Samstagnacht in der Notaufnahme

narde2003

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Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

Samstagnacht in der internen Notaufnahme, was erwartet mich da?

Wir sind ein Krankenhaus der Maximalversorgung. In unserem Einzugsbereich befindet sich ein Amüsierviertel, einige "all you can drink" Disko's und ein Stadtviertel mit einem hohen Anteil an Sozialschwachen Bürgern.

Die Schichtbesetzung sind 3 Pflegekräfte und 2 Ärzte.
Wir haben 3 Aufnahmeräume - Frauen, Männer und Infektionsaufnahmeraum, sowie ein Akutüberwachungsbereich für 3 Patienten.
Die "Station" verfügt über 2 Ausnüchterungsräume, welche mit Matratzen ausgestattet sind, es haben insgesamt 5 Patienten die Möglichkeit sich von ihrem Alkoholgenuss zu erholen.
11 Betten stehen für Patienten zur Verfügung, die nachts nicht auf die internen Stationen verlegt werden.

Die Samstagnacht war im Vergleich zu den letzten Nächten recht ruhig.
Ich habe meinen Aufnahmeraum - Männer und Akutüberwachung vom Kollegen des Spätdienstes mit nur 4 Patienten übernommen.

Diese Patienten konnten alle nach Abschluss der Diagnostik entlassen werden.

Ein Krankenwagen brachte uns Herrn X mit AZ-Verschlechterung bei Hodginlymphom in Remmision, bis gestern noch sich selbst versorgend, jetzt kaum noch auf Ansprache reagierend.
Herr X wurde nach Diagnostik auf die Intensivstation gebracht.
Während wir noch mit der Versorgung von Herrn X beschäftigt waren, kamen mittels eines Rettungswagen zwei italienische Bürger, die zusammen gefeiert hatten. Beiden ging es sehr "schlecht", da sie sich an selbstgebranntem Grappa gütlich getan hatten. Der Promillegehalt im Blut war nicht sonderlich hoch. Nach Labordiagnostik konnten sie in unseren Ausnüchterungsbereich umziehen.

Eine Zuverlegung aus der Chirurgie brachte uns Herrn Y. mit 4 Promille.
Herr Y war wohl in Folge seines Alkohlgenusses gestürzt und hatte sich ein Subduralhämatom zugezogen und wurde in unserem Überwachungsbereich verlegt, wo er die Nacht verbringen durfte. Herr Y war allerdings der Meinung, dass es ihm gutgeht und er jetzt heimgeht, es fehle ihm nichts, ausser ein Bier. Herr Y wurde von uns davon überzeugt, dass es doch besser ist in seinem Fall bei uns zu bleiben, was er nach kurzer Zeit auch einsah, schliesslich ist er LKW-Fahrer im Ferntransport.

In kurzer Folge kamen dann auch mehrere Patienten mit Herzproblemen, die zum Teil noch in der Nacht eine PTCA bekamen.

Bis zum Morgen waren allerdings mehr Alkoholisierte Patienten bei uns, als Patienten mit internistischen Problemen.

Eine Familie fand, dass ihre Mutter zu früh aus dem Krankenhaus entlassen worden war und brachte die Mutter morgens um 4 Uhr wieder in die Klinik.
Frau A wusste garnicht was ihr geschah, sie hatte keinerlei Atemprobleme.
Unser Versuch Frau A wieder nach hause zu entlassen, scheiterte an den Angehörigen, die nach der Einlieferung von Frau A wieder gefahren sind.
Frau A. hatte leider keine Wohnungsschlüssel mit und in ihrer Wohnung ging keiner ans Telefon, so durfte Frau A. den Rest der Nacht bei uns verbringen.

Um 5.30 kam noch ein junger Lehrer mit hochfieberhaftem Infekt und Exanthem. Der Lehrer wurde in die Infektiologie verlegt - Diagnose Masern.

6.00 kam die Ablöse und die Nacht war vorbei.

Schönen Tag
Narde
 

Bruce

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Dir auch noch einen schönen und erholsamen Tag!:wink:
 

Josephine

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Hallo Narde,

dass war eine ruhige Nacht!? Hut ab, hört sich dennoch nach einer Vollmondnacht an.

Verhalten sich die Patienten, welche zum Ausnüchtern bei euch sind sehr ruhig oder habt ihr mit denen alle Hände voll zu tun?

Viele Grüße
 

narde2003

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Hallo Josephine,

nein, es war keine meiner "Vollmondnächte".

Patienten die bei uns ausschlafen, sind wie alle Patienten in diesem Zustand - manche ruhig und freundlich, andere wiederum haben auch schon alle Steckdosen aus dem Raum gerissen, so dass ein Grossaufgebot an Polizei mit Pfefferspray notwendig war um den Patienten wieder zu beruhigen.

Schönen Tag
Narde
 

Suprarenina

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Narde,
was machst Du denn in der Notaufnahme?
Bist Du etwa fremd gegangen???
:zunge:
( späte Frage...Ich weiß )
 

narde2003

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Ich war auch mal in der Notaufnahme.

Ein Bereich den ich auch sehr spannend fand und der mir neben dem Intensivbereich Spass gemacht hat.

Es waren damals nur einige persönliche Gründe die mich dort weg getrieben haben - zuviele Mütter und daraus folgend 1 Frühdienst im Monat der Rest waren Spät- und Nachtdienste, dafür aber auch halbe freie Wochenenden, da man den Müttern auch nicht zumuten konnte, dass sie ein ganzes WE arbeiten. Ich wiederum war der Meinung, dass auch ich ein Privatleben habe.

Ja, ich weiss ich bin Kinderfeindlich und hätte doch dankbar sein sollen über einen freien Samstag und glücklich mit einem Frühdienst pro Monat...
 

Suprarenina

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Ich empfinde das nicht als kinderfeindlich.
Hat mich jetzt nur interessiert was bzw warum Du in der Notaufnahme warst.
 

dieEv

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Nach einigen Jahren mit Nachtdiensten in der Ambulanz habe ich mittlerweile schon eine still vor sich hin brodelnden Wut auf diese Saufköppe. Man kann sich ja ab und an einen antrinken, aber irgendwann reicht's, dann ****t man sich evtl. aus und legt sich ins Bett, aber diese perverse Massensäuferei ist ein gesellschaftliches Problem, das von aller Welt verharmlost wird!
 

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