"Übergabe am Bett"?

M!aren

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07.03.2010
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322
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Ich habe eine neue Stelle in einer geriatrischen Reha angetreten auf der es mir sehr gut gefällt.
Allerdings wundere ich mich sehr über die Gepflogenheiten der Übergabe vom Früh- auf den Spätdienst.
Neuaufnahmen werden im Dienstzimmer besprochen.
Dann geht man mit Akte und Wagen vor die Zimmer und macht da jeweils die Übergabe für die entsprechenden Patienten.
Danach geht man weiter zum nächsten Zimmer.
Bzw noch absurder - heute standen wir an einem Ort im Gang, dort wurde die Übergabe gemacht und dann gings zurück ins Dienstzimmer ???!!!
Auf meine etwas überraschte Fragen nach dem tieferen Sinn dieser Handlung.... bekam ich die Antwort, dies sei wichtig für die Zertifizierung.
In die Zimmer hinein ging man jedoch nicht, weil die Patienten gerade zu dieser Zeit ihre Mittagsruhe halten und fast alle ihr Schläfchen machen. (Was auch stimmt... ich habe es auch schon erlebt, dass die Schwestern des Spätdienstes dann in die Zimmer gingen um zu sagen dass sie jetzt da sind zum Spätdienst und die Patienten wurden oft dadurch geweckt.)

Abgesehen davon halte ich Übergabe im Gang sowieso für äusserst fragwürdig, wenn doch Patienten oder Besucher sich auf dem Gang befinden und gaaanz lange Ohren bekommen...

(Ansonsten ist ja Datenschutz so ein wichtiges Thema, dass ich nicht mal morgens in aller Frühe auf den Wiegezettel an der Waage das Gewicht aufschreiben darf.
Es könnte ja um 6.15 Uhr jemand über den Gang gehen und schauen wer wie viel wiegt... ok aber das gehört hier nicht dazu.)

Was ist der Sinn der sogenannten "Bettübergabe" ?
Ich vermute, dass eigentlich gedacht ist, dass man sozusagen im Beisein des Patienten die Übergabe macht, damit dieser hört was man spricht, informiert ist, sich einschalten kann usw.
Aber ganz ehrlich, würden wir damit unsere Patienten (oft über 90 Jahre alt, manche etwas dement usw ) nicht sehr überfordern ?
Und der Zeitpunkt der Übergabe ist nun mal zur klassischen Mittagsschlafzeit....

Wie wird das bei euch gehandhabt ?
 
Hallo Maren,

der Sinn der "Übergabe am Bett" ist, den Patienten stärker einzubeziehen. Manches erklärt sich auch vor Ort besser, wenn man es direkt zeigen kann, als wenn man es im Dienstzimmer umständlich versucht zu beschreiben.
Gewisse Dinge (wie Befunde, von denen der Patient (noch) nichts erfahren soll), werden natürlich außer Hörweite von jeglichen nicht an der Behandlung beteiligten Personen besprochen.
Auch ist es aufgrund des Datenschutzes üblich, vom Patienten bzw. der Betreuung bei der Aufnahme das Einverständnis oder eben die Ablehnung der Übergabe am Bett einzuholen und zu dokumentieren.
Wenn die sog. "Übergabe am Bett" aber vor der Zimmertüre stattfindet, frage ich mich, was damit bezweckt werden soll bzw. wie das bei einer anstehenden Zertifizierung ankommt...

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Wir haben auch Übergabe am Bett. Wenn wir sehen dass jemand gerade schläft, gehen wir halt weiter. Wir haben Bezugspflegeeinheiten von je 7 Betten, das heisst man macht maximal bei 7 Patienten Visite am Bett.
Bei uns geht es nicht darum, dass man jetzt alles runterleiert (denn lesen kann der Spätdienst ja selbst), sondern dass wir gemeinsam ins Zimmer gehen. Es wird nicht "über" den Patienten gesprochen, sondern mit ihm. Der Frühdienst stellt den Spätdienst vor und übergibt dann dem Patienten das Zepter. Wie geht es ihm? War heute Morgen etwas spezielles? Steht noch wichtiges an? Wünsche für den Abend/die Nacht?
Dann verabschiedet sich den Frühdienst und man geht gemeinsam wieder raus.
Der Spätdienst liest sich dann ein und notiert sich noch eventuelle Fragen, falls aus dem Pflegebericht etwas unklar ist oder der Frühdienst noch nicht fertig dokumentiert hat. Es gibt also höchstens noch eine Besprechung im Stationszimmer, nicht aber vor dem Zimmer.
 

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