Darf man sich weigern Patienten zu versorgen?

gewitterhexle

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amb. Pflege
Darf man sich weigern einen Patienten (weiterhin) zu versorgen und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Ich bin seit 26 Jahren im Beruf, die letzten 5 in der amb. Pflege - so schnell kann mich nichts erschüttern ;) - und nun ist es passiert: es gibt massive Probleme mit der Familie eines Patienten.

Meine Bitte um Versetzung in eine andere Tour (oder Umstellung der bisherigen) wurde von der PDL mit "Wir wissen doch alle, wie die ticken - nehmen Sie das doch nicht so ernst." beantwortet :(
Leider kann ich das Ganze nicht (mehr) auf die leichte Schulter nehmen und stelle fest, dass es mich regelrecht krank (Bauchschmerzen, Kreislaufprobleme) macht.
Trotzdem muss ich immer wieder dort hin: 2 x 45 min pro Schicht!
 
Hallo gewitterhexle,
wenn es dabei nicht unbedingt zu Handgreiflichkeiten kommt oder zu Beleidigungen, welche unter die Gürtellinie gehen......
Bitte doch nochmals um ein Gespräch zwischen Deiner PDL und den Angehöhrigen! Er muss sich darum kümmern, ansonsten geh zur Mitarbeitervertretung. Kommt immer drauf an, alles muss man sich nicht gefallen lassen. Viel Glück kiki
 
Der letzte Vorwurf, den diese Familie mir offiziell (und schriftlich!) gemacht hat, hieß Urkundenfälschung!!!

Zu meinem Glück haben sie sich dabei so ungeschickt angestellt, dass jeder, der sich einigermaßen auskennt, auf einen Blick sieht, dass das absoluter Quatsch ist.

Fragt sich nur, was passiert, wenn sie beim nächsten Mal geschickter vorgehen :eek1:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Pflegerin in Rostock getötet - Patient festgenommen

In Rostock hat ein Patient am Donnerstagabend offenbar die Mitarbeiterin eines privaten Pflegedienstes getötet. Der 68-Jährige wurde direkt nach der Tat festgenommen und am Freitag in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der 68-Jährige zeige psychische Auffälligkeiten, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann am Freitag. Er sei schon zuvor als "problematisch" eingestuft worden, so Lückemann in einem Gespräch mit NDR 1 Radio MV.

Mit dem Brotmesser angegriffen
Nach Angaben Lückemanns hat die 47-Jährige den Mann am späten Donnerstagnachmittag in dessen Wohnung im Stadtteil Toitenwinkel aufgesucht, um ihm eine Injektion zu verpassen. Der Patient soll die Frau unmittelbar nach ihrem Eintreffen mit einem Brotmesser angegriffen und ihr mindestens acht Stiche in Bauch und Brustkorb versetzt haben. Es war dem Opfer noch gelungen, die Wohnung zu verlassen. Sie brach jedoch vor dem Haus zusammen und starb. Der Mann habe die Tat in einem akut psychotischen Zustand begangen, sagte Lückemann. Er hat sich bisher noch nicht zu den Vorgängen geäußert.

Stand: 22.08.2008 14:55
NDR Online - Nachrichten - Mecklenburg-Vorpommern- Pflegerin in Rostock getötet - Patient festgenommen

Am Donnerstag hat der Prozess begonnen. Dabei wurde deutlich, dass der Pflegedienst nur unzureichende kenntnisse über die Gefährlichkeit der Situation hatte. Der behandelnde neurologe und der Betreuer hatten einen Pflegedienstwechsel veranlasst, nachdem dieser sich von dem Erkrankten bedroht fühlte und die Versorgung abgelehnt hatte. Es liegt nahe, dass man beim Wechsel dem neuen Pflegedienst wohl nur sparsam Auskunft über die Erkrankung gegeben hat um nicht wieder die Versorgung zu riskieren.

Elisabeth
 
Die PDL sollte Stellung beziehen. Und der Familie klare ansagen machen.

Wir haben bereits Patienten nahe gelegt sich einen neuen Pflegedienst zu suchen da durch ähnliche vorwürfe keine basis mehr gesehen haben die Pflegebeziehung aufrecht zu erhalten.
 
Wir haben bereits Patienten nahe gelegt sich einen neuen Pflegedienst zu suchen

ich denke ganz so einfach ist es nicht in jedem pflegedienst.
viele sind abhängig von jedem klienten den sie haben und versuchen demnach jeden zu halten.
wir selber haben auch schon einen klienten gekündigt, da er für manche mitarbeiter psychisch nicht mehr zu "ertragen" war und in vielen gesprächen mit klient-angehörige-mitarbeiter von klientenseite keine einsicht kam.
lg:nurse:
 
Was mir dazu einfällt: Könnte Dir nicht ein Arbeitsmediziner bescheinigen, dass bei der Weiterversorgung dieses Patienten Deine Gesundheit beeinträchtigt ist und schon psychosomatische Reaktionen aufgetreten sind? Dann müßte Deine Chefin doch einlenken!
Am besten fährt man zu solchen Patienten zu zweit, dann hat man immer einen Zeugen dabei.
Also ich denke nicht, dass Du das hinnehmen mußt.
 
zu zweit ist in der amb. pflege nicht immer so einfach ! man kann wirklich froh sein, wenn (wie bei uns) der chef zu den mitarbeitern steht und die ihm wichtiger sind als ein "problempatient" und er versucht einen weg und eine lösung zu finden.
 
Ich meine auch, daß eine Versorgung durch zwei Pflegekräfte wesentlich zu einer besseren Beurteilung der Situation führen kann. Am Besten solltest Du gleich mal die Leitung (-svertretung) nötigen, Dich dorthin zu begleiten. Ich habe ähnliche, nicht ganz so schwere, Probleme mit einem Ehepaar, in dem die demente Frau nun, nach dem Apoplex des zuvor führenden Mannes, völlig überfordert ist und viele Situationen falsch deutet und haltlose Anschuldigungen erhebt. Viele meiner Kollegen werden dort nicht hingeschickt, weil von Leitungsseite her bekannt ist, wie es läuft und daher habe ich eine Art Rückendeckung, falls es mal richtig hart wird. Ganz klar: Die Leitung muss mitgehen, um sich ein korrektes Bild machen zu können. Und wenn´s dennoch nicht läuft, knallhart den Einsatz ablehnen.
 

Das Urteil ist mittlerweile ergangen. Bedenklich finde ich, das sich meine Vermutung wohl bestätigt hat.

... Gleichzeitig kritisierte der Vorsitzende Richter erhebliche Mängel in der Kommunikation zwischen behandelnden Ärzten, dem sozialpsychiatrischen Dienst der Hansestadt und dem Pflegedienst. So habe die behandelnde Nervenärztin ein Medikament zur Behandlung von Psychosen verordnet, ohne den Patienten gesehen zu haben. Eine Untersuchung auf Verträglichkeit mit anderen Medikamenten, die der Patient schon einnehmen musste, habe es auch nicht gegeben. "Aus Sicht der Kammer handelt es sich um kollektives Versagen der teilnehmenden Personen", betonte Richter Peter Goebels.

Laut Gericht hatte der zuständige Arzt des sozialpsychiatrischen Dienstes nichts vom aggressiven Auftreten des Angeklagten gegenüber Pflegedienstmitarbeitern gewusst, obwohl es im Gesundheitsamt bekannt gewesen sei. Zu einer möglichen Zwangseinlieferung des Mannes sei es somit nicht gekommen. Stattdessen sei der Pflegedienst gewechselt worden. Dessen Leitung wiederum habe es versäumt, seine Mitarbeiter hinreichend aufzuklären.
Pflegerin im Wahn getötet - svz.de


Elisabeth
 
Also ganz ehrlich, du solltest nochmal mit der PDL reden, denn das hilft deinem Arbeitgeber nicht, dem Pat. und Angehörigen nicht, und dir schon gleich gar nicht. Früher oder später liegst du krank im Bett. Wirst gesund und die Show geht wieder von vorn los. Ein Teufelskreis
 
Hallo zusammen!

Auch ich stelle mir diese Frage!
Darf ich mich weigern eine Patientin zu versorgen, die bestimmt, wie die Pflege zu verlaufen hat.
Sie sagt an, wie die Grund- und Behandlungspflege durchzuführen ist!!!
Der Pflegedienstleiter sagt, dass Alles was die Patientin wünscht, auch so erledigt werden MUSS."Kunde ist König"
Selbst dann, wenn das was die Patientin verlangt, ihre Gesundheit noch mehr gefährden kann!!
Mir gehen sehr viele Fragen durch den Kopf und ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir einen Ratschlag geben könntet.
Ich hatte bis jetzt nur eine "Einarbeitung" bei dieser Patientin, muss aber ab Donnerstag, diese Patientin "pflegen".
Kann die Patientin "Alles" von mir verlangen, auch wenn es meine Berufsethik verletzt?
Kann mein AG von mir verlangen, dass ich alle Patientenwünsche erfülle, selbst wenn es gegen meine Berufsethik verstösst?
Wie verhalte ich mich richtig?
Ich trage für mein Handeln die Verantwortung und werde zur Verantwortung gezogen, wenn ich keine korrekte Pflege durchführe.
Ich würde mich sehr über Eure Antworten freuen.

Liebe Grüsse

La_Rose
 
Kannst du ein Beispiel nennen, was die Kundin verlangt?

Gruß,
Lin
 
Hallo Lin,:)

vielen Dank für deine Antwort!
Die Patientin bestimmt zb, wie die Wundversorgung durchzuführen ist.
Sie bestimmt, ob und welche Salbe für Ihren Dekubitus benutzt wird. Sie bestimmt, ab wann das Pflegepersonal Handschuhe anzieht, bestimmt, ob und wie das"Ausstreichen" der Beine zu erfolgen hat, wie der Kompressionsverband angelegt werden MUSS.
Von der ersten bis zur letzten Minute des Einsatzes, bestimmt die Patientin ALLES.

Liebe Grüsse

La_Rose
 
La_Rose du hast die Durchführungsverantwortung. Weder ein Arzt noch ein Patient können verlangen, dass du eine Aktion ausführst, die du nicht verantworten kannst.

Darauf würde ich auch deinen AG hinweisen. Auch er kann dich nicht von der Durchführungsverantwortung entbinden.

Wenn du das Bedürfnis hast Handschuhe anzuziehen, dann tue es, auch wenn die gute das nicht will.
 
Ganz wichtig: dokumetieren! Denn nur so hast du was in der Hand.
Dokumentiere, was sie verweigert hat und dass du sie über Risiken aufgeklärt hast.

Ansonsten bin ich ganz der Meinung von Stormrider.

Gruß,
Lin
 
Hallo Stormrider,
vielen Dank für deine Antwort.
Ich weiss, ich habe es dem Pflegedienstleiter mitgeteilt und er besteht darauf, dass ich ALLES genau so mache, wie es die Patientin von mir verlangt.
Mich kann niemand dazu "zwingen", gefährliche Pflege durchzuführen.
Das Einzige was ich machen kann ist, die Patientin korrekt zu pflegen und es abzulehnen, ihren Anweisungen zu folgen.
Ich glaube, dann ist mir die Kündigung sicher, zumal ich noch in der Probezeit bin.
Das nehme ich gerne in Kauf, denn ich möchte an keinem Pflegedienst arbeiten, an dem so etwas vom Pflegepersonal verlangt wird.


Liebe Grüsse

La_Rose
 
La_Rose du hast die Durchführungsverantwortung. Weder ein Arzt noch ein Patient können verlangen, dass du eine Aktion ausführst, die du nicht verantworten kannst.

Darauf würde ich auch deinen AG hinweisen. Auch er kann dich nicht von der Durchführungsverantwortung entbinden.

Wenn du das Bedürfnis hast Handschuhe anzuziehen, dann tue es, auch wenn die gute das nicht will.
Danke Stormrider,

ich war heute nach einem sehr stressigen Telefonat mit dem Pflegedienstleiter, ziemlich"fertig". Obwohl ich das alles auch weiss, war ich etwas verunsichert.
Ja, wann ich Handschuhe anziehe und mir die Hände desinfiziere,
lasse ich von Niemandem bestimmen. Das hat die Patientin heute auch schon von mir zu hören bekommen.*g*
Ich danke dir für deine Antworten und jetzt, geht es mir schon viel besser.
Danke!

Liebe Grüsse

La_Rose
 
Hallo Lin,
jetzt habe ich dir gerade geschrieben und plötzlich war alles Geschriebene weg.:knockin:
Macht nix!*g*
Ich werde Alles ganz exakt dokumentieren.
Vielen Dank, für deine Antworten.
Mir geht es wieder viel besser.*g*
Ich weiss das Alles ja, war aber etwas "überfordert":
Ihr habt das was ich fühle und denke, durch Eure Antworten bestätigt.
Ich danke Euch sehr!
Wie schön, dass ich dieses Forum"gefunden" habe.*g*

Liebe Grüsse

La_Rose
 
Hilfe, da geht es einem auf einer Station gut, gibt es da Probleme mit einem Patienten, kann man sie so aufteilen, dass jemand anders den Patienten betreut. Das führt bei einigen Patienten dazu, dass sie täglich drei verschiedene Pflegekräfte haben.
Für die patienten kann das schon belastend sein, aber man entschärft die Situation dadurch.
 

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