Sterbehilfe im Ausland

franzi 82

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Hallo zusammen,

hab letztens einen Bericht über aktive Sterbehilfe im Ausland gesehen , der mich sehr zum Denken gebracht hat.Es ging um eine schwer unheilbare kranke Pat. im Endstadion( Krebs) , die vollkommen orientiert war und aktive Sterbehlife wollte, da sie ein bestimmtes Alter (über65) erreicht hatte und aufgrund ihrer starken körperlichen Einschränkung,Schmerzen, Pflegefall keinen Lebenssinn mehr hatte. Sie ist dann in die Schweiz gefahren zu einen Sterbehaus zum Sterben.(dies ist in Deutschland verboten)
Ich weiss , dass es z.B in der Schweiz erlaubt ist für unheilbare Kranke eine tödliche Dosis an Medikamenten zu besorgen von Ärzten, die Pat. müssen jedoch die tödliche Dosis selbst einnehmen.

In den letzten Jahren ist diese Zahl deutlich zurückgegangen, da es jetzt immer mehr Hospize gibt.

Was denkt ihr über dieses Thema? Ich kann die Gründe der Pat. für Sterbehilfe im Ausland nachvollziehen, aber richtig dafür bin ich auch nicht.
Ein sehr umstrittenes Thema!!
Bin sehr über eure Meinungen gespannt.
Liebe Grüsse Franzi82
 
Hallo Franzi...kleine Bemerkung am Rande: Finalstadium, nicht -stadion, in letzterem wird Sport betrieben ;)

Das IST ein schwieriges Thema und prinzipiell habe ich die Befürchtung, dass man es in dieser Form hier nicht ausreichend beleuchten udn diskutieren kann, zzu vieleStolpersteine, zudem noch die eindeutige Gesetzeslage und das sprichwörtliche dünne Eis.

In allererster Linie bin ich dafür, dass jedem Menschen ein würdiges Sterben ermöglicht wird.
Das heißt, dass er die nötige menschliche Begleitung erhält, ohne Zeitnot des Pflegenden. Das heißt auch, dass er so viel Schmerzmedikation erhäölt, wie er benötigt, um schmerzfrei zu sein. Dass er nicht an Mundtrockenheit leidet, nicht in Ausscheidungen liegt udn nicht mit theraputischen Maßnahmen geplagt wird, die zu nichts mehr führen können, weil der Doktor nicht ertragen kann, dass er nichts mehr ausrichten kann.
Das heißt für mich auch, dass Angehörige betreut werden, mit Gesprächen und Beistand, damit sie es schaffen, gehen zu lassen.

Würden all diese und noch einige andere Dinge, die ich mir vorstellen und wünschen würde, umgesetzt werden können, gäbe es wahrscheinlich weniger Menschen, die sich eine aktive Sterbehilfe wünschen.

Die verbliebenen, dennoch Sterbewilligen darf man allerdings auch nicht ignorieren.
Und wie ich DAZU genau stehe, weiß ich nicht mehr.
War da mal recht aufgeschlossen, habe aber mittlerweile auch recht schlimme Dinge gehört, die mich wanken udn zweifeln lassen.
 
Hallo,

ja, das ist ein heikles Thema, das hier auch ziemliche Wellen geworfen hat. Ich merke, dass ich mit dem Thema selbst nicht so grosse Probleme habe, aber damit wie es hier laut Presse vonstatten ging.
Ich würde zum Beispiel mir nicht diese Organisation aussuchen aus diesen Gründen. Allerdings bin ich auch grundsätzlich skeptisch geworden gegenüber der Presse, da ich mir nicht sicher bin, inwieweit heute noch seriös recherchiert und publiziert wird. - Aber das ist ein anderes Thema.

Ich denke, dass die Entscheidung des Patienten zur Sterbehilfe ebenfalls zur Menschenwürde gehört, da die Entscheidungsfindung auch ein langer Prozess ist der langsam durch das Leiden reift. Und auch eine persönliche Einstellung zum Leben darstellt.

Ich mache mir oft Gedanken zu diesem Thema und habe mir häufig schon überlegt, wie ich reagieren würde, wenn ein naher Angehöriger mit diesem Wunsch auf mich zukäme. Ich denke, wenn ich spüren würde und durch intensive Gespräche darüber überzeugt wäre, dass dies sein wirklich ernsthafter Wunsch wäre, dass ich ihn ohne Gewissensbisse begleiten könnte (nicht selbst organisieren oder durchführen, möchte ich unterstreichen, aber ihn auf seinem Weg begleiten).

Ich weiss aber nicht, ob dies für mich persönlich in so einer Situation der für mich richtige Weg wäre.

Ute S.
 
ich bin gegen aktive Sterbehilfe und glaube auch dass das hierzulande (mit der Euthanasievergangenheit des dritten Reichs) auch nie kommen wird.
Der Ausbau der Schmerztherapie und das Fördern von Palliativstationen ist imho der richtige Weg
 
Ich für meinen Teil würde selbst entscheiden wollen, was ich aushalten will und kann und dann auch nicht vor einem begleiteten Selbstmord zurückschrecken. Ich möchte nicht auf andere engewiesen sein und ein u.U. fürchterliches Leiden nicht bis zuende aushalten wollen. Außerdem habe ich schon lange keine Angst mehr vor dem Tod. Ich kenne viele Nahtoderfahrene und habe mit Patienten über derartige Erlebnisse gesprochen. Denen geht es wie mir...
 
Aktive Sterbehilfe ist aber nicht gleichbedeutend mit assistiertem Suizid. Letzterer ist in Deutschland nicht strafbar.

Du siehst in den Niederlanden, welche Auswüchse die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe haben kann, wenn Du die Büchse der Pandora erst einmal geöffnet hast. Hierzulande schreiben Menschen Patientenverfügungen, weil sie unter bestimmten Umständen keine lebensverlängernden Maßnahmen wünschen - dort gibt es inzwischen Verfügungen, um nicht "totgemacht" zu werden. Die Richtlinien werden häufig unterlaufen, und dann stirbt der Patient eben nicht - wie beim assistierten Suizid - auf seinen eigenen Wunsch hin, sondern auf Wunsch von Arzt, Pflegekräften und auch Angehörigen. Und die Palliativmedizin steckt dort in den Kinderschuhen, weil eine Giftspritze viel, viel billiger ist.

Mir ist klar, dass dies sicher nicht der Wunsch der Befürworter der aktiven Sterbehilfe war und die Legalisierung auch nicht diese Auswüchse haben sollte (zeitgleich mit der Legalisierung wurden finanzielle Ressourcen für den Aufbau der Palliative Care bereitgestellt), aber leider ist dies das unerwünschte Ergebnis.
 
Hey, zusammen,

mal so gefragt: wo ist der Unterschied zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe?
Müssen nicht sowohl bei der aktiven wie bei der passiven Hilfe Menschen aktiv werden und diese Handlungen ausführen bzw. mit ihrer Verantwortung vereinbaren können?
Und wie kommt es heute zu dem überwiegend negativ benutztem Begriff: selbstMORD? Warum nicht wie früher FREItod?
Selbstmord assoziiere ich persönlich eher negativ, denn es hat etwas kriminelles an sich, etwas verbotenes.
Was ist aber so falsch daran, wenn jemand seine FREIE Entscheidung für den Tod trifft, aus welchen Gründen immer und nur für diesen einen Menschen persönlich nachvollziehbar?

Nur so ein paar Fragen dazu... ;-)
 
Die Selbsttötung war auch in unseren Breitengraden lange Zeit eine strafbare Handlung. So wurden beispielsweise in England Personen, die einen Selbsttötungsversuch überlebten, bis Ender der 1950er zum Tode verurteilt.
Daher hat sich der Begriff SelbstMORD eingebürgert und findet sich bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch wieder.

Was übrigens häufig durcheinander gewürfelt wird sind die Begriffe "passive Sterbehilfe" und "assistierter Suizid".
Ersteres bedeutet "nur" dass eine lebenverlängernde Therapie eingestellt oder garnicht erst begonnen wird. Das Sterben also bewusst nicht verhindert wird.

Beim assisterten Suizid stellt man hingegen der sterbewilligen Person die Mittel für einen Suizid zur Verfügung bzw schafft die Vorraussetzungen, die es ermöglichen, dass sich die betreffende Person suizidieren kann.

Davon abzugrenzen wäre noch die indirekte Sterbehilfe.
Diese liegt vor, wenn eine Handlung vollzogen wird, die das Leben verkürzt bzw den Sterbeprozess beschleunigt, aber dieses eben nicht als Ziel hat. Ein Beispiel hierfür wäre die Gabe von Morphin bei Krebspatienten im Endstadium.

Ansonsten lässt sich das Thema Sterbehilfe wie kaum ein zweites Seitenlang diskutieren.
Was mich mal interessieren würde: Wieviele Patienten mit einer unheilbaren Krankheit im Endstadium und einer adäquaten palliativen Versorgung äußern tatsächlich den Wunsch ihr Leben vorzeitig zu beenden?
 
Soweit ich weiß, gibt es da wohl keine verlässlichlichen Daten.
Bei meiner Arbeit habe ich schon viele Menschen erlebt, die diesen Wunsch bei der Aufnahme ins Hospiz äußern. Der größte Teil von ihnen scheint von sich davon im Laufe des Aufenthalts zu distanzieren. Einige wenige wiederholen diesen Wunsch, fürchten sich aber gleichzeitig davor, abends einzuschlafen, weil sie eventuell nicht mehr aufwachen würden - im Schlaf zu sterben, wie es sich die meisten wünschen, ist für diese ambivalenten Patienten auch keine "Lösung". Oft bleiben solche Patienten die ganze Nacht wach und schlafen erst, wenn es draußen dämmert. Im Grunde haben sie furchtbare Angst, und wenn die Angst (auch medikamentös) behandelt wird, vergeht der Sterbewunsch meistens.

Daher stehe ich solchen "Hilfsangeboten" im Ausland skeptisch gegenüber, und, wie Claudia schon beschrieb, kann durch die Legalisierung alles in Schieflage geraten.
Außerdem könnten die meisten Selbsttötungswillige ihren Wunsch auch ohne fremde Hilfe umsetzen. Das klingt etwas befremdlich, aber ebenso befremdlich finde ich es, von anderen zu erwarten oder sogar zu fordern, dass die einen töten. Nur ganz wenige Schwerkranke haben selbst keine Möglichkeit zur Selbsttötung, eine Alternative wäre dann aber die palliative Sedierung. Damit wird auch keiner in Gewissensnöte gebracht.

Buchtip zur Thematik, vor allem auch unter rechtlichen Gesichtspunkten: Wolfgang Putz, Beate Steldinger: Patientenrechte am Ende des Lebens. Beck-Rechtsratgeber im C.H.Beck-Verlag, München. 4. Auflage 2012
 
Und wie kommt es heute zu dem überwiegend negativ benutztem Begriff: selbstMORD? Warum nicht wie früher FREItod?
Selbstmord assoziiere ich persönlich eher negativ, denn es hat etwas kriminelles an sich, etwas verbotenes.
Was ist aber so falsch daran, wenn jemand seine FREIE Entscheidung für den Tod trifft, aus welchen Gründen immer und nur für diesen einen Menschen persönlich nachvollziehbar?

Nur so ein paar Fragen dazu... ;-)

Gute Fragen, Baum.... Ich sehe das auch so, daß außer mir kein Mensch darüber bestimmen sollte, was ich aushalten kann und vor allem MÖCHTE. Und da hilft die gesamte Palliativmedizin auch nicht weiter, denn dabei müßte ich ja auch bis zuletzt durch die Hölle.
 
Dir schreibt auch keiner vor wieviel Du aushalten musst.
Es geht lediglich darum dass Du niemandem vorschreiben / von niemandem verlangen kannst dass er Dich euthanasiert. Außerdem lässt unser Geundgesetz dies nicht zu.
Das macht einen Unterschied!
 
Ich glaube ich habe es in nem anderen Thread geschrieben, aber für mich hat die aktive Sterbehilfe einen sehr bitteren Nachgeschmack so lange die palliative Medizin und Pflege nicht flächendeckend in Deutschland implementiert ist, so dass auch jeder der es möchte entsprechend begleitet werden kann.

Hab grad akut keine Zahlen zu den Palliativpflegebetten, aber mein Opa ist vor ein paar Jährchen während des Wartens auf einen Platz verstorben.
 
Es gibt ja nun doch einige Menschen, die das selbst tun würden, aber nicht mehr können. Und um die geht es. Vorausgesetzt, daß sie einen Arzt haben, der sie unterstützen würde, ist ja in unseren Breiten die Gefahr der Strafbarkeit sehr groß. Das heißt, der Doc würde zwar helfen, setzt aber damit seine Freiheit und weitere Existenz auf's Spiel. Das dürfte die Zahl der Mutigen stark reduzieren.
Apropos Grundgesetz: Recht auf Leben ist ok. Aber die Pflicht zum Leben unter allen Umständen? Von der Drittwirkung der GG mal ganz abgesehen...
Deutscher Bundestag: I. Die Grundrechte
Und zum Thema Euthanasie ein schönes Referat. Euthanasie - Referat, Hausaufgabe, Hausarbeit Vor allem der Anfang ist wichtig im Zusammenhang mit diesem Thread.
 
Der Unterschied zwischen "Du musst leben" und "Ich darf dich nicht töten" ist Dir aber klar, oder?
Es steht erstmal jedem frei sich zu suizidieren. Wer das nichtmehr kann, der muss halt den natürlichen Lauf der Dinge abwarten.
Und ja, die deutsche Vergangenheit in Bezug auf die Euthanasie ist mir bekannt.
 
Der Unterschied zwischen "Du musst leben" und "Ich darf dich nicht töten" ist Dir aber klar, oder?
Nein, natürlich nicht. Den mußt Du mir erstmal erklären.
Es gibt übrigens noch was in diesem Zusammenhang: "Hilf mir, mich selbst zu töten."
 
Es bleibt immer die Möglichkeit, die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme/-zufuhr einzustellen und sich zusätzlich sedieren zu lassen.
 

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