Erfahrung mit Polyallergikern in der Anästhesie?

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19.05.2007
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1.059
Beruf
Krankenschwester, B.Sc. Health Care Studies
Hallo zusammen!

Ich bin neu hier im Forum und hab mal ne Frage:
Habt ihr Erfahrung mit Polyallergikern in der Anästhesie?
Ich hab das gestern zum ersten Mal erlebt. Die Pat. war auf so gut wie alles allergisch, v. a. Medikamente und Latex.
wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen die uns eingefallen sind: Latexfreie Handschuhe (auch die sterilen), Güdeltuben, Maske und Ambubeutel, wir haben den Kalk gewechselt und auch latexfreie Beutel an Kreisteil und Cicero gehängt. Auf den PDK haben wir auch verzichtet (nachgewiesene Ultracain-Allergie) und keine Medis verwendet, die "Ähnlichkeiten" zu denen aufweisen, auf die sie reagiert. Vor der Einleitung hat sie außerdem Hydrocortison, Tavegil und Tagamet bekommen, eingeleitet haben wir mit Fenta, Propofol und Cisatracurium.

Trotzdem ließ sie sich nach der Intubation nicht beatmen, hatte einen schweren anaphylaktischen Schock.

Bin jetzt überfragt, ob wir vielleicht eine "Latexquelle" übersehen haben:weissnix:
Wenn euch noch was einfällt, gebt bitte bescheid. Bin für jeden Tipp dankbar.

Lieben Gruß und vielen Dank.
Die Anästhesieschwester
 
Hallo Anästhesieschwester,
sind eure Infusionssysteme und Flaschen Latexfrei, auch das Pflaster und Antithrombosestrümpfe enthalten in der Regel Latex.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Narde!

Die Antithrombosestrümpfe könnten vielleicht der Auslöser gewesen sein. Alles andere ist bei uns soweit ich weiß latexfrei (zumindest hat noch nie jemand mit ner Latexallergie drauf reagiert).
Aber das hätte man doch wahrscheinlich schon auf der Statíon merken müssen, die Patientin war nämlich schon 2 Tage da?!:gruebel:

Die Anästhesieschwester
 
Hallo Anästhesieschwester,

häufig ist es üblich, die AE-Strümpfe kurz vor der Fahrt in den OP angezogen, vielleicht waren es diese.
Habt ihr Propofol aus der Stechampulle genommen? Wenn ja, ist der "Stöpsel" latexfrei?
Ich kenne eine Latexallergikerin, die auch auf Handschuhe reagiert, wenn diese nur im Zimmer stehen.

Sonnige Grüsse
Narde
 
narde2003 schrieb:
Habt ihr Propofol aus der Stechampulle genommen? Wenn ja, ist der "Stöpsel" latexfrei?
Du meinst, vielleicht reagiert sie gar nicht so sehr auf die Medis selber, sondern auf deren Ampullenverschlüsse? Also bei Allergikern nur noch Medis aus Brechampullen nehmen... Werd am Mo mal in die Packungsbeilage gucken ob da was zu drinsteht.
Wir dürfen Propofol sowieso nur noch mit Aspirationskanülen aufziehen, weil bei denen ohne Filter hatten wir immer die ganzen gummiteile aus dem Stöpsel in der Spritze. ( Benutzen das Propofol von Fresenius[r]. Mit Lipuro[r] hatten wir das Problem nicht).


Die Anästhesieschwester
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Anästhesieschwester,

ich habe gerade in der Roten-Liste geschaut:
Gummistopfen aus Brombutylkautschuk
Wenn die Patientin gegen diesen Stoff nicht allergisch ist, war es dies wohl eher nicht. Zwischen der Gabe von Propofol und dem Muskelrelaxants habt ihr die VVK gespült nehme ich an, dies verlangt zumindest die Rote-Liste.

Die Muskelrelaxantien Atracurium und Mivacurium
sollten nicht ohne vorheriges Durchspülen
über denselben intravenösen Zugang
wie Propofol 1% (10 mg/1 ml) Fresenius​
verabreicht werden.

Das Suchen von Allergieauslösenden Stoffen ist ein Puzzlespiel, solltet ihr es herausfinden, lass es uns bitte wissen.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo an alle!

Hab ne coole Seite zum Thema Latexallergie entdeckt:

Latexallergie Selbsthilfegruppe LAIV

Lest euch mal das Fallbeispiel durch. Man glaubt gar nicht wo überall Latex drin ist. Bei unserer Pat. könnte das RR-Gerät der Auslöser für die anaphylaktische Reaktion gewesen sein. Wir verwenden die Dinger nämlich als Stauschlauch.



Die Anästhesieschwester
 
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Hallo Anästhesieschwester,

an die RR-Manschetten hätte ich jetzt nicht gedacht, weil unsere vor einigen Jahren auf Latexfreie Produkte umgestellt wurden.

Danke für den Link.

Viel Glück mit solchen Patienten
Schönen Abend
Narde
 
Wenn wir gerade bei dem Thema sind:

Gibt es objektive Anzeichen ( z. B. Laborparameter) des allergischen Schocks?

Es war während meiner Ausbildung in der Psychatrie:

Die Pat. hat nach dem Essen über Juckreiz und Brennen im Mund, Schwindel, Schüttelfrost und Bauchkrämpfe geklagt. RR 110/60, HF 140. Die Laborwertewaren im Großen und Ganzen auch dabei o.B. Durch das Kratzen am Hals und Dekolltee war eine starke Rötung sichtbar. Nach ca. 15 Min. ist sie kollabiert, wobei dies sehr theatralisch aussah. Dann hat sie auf Ansprache nicht reagiert und einen fraglich Krampfanfall bekommen. Sie ist allerdings für Ihre psychotischen Anfälle bekannt. Epilepsie etc. wurden schon mehrfach ausgeschlossen.
Wir waren alle seht irritiert, da keinerlei objektive Anzeichen für einen anaphylakischen Schock sprachen, die nicht durch Hysterie verursacht sein konnten. Wir hätten zumindest eine Erhöhung der basophilen Granulozyten o. ä. erwartet. Gibt es Kriterien, die einen allergischen Schock von einem psychischen Anfall unterscheiden können ?
Lt. Notarzt war es ein allergischer Schock. Aber wie kann er das genau sagen? :-?
 
... eingeleitet haben wir mit Fenta, Propofol und Cisatracurium.

Trotzdem ließ sie sich nach der Intubation nicht beatmen, hatte einen schweren anaphylaktischen Schock.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass dieser Pat. einen psychogenen anaphylakt. Schock hatte.

Elisabeth
 
Nein, ich meinte auch nicht den beschriebenen Fall. Ich wollte unabhängig davon wissen, ob es objektive Zeichen gibt, die nicht simuliert werden können.
Der Fall, den ich erlebt habe, war während meiner Ausbildung in der Psychiatrie.
 
Hallo zusammen!

Ich bin neu hier im Forum und hab mal ne Frage:
Habt ihr Erfahrung mit Polyallergikern in der Anästhesie?
Ich hab das gestern zum ersten Mal erlebt. Die Pat. war auf so gut wie alles allergisch, v. a. Medikamente und Latex.
wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen die uns eingefallen sind: Latexfreie Handschuhe (auch die sterilen), Güdeltuben, Maske und Ambubeutel, wir haben den Kalk gewechselt und auch latexfreie Beutel an Kreisteil und Cicero gehängt. Auf den PDK haben wir auch verzichtet (nachgewiesene Ultracain-Allergie) und keine Medis verwendet, die "Ähnlichkeiten" zu denen aufweisen, auf die sie reagiert. Vor der Einleitung hat sie außerdem Hydrocortison, Tavegil und Tagamet bekommen, eingeleitet haben wir mit Fenta, Propofol und Cisatracurium.

Trotzdem ließ sie sich nach der Intubation nicht beatmen, hatte einen schweren anaphylaktischen Schock.

Bin jetzt überfragt, ob wir vielleicht eine "Latexquelle" übersehen haben:weissnix:
Wenn euch noch was einfällt, gebt bitte bescheid. Bin für jeden Tipp dankbar.

Lieben Gruß und vielen Dank.
Die Anästhesieschwester



hallo!


latexfreie beutel??? habt ihr auch latexfreie schläche verwendet?? waren wirklich alle schleuche am cicero latexfrei?

war der guedel tubus vielleicht steril aber nicht latexfrei?? habt ihr wirklich alle latexhaltigen materialien aus dem op entfernt?

hat die instrumentenschwester vielleicht etwas latexhaltiges verwendet? ( meiner erkenntnis nach nehmen es die intrrumentenschwestern oft nicht so eng mit der latexallergie ;-) )

RR Manschetten wie schon gesagt sind auch meist eine quelle....

habt ihr eigentlich auch eine latex-arbeitsgruppe?
wir haben einen latex-arbeitsgruppe die sich mit solchen themen auseinandersetzt und standards erstellt ........

viel glück beim nächsten mal!
 
Hallo Krankeschwesta,

in meinem 1. Beitrag kam nicht rüber, dass wir auch die Schläuche gewechselt haben. Hab ihn grad selber noch mal gelesen. Wir haben extra blaue Schläuche, damit man sie von denen mit Latex (weiß) unterscheiden kann.
Der Güdel war auch latexfrei.
Alle latexhaltigen Materialien aus der Einleitung und dem Saal zu entfernen ist bei uns wohl nicht üblich. Hab das mal vorgeschlagen, die Kollegen haben sich kaputt gelacht:x. Die Handschuhe werden in ihrer Halterung einfach umgedreht, damit niemand sie benutzt, und latexfreie (auch blaue) Handschuhe werden in die Räume gestellt.
Es ist im Nachhinein echt schwer die genaue Ursache rauszufinden...:gruebel:
 
Hallo,

habt Ihr auch an einen Latexfreien Mundschutz und Op - Haube gedacht?
Müßen nähmlich auch Latexfrei sein und werden immer gerne wieder vergeßen.
Viele Grüße:schlafen:
 
Hallo klywalda,

ich hab noch nie gehört dass es Hauben mit Latex gibt:eek1:
Wie sollen die denn aussehen??? Und dann müssten die Kollegen mit ner Latexallergie ja eigentlich andere tragen...

Ich kenne nur diese papierähnlichen Teile die ständig zerreißen...


Und Mundschutz... naja, da haben wir die üblichen. Einmal normal und einmal mit ner speziellen Beschichtung am Nasensteg. Muss morgen mal nachlesen ob da Latex drin ist. Kann´s mir aber ehrlich gesagt net vorstellen. Aber ich lass mich ja immer gern eines besseren belehren!

Gruß

Die Anästhesieschwester
 
Hallo Anästhesieschwester,

bei den Hauben kann der Gummizug Latex enthalten, allerdings sind die meisten angebotenen Hauben Latexfrei, Mundschutz meist auch, vor allem wenn es der zum Binden ist.

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Hallo,

ich gehe mal davon aus dass wir nur die latexfreien Produkte haben, weil die Kollegen mit Latexallergie tragen die gleichen Hauben/Mundschutz wie der Rest. Allerdings haben sie andere Handschuhe.
Werde morgen aber trotzdem mal einen Blick auf die Packungen werfen, wer weiß ob wir nicht mal wieder einen Patienten haben der "auf alles" so stark allergisch reagiert!
Vielen Dank für den Hinweis!

Die Anästhesieschwester
 

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