Actimaris Wundspüllösung vs. konventionelle Lösung?

narde2003

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wer verwendet die Actimaris Lösung - quasi das "Fleur de sel" der Wundspüllösungen was den Preis anbelangt und wie sind eure Erfahrungen?
Rechtfertigt die Wirkung den Preis der Lösung?
 
Hilft jetzt nicht weiter:
Höre ich das erste Mal von. Scheint aber ein neues Wundermittel zu sein :gruebel:
 
Schau selbst: ActiMaris® – Wundheilung aus dem MeerIch bin bei Wundermitteln immer sehr vorsichtig, allerdings schwört eine Kollegin auf Actimaris (was für mich nicht heisst, dass es das Non-plus-ultra ist).
 
Hi narde,
kannst Du mir das mit dem hohen ph-Wert erklären?
Ich hab von dem Produkt auch noch nichts gehört oder gesehen(wird sich sicherlich in Bremen ändern..)
 
Na, mein ich ja, neues Wundermittel. Vielleicht ne gute Promotion, wie anno dazumal mit der Fasergeschichte....:spopkorns:
 
Es enthält wohl auch noch Natriumhyperchlorit.
Vielleicht lässt sich der hohe PH-Wert dadurch erklären. In meinen Augen müsste es austrocknend wirken - kann mich da aber auch täuschen.
 
Aus dem Beipackzettel:

7. Nebenwirkungen:
Derzeit nicht bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass sich farbige Textilien nach Kontakt mit ActiMaris®
entfärben können. Bei Kontakt mit Wasser reinigen.

11. Zusammensetzung / technische Angaben:
Aqua purificata, sal maris,oxigenium in statu nascendi

Wieso keimt bei mir der Gedanke auf, das alte Wasserstoffperoxid kommt durch die Hintertür wieder rein und hat sich mit etwas Salz getarnt?
Da bekommt der Begriff "Salz in die Wunde streuen" doch mal wieder eine Bedeutung...
 
Ne, nicht Wasserstoffperoxid - diesmal flapsig ausgedrückt: Chlorbleiche und Fleur de sel um edel zu bleiben: Eau de Labarraque - so heisst es offiziell.
 
Und Wikipedia schreibt zum Eau de Labarraque:
Schon durch Erwärmung oder Sonnenlicht kann es zum Zerfall von Natriumhypochlorit kommen, bei dem unter anderem Chlor, Chlorwasserstoff, Chlordioxid und Sauerstoff freigesetzt werden. Dies ist auch bei der Lagerung des Stoffes zu berücksichtigen.

Hätte ich mal besser in Chemie aufgepasst, as wird ja richtig spannend.... wenn die Spüllösung angewärmt wird :gruebel:
 
Hier mal ein Link zu Actimaris: ActiMaris® – Wundheilung aus dem Meer
Ich bin zwar auch nicht die Leuchte in Chemie gewesen, Physik aber dafür um so besser.
Aber in meinem Hinterkopf ist etwas, das mir noch sagt, dass O1 sehr schnell reagiert und eigentlich nirgendwo so vorkommt, weil er eben eine Bindung eingehen will und dann wird es zu O3 - das wiederum ist Ozon und wirkt schon desinfizierend, du findest es in Dismozon z.B.
 
Wer hätte es gedacht, wie geschickt man böse Wörter in werbewirksam aufgemachten Beipackzetteln vermeiden kann. Für mich steht das Zeug gleich neben Sanyrene- dem Mittel, dass Sauerstoff in die Haut transportieren konnte und damit optimal für die Dekuprophylaxe ist.

Elisabeth
 
Was mir aufgefallen ist- Actimaris ist eine Wundspüllösung und muss ebenso wie z.B. Prontosan 15- 20 Min. einwirken.
Im Praxisalltag sieht es so aus, dass ich selten 20-40 Min. Einwirkdauer abwarten kann (wenn z. B. beide Beine behandelt werden)- aus Zeitgründen, weil entweder das Behandlungszimmer wieder benötigt wird oder der nächste Hausbesuchspatient versorgt werden muss.
Wer kann/darf für einen Verbandwechsel mit An- und Abfahrt sowie Versorgung 1 Std. und mehr veranschlagen?
 
Ich bin hiervon ausgegangen,- nachzulesen in der oben genannten Studie:

"Diese multizentrische Beobachtung sollte darüber Aufschluss geben ob sich die Produkte
zur regelmäßigen Anwendung an Wunden eignen und ob zu bekannten und etablierten
Produkten, explizit zu polihexanidhaltigen Produkten Prallelen, Vor- oder Nachteile
ergeben.
Die Reinigung der Wunde sollte mit Hilfe der Nass-Trocken-Phase nach G.
Kammerlander2 geschehen, die Hautpflege in der Wundumgebung phasen- und
hauttypengerecht1 erfolgen.
Nach Anwendung einer 15-20-minütigen Nassphase waren vorhandene Entzündungszeichen
in der Wundumgebung optisch in gut 20-60% vermindert wahrnehmbar.
Bei übel riechenden Wunden wurden im Schnitt nach knapp 10 Minuten eines nassen
ActiMaris® –Umschlages die Gerüche vollständig eliminiert! Dies konnte bisher von
keiner modernen, keimmindernden Wundspüllösung erreicht werden!"

Dafür steht im Beipackzettel:
Der Verbandwechsel muss wegen der relativ geringen Feuchtigkeitsbindung mindestens täglich, besser
jedoch mehrmals täglich erfolgen.

Wer kann das leisten? Pflegedienst? Hausarztpraxis? Krankenhaus?
 
lol @ natriumhypochlorid ....


es ist werbetechnisch ganz gut aufgemacht - "sauerstoff in statu nascendi" ^^


der grund für den PH dürfte das natriumhypochlorid sein. ich glaube, unter bestimmten umständen entsteht bei einer oxidation mit NaClO atomarer sauerstoff (O1, also quasi in statu nascendi?), dem ja offenbar vom hersteller von "actimaris" das entscheidende wirkpotential zugewiesen wird.

wie und warum - oder ob - dort sauerstoff wirksam ist, ist auch relativ irrelevant -> denn natriumhypochlorit ist halt ein bleichmittel, exakt der "wirkstoff" meines chlor-badreinigers :)
relevant für den hersteller ist wohl, dass "mit sauerstoff und meersalz" einfach viel fluffiger klingt als "plasmaisotonische natriumchloridlösung mit oxidationsmittel auf chlorbasis", denn nichts anderes ist es [vgl: 3% NaCl, 0,2% NaClO lt. packungsbeilage].

ich finde übrigens, dass das nicht ganz uninteressant klingt - keine gasbildungsproblematik wie bei H2O2, wohl weniger aggressiv (auch im hinblick auf granulationsgewebe), lange erfahrung aus der zahnmedizin, konzentration scheint sinnvoll (ist btw. afair doppelt so hoch, wie die von spüllösungen aus der zahnmed.; ich denke, da waren es 0,1%, bin mir aber nicht sehr sicher) - insgesamt klingt das nach dem nicht "so ganz sanften" ansatz: wie ich finde, eine gute sache, wenn die wunde sich entsprechend darstellt.
 
Das ärgerliche an solchen Werbemethoden ist, dass durchaus sinnvolle Ansätze völlig untergehen. Die Bevölkerung mag auf Wundermittel stehen- bei Fachkräften erwarte ich mehr. Wenn ich mir überlege, dass ich das Mittel ohne Hokuspokus drumherum zu einem deutlich geringeren Preis haben kann... .

Elisabeth