@lena:
Du siehst die Sache aus Sicht einer Pflegekraft auf Station. Nun möchte ich als Lehrkraft auch mal etwas dazu sagen...
Fakt ist, dass die Gesundheits- und Krankenpflege mitten in einem qualifizierungs- und akademisierungsschub steckt.
Viele ehemalige Weiterbildungen sind in den tertiären Bereich verlegt worden, "Karriere" ist ohne Hochschulzugangsberechtigung nicht mehr- oder nur noch sehr erschwert - möglich...
An einigen großen Schulen laufen erste Modellprojekte zum Doppelabschluss Staatliche Ausbildung / Bachelor.
Dieses geschieht vor dem Rahmen der Angleichung an europäische Standards, in welchen wir im direkten Vergleich so ziemlich das Schlusslicht bilden!
Die WHO empfiehlt seit den 90 er Jahren eine 12 -Jährige Schulbildung an einer allg. Schule als Zugangsvoraussetzung zu einem Pflegeberuf, was hier einem Abitur gleichkommt. Diesem sind Europaweit fast alle Länder gefolgt...mit Ausnahme von Deutschland und Luxemburg.
Fakt ist, dass die Anforderungen im theoretischen Bereich deutlich gestiegen sind...imho über das, was ich von einem Realschulabsolventen erwarten kann und darf!
Ich meine hier weniger Detailwissen in einigen Naturwissenschaften als die Fähigkeit, eine Problemlösung zu komplexen Aufgabenstellungen sowie eine eigenständige Transferleistung von einem Sachverhalt auf einen anderen zu leisten.
Es ist in einer der PISA Studien belegt, dass man diesebzüglich von einem Gymnasiasten mehr erwarten kann und darf. Auch Metakognitive Strategien ("Wie organisere ich mich und mein Lernen") sind hier deutlicher ausgeprägt.
Das heisst nicht, dass dieses auf alle Realschulabsolventen zutrifft...jedoch ist meien Beobachtung, dass die "Lücken" diesbezüglich hier eklatanter sind als bei (Fach)-Abiturienten.
Auch kann ich Deiner Boebachtung, dass Abiturienten " a priori praktisch nicht geeignet sind" nicht zustimmen.
Diejenigen, die ich in der Ausbildung erlebt habe, hatten eigentlich zum Großteil keine Probleme und haben sich sehr genau mit den beruflichen Anforderungen auseinander gesetzt.
Der Umkehrschluss, dass Realschüler per se praktisch besser geeignet sind trifft demnach auch nicht zu ...
Unter denen, welche in er Probezeit als "praktisch ungeeignet" bewertet wurden, waren bei uns letztes Jahr z.B. 100 % Realschüler!
Bezüglich der statistischen Verteilung im Hinblick auf Schulabschlüsse ist es in Deutschland momentan so, dass rund 50 % der Schulabgänger eine Fachabi oder Abitur erworben haben. Die Zahl der Haupt - und Realschüler geht demnach zurück. Aus diesem Grund haben Schulen auch mehr Bewerber von Leuten mit Hochschulzugangsberechtigung.