Patient reanimiert - wie geht ihr damit hinterher um?

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hallo
wir hatten gestern einen patienten reanimieren muessen. Nun alles gut, pt. auf intensiv und alles unter kontrolle.
aber ich finde das immer sehr stressig und brauche etwas um mich von dem ereignis zu erholen. war gestern nach schicht total aufgedreht.wie geht ihr mit dem schock um hinterher? habt ihr teambesprechungen oder supervision oder so???wuerde gerne euren rat hoeren8)
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Eine Supervision oder ähnliches habe ich im Anschluss an eine Rea noch nie erlebt! Es wird immer gleich wieder zur "Tagesordnung" übergegangen!
 
Das man danach noch aufgedreht ist, ist klar. Physiologischer Vorgang.
Wenn du die Rea besprechen möchtest, oder irgendwelche Ängste hast, oÄ sprich das doch mal mit einem Kollegen oder deinem Praxisanleiter oÄ (weiß nicht ob du Schüler bist) in ner ruhigen Minute an...
 
Nehme an, kein(e) Schüler(in) -> Registered Nurse.

Hmm, da einen Rat zu geben ist imho schwer - wenn Dich etwas belastet, dann würde ich darüber reden, wenn nicht, dann nicht.
Dass man etwas 'aufgedreht' ist, das ist klar .. zumal der Patient ja bislang überlebt zu haben scheint, sprich die CPR erfolgreich war.

Ich denke, wenn man es oft genug gemacht hat, kann man durchaus wieder zur Tagesordnung ( mir geht geht es so, anderen hier im Forum sicher auch ) übergehen ... wenn es ein sehr seltenes Ereignis ist mag es hilfreich sein, es im Team zu reflektieren, Meinungen auszutauschen, etc.

Gruss Cys
 
Kommt immer darauf an, ob die Reanimation erfolgreich war. Erfolgreich, im Sinne von dauerhaft Leben. Wenn es dich belastet frag doch nach ob der Patient es gut überstanden hat. Nur überleben auf einer Intensivstation ist ja noch nicht alles.
Manchmal sieht man so eine Situation ja auch schon kommen und die Möglichkeiten sind begrenzt. Immer schwierig auch heute noch nach 27 Jahren im Berufsleben.
Wir sind eben auch nur Menschen, und das wir mitfühlen zeichnet uns eben aus.
Wir können vielen Patienten helfen, aber leider nicht allen.
Alles Gute LG Bucks
 
Supervision oder ähnliches gibt es bei uns nach einer Reanimation leider auch nicht. Es wird recht schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen. Leider wird bei uns im Team auch nicht viel darüber geredet.
Ich persönlich rede nach einer Rea viel mit meinem Partner darüber. Habe das Glück, dass er eine zeitlang als Sani tätig war und meine Gefühle nachvollziehen kann.
 
He....bin auf einer intensiv tätig und ich kann nur sagen,dass es stark davon abhängig ist wie die CPR verläuft(erfolgreich,strukturierter ablauf ect....) und um was es sich für einen pat handelt!!!
Wir hatten letztens ein 18 jähriges mädel,die wir erfolgreich reanimiert haben und darüber wurde unter den den kollegen auch viel geredet!Wobei bei massiv kranken menschen eher weniger drüber gesprochen wird,weil dies leider gottes die realität ist und wesentlich häufiger vorkommt!!! ich kann dir nur empfehlen mit deinen kollegen das gespräch zu suchen wenn du es für nötig hälst!!
 
hi
oh danke fuer eure vielen antworten :)
Habe mal nachgeforscht wie es patient geht, er lebt noch und stabilissiert sich langsam. ist ansprechbar und nicht beatmet :)
Meiner kollegin mit der ich pt reanimiert habe ging es auch wie mir und wir haben beide ueber das ereigniss geredet. das war gut. Unser team ist ziemlich gut und nun werden verbesserungs techniken diskutiert.
Unsere station ist eine Post op station und wir kriegen patienten sofort nach OP auf die station. also wir haben oft kritische faelle mit AF, tachycardia,schock etc. Aber reanimation ist da schon seltener.
Ich bin seit 3 jahren eine KPK und kann mich normalerwiese gut distanzieren, ist nut bei reanimationen etc. immer etwas anderes,und meine menschliche seite "fuehlt" mit dem pt.

vielen dank nochmal fuer eure ehrlichen erlebnisse:wavey:
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Es ist völlig normal, dass du einen erhöhten Gesprächsbedarf hast. Ich kann dir versichern, dass der innere Druck ständig den Vorfall erzählen zu müssen bald verschwinden wird. Versuch es nicht zu unterdrücken. Das bringt massiven Stress.

Elisabeth
 
Ich bin letzlich selbst zufällig in eine Rea reingeschupst worden,sie ist nicht erfolgreich gewesen...wir haben den Patienten zwar "lebend" nach Intensiv gekarrt,aber aufgrund der etwas längeren Intubationsphase (die der Doc verursacht hat)hat er einen hypoxischen Hirnschaden davon getragen....
Da es für eine Kollegin die erste Rea war,habe ich hinterher sehr lange mit ihr gesprochen und auch am Folgetag.Ich selber habe 7 Jahre auf ITS gearbeitet und habe ein anderes Empfinden,nicht mehr den grossen Redebedarf,aber ich kann gut nachvollziehen,dass die Kollegen etwas "aufarbeiten " wollen und stehe da gern zur Verfügung.Ich finde es auch wichtig,dass so eine Situation reflektiert wird....denn die nächste Rea kommt bestimmt...
 
Guten morgen,

bei uns im Team wird für gewöhnlich jede REA kurz im Team besprochen, unter der Massgabe, was war gut? was können wir verbessern? Wenn darüber hinaus noch Gesprächsbedarf besteht wird dem möglichst zeitnah nachgegangen.

Supersonnige Grüße aus Langenberg

Bernd
 
Oh, das klingt schön, Bernie. Ich denke genauso sollte es ja auch sein, aber leider fehlt entweder die Zeit dafür, oder manche Kollegen verschließen sich aus was auch immer für Gründen für solche Gespräche.

An meiner letzten Arbeit war es (leider) so, dass Notfallsituationen nie besprochen wurden, nur wenn manchen irgendetwas nicht passte, wurde gemeckert, aber auch nicht konstruktiv daran gearbeitet. Lieber über "unfähige Ärzte" herziehen, als eine Situation nachbesprechen.

Allerdings muss ich sagen, dass ich bisher auch kein Bedürfnis hatte, die Situationen gefühlsmäßig aufzuarbeiten, sondern eher, sie fachlich zu evaluieren.
 
Das klappt bei uns wahrscheinlich auch nur deshalb, weil ich ausserhalb des Schichtsystems arbeite und mir diese Zeit für Gespräche freisperren kann. Trotzdem wird auch bei uns immer mal wieder über unfähige Ärzte geschimpft. Im Zuge unserer TÜV-Zertifizierung wurde mit der Nachbesprechung sogar abgegeben, seitdem ist etwas mehr Verständnis für sowas da, in der Geschäftsführung.

Superheisse Grüsse aus Langenberg

Bernie
 
Wir besprechen in der Regel auch nach - aber auch je nach Bedarf.
Ein ausführliches Gespräch wird es dann wenn jemand dabei war, der noch nie reanimiert hatte.
Manchmal ist es auch nur sehr kurz.
Dokumentiert werden die Gespräche nicht.
 
Bei uns wird eigentlich auch weitergemacht auf der Intensiv und dem Notfall. Aber natürlich sprechen wir im Team nochmal darüber. Im Notfall hatten wir einige schlimme Reas, die in einem Pflegefachgespräch besprochen werden. Eben dann als "was können wir verbessern, was ist völlig schief gelaufen... ". Auf den Peripherstationen wird eher weniger darüber gesprochen, obwohl es wahrscheinlich sehr grossen Nutzen hätte wenn man eine *kleine* Besprechungsrunde mit den beteiligten Aerzten und Pflegenden organisieren würde. Auffällig wird es, wenn ein Mitarbeiter immer wieder einen bestimmten Notfall erwähnt, sich nicht von ihm losreissen kann. Dann hat er auf jeden Fall Gesprächsbedarf.

Zum Thema unfähige Docs: das sind auch nur Menschen, die mit denen ich arbeite kommen meist frisch von der Uni oder sind zumindest noch Berufsanfänger. Da ist eine gute Kommunikation wichtig. Ich frage den Doc (nach einer solchen Erfahrung) am Anfang immer kurz ob er schon mal reanimiert hat. Wenn nicht, übernimmt einer von uns meistens die Leitung.
 
Nach einer REA sprechen wir von der Intensiv noch mal mit den Schwestern von Station, was wie abgelaufen ist, einige REA´s mussen aber nachbereitet werden, letztes Jahr am Heiligabend hat sich eine Patientin aus dem Fenster gestürzt, so richtig mit Abschiedsbrief etc.
Wir haben natürlich erst mal die Patientin versorgt und hinterher habe ich mal auf der Station angerufen, die Nachtschwester stand völlig neben sich. Da haben wir schnell noch eine Kollegin aus deren Team angerufen, damit die übernimmt.
Zwei Wochen später stürzt sich wieder ein Patient aus dem Fenster (vorbekannte Depressionen) und danach noch mal eine junge Frau (Borderlinerin) die so unglücklich fiel, dass sie sich das Genick brach.
Nach all diesen Vorfällen berief man eine Supervision und die betroffenen Kollegen konnten mit eine Psychologin sprechen.
 
hallo

ich kenne es aus unserer Ambulanz auch nur so, wenn Gesprächsbedarf besteht, kann man mit Kollegen super reden

frische Kollegen oder Schüler wurden auch direkt befragt oder einer zog sich zu einem Gespräch mit der Schülerin zurück

aber im Laufe der Jahre gibt es solche und solche Reanimationen, ich habe auch Reas mit nach Hause genommen und mein Mann hat sich brav alles angehört, notfalls auch 5 x, er ist zwar weder pflegerisch noch medizinisch vorbelastet, aber auch so kann man sich menschl. Schicksale vorstellen

und auch heute könnte ich gewisse Abläufe bei Kindern oder jungen Menschen noch genau schildern und sehe sie wie einen Film, aber ich denke es ist normal

auch für uns sollte der Tod eines jungen Menschen nie zur Routine gehören und ich kann sehr gut damit leben, das ich an diese Menschen denke.....

was ich als positiv empfinde, bei allen "tragischen" Reas kann ich wenigstens sagen, wir haben alles erdenklich mögliche versucht
ansomsten hätte ich vielleicht ein Problem

und wenn ein 80 jährig. von uns geht, sage ich wirklich überzeugt " Ruhe in Frieden"

denn mein Frieden soll bitte schön in dem Alter auch nicht mehr gestört werden durch irgendwelche hyperaktiven Notärzte

viele Grüsse
Bully
 
Über ein Gespräch nach einer Rea würd ich mich auch mal freuen !!!

Vor drei Wochen hatten wir eine ziemlich heftige Reasituation :
Alle Kollegen sind schon zur Pause gegangen in den Aufenthaltsraum ich bin nochmal schnell zurück in die Küche um die Kaffeekanne zu holen,da seh ich es brennt noch ein Anwesenheitslicht auf Station .... ich denke mir "Hmm hat keiner den Schülen bescheid gesagt??"
ok,ich geh schnell hin....öffne die Tür (beide Schüler stehen am Bett und wollten gerade absaugen) die Schülerin,mit der Absaugung in der Hand, guckt mich an und sagt "Ich glaube irgendwas läuft hier gewaltig schief"
ich bin schnell hin zum Bett GUCKE .... und sage nur "Sch**** der Pat. atmet überhaupt nicht mehr!!!!!!"
Ich also rauf aufs Bett (war so hochgepumpt,dass ich einfach draufgeklettert bin) sage den Schülern,dass sie loslaufen sollen und Hilfe holen müssen! Beide stehen da ganz blass,da hab ich sie einfach angeschrien......dann ist die Schülerin losgelaufen ... ok 2Stroke-Ärzte sind direkt mitgekommen und haben mich abgelöst,sodass ich dann platz für das Rea-Team machen konnte im Zimmer (Bettgalgen weg,mitpat. raus Tisch weg ...etc)


Ich weiß auch,dass hört sich für euch vllt nicht so dramatisch an aber DAS war meine erste Rea! ich hab das nie in der Ausbildung gesehen (nur in der Schule am Dummie geübt) und auch nach der Ausbildung ist mir das auf der Stroke noch nie passiert...

Und dann sagt der Arzt vom Rea-Team nachdem der Pat intubiert war "Tja da hat aber jemand dem Patient schön nen paar Rippen gebrochen...:streit: "

Alles in allem irgendwie blöd gelaufen!!!
 
Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten schon des öfteren reanimiert und dabei vermutlich/ gesichert fast immer Rippen gebrochen. Das soll nach Expertenmeinung durchaus normal sein, also laß Dir keine grauen Haare deswegen wachsen.
Einmal habe ich auch ein Sternum nach ärztlicher Meinung abgerissen. Das ist nicht üblich, bei einer Reanimationsdauer von eindreiviertel Stunde aber erklärlich. (Der Patient hatte auch einen guten Blutdruck.)
 
Und dann sagt der Arzt vom Rea-Team nachdem der Pat intubiert war "Tja da hat aber jemand dem Patient schön nen paar Rippen gebrochen...:streit: "

1. Wer öfter reanimiert, sagt sowas dann sarkastisch - es ist schlichtweg erwünscht/Zeuge einer suffizienten kardialen Kompression, dass Rippen brechen. Die kann man sogar wieder osteosynthieren, wenn überhaupt nötig. Ein Herz nicht, habe ich gehört.

2. Auch ein Sternum kann man neu fixieren, nutzt nix, wenn der Pat. tot ist.

Ich bin Gegner von Pflegekräften/Ärzten, die stolz darauf sind, wie toll sie doch drücken können und dabei aussehen wie Vergewaltiger. Total abartig.

MfG

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