartezeit ist noch voll im rahmen...
 
Ich sehe in deiner Schilderung das einzige wirkliche Problem nur darin, dass die Klingel nicht erreichbar war. Alles andere wäre jetzt nichts, worüber ich mich beschweren würde.
Beim Kalium kommts drauf an, wieviel in der Infusion war. Aber wenn bei uns alle Kaliumgaben am Monitoring wären, bräuchten wir wahrscheinlich eine 50 Betten IMC o.ä. ...
Bei uns bekommt auch nicht jeder sedierte Patient ein Bettgitter. In der Regel sind sie nach der Endoskopie oder OP soweit fit, dass man sie durchaus nur mit der Klingel in Reichweite ins Zimmer schieben kann. Ausnahmen gibts nur bei alten, desorientierten Patienten, aber das kommt immer auf die Einschätzung vor Ort an.

3 Stunden von der Notaufnahme auf die Station sind nicht unnormal und mancher Patient wäre froh, so schnell die NA verlassen zu können. Da geht es, wie die Vorschreiber schon erwähnt haben, um die Dringlichkeit - Herzinfarkt, Schlaganfall usw. gehen halt vor.

Und so traurig es ist - leider ist meistens auch nicht die Zeit, die Patienten psychisch irgendwie aufzufangen oder nachzufragen. Man ist froh, wenn am Ende der Schicht die Arbeit soweit erledigt ist. Das kann man aber nicht dem Personal vor Ort zum Vorwurf machen, sondern der Personaleinsparung in den Kliniken. Die Pflegekraft auf der Station würde wahrscheinlich auch gern besser pflegen, nur lassen es die Bedingungen vor Ort oftmals halt einfach nicht zu.
 
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Ich war nach Colo/Gastro völlig alleine ohne Überwachung in meinem Bett ohne Bettgitter, nachdem mich ein Freund nach Hause gefahren hat.
 
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Stellen Bettgitter im juristischen Sinne nicht sogar eine Freiheitsberaubung dar?
 
Stellen Bettgitter im juristischen Sinne nicht sogar eine Freiheitsberaubung dar?
Das ist richtig, wobei ich mit der Anmeldung zur Colo unterschrieben habe, dass der Einsatz von Bettgittern während meiner Sedierung erforderlich sein wird und mein Einverständnis vorhanden ist.

Ich bin wirklich ein wenig irritiert über eure Statements. Gut, Wartezeit sehe ich ein, hatte ich wohl noch Glück. Aber alles andere erschreckt mich wirklich, wie selbstverständlich das mittlerweile zu sein scheint. Zumal ich, wie gesagt, von mir anderes behaupten kann. Und ich arbeite jetzt schon 7 Jahre in der Pflege, dabei auch in verschiedenen Häusern und das hab ich so nicht erlebt. Es gibt eigentlich nur einen richtig katastrophalen Dienst, wo vermutlich einiges auf der Strecke geblieben ist und das war in meinem FSJ, als ich mit einem examinierten Pfleger einen Spätdienst auf einer vollbelegten 40 - Betten - Station alleine stemmen musste. Sonst war trotz allem Stress stets Zeit für Zwischenmenschliches und vor allem für einen vernünftigen Umgangston.
 
Und die Dienste in dieser Klinik, in welcher ich war, waren gut besetzt. Bei 30 Betten war der Frühdienst mit 7 Leuten inkl. Servicekraft (davon 3 examinierte Kräfte) und der Spätdienst mit 3 Leuten (davon 2 examinierte Kräfte).
 
Es gibt sicher noch Häuser, wo es besser läuft, aber die Realität ist doch eher anders.
Als Patient sieht man ja nicht hinter die Kulissen, d.h. Du weißt ja nicht, wieviele Pflegefälle sonst noch auf Station lagen. Das da x-Schwestern rumlaufen, heißt ja erstmal gar nichts. Es kommt ja auf das Verhältnis der Schwestern zu Patient und dem damit verbundenen Pflegeaufwand an. Und du hast doch sicher nicht in alle Zimmer geguckt, oder?
 
Was Du erlebt hast ist die Regel, und ich wüsste nicht, warum ich der Öffentlichkeit etwas vormachen sollte.
Du scheinst in den letzten Jahren wenig von der Situation in den Krankenhäusern mitbekommen zu haben, insbesondere das Missverhältnis von Arbeitsaufwand und Personaldichte hat sich massiv zu ungunsten der Pflege verändert.
Ich habe schon 5,5 Stunden in einer Ambulanz gewartet und ich war keine Ausnahme.
Es wäre gut, wenn Du die Realität sehen würdest, anstatt unterschwellige Vorwürfe zu formulieren, zumindest lese ich die aus Deinen Beiträgen.
 
Was Du erlebt hast ist die Regel, und ich wüsste nicht, warum ich der Öffentlichkeit etwas vormachen sollte.
Du scheinst in den letzten Jahren wenig von der Situation in den Krankenhäusern mitbekommen zu haben, insbesondere das Missverhältnis von Arbeitsaufwand und Personaldichte hat sich massiv zu ungunsten der Pflege verändert.
Ich habe schon 5,5 Stunden in einer Ambulanz gewartet und ich war keine Ausnahme.
Es wäre gut, wenn Du die Realität sehen würdest, anstatt unterschwellige Vorwürfe zu formulieren, zumindest lese ich die aus Deinen Beiträgen.
Du hast sicher Recht dass meist nicht genügend Personal für die zu erledigende Arbeit gibt? Ich finde dennoch, dass "Mausie" auch recht hat und berechtigterweise einige Mißstände aufzeigt! Heißt "die Realität anzuerkennen" Probleme nicht benennen zu dürfen. Viele Dinge laufen in Krankenhäusern nicht gut (vorsichtig ausgedrückt)! Wartezeiten bei stationären Aufnahmen haben nicht immer mit Notfällen zutun, manchmal ist es schlicht schlechtes Management. Schlimm finde ich, dass Mißstände nicht mehr als solche benannt werden sollen, weil es Normalität geworden ist. Aber die genannten Dinge sind verbesserungswürdig, wir können es doch nicht ignorieren und als nicht schlimm bezeichnen nur weil es inzwischen fast überall so ist.
Schönen Abend
Ludmilla
 
es sagt doch niemand dass es gut ist, sondern nur, dass es den alltag bzw. die realität wiederspiegelt...
 
Dann sollte man meiner Meinung nach Mausies Kritikpunkte nicht bagatellisieren und als Vorwurf auffassen, sondern benennen dass die Realität (vermeintliche Normalität) verbesserungswürdig ist. Nur weil vielerorts solche Zustände vorherrschen ist es nicht die Norm!
 
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Ludmilla, ich hätte es nicht besser beschreiben können. Ich bin auch total überrascht, dass es tatsächlich so viele Leute in unserem Beruf gibt, die bereits resigniert haben und derartige Zustände als Normalität hinnehmen. Und ich kann aus eigener Erfahrung eben bestätigen, dass es nicht überall so laufen muss. Jetzt arbeite ich gerade mal anderthalb Jahre nicht mehr in der Klinik, so große Veränderungen kann es in dieser Zeit in der Branche nicht gegeben haben, dass man solche Ereignisse als normal bezeichnen kann. Warum darf ich nicht enttäuscht über diese Situation sein? Ich bin nicht bereit, so zu arbeiten und den Dienst einfach nur zu überleben. Und nur so gibt es die Möglichkeit, etwas zu verändern. Wer resigniert, hat verloren.
 
Natürlich sollen die Missstände weder bagatellisiert noch verdeckt werden. Der Ansprechpartner dafür ist aber nicht das Pflegepersonal und ich las in Mausis Beiträgen unterschwellige Vorwürde, dass diese ihre Arbeit schlecht verrichten. Die Realität ist auch, dass nicht beim Pflegepersonal (und auch nicht bei den Ärzten) angesetzt werden muss um die derzeitige Situation in den Krankenhäusern zu verbessern. Und ja, viele resignieren, weil sie nicht mal so einfach aussteigen können. Viele suchen sich neue Arbeitsfelder, respektive studieren. Nicht wenige zerbrechen daran, dass sie ihre Arbeit unter solchen Umständen verrichten müssen. Und die, die bleiben und sich nicht unterkriegen lassen wollen priorisieren ihre Arbeit. Dabei entstsehen dann solche Situationen wie Mausie sie erlebt hat.
Du darfst enttäuscht sein, Du darfst es auch als schlimm empfinden.
Was ist Deine Idee etwas dagegen zu unternehmen?
 
Hallo
Ich war schon sehr oft auf der "anderen Seite". Entweder selbst oder mit Angehörigen. Mal mit lebensbedrohlichem, mal nur ein Knochenbruch.Die Zeit in der Ambulanz finde ich durchaus angemessen. Wer kein akuter Notfall ist und dringend ein Bett braucht kann die Zeit durchaus mal absitzen, bis auf Station ein Bett frei ist. Vielleicht war mit akuten Notfällen so viel zu tun, daß alles andere eben etwas warten mußte. Gegen Langeweile beim Warten gibt es Bücher, denn wer ins Krankenhaus geht hat ja bekanntlich keine anderen wichtigen Terimine. Beim Hausarzt muss ich auch warten ohne Termin. Je nachdem wie hochkonzentriert eine Kalium Infusion ist, kann sie auch frei laufen. Wenn eine Infusion in der Nacht leer läuft und der Patient gut schläft, warum ihn dann wecken nur um abzustöpseln? Wenn er wach ist und es ihn stört, kann er klingeln. Ärzte ordnen öfter Standardmäßig zuviel Blutdruck messen an, als GKP muss ich ja nicht jeden Unsinn mitmachen. Vielleicht wurde es ja auch abgesetzt? Wer fragt bekommt Antworten. Sich vorzustellen gehört selbstverständlich zum guten Ton, vielleicht hatte die GKP den ersten Arbeitstag, sich bereits bei -werweißweivielen-Patienten vorgestellt und es einfach mal vergessen. Dann stelle ich mich halt als erster vor. Wenn ich mich als Krankenschwester geoutet hatte, wurde meist vorausgesetzt dass ich eh alles weiß und es als Patient genauso gelassen sehe wie als GKP. Ist sch... wenn du doch nicht alles weißt und dann auch noch Angst hast. Da hilft nur Fragen und sich bei seinen Lieben ausheulen. In den meisten Häusern die ich so miterlebt habe, durften die Patienten nach einer Untersuchung mit Sedierung, den ersten Rausch im Aufwachraum ausschlafen und kamen dann erst wieder auf Station. Bei einem Patientenbett ist ein Bettgitter da nicht zwingend notwendig, bei einer viel schmaleren Untersuchungsliege schon. Das mit der Glocke geht gar nicht, die muss immer erreichbar sein. Vitalzeichenkontrolle, kommt darauf an wieviel der Patient an Sedierung bekommen hat, wie Alt, welcher Gesundheitszustand, wie lange sediert etc.
Wir haben bei uns auf Station am Tag c.a 8- 10 Gespräche in denen die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt werden.
Der Arzt macht es dann wenn er Zeit hat. Absprachen gibt es nur wenn die Diagnose unheilbar , tödlich etc. lautet, damit eine GKP sich nachher Zeit für den Patienten nehmen kann. Wenn wir jedem Patienten Händchenhalten nur weil er eine unangenehme Diagnose erhält, bräuchten wir dafür eine extra GKP. Eine gute Nachtschwester sieht und hört man nur dann wenn man sie braucht. Ich betrete und verlasse die Zimmer Nachts so leise um niemanden zu wecken, daß es viele Patienten gibt die mich kein einziges mal Nachts gesehen haben. Trotzdem war ich da und hab sie gesehen.
Was mich an den Beschwerden stört, es wird kein einziges Mal hinterfragt -WARUM- ist das jetzt so gelaufen.
War ich Patientin und mich hat was gestört, habe ich es angesprochen. Das einzige Mal wo ich wirklich fast sprachlos war hat eine GKP verbockt. Ich bekam Antibiotika, GKP kam, hing es an, legte den Mandrin aufs Nachtkästchen. Fand ich unapetittlich, aber ist ja mein Blut, war vielleicht im Stress hats vergessen. Gleiche GKP kam wieder, Antibiotika war leer und wollte mit dem Mandrin der am Nachtkästchen lag die Viggo abstöpseln. Ich hab sie daran gehinder und gefragt was das soll, sagt die Gute doch glatt:" Sie bekommen doch Antibiotika, da geht das schon in Ordnung, macht die Bakterien kaputt". Ich habe trotzdem einen sterilen Mandrin gefordert und ihn auch bekommen.
Ich bin weder abgebrüht noch abgestumpft empfinde das Ganze jetzt nicht so dramatisch.
Alesig
 

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