Anästhesist fehlt

Lewy-Körperchen

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Registriert
15.06.2012
Beiträge
68
Beruf
Altenpfleger, Pflegefachkraft ausserklinische Beatmung, Pflegeexperte für Menschen im Wachkoma/MCS
Akt. Einsatzbereich
Ausserklinische Beatmungspflege
Funktion
Dauernachtwache
Guten Abend meine lieben Kollegen,

ich bräuchte mal wieder einen Rat und Eure Meinung zur folgenden Situation:

Meine Teamkollegen und ich sind vor drei Wochen in die Versorgung eines ausserklinischen Beatmungskunden gestartet:

- geb. 1934
- dilatatives Tracheostoma mit kontinuierlicher Beatmung, VS 3
- heute erster TK-Wechsel durch PP

Wir sind in der unglücklichen Situation keinen bereitwilligen Anästhesisten zu finden, welcher uns bzgl. der Beatmung unterstützt. Mein Team kommt bzgl. der Parameter und den Einstellungen zwar gut zurecht, aber eine entsprechende Rücksprache mit einem Anästhesisten (z.B. im Notfall/bei akuten Veränderungen) ist zur Zeit nicht möglich. Wie also verfahren?
 
Der Pat. wird doch sicher einen Doc haben, der alles für die Beatmung notwendige verordnet. Dieser ist entweder selber ein Spezialist oder kennt einen entsprechenden Facharzt. Weiterhin dürfte die zuständige KV entsprechende Kontakte vermitteln können.

Nur am Rande- die Anästhesisten glauben zwar immer, sie sind die Krone der Schöpfung- aber wenn es um die Beatmung geht, dann ist der Pulmologe gerade erfolgreich dabei ihm das Wasser abzugraben. *fg*

Elisabeth
 
Also zumindest verordnet der HA alle benötigten Hilfsmittel, sagt aber von sich er habe in Puncto Beatmung absolut keine Ahnung :-(. Die KK zieht sich aus der "Verantwortung", die B....r ist definitiv nicht zu empfehlen.
 
Hi,

in welcher Klinik lag er denn und wer hat ihn "auf sein Heimbeatmungsgerät" eingestellt? Den Kontakt würde ich halten, wenn es ihm schlechter geht, ist er dort bekannt und man hat seine Akte. Bei grundlegenden Problemen, die vielleicht einer Beatmungsanpassung bedürfen, wird es zu einem, vielleicht nur kurzen Klinikaufenthalt kommt.
Ich kenne es aus sieben Jahren Heimbeatmung so: keine BGA (nie), keine Veränderung daheim. Es zählt eher das subjektive Gefühl des Patienten. Pat. verschlechtert sich: ab ins Krankenhaus.


Grüße aus dem Nachtdienst,
Marty

Oh, ich seh grade, du bist eine Dauernachtwache. Meinen Glückwunsch. Ich muß immer noch ein paar Alibitagdienste machen.
Noch ein P.S. Das ist ein schönes Gedicht.
 
Guten Morgen Marty,

Alibitagdienste klingt nicht so erfreulich. Hoffentlich hält sich aber deren Anzahl noch im Rahmen. Aber ok, selbst als Dauernachtwache bin ich nicht immer verschont, dem klassischen "Einspringen" sei Dank.

Der "Opa" (:wink:, sein Spitzname), lag vorher 3 Monate auf Intensiv. Begleitet durch das angeschlossene Beatmungszentrum, dort wurde auch die VS 3 eingestellt. Mittlerweile entwickeln aber die Volumina nicht so als das ihm zu zuträglich wäre. Eine Anpassung (auf Dauer) wäre sinnvoll. Das Beatmungszentrum kam mir schon als Idee, zumindest die einzige Lösung wohl. Zugegeben, einen solchen Mangel an bereitwilligen Ärzten im ausserklinischen Bereich habe ich noch nicht erlebt. Ziemlich traurig, vorallem für "Opa".

P.S. Marty, hoffe Du hast einen ruhigen ND :klatschspring:
 
Ich glaube, ihr sorgt schon dafür, das Opa noch Lebensqualität hat.
Ja, die Nachtwache ist sehr ruhig, hier in München ist ja grad Wiesn, und das ganze Krankenhaus scheint im Dämmerschlaf zu liegen. Sehr verdächtig das. :verwirrt:
Einen schönen Feierabend,
Marty
 
Ich hoffe, das Thema ist lange "durch", aber dafür und genau da für sollen beatmete Menschen (oder eben die, die sie versorgen) in einem ständigen Kontakt mit einem Weaningzentrum stehen; soll nicht heißen, das man dort ständig auf der Matte steht, aber die sind zuständig! Also, ab mit solch einem Kunden für ein par ganz wenige Tage Beatmungssation... - Abklärung mit Hausarzt, Termin einholen im Weaningbereich, Kunde dorthin ... und selber ein paar freie Tage genießen e B;-)

Habe einen guten Kontakt zu einem Weaningbereich und genau das sagen die Spezialisten dort - das ist ihre "Baustelle"!

Wie ist es bei Euch denn ausgegangen, was habt ihr getan?

Schönen restlichen Sonntag und viele Grüße von der
Neugierigen
 
Hallo zusammen,

hatte selbiges Problem gerade bei einem meiner Patienten.
Beatmungszentrum der Klinik weigert sich, wenn überhaupt behandeln die mit wenn der Patient stationär geht - was wie wir alle wissen bei Patienten und Angehörigen auf mäßige Begeisterung trifft.

Lösungsmöglichkeiten:

1) Anästhesistische Praxis
Einfach mal über die Homepage deiner Kassenärztlichen Vereinigung alle Praxen raussuchen ( es lässt sich nach Fachrichtungen suchen ) und mal alle Praxen anrufen ob jemand bereit ist Hausbesuche zu machen, da haben wir z.B. einen netten Arzt gefunden.

2) Palliativnetzwerke
Je nach Diagnose des Patienten ( ALS etc.. ) kann man auch über ein Palliativnetzwerk an einen Anästhesisten kommen der regelmäßig nach dem Rechten sieht. Weiterer Vorteil ist die zum Teil sehr gute psychologische Betreuung für Betroffenen und Angehörige die durch das Netzwerk mitkommt, da wissen wir ja auch dass dort deutlich mehr gemacht werden müsste bei den meisten Patienten.

Grüße,

Strombert
 
2) Palliativnetzwerke
Je nach Diagnose des Patienten ( ALS etc.. ) kann man auch über ein Palliativnetzwerk an einen Anästhesisten kommen der regelmäßig nach dem Rechten sieht. Weiterer Vorteil ist die zum Teil sehr gute psychologische Betreuung für Betroffenen und Angehörige die durch das Netzwerk mitkommt, da wissen wir ja auch dass dort deutlich mehr gemacht werden müsste bei den meisten Patienten.

Rein interessehalber: Inwieweit können die Dienste des Palliativnetzwerkes bei diesem Patientenklientel abrechnen? ALS müsste von den Kostenträgern akzeptiert werden (obwohl der MDK auch da Zicken macht), aber wie sieht es mit den übrigen beatmeten Patienten aus?
 
Ahoi Claudia,

wie gesagt: Je nach Diagnose des Patienten ;)
Oftmals ist da auch viel Interpretationsspielraum...
Manchmal hat man auch das Glück dass das Netzwerk bei Patienten ohne passende Diagnose 2xJährlich aus nettigkeit vorbeischauen, für alle "Standartdinge" ist dann der Hausarzt da..