Würdet ihr das Examen nochmals bestehen?

Ovian

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Hallo, mich würde interessieren ob ihr glaubt es jetzt wieder bestehen zu können.

Ich arbeite seit ca. drei Jahren im selben Fachbereich und habe nicht vor zu wechseln, da mir meine Arbeit da sehr viel Spaß macht (ich arbeite mit Menschen mit Behinderung, wobei unser Klientel sich langsam ändert und wir immer mehr Menschen mit verschiedensten psychiatrischen Krankheitsbilder aufnehmen).

Hatte gestern mit einem Kumpel mich unterhalten und ich glaube ich könnte nie wieder auf einer Intensivstation arbeite, geschweige denn Innere, Chirurgie, Urologie usw. weil ich glaube mir fehlt einfach zu viel Wissen aus dem Pflegealltag.

Damals im Krankenhaus die Visiten. Mittlerweile habe ich nur einmal im Monat eine Visite und alle drei Monaten Quartalsbesprechungen mit dem Neurologen der unsere Wohngruppe besucht. Manchmal muss ich hier und da mit einem Bewohner zum Facharzt oder Hausarzt, oder einen Krankenhausaufenthalt planen wenn irgendetwas nicht stimmt.

Ich arbeite eher mit Heilpädagogen und Heilerziehungspfleger und meine Aufgabe als Krankenpfleger in diesem Wohnheim ist ähnlich wie in der Psychiatrie damals (Einkaufstraining, generell Inklusion). Da ich der einzige Krankenpfleger auf der Gruppe bin übernehme ich die Visiten und richte die Medikamente wöchentlich. In den Visiten ist es ebenfalls ähnlich wie in der Psychiatrie (viel beobachten, erzählen wie AZ generell ist, ob autoaggressives Verhalten durch Medi X besser wurde, Müdigkeit der Bewohner nach Medi X, usw. und entsprechend anpassen).

Jetzt habe ich gestern mein Pflegeheute aufgeschlagen und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass ich wahrscheinlich nur noch für die Psychiatrie tauglich bin. Und mein Examen würde ich vermutlich auch nicht mehr bestehen. Wahrscheinlich würde ich nicht einmal das Examen bestehen wenn es nur um Psychiatrie ginge, da ich im Alltag nur mit einer bestimmte Anzahl an Krankheitsbildern zutun habe (Schizophrenie, Wahn, Sucht, Autoaggressives Verhalten, Demenz...).

Im Grunde genommen ist es eigentlich ziemlich traurig. Habe mir vorgenommen demnächst mein Wissen wenigstens etwas aufzufrischen indem ich jeden Tag ein Bisschen lese.
 

HellBunny

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Nein. Das Examen würde ich in der damaligen Form definitiv nicht noch einmal bestehen.

In "meinem" Funktionsbereich gibt's einfach ganz andere Schwerpunkte die in der GKP-Ausbildung so nicht auf dem Plan standen.
 
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matras

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Das erlernte Wissen der Ausbildung hat auch nicht den Sinn lebenslang über Prüfungen abrufbar zu sein, sondern die Ausbildungsphase abzuschließen um in Etwa sagen zu können, der Auszubildende hat eine bestimmtes (durch die Prüfung definiertes) Level erreicht.
Die Lernphase selbst ist damit nicht beendet, die dauert lebenslang!
 

-Claudia-

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Mit der entsprechenden Vorbereitung, denke ich, würde ich das Examen schon packen. Hab schließlich auch Jahre nach dem Examen nochmal erfolgreich studiert.

Ohne nochmals zu lernen: no way.
 

-Claudia-

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Ok. Das ist provokativ von mir:
Wie kämst Du ohne Vorbereitung, durch das Examen. (Wenn Du jetzt sofort die Prüfungen ablegen musst?)?
Da ich die Frage bereits beantwortet habe, erschließt sich mir der Sinn der Provokation nicht.
 

Vanille

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Ich weiß sicher, dass ich das Examen jetzt nicht mehr bestehen würde. Man hat sich ja intensiv auf das Examen vorbereitet und musste ALLES wissen. Mittlerweile arbeite ich seit über 2 Jahren in der ambulanten Pflege und muss ganz oft im Internet googlen, weil ich sogar Fachbegriffe vergessen habe, die nicht täglich vorkommen.
Ich hab manchmal sogar Zweifel, ob ich jetzt wieder auf einer Station arbeiten könnte. Ich würde mich wieder fühlen wie ein Schüler. Man vergisst doch ziemlich viel, sobald man das Examen geschafft hat, leider.
 

Lillebrit

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Nach der Ausbildung spezialisiert man sich auf sein Fachgebiet und erwirbt dort ein vertieftes Wissen. Dass man quasi automatisch zum "Fachidioten" wird ist eigentlich normal ;) Nach 10 Jahren auf der Neurologie kann man sicher nicht ad hoc einen Dienst auf der Chirurgie absolvieren ....ebenso unmöglich würde es sein, auf Anhieb eine schriftliche Prüfung zum Thema "Wochenbettpflege" oder eine mündliche Prüfung zum "Umgang mit Menschen mit Schizophrenie" zu bestehen.
 

Martin H.

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Man muß sich in jedem Bereich, wo man neu anfängt, erst mal einarbeiten (bzw. eingearbeitet werden!).
Das halte ich für völlig normal!
Abgesehen davon geht´s bei den Examensprüfungen erst mal hauptsächlich um ein möglichst umfassendes, fundiertes Fachwissen - im normalen Pflegealltag spielen viele dieser Dinge kaum noch eine Rolle, sondern es geht auch ganz stark darum, die Abläufe verinnerlicht zu haben (was jetzt bitte NICHT heißen soll, daß man nur noch wie ein Automat funktionieren soll, ohne mitzudenken!).
Man kann das evtl. ein Stück weit mit irgendwelchen Faustformeln in der Fahrschule vergleichen:
Die sind vor allem für Anfänger wichtig, denen noch jegliche Erfahrung fehlt, die damit aber in etwa abschätzen können sollen, wie lang z.B. ihr Bremsweg ist. Als versierter Fahrer braucht man diese Formeln nicht mehr und leistet dasselbe aus Erfahrung heraus.
Dies deckt sich auch mit Benners "Stufen zur Pflegekompetenz": Feste, starre Regeln dienen vor allem als Hilfe für Anfänger.
 

Ullap

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Das ist wie mit dem Führerschein. 10 Jahre unfallfrei gefahren, und dann macht man einen Theorietest und stellt fest, das man keine Ahnung mehr hat. Es ändert sich immer etwas
 

Lillebrit

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Das ist wie mit dem Führerschein. 10 Jahre unfallfrei gefahren, und dann macht man einen Theorietest und stellt fest, das man keine Ahnung mehr hat. Es ändert sich immer etwas

Mit dem Gesetz von 2004 ist die Ausbildung deutlich umgestaltet worden: 500 Stunden mehr Theorie, ein größerer Anteil an sozialwissenschaftlichen und pflegewissenschaftlichen Anteilen, Fallbezogene Prüfungen mit verschärften Prüfungsmodalitäten, eine deutlich höhere Bedeutung von Pflegeprozess und Pflegediagnostik etc.
Wer nach dem 85er Gesetz seine Ausbildung absolviert hat, würde eine solche Abschlussprüfung nicht schaffen können ...schon alleine aus dem Grund, dass die Prüfungsformen ungewohnt und die Inhalte weitestgehend Neuland sind.

Ich habe erst kürzlich mit 2 Absolventen der neuen Ausbildung gesprochen, die eine Weiterbildung zum Praxisanleiter gemacht haben. Sie waren die jüngsten im Kurs und mit Ihnen drückten viele Absolventen der alten Ausbildungsform die Schulbank ...
Viele Inhalte aus Themengebieten wie Kommunikation, Psychologie, Pflegewissenschaft waren für die beiden reine Wiederholung, während die älteren Pflegekräfte dieses wohl zum ersten mal in dieser Tiefe behandelt haben. :cleanglasses:
 

eiermatz

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Ich habe noch vor 85 Examen gemacht, und und bin auch nur teilweise fit in diesem " neu modischen Kram.
Ich versuche mich mit Lesen von Fachzeitschriften auf dem Laufenden zu halten, werde mir dabei aber immer bewusst, dass mir da wirklich der Background der neuen Ausbildung fehlt.
Bei vielen Artikeln in z. Bsp. Die Schwester \der Pfleger fühle ich mich beim Lesen oft schon leicht überfordert mit den Quer Verweisungen auf dies und das, von dem ich noch nie was gehört habe, dann frustriert meistens nicht mehr zu Ende lese.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin offen für Neues, also nicht bei Eisen und Föhnen stehen geblieben, was unter uns,auch in meiner Schulzeit schon out war,
aber ich TU mich schwer, mit den neuen Pflegeplanungen z.Bsp. SAS
Was den jungen Kollegen leichter von der Hand geht, dauert bei mir doppelt so lang, ich kämpfe mit Formulierungen, mit dem PC Programm, das nicht so will, wie ich es will, es fällt mir schwer und macht mich oft"foxdevilswild"
 

Lillebrit

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:-( Das trifft mich jetzt aber echt hart, liebe Lillebrit... :(
Ich hatte es erläutert ;)
Wir hatten damals noch Einzelfragen in Themengebieten. Also z.B. eine Prüfung in Anatomie, eine in Krankheitslehre, eine in Berufskunde und eine in Pflege, in der aus allen gebieten Fragen gestellt wurden. Wer "die Niere" nicht konnte, dem fehlte also vielleicht eine Frage von 30 ....
Heute sind es ja bekanntlich 3 Klausuren in den TB 1,2 und 6+7 in denen jeweils ein Thema die Hauptsache ist (z.B. Pflege nach Hysterektomie, Suchterkrankungen, Myokardinfarkt oder HIV).
Zu DIESEM Thema muss man dann aber auch alles drauf haben: Anatomie, Krankheitslehre, Pflege, Pharmakologie etc. Der Schwerpunkt im TB 1 ist es, die Probleme zu erkennen....im TB 2 geht's eher um den Schwerpunkt der Massnahmenplanung. Im TB 6+7 sind Pflegewissenschaft, QM, Recht, BWL etc. gefragt ...
Um mit diesen Klausuren zurecht zu kommen muss man wissen wie diese didaktischen Fälle aufgebaut sind und wie man diese zu bearbeiten hat. Hierzu bekommen unsere Schüler extra Untericht und wir üben solche Fallbeispiele auch ausreichend mit ihnen ...

Im Hinblick auf die Noten muss übrigens jede Klausur mit mindestens 4,0 bestanden sein. Also führt 1,1 und 5 quasi zum durchfallen.

Ohne die dazu gehörige Ausbildung ist es also tatsächlich nicht machbar, ein solches Examen zu bestehen.
 

DirkK

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Ich denke auch, ohne lernen wird das nix.

Vor knapp 20 Jahren habe ich mein Examen in Deutschland gemacht, und habe vor ein paar Monaten das US-Examen gemacht. Eine wichtige Regel in der Vorbereitung war (So stand es im Buch): Die Prüfung wird schwieriger, wenn man Berufserfahrung hat, denn die Fragen in der Prüfung gehen von einer vollkommen anderen Realität aus.
 
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Poweruser
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Wer nach dem 85er Gesetz seine Ausbildung absolviert hat, würde eine solche Abschlussprüfung nicht schaffen können ...schon alleine aus dem Grund, dass die Prüfungsformen ungewohnt und die Inhalte weitestgehend Neuland sind.

Kann ich mir gut vorstellen.
Allerdings bezweifle ich ebenso, dass alle heutigen Azubis die damalige Prüfung bestehen würden. Der Bereich Anatomie und Physiologie sind bei vielen Schülern nur noch rudimentär vorhanden.
Ich weiß, so eine Aussage lässt sich nicht verallgemeinern. Aber in den letzten 10 Jahren habe ich bei fast allen Oberkurs-Schülerinnen und -Schülern bei Erklärungen im OP ganz von vorne anfangen müssen.
Auch der Einstieg im OP aus der Pflege ist für die Kollegen sehr aufwendig. Die fehlenden Kenntnisse in der Anatomie machen es für sie sehr anstrengend.

Es ist wie immer: wenn ich mehr Stoff in einem Bereich in eine Ausbildung hineinbringe muss ich andere Bereiche kürzen. Und die 500 Stunden mehr an Theorie fehlen dann im praktischen, was das Verknüpften der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten erschwert.

LG Einer
 

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