Anerkennung von Abschlüssen der ehemaligen DDR

rapunzel23

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Innere Medizin
Hallo Zusammen,

ich habe folgende Frage:

Gibt es hier im Forum jemanden, der an der medizinischen Fachschule "Dr. Otto Schlein" in Magdeburg Krankenpfleger/Krankenschwester "studiert" hat und sich diesen Abschluss als "Fachhochschulreife" - amtlich - hat anerkennen lassen.

Gleiche Frage gilt auch für jede andere medizinische Fachschule der ehemaligen DDR.

Hintergrund:
An der Fachhochschule Jena werden offensichtlich absolventen der medizinischen Fachschule der ehemaligen DDR (ohne weitere Prüfung) so gestellt, als hätten sie formal eine Hochschulzugangsberechtigung.
Nach dem Bildungssystem der DDR konnten meines Wissens nach absolventen der medizinischen Fachschule Medizin oder Pharmazie studieren, hatten also zumindest eine "fachbezogene" Hochschulzugangsberechtigung.
Nach Art 37 des Einigungsvertrages könnte demnach der Abschluss einer medizinischen Fachschule mit der ggf. fachgebundenen Fachhochschulreife gleichgestellt sein.

Ich habe nunmehr versucht bei mehreren Landesministerien darüber Auskunft zu bekommen, wo man sich dies amtlich bescheinigen lassen kann, damit die Hochschule an der ich Studieren will die Fachhochschulreife akzeptiert.
Leider - vielleicht auch weil die "Wende" vor 20 Jahren war - konnte ich keine befriedigende Auskunft erhalten. Zudem macht es jedes Bundesland auch anders. Berlin z.B. würde dies nach tel. Auskunft nicht anerkennen. NRW sagt ich soll mich an "Magdeburg" also Sachsen Anhalt wenden. Sachsen Anhalt scheint mir aber überfordert, da habe ich mit 20 Leuten telefoniert und keiner kann mir eine abschließende Auskunft erteilen.

Also meine Bitte:
HAT SICH IRGENDJEMAND DAS BESCHEINIGEN LASSEN, WENN JA WANN UND WO?

Für Auskunfte wäre ich sehr dankbar.

MfG

Rapunzel 23
 
Hi Rapunzel 23,
ich kann dein Problem verstehen und gut nachfühlen. Ich habe mein Krankenpflegestudium nicht in deiner Fachschule in Magdeburg abgeschlossen, sondern in Erfurt. Ich arbeite aber seit 1992 in den alten Bundesaländern. Ich habe bemerkt seit der Wende, dass permanent versucht wurde unsere Ausbildung herabzuqualifizieren und zu negieren, selbst vom Arbeitsamt.

Mir hat eine einfühlsame Studiengangssekretärin in Ludwigshafen endlich weitergeholfen. Ich bekam von ihr den Tipp dass der ADD Rheinland Pfalz die Wertigkeit von Abschlüssen der DDR prüft.

Ich habe die fachgebundene Hochschulreife für die Studiengänge Psychologie, Physik, Chemie und etwas fragwürdig für technisches Gesundheitswesen anerkannt bekommen. Die Katholische Hochschule Freiburg hat es als Zugangsvoraussetzung anerkannt. Bin kurz vorm Examen Pflegepädagoge BA. Meine Profs hatten an der HS auch Spaß an mir im übertragenen Sinne, sie haben inzwischen gelernt, dass die Pflegewissenschaft keine neue Wissenschft der 1990 er Jahre ist.

mit kollegialem Gruß Antje.
 
Das die Pflegewissenschaft keine neue Wissenschaft der 1990er Jahre ist, dass wird uns allerdings im ersten Semester Pflegepädagogik schon gelehrt. Zudem dies ja auch nachzulesen ist. Ach wie goldig!
 
Wo gab es vor 1990 den Lehrstuhl für Pflege in den Altbundesländern? Gab es ein "Pflegediplom"?

Elisabeth
 
Die Fachhochschulreife ist doch nicht das Äquivalent zum Diplom?
 
Hallo,

meine Anfrage war ja vom Februar 2011.

Mittlerweile wurde der o.g. Abschluss amtl. als Fachhochschulreife anerkannt.

Ich schau demnächst mal nach, welche Behörde das gemacht hat. Ich studiere mittlerweile auch, d.h. die FH hat das ebenfalls anerkannt.

Danke für eure Antwort
 
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Nur mal noch so am Rande: Pflegestudiengänge gab es in der DDR seit 1963. Zuerst an der Charite in Berlin und dann in Leipzig. Es gab danmals zwei Studiengänge: Medizinpädagogik (4 Jahre, Hälfte Medizin und Hälfte Pädagogik) und auch einen Studiengang "Diplomkrankenpflege". Die Absolventinnen von dort wurden die Oberschwestern / Oberinnen großer Kliniken.
 
Die Fachhochschulreife ist doch nicht das Äquivalent zum Diplom?
Nö. Aber um das Diplom zu erreichen brauchtest eine Fachhochschulreife welche du mit der Ausbildung erhalten hast.
Wenn ich mir die Grümde für das Versagen der Anerkennung so überlege, dann komme ich unweigerlich zum Volksmund, der besagt: was ich denk und selber tu. Entsprach die Ausbildung in den Altbundesländern net dem Niveau, das notwendig wäre, um studierne zu können?

Und zum Thema Pflegewissenschaften? Da squaw so freudnlich war, Zahlen zum DDR-Studium einzustellen... Mich interessiert: Ab wann konnte man das erste mal in der BRD Pflege als Studienfach wählen? Und welchen Abschluß erreichte man damit?

Ich hatte übrigens im Bereich Fort- und Weiterbildung eine Diplomkrankenschwester als Vorgesetzte. Das Fachwissen der Frau war beeindruckend. Offensichtlich hat man in dem Studium gelernt, wie man sich wissenschaftliche Erkenntnisse erarbeitet. Nix anders ist bekanntlich das Anliegen jedes Studiums.

Elisabeth
 
Nö. Aber um das Diplom zu erreichen brauchtest eine Fachhochschulreife welche du mit der Ausbildung erhalten hast.

Und zum Thema Pflegewissenschaften? Da squaw so freudnlich war, Zahlen zum DDR-Studium einzustellen... Mich interessiert: Ab wann konnte man das erste mal in der BRD Pflege als Studienfach wählen? Und welchen Abschluß erreichte man damit?

Danke fürs Vom-Schlauch-Schubsen.

Die ersten Pflegestudiengänge in den alten Bundesländern müssten in den 1990ern gestartet sein. Der Abschluss hieß z.B. Diplom-Pflegewirt. Die Pflegewissenschaft als solche gab's natürlich schon lange zuvor. Die Welt setzt sich ja schließlich nicht nur aus Ost- und Westdeutschland zusammen.

Einige der ersten westdeutschen Pflegewissenschaftler, die hier die Lehrstühle aufbauten, hatten ihr Studium im Ausland absolviert. Es gab zwar selten Ausbildung und Abi in einem, aber wie heute auch etliche Menschen, die beides nacheinander gemacht haben.
 
... Die Pflegewissenschaft als solche gab's natürlich schon lange zuvor. Die Welt setzt sich ja schließlich nicht nur aus Ost- und Westdeutschland zusammen. ...
Nix anderes hat die TE gesagt. Wobei ich es schon interessant finde, dass man in der DDR offensichtlich fortschrittlicher war. Wir wurden net ausgebildet sondern absolvierten (in den 70ern) ein Fachschulstudium. *g* War auch eine Form der Wertschätzung des Krankenpflegberufes. Wer weiß, vielleicht wird das ja doch wiederbelebt wie so vieles, was erst total verpönt war. Drei Jahre reichen dann aber nicht. Unsere Ausbildung war sehr medizinlastig. Wenn du aktuelle Pflegerkenntnisse miteinbringen wolltest brauchst mindestens ein Jahr mehr.

Elisabeth
 
Ich glaube, es ist nicht so einfach, die verschiedenen Wege zu vergleichen: Eine Ausbildung nach der mittleren Reife, die u.a. mit einer Hochschulzugangsberechtigung endete, durfte sich in Westdeutschland nicht "Studium" schimpfen.

Und auch die fachgebundene Hochschulreife brauchte damals etliche allgemeinbildende Fächer. Die waren in der Krankenpflegeausbildung so nicht vorhanden (die Ausbildungs- und Prüfungsordnung von 1985 findet sich hier im Download-Bereich, wenn es interessiert). Es mag einige Schulen gegeben haben, die zusätzliche Stunden anboten und so ein Fachabitur ermöglicht haben, aber die Regel war dies nicht.

Dass Du ganz ohne Abitur studieren kannst, ist meines Wissens erst in den letzten zehn, 15 Jahren aufgekommen, ich kann mich aber auch täuschen.

Es wäre aber falsch, zu behaupten, dass Westdeutschland erst jetzt mitgekriegt habe, dass die Pflegewissenschaft schon vor den 1990ern existierte. Sie konnte hier nicht studiert werden - dass es sie gab, war beileibe ein Geheimnis.
 
Das stimmt wohl. Die Bildungssysteme lassen sich net vergleichen. Eine Bewertung verkneif ich mir jetzt.

Elisabeth
 
also meine Profs an der KH Freiburg waren offensichtlich noch 2009 der Meinung, dass die dt. Pflegewissenschaft aus den 1990ger Jahren stammt, dem Beginn der Pflegewissenschftlichen Studiengängen in den alten Bundesländern. Inzwischen wissen sie vom Krankenpflegestudiengang der DDR der eine echte fachgebundene Hochschulreife war mit den allgemein bildenden Fächern Physik, Chemie, Deutsch und Sport, als Zugabe gab es dann noch 4 Semester Psychologie dazu incl. pädagogischer Lernpsychologie der Moskauer Schule obendrauf für unsere pflegediagnostische Arbeit seit 1. 9. 1974 (ZK der SED Beschluss 1973 in Wolff 1979; S.35f). In weiterführenden Studiengängen konnten man dann seit 1969 Medizinpädagogik studieren und seit 1982 auch Diplomkrankenpflege (Dietze 2004; S. 39). Du hast natürlich recht die Pflegewissenschaft insgesammt älter ist als nur für dt. betrachtet, genauer gesgt gibt es sie seit dem 19. Jahrhundert. Nightingale ist die erste Pflegewissenschaftlerin in ihrem Theoriemodell ging sie davon aus, dass Erkenntnisse der Humanpsychologie und sein soziokultureller Hintergrund einen Einfluss auf sein Krankheitserleben haben. Sie stellte bereits im 19. Jahrhundert fest, dass die Säuglingsterblichkeit ein Indikatorwert für die Gesundheit einer Gesellschaft ist! Ebenso ging auf gesmgesellschftlichen Zusammenhänge von Krankheiten ein (vgl. Nightingale o.J. in Schweikardt/Schulze–Jaschok 2005; S. 32,26,33), somit war sie prädistiniert die Pflegewissenschaftlerin des Krankenpflegestudiengangs zu sein. Studienabsolventen waren dann sachkundige Partner des Arztes (vgl. Ministerrat DDR 1977a in Thiekötter 2006; S. 175). die mit ihm auf Augenhöhe arbeiteten, da die Ärzte erst aufgrund unserer Pflegediagnose eigene diagnostische Entscheidungen trafen. Es gab eine Gesellschaft für Krankenpflege im Krankenhauswesen der DDR (Glomb/Dietze 2004; S. 7) aus der 1990 durchaus eine gesamtdeutsche Pflegekammer hätte werden können, stattdessen wurde uns erzählt dass unsere wissenschaftlich fundierte Arbeit die ganzen Jahre falsch gewesen sei!!! Ich sag dazu nur Chance verpennt. Der höhere proffesionalisierungsgrad der DDR Pflege hätte auf die alten Bundesländer übertragen werden können (Wolff/Wolff 2002; S. 272), sodass dieser Aderlass im Pflegesektor nicht möglich gewesen wäre, den endlich auch der DBFK bedauert, der in den 1969er Jahren, als die Amerikaner die Pflege mit Henderson, basierend auf Nightingale, auf den Akademisierungsweg mitnehmen wollten, der Meinung war das für D West nicht zu brauchen (Kleinschmidt 2002 in Krüger 2010e, ähnlich auch Bischoff 1991 in Wolff/Wolff 1994 ; S. 232).
 
Aua. *fg*

Elisabeth
 
Medizinpädagogik ist ja nicht gleichbedeutend mit Pflegewissenschaft, auch wenn es Überschneidungen geben könnte.

Gab es Pflegeforscher in der DDR? Wurde Pflegewissenschaft praktiziert? Oder gab es "nur" zwei Studiengänge für Pflegende? Weiter vorn scheint "Diplomkrankenpflege" eher in Richtung Pflegemanagement zu tangieren.
 
Und jetzt geht sie ab, die Lutzi. Denn es darf net sein, was net sein kann. Warum habe ich nix anderes erwartet.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth, was soll denn so eine blöde Anmerkung, bloss weil jemand kritisch hinterfragt???
 
akademiknurse hat genaueste Aussagen inklusive Quellenangaben gemacht. Genauer dürfte es kaum gehen. Warum bemüht man sich nun, dass kleinzureden?

Elisabeth
 

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