... wenn es kein Zurück mehr gibt ...

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24.07.2012
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Beruf
Azubi
Hallo Zusammen,
ich habe mich heute hier angemeldet, um meine Situation zu schildern und um auf etwas Hilfe / Erfahrungen zu hoffen.
Ich möchte anonym bleiben, um mich selbst zu schützen - wieso, sage ich gleich.
Ich bin Krankenschwester-Azubi im dritten Ausbildungsjahr und ich fühle mich überhaupt nicht wohl in meiner momentanen Situation. Das hat weniger mit der allgemeinen Arbeitssituation auf Station zu tun, sondern mit mir selbst. Die Ausbildung an sich ist schwer (wie bestimmt einige wissen) aber wenn man sich dahinter klemmt, ist sie auf jeden Fall zu schaffen. Leider ist genau DAS mein Problem. Ich wollte nie Krankenschwester werden, um ehrlich zu sein. Meine Mutter hat mich damals in diese Richtung geschuppst, weil sie selbst nie die Chance bekommen hat, eine Ausbildung im Krankenhaus zu machen. Anfangs dachte ich, ich bekomme das hin - ' es sind ja NUR drei Jahre ' - und danach machst du etwas anderes.
Mittlerweile bin ich am Ende meiner Kräfte ... Das Zwischenexamen habe ich ' gerade eben so ' geschafft (mit Hängen und Würgen, wie man so schön sagt) und den Alltag schaffe ich, indem ich mich aus dem Bett quäle, freundlich grinse und alle in dem Glauben lasse, ich sei die, die sie vor sich sehen. In Wirklichkeit drehe und wende ich mich innerlich und versuche meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen...
Versteht mich jedoch nicht ganz falsch: Ich kann gut mit Menschen umgehen / zusammen arbeiten, ich bin freundlich und mir machen die alltäglichen Dinge einer Krankenschwester nichts aus. Mit den Patienten zu sprechen und zu sehen wie sie strahlen und mich mit meinem Namen begrüßen, wenn ich Morgens in das Zimmer komme, ist schön.
... aber ich selbst strahle sozusagen nur die ' ich-will-krankenschwester-werden' Einstellung aus. In Wirklichkeit will ich das nicht. Ich bin teilweise desinteressiert was Medizinischen Kram angeht und ich scheue mich geschickt vor Tätigkeiten, die ein Azubi i.d.R sehr gerne lernen würde... (DK legen, i.M. unter Aufsicht spritzen etc.)
Viele denken jetzt bestimmt ' Warum brichst du die Ausbildung nicht einfach ab ? ' Naja - so einfach ist das leider nicht. Ich habe eine Menge Druck im Rücken - es ist sozusagen meine Pflicht diese Ausbildung zu beenden, wenn ich von der Familie nicht verstoßen werden möchte. (deswegen möchte ich auch anonym bleiben).
Ich zwinge mich durch den Alltag und man sieht mir (bis auf ein paar Kleinigkeiten) nicht an, wie schlecht es mir eigentlich geht...
Meine größte Angst ist jetzt, das ich das Examen (aufgrund meiner teilweisen lustlosen Einstellung) nicht schaffe, ein halbes Jahr dran hängen muss und es dann vielleicht wieder nicht schaffe... Ich habe beschlossen meine Ausbildung zu beenden, da ich jetzt kurz vorm Ende bin. Allerdings möchte ich auf keinen Fall in diesem Beruf bleiben, weil ich weder mir noch den Kollegen und Patienten damit etwas Gutes tue... Aber was habe ich für Möglichkeiten nach der Ausbildung ? Kann ich als frisch examinierte Krankenschwester nur direkt am Patienten auf der Station arbeiten? Wie gesagt, mit Menschen arbeiten ist ok, aber als Krankenschwester hat man große Verantwortung, die ich nicht tragen kann, da ich vom Kopf her nicht voll dabei bin!
Ich bitte euch, wenn ihr mir dazu etwas sagen möchtet - verzichtet bitte auf Kommentare wie ' Du hast doch noch nicht mal richtig angefangen zu arbeiten ... ' - ich bin keines Wegs Arbeitsscheu, aber ich denke, Krankenschwester muss man mit Herz und Seele sein oder eben garnicht ...
 
Darf ich fragen, wie alt du bist? Was würde passieren, wenn du deinen Eltern ehrlich mitteilst, dass du diese Ausbildung net zu Ende bringen wirst und dich bereits anderweitig umgesehen hast? Eltern wollen in der Regel net DEN Beruf- sie wollen, dass es ihre Kinder gut haben. Warum sollten deine Eltern da anders sein?

Was würdest du denn sonst gerne machen wollen? Und hast du dich da schon mal aktiv informiert?

Elisabeth
 
Ich denke, so kurz vor Schluss wär es blöd, die Ausbildung abzubrechen. Sieht im Lebenslauf nie gut aus. Wann hast du denn Examen? Ich würde mich an deiner Stelle bemühen, den Abschluss so gut wie möglich hinzubekommen. Arbeiten kannst du in verschiedenen Bereichen, auch in solchen, wo du nicht die Verantwortung für 20 Patienten auf einmal hast. Schon mal an eine Ambulanz gedacht? Endoskopie oder so? Da hast du einen Patienten, der vor dir liegt, immer nen Arzt dabei - du hast trotzdem ne Verantwortung, aber ne andere, als auf Normalstation. Oder hast du die Möglichkeit ein Studium hinten dran zu hängen? Vielleicht taugt dir ja die Lehre mehr und du wirst Berufschullehrerin?
 
Kurz und knapp: Klemm dich hinter den Stoff, mach deine Ausbildung zu Ende. Willst du ja auch - aber vergiss die Zweifel! Lerne und zieh das durch!

Was du anschließend machen kannst, müsstest du hier zu hauf im Forum finden. Hunderte Leute haben schon nach Alternativen gesucht.

Und wenn es garnichts für dich ist, überleg dir WAS etwas für dich ist. Du musst ja nicht zwingend in dem Sektor bleiben! Hauptsache du hast erstmal die Ausbildung...

Also: WAS WILLST DU?!
 
Hallo,
danke für die Antworten und danke, das keine Vorwürfe kommen...
Ich bin 21. Ich denke, meine Eltern meinen es eigentlich auch nicht böse und es heißt immer ' du sollst es mal besser haben '... Leider führt dieser Beruf allerdings nicht dazu, das es mir irgendwann mal besser geht - aber wahrscheinlich wäre es jetzt wirklich doof von mir die Ausbildung abzubrechen. Es gibt viele familiäre Probleme und leider gibt es auch viele Angehörige, die Pflege benötigen. Da ist es natürlich praktisch, wenn man eine Krankenschwester im Familienkreis hat ... Das ich mich bereits umgucke und etwas anderes machen will, wissen meine Eltern noch nicht. Mein Traum ging immer in eine völlig andere Richtung. Ich wollte immer etwas mit Tieren machen, aber das hat nie auf Zuspruch oder Unterstützung getroffen, deswegen hab ich mich damit abgefunden, dass das wohl nie etwas wird...

Ja, wenn ich mit der Ausbildung im ' Krankenhaus - Umfeld ' bleiben möchte, soll es wirklich nicht auf Station sein. Allerdings habe ich mich auch noch nicht ausreichend informiert was für Möglichkeiten ich habe. Mit der Ambulanz oder Endoskopie hätte ich eine Alternative, die ich eher akzeptieren würde, als die Stationsarbeit. Ich werde mich hier um Forum aber mal umsehen, nach Leuten, die vielleicht auch etwas anderes suchen, als die Stationsarbeit. Vielleicht ist da ja etwas bei, das mich dann doch reizen würde. Studieren möchte ich nicht (kann ich mit meinem normalen Realschulabschluss auch wahrscheinlich nicht). Meine Prüfungen fangen im Januar an - im März werde ich (vorraussichtlich) fertig sein > für einen ' von Natur aus ' faulen Menschen wie mich, also nicht mehr viel Zeit fürs Lernen.

Ich denke ihr habt Recht - ich kann jetzt nicht alles hin schmeißen und muss jetzt halt in den sauren Apfel beißen und da durch. Dann kann ich immer noch schauen, was mache ich ?! Vielleicht finde ich dann endlich MEINEN Weg...
Eure Antworten haben mir schon etwas Mut gemacht, danke dafür.
 
Studieren möchte ich nicht (kann ich mit meinem normalen Realschulabschluss auch wahrscheinlich nicht).

Sei dir da nicht so sicher. Du kannst, wenn du einen Abschluss besser als 2,0 hast (aber nagelt mich nicht darauf fest, ich hab mich über sowas nicht informiert) an einer FH zumindest fachgebunden studieren - Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Pflegewissenschaft, evtl sogar sowas wie Gesundheitsökonomie oder ähnliches. Falls Interessa daran bestehen sollte, würde ich mich einfach mal informieren.

Ich kann dich gut verstehen, ich hab zum gleichen Zeitpunkt Examen - ich habe auch keine Lust mehr und mich langweilt das Ganze. Trotzdem halten wir durch :)
 
Du schreibst, dass du die Zwischenprüfung nur mit "Hängen und Würgen" geschafft hast. Woran lag es deiner Meinung nach? Zu wenig gelernt? Das Falsche gelernt? ...

Du hattest andere Wünsche und Vorstellungen. Hast du dich schon mal intensiv mit diesen Wünschen auseinandergesetzt? Wie konkret sind da deine Ideen? Oder ist es eher ein Vorwand, warum es in der aktuellen Ausbildung so schwer wird?

Elisabeth
 
Ich wünschte deine Eltern würden deinen Beitrag lesen können. Der Tochter geht es miserabel und die Eltern wiegen sich glücklich, weil die Tochter das macht, was sie so gern wollten.

Alles Gute.

MfG
Tom
 
Bedenke, ich keine einige Leute die ihr Studium mit ihrem erlernten Beruf finanzieren.
Nur weil Du diesen Beruf "jetzt" erlernt hast, heißt das schließlich nicht das Du bis zur Rente da, so bleiben musst.
Dir steht immer noch eine andere Berufwelt offen.

LG
Claudia B.
 
hi :)

ich würde auch sagen versuchs jetz positiv anzugehn, sag dir du bist im letzten jahr und hasts bald geschafft und dann schon was richtig gutes in der hand. ob du das hinterher nutzt oder nicht ist dir dann komplett offen.
ich hab auch meine erste ausbildung in nem ganz andren bereich gemacht und würde in dem bereich nie mehr arbeiten wollen, aber es kam überall immer sehr gut an, dass ich schon etwas abgeschlossenes habe und mich nun umorientieren will. wer weis für was es dir nachher nochmal nützt. du bist 21 und hast noch alle zeit der welt was andres zu machen. aber ziehs wenn du kannst durch!
(ich hab mit 26 und kind die 2. ausbildung angefangen)
 
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Ich bin 21. Ich denke, meine Eltern meinen es eigentlich auch nicht böse und es heißt immer ' du sollst es mal besser haben '... Leider führt dieser Beruf allerdings nicht dazu, das es mir irgendwann mal besser geht - aber wahrscheinlich wäre es jetzt wirklich doof von mir die Ausbildung abzubrechen. Es gibt viele familiäre Probleme und leider gibt es auch viele Angehörige, die Pflege benötigen. Da ist es natürlich praktisch, wenn man eine Krankenschwester im Familienkreis hat ... Das ich mich bereits umgucke und etwas anderes machen will, wissen meine Eltern noch nicht. Mein Traum ging immer in eine völlig andere Richtung. Ich wollte immer etwas mit Tieren machen, aber das hat nie auf Zuspruch oder Unterstützung getroffen, deswegen hab ich mich damit abgefunden, dass das wohl nie etwas wird...

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Hi, GesichtHinterDerMaske,

Kinder sind dazu da, ihren eigenen Weg zu finden und Eltern befähigen sie dazu, sie unterstützen sie und akzeptieren jeden Weg, den ihre Kinder finden. Das ist der Idealzustand. Aber wie so oft im Leben, haben schon die Eltern ihrerseits mit Kompromissen und Einschränkungen fertig werden müssen, konnten sich ihre Träume nicht erfüllen und geben diese an ihre Kinder weiter, darauf hoffend, das die Kinder ihren Traum leben. Oder, das die Kinder so funktionieren, wie sie es selber mußten und genauso einen Anteil an der Familie übernehmen, wie sie. Sie meinen es sicher nicht böse und doch leidest du unter den Bedingungen, denn du kannst nicht du selbst werden, sondern etwas, was andere für dich entschieden haben.
Das es Krankenschwester ist, ist nebensächlich, du weißt sehr klar, das du es nicht sein willst und vor allem nicht sein kannst.
Was du tun mußt, ist, dich abzulösen. Jetzt sagst du, na toll, nur wie?
Ich weiß nur eines, tu es nicht ohne Hilfe. Damit meine ich eine Psychotherapie oder ein Coaching. Seiner Familie zu sagen, ich mache, was ich gern möchte und nicht, was ihr für mich entschieden habt, ist ein zu großer Brocken für jemand allein.
Und was ich noch weiß, tu es bald, du bist 21 und jung genug, einen guten eigenen Weg zu gehen.
Was jetzt die Prüfungen betrifft, wenn dieser Weg ein totes Gleis ist, ist jeder weitere Meter auf ihm Verschwendung. Dein Verstand, der dir sagt, mach doch den Abschluß, dann hast du was in der Tasche, kann gegen deine Gefühle wenig tun.

Es ist ein sehr verzwicktes Problem, aber ich erlebe dich sehr reflektiert und schon sehr weit im Problemerkennen. Pack es an, hol dir Hilfe und denk daran, nach den sicher schmerzlichen Prozessen, die auf dich zukommen, wartet eine Zukunft, in der du bist, wie du willst.

Dafür wünsch ich dir Kraft und alles Gute,
Marty
 
Ich denke, Martys Worte treffen den Nagel auf den Kopf. Nicht immer ist das Ausharren ein wirklich guter Weg. Manches kann zu Qual werden- auch und vor allem, wenn man mit einem ungeliebten Beruf sein Studium finanzieren will.

Elisabeth
 
Danke, für die ganzen Antowrten und Anregungen. Ich bin wirklich dankbar, das man nicht sofort kritisiert wird.
Um kurz auf alle Anregungen etwas zu antworten:
- Das das studieren (möglicherweise) mit Realschulabschluss möglich ist, war mir neu. Falls ich es mir irgendwann doch noch mal überlege, werde ich mich mal informieren, ob das möglich ist. Danke dafür ;)
- Das ich mein Zwischenexamen mit Hängen und Würgen geschafft habe liegt natürlich an eminem Lernverhalten. Niemand lernt gerne etwas, was ihn nicht wirklich interessiert oder ? :( Die paar Tage, die mich gezwungen habe zu lernen, waren natürlich dann nur auf das (aus meiner Sicht) Wichtigste reduziert. Das das nicht reicht, ist natürlich klar, aber ich habe einfach nicht genug Motivation aufgebracht um mich ausreichend zu konzentrieren. Ich meine, von Vier Prüfungen ist das Schlechteste eine 4- aber ich weiß, das ich es eigentlich besser kann ... wenn ich mich dahinter klemmen würde! -.-
- Und besonders das Schreiben von Marty hat mir ' gut ' gefallen, in der Hinsicht, das ich anscheinend verstanden wurde und keine Vorwürfe bekommen habe... Danke dafür. Ich hoffe, ich komme schnell und einigermaßen gut durch die Prüfungen und habe dann genug Karft (und Hilfe - die ich wahrscheinlich wirklich (!) benötige) um meinen eigenen Weg zu finden... Danke für die Mühe. :)
 
Ich drücke dir von Herzen die Daumen für die Prüfungen.

Marty
 

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