Leert eure Kitteltaschen!

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
...eine Pflasterrolle kann in einer Kitteltasche gar nicht sauber bleiben, selbst wenn man sich ganz viel Mühe gibt und sich die Hände immer korrekt desinfiziert und damit kommt ein Patient direkt in Kontakt ...


Hallo zusammen, ist ja wieder ne lustige Runde!
Jetzt muß ich doch auch mal nachfragen was ihr um Himmels Willen mit eurem Pflaster anstellt damit es direkten Patientenkontakt bekommt.
Ich jedenfalls reiß mir die Streifen vorher ab( bild mir übrigens auch ein daß ich das überwiegend mit desinfizierten Händen tue) und lass die Rolle wieder in der Versenkung verschwinden ohne daß sie den Patienten auch nur entfernt tangiert.
Ich wage auch zu bezweifeln daß das Pflaster aus der Schublade in die ungefähr 137mal am Tag reingegriffen wird wesentlich keimärmer ist als mein "persönliches", aber wenn´s speziell darüber irgendwelche Untersuchungen geben sollte lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
Ein viel größeres Problem hab ich damit, daß ich meine Kulis oft Patienten ausleihen muß um Einwilligungen oder Aufnahmeanträge zu unterschreiben und DAS find ich richtig eklig in manchen Fällen; würd die Kulis manchmal gerne in die Lösung schmeißen aber ich glaub das wär schlecht für´s Schriftbild hinterher...grins...:gruebel:
 
Okay ma guckn was ich so in meinen vielen Taschen hab.

Grundausstattung ist natürlich Kugelschreiber mit verschieden farbigen Minen. In der Regel blau und schwarz für den Nachtdienst.
Dann ein Übergabeblatt, wo ich mir das wichtigste notiert habe, man kann sich ja nicht alles merken :besserwisser:

Außerdem findet man bei mir eine Pupillenleuchte, insbesondere praktisch z.B. nach Stürzen oder im Nachtdienst, wenn es dunkel ist.
Plasterrolle, Handschuhe und natürlich meinen Dienstschlüsse, ohne dem geht auf einer geschlossenen Station nichts.

Dann gelegendlich das mobile Telefon. Und Abends und Nachts den Personennotruf.
Hoffe ich hab nichts vergessen. :P
 
Elisabeth schrieb:
Aus meiner Sicht eine sehr bedenkliche Einstellung. Ist das die neue Sichtweise: nicht ich muss mich ändern sondern die anderen, die Umgebung usw.?
Hab das mit den Zitaten noch nicht so raus, Aber:

Man sollte vielleicht auch mal an die Patienten denken, denn die Zeit, für jeden Gang, den ich extra laufen muss für nen Streifen Leukosilk, der geht von der zeit für die Patienten ab...
Und wenn ich bedenke, dass ich mindestens eine Rolle pro Woche verbrauche...

Finde, man sollte auch nicht päpstlicher als der Paspst sein...:bussis:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Finde, man sollte auch nicht päpstlicher als der Paspst sein...

Wo fängt das an und wo hört es auf? Wenn ein Risiko für den Pat. besteht sollte die Raumorganisation überdacht werden- ergo: eine Veränderung muss vorgenommen werden. Diese Veränderung muss vom Pflegepersonal ausgehen- nicht vom Pat..

Hier trifft derzeit der Satz: Es war so, es ist so und es wird immer so sein.

Elisabeth
 
Wie kann man nur so schamlos übertreiben - Nosokomiale Infektionen durch einen Streifen Pflaster auf der Haut. Na klar, wir sind auch alle Frösche...
(Finde auch irgendwelche Krawattendiskussionen übertrieben, das nur nebenbei)
Hallo Maniac!
Da kann ich mich nur anschließen. Wenn ich bedenke wieviele Utensilien und Gerätschaften im Ambulanzbetrieb von einer Kabine zur nächsten wandern (Sono, EKG, Blutdruckmanschette, Ohrtermometer etc,etc...) dann glaub ich kaum daß MEIN Pflaster mit dem ich z.B. ne Binde fixiere an der Entstehung von nosokomialen Infektionen in irgendeiner Form beteiligt ist.
Sicher gibt´s Dinge die zu optimieren sind, aber ob diese Pflasterdiskussion dazugehört wage ich zu bezweifeln.
LG amabilis
 
Wo fängt das an und wo hört es auf? Wenn ein Risiko für den Pat. besteht....

Elisabeth


Du sprichst von einem "Risiko", sonst hast du doch immer irgendwelche Statistiken oder wissenschaftlich fundierte Abhandlungen um sie zu zitieren. Wir sprechen hier, nur um´s nochmal zu verdeutlichen, über den Unterschied von Leucosilk aus der Schublade und Leucosilk aus der Kitteltasche (...ist das witzig..). Jetzt gilt es also zu eruieren inwieweit sich das Infektionsrisiko eines Patienten erhöht wenn ich seinen Salbenverband am geprellten Knie mit meinem angeblich hochverkeimten Pflaster fixiere. Bin ja mal gespannt ob´s sowas gibt.
Gruß, amabilis
 
Spielen wir mal das andere Spiel genannt Umkehr der Beweislast. Zeige du mir eine Studie die aussagt, dass die Keimbelastung von Gegenständen in der Kitteltasche (wozu ja auch das Leukosilk gehört) zu vernachlässigen ist. Solange diese nicht vorliegt gehe ich von einer Kontamination der diversen Gegenstände in der Tasche aus.

Elisabeth
 
Hallo,

ich hatte zwar schon zu diesem Thread verlinkt, nun will ich mal den Eingangsbeitrag zitieren. Es handelt sich zwar nicht um eine Pflasterrolle, sondern um eine Schere, die bekanntlich aus Edelstahl ist und eine glatte Oberfläche hat.
Die Schere kommt in der Regel auch nicht mit einer Wunde in Kontakt, da wir für das Zuschneiden von Wundmaterialien sterile Instumente verwenden.
Der einzige Unterschied ist also das Material, ansonsten ruht sie auch in der Kitteltasche.

Liebe Grüsse
Narde
Aus der internationalen Fachliteratur
Scheren als potentielle Quelle für nosokomiale Infektionen?

Aus dem Praxisalltag kennen wir die Problematik: In den Kitteltaschen des Pflegepersonals, der Ärzte und Laboranten finden sich häufig Scheren, Pflasterrollen und viele andere Utensilien. Bei diesen Gegenständen fragt man sich oft, ob sie nicht bei der Keimverschleppung eine Rolle spielen. Insbesondere die Angst, dass Scheren, Pflaster, Sucher oder Schreibutensilien die Vehikel der multi-resistenten Erreger sind, konnte bereits in anderen Studien bestätigt werden. Obwohl bis heute noch kein Nachweis erbracht werden konnte, dass Stifte, Stethoskope und andere Gegenstände Ursache für nosokomiale Infektionen waren, konnten andere Gegenstände wie Fieberthermometer durchaus mit Outbreaks von z. B.
C. difficile in Zusammenhang gebracht werden.
Embil und Mitarbeiter untersuchten in einem kanadischen Krankenhaus 232 Scheren von medizinischem Personal. Sie gingen der Frage nach, inwieweit Scheren kontaminiert waren, welche Keime sich darauf nachweisen ließen und ob die Scheren einer regelmäßigen, adäquaten Desinfektion unterzogen wurden. Untersucht wurden die Scheren mittels Abstrich. Nach dem Abstrich wurden die Scheren mit 70% Alkohol desinfiziert und zurückgegeben. Eine randomisierte Stichprobe der desinfizierten Scheren wurde unmittelbar nach Desinfektion abermals untersucht, um die Effektivität der Desinfektion zu prüfen.
Von 232 untersuchten Scheren waren 182 (78.4%) kontaminiert. Kein Wachstum ;fand sich auf 50 Scheren (21.6%).

Die Scheren unterteilten sich in 121 Scheren für den allgemeinen Gebrauch (52%), 85 Scheren von Krankenpflegepersonal (36%), 7 Scheren von Ärzten (3%) sowie Scheren diverser medizinischer Berufsgruppen.
Von den 403 isolierten Mikroorganismen waren 60% koagulase negative Staphylo-kokken, 13% Bacillus species und 7% Mikrokokken. 5% waren 5. aureus, davon kein MRSA. Daneben konnten vereinzelt einige Nosokomialerreger wie Pseudomonas species, Adnetobacter species. Enterobacter species und Enterokokken isoliert werden. Alle Stämme waren relativ sensibel gegen gängige Antibiotika, es konnten keine VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) nachgewiesen werden. Die befragten Personen desinfizierten nur unregelmäßig ihre Scheren. 3% der Pflegepersonen und 14% der Ärzte gaben an, die Schere nach jedem Gebrauch zu desinfizieren.
89% der randomisiert untersuchten, desinfizierten Scheren waren nach Desinfektion ohne Keimwachstum.
Diskussion und Schlussfolgerung der Autoren

Die Studie bestätigt, dass Scheren eine weitere Quelle und Überträger von Mikroorganismen darstellen. In welchem Ausmaß dies zu nosokomialen Infektionen führen kann, wurde bisher nicht quantifiziert. Weitere Studien sind nötig, um die Rolle der Scheren bei Übertragungen und in Outbreaksituationen zu definieren.

Kommentar

Was wir schon immer ahnten, hat sich auch diesmal bestätigt: Scheren sind, wie viele andere Utensilien auch, Keimreser voir und -vehikel für Krankenhauskeime. In der vorliegenden Studie erstaunt die geringe Anzahl multiresistenter Erreger wie MRSA, VRE und gramnegativer Keime. In anderen Studien wurden auf Stethoskopen, auf Kugelschreibern oder Suchern viel häufiger anitbiotikaresistente Problemkeime gefunden.
Embil et al. erwähnten allerdings nicht, welche Art der Händehygiene in ihrem Krankenhaus durchgeführt wird. Wahrscheinlich korrelieren Handkolonisation und Kolonisation von Gegenständen der betreffenden Personen. Es ist wichtig, dass möglichst wenige Utensilien in den Taschen der Medizinalpersonen mitgeführt werden. Wie auch die. Autoren fordern, sollten aufbereitete Instrumente, Pflaster usw. an zentralen Orten bereitgestellt werden. Diese müssen nach jedem Gebrauch adäquat desinfiziert werden. Auf der Intensivstation unserer Klinik hängen zum Beispiel Stethoskope an jedem Patientenbett.


Quelle:Krh.-Hyg. + Inf.verh. 25 Heft 1 (2003):39

Embil JM, Zhanel GG, Plourde PJ, Hoban D.
Scissors: A potential source of nosocomial
Infection. Infect Control Hosp Epidemiol ,
23:147-151(2002).
Referiert von: Christian Conrad, Hygienebeauftragter, Master of Public Health (MPH), Kantonsspital, CH-8208 Schaffhausen.

:
 
Hallo zusammen,

da sich keine neuen fachlichen Einblicke in dem Thema ergeben haben, deute ich dies als den letzten Stand (Zitat von Salomon), somit schliesse ich diesen Thread.
Sollte sich was fachlich neues ergeben, bitte ich dies mir mitzuteilen.

Liebe Grüße Brady
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen