Was muss man ändern, damit Pflege wieder Freude macht?

  • Ersteller Ersteller herrkroemer
  • Erstellt am Erstellt am
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
H

herrkroemer

Gast
welche vorschläge habt ihr z.b. zu den punkten:

1. arbeitszeiten flexibler gestalten? muss ein fd immer um 6 uhr beginnen, reicht nicht auch 8 uhr?
2. wie viele schwestern/pfleger/helfer pro schicht sind optimal? sollte jede station mind. ein fsj´ler haben?
3. welche tätigkeiten können z.b. an helfer delegiert werden?
4. stationsablauf, welche tätigkeiten zu welchen uhrzeiten. müssen wirklich alle pat. morgens gewaschen werden oder kann man einige pat.
nicht anbieten abends zu duschen?
5. wie kann das arbeitsklima im team verbessert werden?
6. welches pflegesytem ist das beste oder sollten mal neue erfunden werden?
7. muss um punkt 15uhr immer unbedingt kaffee verteilt werden obwohl es wichtigere dinge zu tun gibt?
8. wie viel dienste am stück sind zumutbar, 12, 10 oder 7? wobei ich für max. 5 am stück bin.
9. wie kann und muss hygiene besser umgesetz werden? z.b. wenn keine spender mit händedes. auf den flur neben den zimmertüren ist,
wird sich automatisch weniger die händedesinfiziert.
10. spart ein essenssaal für mobile pat. zeit ein, anstatt jedem pat. das essen ans bett zu bringen?
11. welche tätigkeit kann in den nachtdienst verlegt werden? im nachtdienst med. stellen oder soll jede schicht der nachfolgenden schicht
die med. stellen?
12. wie sieht die perfekte übergabe aus und wie der perfekte übergabezettel?

uvm...

ich stelle diese fragen, da ich dabei bin ein projekt zu beginnen wo es um optimierungen in der pflege geht, damit man wieder freude am beruf hat. und da hier viele schwestern und pfleger sind die auch gute ideen haben, wollte ich gerne wissen was ihr so für ideen habt. ich brauche die ideen von leuten die direkt an der basis arbeiten und nicht von irgendwelchen studierten flitzpiepen die irgendwas mit wirtschaft studiert haben, aber jedoch noch nie ein krankenhaus von innen gesehen haben!

vielen dank
 
hallo, was ist denn das für ein "Projekt, wo es um Optimierungen in der Pflege" geht? All deine Fragen sind doch schon hunderttausendmal bearbeitet / beantwortet / untersucht worden. Von Leuten an der Basis genauso wie von "Flitzpiepen", deren akademisches und wissenschaftliches Know how ich im Übrigen genauso für unverzichtbar und diese Bezeichnung entsprechend für absolut unpassend und unangebracht halte. Beim Robert-Koch-Institut arbeiten beispielsweise viele von dir so genannte "Flitzpiepen", die u.a. Hygiene-Richtlinien erstellen. Die könntest du doch locker befragen, wenn es um dein "Projekt" geht. Beim Thema "Pflegesysteme" lohnt es sich, Pflegepädagogen oder Pflegewissenschaftler zu befragen. Die "erfinden" manchmal auch neue Pflegesysteme. Du siehst, du wirst an "studierten Flitzpiepen" nicht drum herum kommen. Zum Glück...
 
1. arbeitszeiten flexibler gestalten? muss ein fd immer um 6 uhr beginnen, reicht nicht auch 8 uhr?
Jede Verlagerung der Dienstzeiten nach hinten bedeutet für die anderen Schichten ebenfalls eine Veränderung der Arbeitszeiten: der ND bleibt also mit Übergabe bis 8.30 Uhr...fängt dementsprechend wahrscheinlich auch nicht vor 23 Uhr an, was wiederum Konsequenzen für den Spätdienst hat etc. Sicherlich kann man auch noch entsprechende Zusatzkräfte zu "Stoßzeiten" beschäftigen: also z.B. eine Teilzeitkraft, die von 18-23 Uhr kommt etc. Man wird es nicht pauschal beantworten können, da es sicherlich auch von den Bedarfen der jeweiligen Organisation bzw. deren Patienten abhängig ist.

2. wie viele schwestern/pfleger/helfer pro schicht sind optimal? sollte jede station mind. ein fsj´ler haben?
FSJ`ler gibt es nicht mehr...die heissen jetzt "Bufdis". Ob man einen "haben sollte" ist sicherlich nicht die richtige Frage, eher: haben wir genug zur Verfügung? Den "optimalen" Personalschlüssel kann man nicht pauschalisiert darstellen- auch hier hängt es sicherlich maßgeblich von dem Fachgebiet und den Patienten ab. Es gibt allerdings Untersuchungen, die sich mit aufgewendeten Pflegezeiten beschäftigen.

3. welche tätigkeiten können z.b. an helfer delegiert werden?
Diese Diskussion wird seit Jahren geführt- hier wirst Du genug Literatur (u.a. zur Aufgabenneuverteilung) finden.

4. stationsablauf, welche tätigkeiten zu welchen uhrzeiten. müssen wirklich alle pat. morgens gewaschen werden oder kann man einige pat.
nicht anbieten abends zu duschen?
Auch das ist abhängig von den individuellen Bedürfnissen der Patienten...viele fühlen sich einfach besser, wenn man die Gewohnheit der morgendlichen Körperpflege beibehält. Sicherlich sollte man Gewohnheiten erfragen und - sollte der Wunsch nach abendlichem duschen bestehen- auch so durchführen. Dieses hat dann aber wieder Auswirkungen auf die Personalplanung: man benötig abends mehr Pflegekräfte bzw. muss die AN flexibel nach den jeweiligen Bedarfen der Patienten planen. Dienstwünsche sind dann den Belangen der "Kunden" untergeordnet- ähnlich wie in der ambulanten Pflege.

5. wie kann das arbeitsklima im team verbessert werden?
Sehr pauschale Frage...was ist denn im Argen?

6. welches pflegesytem ist das beste oder sollten mal neue erfunden werden?
Es ist Kontextabhängig- aus welcher Perspektive "das Beste"? GuKP und Patienten favorisieren sicherlich das Primary Nursing; aus Organisationssicht ist die Funktionspflege "am praktischsten". Proklamiert wird in Flyern bzw. Leitbildern meistens die Bereichspflege, wobei in der Realität sicherlich oft eine "bereichsgetarnte Funktionspflege" praktiziert wird- Mischformen sind also häufig. Auch hier spielt die gesamte Arbeitsorganisation eine entscheidende Rolle...

7. muss um punkt 15uhr immer unbedingt kaffee verteilt werden obwohl es wichtigere dinge zu tun gibt?
Was ist wichtiger als der Patient? :anmachen:

8. wie viel dienste am stück sind zumutbar, 12, 10 oder 7? wobei ich für max. 5 am stück bin.
Zumutbar für wen, mit welchem Personalschlüssel, welchen Arbeitszeiten und in welchem Pflegesystem? Der Gesetzgeber legitimiert bis zu 19 Dienste am Stück...üblich sind wahrscheinlich 10-14.

9. wie kann und muss hygiene besser umgesetz werden? z.b. wenn keine spender mit händedes. auf den flur neben den zimmertüren ist,
wird sich automatisch weniger die händedesinfiziert.
Das ist eine bekannte Tatsache!

10. spart ein essenssaal für mobile pat. zeit ein, anstatt jedem pat. das essen ans bett zu bringen?
Setzen ja schon viele Häuser um...

11. welche tätigkeit kann in den nachtdienst verlegt werden? im nachtdienst med. stellen oder soll jede schicht der nachfolgenden schicht
die med. stellen?
Das ist abhängig von den anfallenden Tätigkeiten, den Bedarfen der Patienten sowie dem verfügbaren Personal...

12. wie sieht die perfekte übergabe aus und wie der perfekte übergabezettel?
Definier "perfekt" ...


ich stelle diese fragen, da ich dabei bin ein projekt zu beginnen wo es um optimierungen in der pflege geht, damit man wieder freude am beruf hat. und da hier viele schwestern und pfleger sind die auch gute ideen haben, wollte ich gerne wissen was ihr so für ideen habt. ich brauche die ideen von leuten die direkt an der basis arbeiten und nicht von irgendwelchen studierten flitzpiepen die irgendwas mit wirtschaft studiert haben, aber jedoch noch nie ein krankenhaus von innen gesehen haben!
Auch ich würde Dir raten, erst mal Literatur zu sichten und einen Überblick über den aktuellen Stand der Erkenntnisse zu Deinen Fragen zu erhalten...hol Dir auf jeden Fall Hilfe eines Pflegeakademikers! Im nächsten Schritt musst Du Dich mit Implementierungsstrategien beschäftigen- viele Innovationen werden in der Praxis nicht umgesetzt oder nicht gelebt.
 
Hallo herrkroemer,
ist ja ein interessantes Projekt, das Du da beginnen willst! Wofür tust Du das, was willst Du mit den gesammelten Ideen anfangen?
Anders als meine Vorredner bin ich nicht der Meinung, daß man in jedem Falle Pflegeakademiker mit einbeziehen MUSS. Man kann, aber muß nicht. Ich denke, daß wir durchaus in der Lage sein sollten, ein Projekt auch ohne "studierte Flitzpiepen" durchzuziehen. Machen übrigens viele von uns in ihrem Alltag, durchaus nicht immer schlecht!
 
Allgemein zu verändern sind, (Krankenhaus oder Heim) höhere Personalschlüssel, einheitliche und bessere Bezahlung (egal ob West/Ost), Heim oder Krankenhaus, Überstundenstopp (z.B. nicht mehr wie 50 bei Vollzeit, 100 bei Teilzeit), frühere Rente für Pflegekräfte, mehr Massagen/Krankengym oder einen Privatmasseur:zunge:(das währe toll), mehr Buftis, mehr starke Männer auf Station. Mehr familienfreundlichere Arbeitgeber. Sonst fällt mir momentan nichts mehr ein.
 
weiter geht es mit dem Abspecken der Dokumentation. Nur dort, wo nötig und sinnvoll... Arbeitszeitkonten, die den Mitarbeiter einen gewissen Freiraum bieten. Veranstaltungen, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Fortbildungsurlaub usw....
 
@Lillebrit: Das FSJ gibt es immer noch, in den verschiedensten Bereichen. Vielleicht weniger im Pflegebereich, weil der BuFDi für den Arbeitgeber eventuell kostengünstiger ist.

Zur Dienstbeginn-Frage: Solange Funktionsabteilungen im Krankenhaus (wie OP, Röntgen, Labor, etc.) und Arztpraxen morgens um 8:00 h (statt z.B. um 10:00) starten bzw. öffnen, werden Pflegekräfte weiterhin früh aufstehen müssen, um Patienten entsprechend vorzubereiten, mal abgesehen von der schon angesprochenen Körperpflege. Am Wochenende könnte das anders laufen. Da regeln wir das bei uns flexibel, d.h. je nach Besetzung können ein oder zwei Mitarbeiter deutlich später als 6.00 h anfangen.

Fünf Dienste am Stück sind für mich persönlich tatsächlich ideal. Wenn Dienstpläne individuelle Erholungszeiten vorsehen, dann ist schon viel in Richtung Mitarbeiterbindung erreicht. Dass es nicht immer klappt, ist den meisten verständlich, aber wenn Wünsche im Plan so gar nicht berücksichtigt werden, dann sinkt die Motivation. Die Motivation wiederum ist entscheidend für ein gutes Arbeitsklima, in dem gute Pflegequalität gedeihen kann.

Leider wird immer noch versucht, "das Pferd von hinten aufzuzäumen": Es werden Qualitätsansprüche formuliert, ohne die zur Umsetzung nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Die Voraussetzungen werden aber nicht von der Pflegewissenschaft geschaffen, sondern von unserem aktuellen Krankenversicherungssystem.
 
Wie soll man als Vollzeitkraft maximal fünf Dienste am Stück ableisten, wenn die Patienten nun mal 365 Tage im Jahr rund um die Uhr betreut werden müssen?
 
@Claudia: Mit einer höheren Stundenzahl pro Schicht. 5 Tage oder Nächte am Stück bedeuten ja nicht automatisch von Montag bis Freitag.
 
Das sieht sowieso jeder anders. Der eine will 5 Tage am Stück arbeiten, der andere viele, um ein längeres Frei zu haben. Ist SEHR individuell. Muß doch aus meiner Sicht gar nicht festgelegt werden! Dienstbeginn gestaffelt ist sicher eine gute Möglichkeit, auch gerne in die Nacht hinein, da sind die ND nicht so lang. Unphysiologisch sind sie sowieso...
Wichtig ist auch, genügend Zeit für den Patientenkontakt zu haben.
 
Und das Gesetz hat für alle- nicht nur für die Pflege- verbindliche Vorgaben geschaffen. Man mag es kaum glauben, aber auch in anderen Berufen wird durchaus nicht rumgegammelt. Da wird 8 Stunden stramm gearbeitet und das net selten physisch und/oder psychisch schwerer als so manche Pflegekraft wahr haben will.


Elisabeth
 
Dienstbeginn gestaffelt ist sicher eine gute Möglichkeit, auch gerne in die Nacht hinein, da sind die ND nicht so lang. Unphysiologisch sind sie sowieso...

Hast Du das schon bei Dir im Haus umgesetzt? Drei Viertel der Mitarbeiter werden dich ob der "familienunfreundlichen" Arbeitszeiten fressen. Bei uns hat schon der Spätdienst bis 22.00h (und das ist ja jetzt nicht gerade tiefste Nacht) für Aufstände gesorgt. Ganz abgesehen vom physiologischen Dienstplan mit dem Verbot der Planung von Schaukelschichten. Dass der Arbeitgeber sich um unsere Gesundheit sorgt, gilt als Verbrechen. :verwirrt:
 
Kann ich mir vorstellen, aber nicht nachvollziehen.
Volle Zustimmung zu Deiner Bemerkung, was unsere Veränderungsbereitschaft anbetrifft. Um Himmels Willen bloß alles beim Alten lassen, ja nix ändern... da käme man ja völlig aus seinem Trott...
..:kloppen:
 
Veränderungsbereitschaft ist nun mal limitiert. Es sei denn, wir machen es wie vor über 100 Jahren und stellen nur ledige Personen ohne Kinder ein.


Elisabeth
 
Was würde denn mit mehr Zeit ausschließlich für den Patienten mit den Patienten gemacht werden?

Ich hab es in meiner Klinikzeit leider oft erlebt, dass wenn mal Zeit übrig war, man sich lieber hingesetzt hat und das sogar so begründet hat: Wenn wir schonmal nicht szu tun haben, dann suchen wir uns nicht noch Arbeit.

(Ich hoffe ja, dass das nur so traurige Einzelfälle meiner Laufbahn waren)
 
Was mit dem Patienten gemacht werden soll ? Man spricht mit ihm; lernt ihn, seine Angehörigen und seine Bedürfnisse, seine Sorgen und Nöte besser kennen. So hat man das jedanfalls früher gemacht. Kann mich an solche Stunden gut erinnern! Das waren sogar noch Zeiten, als man selber geputzt, sterilisiert und Verbandsstoffe hergestellt hat. Trotzdem hat es diese guten Gespräche gegeben. An manche Patienten erinnere ich mich heute noch. DAS war ganzheitlich im wahrsten Sinne des Wortes!
 
Die romantisch verklärte Erinnerung der Gutmenschen der Pflege. Es gab sie schon immer- die Kollegen, die sich selbst erhöhen mussten.

Elisabeth
 
Merkwürdig, daß Du das als Selbsterhöhung ansiehst...
 
Elisabeth hat recht. Wofür wird die gewonnene Arbeitszeit genutzt? Kommt die wirklich direkt dem Patienten zugute? Zurzeit findet doch eher ein Umschichten statt - manches zu anderen Zeiten, anderes durch andere Berufsgruppen. Diese Art Anpassung ist auch notwendig, überhaupt keine Frage - nur ist nicht gesagt, dass gewonnene Zeit dem Patienten unmittelbar zur Verfügung steht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen