Ansprechen eines Patienten mit Neglect

ZwergenSchlumpf

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Hallo,

Ich bin kurz vor dem examen! Und jetzt beim lernen ist mir eine frage wieder aufgekommen, wo ich bisher nichts näheres zu gefunden habe!
Und zwar geht es darum: man hat einen Patienten mit Neglect- von welcher seite spreche ich ihn in der akut phase an bzw. Stelle mich auf welche Seite des Bettes während irgend einer Pflegetätigkeit?!
Ein junger Lehrer (frisch von der uni) meinte: in der anfangsphase von der weniger betroffenen seite ansprechen- sonst bekommt der pat. Nichts mit, fühlt sich nicht verstanden etc.
Klingt für mich logisch!
Eine anderer lehrer dementierte dies aber wehement! Man fängt sofort mit der wieder erlernung der anderen körperseite an und spricht den patienten von anfang an von der betroffenen seite an!
Woran halte ich mich?
Was ist bei euch so praxis ?
 
Eine anderer lehrer dementierte dies aber wehement! Man fängt sofort mit der wieder erlernung der anderen körperseite an und spricht den patienten von anfang an von der betroffenen seite an!

dein Lehrer bezog seine Aussage sicherlich auf die Betroffene-Seite in Verbindung mit der Lähmung. Eine Halbseiten Lähmung ist ja kein Neglect.

Meine Erfahrung bei einem Pat. mit ausgeprägten Neglect war eigentlich ,das wenn ich ihn von der Seite agesprochen habe die er nicht mehr wahrnimmt , er sich erschrockend hatt oder verwirrt war. Würde ir auch so gehen wenn quasi aus dem "Nichts" einer auftaucht..

Ich weiß Wikipedia ist keine zuverlässige Quelle aber wir hatten es in der Strokeunit-weiterbildung genauso gesagt bekommen , ich zitiere:

"Der früher häufig gegebene Rat, Patienten mit Neglect mit der „gesunden Seite“ an eine Wand zu setzen oder im Bett zu positionieren, damit sie gezwungen sind in ihre vernachlässigte Seite zu explorieren, wird heute nicht mehr gegeben. Es hat sich gezeigt, dass zumindest schwer betroffenen Neglectpatienten die Exploration in die vernachlässigte Seite nicht gelingt und sie sehr unter der ihnen aufgezwungenen Lage leiden."

heißt aber nicht das es nicht auch funktioniert ;)
 
Hm- um welche Form des Neglectes handelt es sich denn überhaupt? Neuroreha nach Schlaganfall - Jan Mehrholz - Google Books . Außerdem: Mensch ist keine Maschine. Was beim einen richtig ist, kann beim anderen falsch sein. Ergo: Man braucht eine Fachkraft, die entsprechend diagnostizieren und entsprechende Maßnahmen ableiten kann. Macht sich also gut, wenn man selbst am Bett testet, was geht und was nicht.

Elisabeth
 
ein Kranker nimmt dich nicht wahr, wennst ihn von der "falschen" Seite ansprichst - Du bist für ihn einfach nicht da, er fühlt sich auch überhaupt nicht angesprochen

solang wie da nichts kommt - kann man auch nichts ausweiten, Zwang - sinnlos
probieren, testen - ja, in Maßen, jeden Tag, das kann auch beiläufig erfolgen
paar Tage später (im besten Fall) - der gleiche Kranke kann seinen Kopf etwas wenden, folgt mehr mit den Augen, nimmt jetzt äußerliche Reize wahr....
- ab da wird intensiviert DARAN gearbeitet (neben den bereits begonnenen anderen therapeutischen Maßnahmen der Pflege, Physio, Ergo)

also heißt das - auch in der Akutphase wird es unterschiedliches Herangehen geben, je nach Ausmaß der Schädigung, Schwellung - dazu noch das Alter, die Vorerkrankungen, Vorschädigungen.........................................
- Einheitsstandard für ALLE - gibt's nicht

bis vor einigen Jahren (!) wurde stur IMMER der Nachttisch auf der mehr betroffenen Seite postiert, Einzelheiten - wurscht
inzwischen IST das überholt und sollte heute so nicht mehr gelehrt werden.

was g'funden, Buch ist von 2005
Thiemes Intensivpflege und Anästhesie mit DVD - Dietmar Stolecki, Matthias Grünewald, Thomas Stephan - Google Books
….bei diesen Patienten [mit Neglect]findet die Ansprache zunächst von der weniger betroffenen Seite oder von vorne statt. Die Pflegenden versuchen dann nach und den Aufmerksamkeitsradium des Patienten zu erweitern….
...was auch noch erwähnt wird: Pusher haben auch häufig einen Neglect - was es noch schwieriger macht

o.k., dann wär da noch: Neglect ist nicht Neglect
bezüglich dessen, dass es visuellen, akustischen und auch sensomotorischen Neglect gibt.
Möglich, dass Dich der Patient hört, aber trotzdem "findet" er Dich nicht, selbst wennst direkt neben dem Bett stehst.

Wie frustrierend mag das wohl sein - frag doch das mal den Lehrer der das scheinbar nicht wahrnehmen will -
leidet der vielleicht an dem "geistigen" Neglect-?
Vielleicht ist es aber doch eher ein selektiv visueller, weil - nachzulesen wäre es schon, in aktuellen Büchern zum Thema.
Er kann aber die entsprechenden Passagen nicht finden, obwohl sie für jeden anderen klar und deutlich vorhanden sind.:thinker:
Aber vielleicht, möglicherweise - ist es doch ein chronisch selektiver akustischer Neglect-
hat's schon öfters gehört, aber nicht als ernst zu nehmendes aktualisiertes Wissen vernommen.
Mist. Wird schwierig.
Aber an sich - hey - sollte der Lehrer der aktuelles Wissen hat dieses dem Kollegen vermitteln UND belegen können! Sprich es an. Damit sich was ändert.
 
Vielen dank für die ganzen antworten ;)
das problem wird sein: ich shreibe bei dem älteren lehrer examen, kommt irgend eine neurologische frage bzw. Genau dieses thema- was schreibe ich da?! Was will der lehrer hören ( das was er unterrichtet hat) ?!
aber ich kann es ja denke ich mal nun sehr gut begründen!!

Bei uns in der klinik kenne ich es auch nur so: lähmung, neglect etc. - bett wird an die wand geschoben, nachtisch auf die mehr betroffene seite! Ergo: pat. Muss von anfang an über die mehr betroffene seite arbeiten!
Und das wird überall so praktiziert- vll ist es daher noch in den köpfen älterer Lehrer, dies so zu praktizieren...?!

Aber danke für die guten antworten!!
 
....Bei uns in der klinik kenne ich es auch nur so: lähmung, neglect etc. - bett wird an die wand geschoben, nachtisch auf die mehr betroffene seite! Ergo: pat. Muss von anfang an über die mehr betroffene seite arbeiten! Und das wird überall so praktiziert- vll ist es daher noch in den köpfen älterer Lehrer, dies so zu praktizieren...?!...


wenns in der Klinik auch noch so läuft - ist es auch in den Köpfen der Kollegen noch so drin, der Therapeuten, Ärzte.
Dass das alles seine Zeit braucht - o.k., verständlich. Das ALLE das noch so handhaben - woran liegt das...
...traut sich jemand/mancher der es besser wüsste nicht, das anzubringen-?

Stell Dir vor du blickst mehrmals am Tag einzig auf ein Wand, die vermutlich total kahl ist - kriegst drumherum fast nix mit
ab und zu reden Leuts irgendwo - das macht keine Freude, im schlechtesten Fall führt es zum Rückzug des Patienten, lohnt sich ja nix, alles langweilig und öd - na dann. Da dann gegen steuern zu müssen - würd wesentlich mehr arbeit machen.

Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht mehr genau wann und von wem die Veränderung eingeleitet wurde.
Ob von der Akademie (GuK-ausbildung, Weiterbildung) oder von den internen FB zum Thema (durch Therapeuten) der Bobathtrainerin (die zum Team gehört), vielleicht - die Summe der Befürworter-?
 

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