EKG richtig lesen und interpretieren?

HuHiHum

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Ich werde bald bei uns im Haus in die Notaufnahme wechseln, unter anderem versorgen wir auch Infarkte, und ich bin jetzt relativ neu in der Pflege, habe meine Ausbildung erst letztes Jahr beendet.
Ich möchte mich privat gerne mit dem Thema EKG befassen, aber ich würde gerne wissen, worauf es im Notfall ankommt. Das ganze Thema war mir immer schon sehr komplex, aber gibt es irgendwo was verständliches, worauf man zu achten hat? Ich weiss, das das Thema unheimlich in die Tiefe geht. Aber ich hatte schon immer Probleme
und Schwierigkeiten, es zu verstehen. Und ich muss es ja auch bald machen.
Kann mir jemand sagen der sich gut damit auskennt, worauf ich da zu achten habe? Gerade wenn der RTW reinkommt mit einem Infarktpatienten und wo es dann
schnell gehen muss?

Vielen Dank
 
Du solltest in der Lage sein ein 12-Kanal-EKG korrekt (!) anlegen zu können, da scheitert es schon oftmals bei vielen Pflegekräften, das Wissen um ein paar erweiterte Ableitungen schadet sicherlich auch nicht (rechtsventrikuläre Beteiligung bei Hinterwandinfarkt? V7-V9, etc.). Das interpretieren ist primär mal nicht dein Job, wenn du es trotzdem kannst dann umso besser, da du oft der erste sein wirst der Patientenkontakt hat und als erstes das EKG sieht... Da kann man schon was reißen wenn man die Materie versteht.

Bzgl. Therapie empfehle ich dir den Bradykardie/Tachykardie Algorithmus der ILCOR bzw. ERC, findest du problemlos im Internet, z.B. beim GRC (German Resuscitation Council). ACS Leitlinie gibts bei der DGK.

Versuche EKG zu verstehen, nicht auswendig lernen, dann läuft es von alleine.. - braucht etwas Zeit aber dann läuft's irgendwann und macht sogar Spass ;)
 
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Wir haben ein supermodernes EGK, das auch gleich analysiert und das Ergebnis ausdruckt, sodass man im Groben gleich sieht, was ansteht (so geschehen bei uns am Samstag, als dieses EKG "Infarkt" anzeigte, ich den Herrn Doktor rief, welcher mitnichten kam, erst nach Druck und Drohungen unsererseits...jetzt hat er eine Gefährdungsanzeige am Hals, zumal der Patient anschliessend auf der Intensivstation landete...)
 
@Sosylos Das wissen wir schon, und wir haben Übung im "Vorinterpretieren", denn wir machen das dauernd, und wenn zudem das Troponin bei 1000 liegt, wissen wir schon, wir sind auf der richtigen Fährte...Und es kommt natürlich auch immer auf den symptomatischen Kontext an, der in diesem Fall auch übereinstimmte (weshalb wir das EKG ja überhaupt erst machten, dazu brauchen wir hier keine ärztliche Anordnung, denn wir sind ja "ambulant", und wenn bei uns ein Patient so reinkommt wie der bezeichnete leiten wir die Erstmassnahmen ein, während wir den Arzt rufen).

@HuHiHum Mach Dir keinen Kopf, lern, wie schon gesagt, das EKG richtig anzulegen und halt es dann dem Arzt unter die Nase. die korrekte Interpretation ist erst mal seine Sache, die "Feinheiten" Deinerseits kommen mit der Erfahrung. Keep cool.
 
Es wäre einfach hilfreich, die Ableitungen richtig aufzukleben, weil da unfassbar viel Mist bei gemacht wird. Wenn dann richtig gemessen wurde, dann solltest du zumindest Veränderungen zu einem normalen EKG erkennen können. Was es genau ist, das musst du dann ja nicht können.

Das Buch "EKG-Kurs für Isabel" oder YT Videos können da ganz gut helfen.
 
Erstmal vielen Dank für eure Beiträge. Das hilft mir erstmal weiter. Mir hat nun jemand gesagt, es wäre wichtig, auch auf
T-Negativierungen zu achten in entsprechenden Ableitungen. Betrifft die Lokalisation, ob es jetzt ein Hinterwandinfarkt, ein Vorderwandinfarkt wäre oder ein Seiteninfarkt?
 
Nein, ein negatives T kann (!) ein Zeichen für eine Ischämie sein, muss aber nicht. Kann auch physiologisch sein und diverse andere Gründe haben. Unterschieden wird dann nochmal in präterminal und terminal negatives T. Alles recht unspezifisch.

Die Ableitung bestimmt die infarktlokalisation nicht die T-Welle.

Einen Hinterwandinfarkt siehst du in Ableitung II, III, aVF, hier ist in der Regel die RCA verschlossen und du hast häufig noch einen AV-Block dabei, da die RCA eben u.a. auch den AV-Knoten versorgt. Bei einem HWI gehören die rechtsventrikulären Ableitungen dazu um zu sehen ob der re. Ventrikel betroffen ist, dann wäre widerum Nitro kontraindiziert und bei einem RR-Abfall Volumen zur Vorlaststeigerung angezeigt... - nur so nebenbei ;)

Einen Vorderwandinfarkt siehst du in V1-V6. Bei Senkungen in V1-V4 musst du V7-V9 Mitschreiben um zu schauen ob es sich um einen strikt posterioren Infarkt handelt.

Seitenwandinfarkt je nach Seite unterschiedliche Ableitungen.

Puuuhhh ganz schön viel??? Richtig...
Deswegen fang klein an. Wie sieht ein Sinusrhythmus aus, wie heißen die einzelnen wellen, welche Aussagekraft haben die Wellen. Dann geh weiter und lerne die Zeiten und wenn du das tip top beherrscht fang erst mit dem pathologischen EKG an, sonst wird das nix.

Es bringt nix wenn du was über T-Negativierungen lernst aber gar nicht so richtig weißt was die T-Welle bedeutet.

EKG macht Sinn, wenn man kapiert und nicht stupide auswendig lernt.

Ich empfehle dir ein EKG-Lineal, zum Befunden unabdingbar und erleichtert erheblich die Arbeit und das EKG Buch von Ralf Schnelle, toll erklärt und Ideal für Einsteiger...
 

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