Ich habe mich noch nicht endgültig gegen die Organspende entschieden. Aber ich wehre mich gegen die würdelose Behandlung, wenn nur noch zählt, welche Funktionen wie funktionieren. Der Mensch ist Mensch von Anfang an und bis zum Ende seines Lebens.
An sich würde mich der Gedanke freuen, wenn ich mit meinen Organen todkranken Menschen helfen könnte. Aber was ich anprangere, ist die Verlogenheit, mit der hantiert wird. Der Patient, falls er sich im Vorfeld für eine Organspende entscheidet, und auch seine Angehörigen, müssen folgendes wissen:
Ein Hirntoter ist kein Verstorbener, sondern ein sterbender Mensch. Es ist nicht ausgeschlossen, dass kleine Reste von Hirnzellen noch durchblutet werden (das ist nachgewiesen). Höchstwahrscheinlich hat er keine Empfindungen mehr, doch ist auch dies nicht 100% erwiesen. Deshalb narkotisieren auch viele Anästhesisten die Patienten bei der Organentnahme. Er hat mit Respekt und Würde behandelt zu werden. Dazu gehört auch, dass im OP keine Witze gemacht werden und z.B., dass der Mensch nach der Organentnahme sorgfältig zugenäht und würdevoll behandelt wird. Das ist der Respekt vor einem würdevollen Sterben. Der Respekt vor den Angehörigen, die auf diese Art und Weise sehr erschwert Abschied nehmen müssen. Sie dürfen nicht unter Druck gesetzt werden ("Wenn Sie jetzt hier nicht unterschreiben, dann stirbt wegen Ihnen noch ein Mensch mehr...").
Ein sterbender Mensch ist kein Ersatzteillager, dass man beliebig ausschlachten kann wir ein Tier oder wie ein kaputtes Auto. Er hat meinen Respekt und wird von mir auch noch mit Würde behandelt, wenn er verstorben aus dem OP gefahren wird.
Wenn ich mit dem Wissen um all die Wahrheiten mich trotzdem für eine Organspende entscheide, was für mich vielleicht zutreffen wird, wenn meine Entscheidung endgültig gefallen ist, dann ist das für mich in Ordnung. Aber alles andere ist würdelos und verlogen.
Und wenn man wiederholt derartige Berichte hört und liest, wie Menschen behandelt werden, und selbst hier im Forum erlebt, wie unsensibel mit dem Thema selbst unter den Pflegenden umgegangen wird, dann mag einem die Entscheidung eher schwer fallen. Ich könnte mich eher für eine Organsspende entscheiden, wenn ich wüßte, dass ich bis zu meinem Tod und darüber hinaus anständig behandelt werde.
Und zum Schluß noch die Stellungsnahme eines Professors, der genau das ausdrückt, was ich denke:
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