Wer darf hauseigene Standards schreiben?

Mairae

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Krankenschwester
Hi.
Wer kann mir weiter helfen?
Wer darf hauseigene Standards verfassen? Braucht man irgendwelche Vorraussetzungen? Gibt ja vom TÜV extra Schulungen für Qualitätsbeauftragte in Krankenhäusern.

Hab vor einem Jahr für mein Haus zwei Standards geschrieben die damals von der Qualitätsbeauftragte abgesegnet wurden. Diese hat für die Standards nur formelle Änderungen durchgeführt. Hab für die Entwicklung der Standards mehrere Wochen gebraucht und war im nachhinein doch leicht sauer, dass ich dafür ganze 16 Arbeitsstunden gutgeschrieben bekommen habe. (Aber auch weil unter den Standards stand. "Team der Qualitätsbeuftragten"; wusste gar nicht das eine einzelne Person ein Team ist oder das ich diesem Team angehören(Ironie))

Das Schreiben der Standards fand ich echt klasse und auch, dass man sich endlich über ein Thema ordentlich Gedanken machen konnte und den Standard so anpassen durfte wie man ihn braucht. Nun wollte ich danach gerne von meinem Arbeitgeber eine Fortbildung oder eine Schulung auf was man dabei achten sollte. Lt. AG gibt es solche Veranstaltungen nicht...????
Die Qualitätsbeauftragten müssen ja ihr wissen auch irgendwo herhaben.

Vielen Dank für alle Infos darüber im Voraus
 
Hausinterne Standards kann jeder schreiben. Btw.- man kann an ihnen schön den Wissensstand desjenigen überprüfen. Ob sie pflegewissenschaftlich haltbar sind, ist oft eine andere Frage.

Das Problem mit dem "Copyright" kenne ich auch. Kannst nix gegen machen. Du hast den Standard in der Arbeitszeit entwickelt und damit ist er Eigentum der Klinik.

Das 16 Stunden lachhaft sind für so einen Aufwand dürfte wohl jedem klar sein. Aber hier hättest du vorbauen müssen. Wobei dann der AG in der Regel einen anderen "Deppen" sucht, der es preiswerter macht.

Ergo: Wenn du eine Anerkennung für dei Arbeit willst, dann such dir lieber eine anderes dankbareres Thema. Das Problem bei Standards ist auch immer, dass diese ständig aktualisiert werden müssen. Das fällt meist flach, weil kaum einer Interesse dran hat. Und die Umsetzung solcher Standards scheitert net selten an dem mangelnden Fachwissen der Kollegen.

Elisabeth
 
Danke für die Antwort...

Sollte jetzt den nächsten Standard "Neu"Entwickeln über ein Thema das sehr weitläufig ist und sehr viel Fachwissen erfordert (Mein Wissen reicht gerade für den täglichen Gebrauch "Schäm") Alleine sich das ganze Wissen neben der Arbeit anzueignen würde wahrscheinlich schon ein zwei Wochen brauchen und ich möchte micht nicht wieder mit 16 Stunden abspeisen lassen.
Dann bleibt nur das höfliche ablehnen dieser Aufgabe...
 
Ich hab vor vielen Jahren auch mal Standards entwickelt und bin schnell wieder weg davon. War der falsche Weg. Solche Standards basieren auf dem Blickwinkel dessen der sie erstellt. In der Regel haben die Kollegen eine ganz andere Sichtweise. So entstehen Missverständnisse zum Schaden des Pat..

Ich halts mittlerweile eher mit der Art der Expertenstandards: Wissen vermitteln, so dass der Kollege selbst fachkompetent genug ist, Entscheidungen im Rahmen des Pflegeprozesses zu fällen.

Standards sehe ich lediglich dann als sinnvoll, wenn es um die Beschreibung von Abläufen im Rahmen von Diagnostik und Therapie geht. Z.B. Wie muss Pat. zu Untersuchung XYZ vorbereitet werden.

Pflegestandards sind für mich eine Bankrotterklärung bezüglich des pflegerischen Grundwissens. Ein Mensch ist keine Maschine. Man kann so ein facttenreiches Wesen net in eine quadratische Form pressen- es sei denn, man will jegliche Individualität im Keim ersticken.

Elisabeth
 
Dann dokumentiere einfach minutengenau die Zeiten, wo du dafür benötigst. Und gebe das dann deinem AG. Wenn du ihm nichts vorgibst, wie lange so etwas dauert, dann macht er das eben nach seinen Vorstellungen.
 
Pflegestandards sind für mich eine Bankrotterklärung bezüglich des pflegerischen Grundwissens. Ein Mensch ist keine Maschine. Man kann so ein facttenreiches Wesen net in eine quadratische Form pressen- es sei denn, man will jegliche Individualität im Keim ersticken.
:daumen:
 
Also, ich sehe das etwas anders.:idea:

Ich habe bei uns im OP bereits vor 22 Jahren angefangen Standard´s zu schreiben. Es wurde einfach aufgelistet, was für welche OP gebraucht wird, und was für besondere Wünsche welcher Operateur hat. Das fanden meine Kollegen alle sehr hilfreich, vor allem, wenn neuen MA kamen.:deal:

Diese Standard´s bestehen heute noch, wurden immer überarbeitet (d.h. in Revision gehen) und sind seit unserer Zertifizierung im Jahr 2000 ein fester Bestandteil unseres QM-Systems.:deal:
Außerdem haben wir unsere Siebinhalte standardisiert und ebenfalls in das QM-System aufgenommen.:deal:

Das Erstellen und Pflegen der Standard´s habe ich während meiner Arbeitszeit gemacht. Ich wurde dafür freigestellt. Und mein Name steht unter jedem Dokument. (Erstellt von...)

Seit vielen Jahren arbeiten wir mit Computerdokumentation und auch dort sind "meine" Standard´s hinterlegt. Für 240 verschiedene Operationen.

@mairae:

Versuch dich freistellen zu lassen und schreibe deine Standars während deines Dienstes. Wenn dein AG möchte, dass du was ausarbeitest, muss er dir auch die Zeit dafür geben.
Falls keine Freistellung geht, musst du minutengenau aufschreiben und abrechnen.:deal:

LG opjutti:flowerpower:
 
Hallo,
in einem OP gibt es standardisierte Abläufe- die muss es auch geben, damit alles reibunglos läuft.
Hier halte ich eine exakte Vorgabe, "wer was wann wo wie" tun soll für gerechtfertigt und sinnvoll.

Problematisch ist dieses auf peripheren Stationen in Situationen, wo es um individuelle Entscheidungsfindung geht.

Die Pflegekraft muss z.B. wissen, wie man Scherkräftearm bewegt und lagert...dennoch ist nicht vorgeschreiben, wie der Transfer des Patienten aussehen muss.
Die Organisation muss für Schulung und Hilfsmittel sorgen, die Pflegekraft muss den Patientenwunsch und dessen Ressourcen eruieren und aufgrund dessen entscheiden und tun.
Evaluiert werden kann das Outcome: z.B. Häufung von Abscherverletzungen, Stürzen, Inzidenz von Dekubiti.
 
Ablauf- und Organisationsstandards im Rahmen von Diagnostik und Therapie- Ja. Pflegestandards - NEIN.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

wo würdest du denn z.B. Standarts wie Dekubitus, Dauerkathetern, PEG, VW (septisch, aseptisch) etc. einordnen?

Alles Therapie?
 
Meinst du jetzt die Expertenstandards oder die hausinternen "Werke"? Beide trennen Welten. Erstere durchaus sinnvoll... letzterer Bankrotterklärung der Fachkompetenz.

Wenn man einen Standard für einen VW braucht, dann stellt sich mir die Frage: was lernt der angehende GuK eingentlich in der Ausbildung? Lesen damit er nach "Drehbuch" arbeiten kann? Das sollte er bereits vorher können. *grmpf*


Elisabeth
 
Ich meine schon die Hausinternen. Wie, was, wo, wann, mit welchen Hilfmitteln in welchem Abstand usw. ablaufen, erledigt werden, zur Verfügung steht, mit Infos der Apotheke z.B. angereichert usw. das ersetzt mir kein Expertenstandard.

Manches mal habe ich schon den Eindruck, du nimmst irgendwas raus und reitest drauf rum?

Bei mancher GuK liegt ja die Ausbildung schon ein paar Jahre zurück.
Kommt nach Jahren wieder in den Job, von einer anderen Station, Fachgebiet, kennt die neuen Verbandmittel/stoffe, evtl. neue Katheter etc. nicht.
Nicht verwendet, nicht gebraucht, nicht gelernt weil es während der Ausb. die noch gar nicht gab - oder alles miteinander.

Jetzt nehmen wir ein bißchen vor 20Jahren gelerntes, angelerntes, angelesenes, mal gezeigtes oder wie?

Jeder macht wie er meint?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gut gemachte Standarts bei den MA sehr gut ankommen und diese dankbar dafür sind, weil in komprimierter Form das Wichtigste enthalten ist.

Klar - ein Standart ist nicht mehr als eine Richtlinie und mehr soll es auch nicht sein.

Vielleicht solltest du dir doch den Unterschied zwischen Standart und Drehbuch nochmal klar machen?

Der hinkt nicht nur, dem fehlt mindestens ein Bein.
 
Standards, die mir die wichtigen Arbeitsschritte nochmal kurz und knapp präsentieren, halte ich für ein praktisches Werkzeug, wenn es um Pflegetechniken oder - wie Elisabeth ja schon sagte - um die Vorbereitung von Untersuchungen usw. geht. Seltene Abläufe hat man nun mal nicht immer im Kopf. Ich bin auch nur ein Mensch.

Bei Auswüchsen wie "Standards zur Sterbebegleitung" kann ich nur den Kopf schütteln. Da kann man vielleicht Leitlinien oder Rahmenbedingungen erläutern, oder Ideen anstoßen. Nach Standard geht sowas nicht. Viel zu viele Variablen.
 
Tja, jetzt wären wir genau an dem Punkt, an dem Standard definiert werden müsste, den letztendlich wird Standard synonym für viele Begriffe verwendet.
 
Bleiben wir mal beim Dekubitus....

Ich sehe solche Standards ...
Dekubitusprophylaxe

Wer liest 6 Seiten deren Inhalt ich eigentlich in jedem guten Fachbuch finden sollte?
http://www.rk-moenchengladbach.lvr.de/pflegeportal/standard_dekubitusprophylaxe.pdf

Hier geht man auf Nummer sicher. Ablaufschema á la Drehbuch.
http://www.klinikum-bremen-nord.de/...-390_G-DRG_Geriatrie_Altersmedizin_Wrobel.pdf

Hier wird mal wieder Dekubitus und Intertrigo in einen Topf geworfen.
http://www.gesundheit-kompass.at/pdf/Decubitusprophylaxe.pdf

Btw.- der Laie wird natürlich auch aufgeklärt. nennt sich hier allerdinsg net sStandard. Was machen wir, wenn der Angehörige das Wissen aus dieser Broschüre bei der fachkraft voraussetzt?
http://www.ahz-kirchsoz.de/fileadmin/verbraucherversion_dekubitusprophylaxe.pdf

Wer kennt eigentlich: Dekubitus Volltext [evidence.de] Evidenzbasierte medizinische Leitlinie . Ist kein Standard- leider von 2007- und net aktuelaisert analog zum neuen Expertenstandard.

Was lernt GuK in der Ausbildung zum Thema und warum braucht er hinterher ein "Rezept" wie er vorgehen muss?

Elisabeth
 
@elisabeth:

Was lernt GuK in der Ausbildung zum Thema und warum braucht er hinterher ein "Rezept" wie er vorgehen muss?
Oben bereits Erklärt.

Drehen wir uns jetzt wieder im Kreis, oder lässt du gute Erfahrungen von KH gelten?

Übrigens - auch dein Rezeptvergleich ist nicht besser.
 
Was lernt GuK in der Ausbildung zum Thema und warum braucht er hinterher ein "Rezept" wie er vorgehen muss?

Auch wenn ich in der Ausbildung gelernt habe, bei welcher Operation welcher Körperteil rasiert werden muss, habe ich dies seither - da nie wieder in der Chirurgie tätig - vergessen. Von daher fände ich ein Rezept zur Wiederauffrischung ganz hilfreich, falls ich morgen in die Chirurgie versetzt würde...

Deswegen wird meine Ausbildung nicht schlechter. Wir werden bloß zu Experten in unserem Gebiet und bleiben in jedem anderen auf Anfängerniveau.
 
*neugierigbin* Welche Form (siehe Beispiele) hattest du gewählt und wie garantierst du, dass alle Kollegen dasselbe unter deiner Vorgabe verstehen? Stichwort;: unterschiedlicher Bildungsgrad.

Meine Erfahrung: Der engere Kreis= die Qualitätsgruppe, der sich mit dem Thema beschäftigt hat und an der Erstellung desselben beteiligt war, empfindet die Vorgabe als sinnvoll. Die Meinung der Gruppe wird abgebildet.
Die Mitglieder der Gruppe wirken in ihren Teams als Multiplikatoren. Auch hier kannst du mit einer großen Akzeptanz rechnen die sich aber net in dem Papier bedingt sondern in der Anleitung vor Ort, im Vorleben der Inhalte. Umso weiter du von den Gruppen mitgliedern weg kommst umso geringer ist das Interesse an diesen Standards.

Ergo: Ich hab Seminartage zum Thema angeboten, Vorträge gehalten, Konsile vor Ort angeboten. Ich denke, ich bin meinem Ziel, die Kompetenz zu vermitteln recht nahe gekommen. Diejenigen, die ich net erreicht habe, werden auch mit einer Arbeitsanleitung nix anfangen können.

Elisabeth
 
Ich erinnere mich z.B. daran, dass ich als recht frisch Examinierte eine Magenablaufsonde legen musste. Allein mit einer Schülerin im Dienst, Arzt im Op, Patientin erbricht laufend - es war kein anderer da, der den Job hätte machen können. Da fand ich den Klinikleitfaden Pflege (keinen hauseigenen Standard, sondern das Buch) super. Ich brauchte keine Hintergrundinformationen und Ziele, die waren mir klar. Es ging mir rein um eine Rückversicherung bzgl der Technik (Nase-Ohr, Ohr-Prozessus xyphoideus...).

Solche Standards finde ich gut, als Nachschlagewerke. Und sie funktionieren nur bei einfachen Pflegetechniken etc. und nicht bei komplexen Pflegesituationen, weil Du all die Einflussfaktoren unmöglich in einem Standardverfahren berücksichtigen kannst.

Ich kann die Portversorgung aus dem Effeff, weil diese bei meinem Klientel häufig vorkommt. Was aber spricht gegen einen Standard zur Portversorgung als Gedächtnisstütze für die Kollegen, bei denen alle halbe Jahr so ein Patient auftaucht?
 
Wieso Bücher neu schreiben in Standardform? Du hast auch auf den Klinikleitfaden Pflege zurück gegriffen.

Elisabeth
 

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