Verkürzung der Pflegezeiten in der Hauskrankenpflege

Berija

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Ich bin seit 8 Jahren in der Hauskrankenpflege tätig. Mittlerweile wurden uns die Pflegezeiten dermaßen gekürzt (Lk bzw. Module), dass die Arbeit kaum noch zu schaffen ist. Wie sieht es bei euch aus?
Frage, ist das überhaupt erlaubt?
Ich weiß, dass es Richtlinien zu den Pflegezeiten gibt (vom MDK) aber die sind wohl leider nicht verbindlich?:weissnix:
 
Merkwürdig

warum hat sich keiner auf diesen Beitrag hin geäußert?
Ich würde es interessant finden, wenn wir hier mal unsere Pflegezeiten offenlegen würden, um zu vergleichen, um zu prüfen, um anzunehmen, um sich kritisch zu äußern ...
Das kann doch alles anonym geschehen, aber es wichtig, sich darüber auszutauschen.
Meines Wissens gibt es für die Behandlungspflege durch Fachkräfte keine
genauen Zeitvorgaben. die Module wurden damals von den Kassen angeschafft, mit der Begründung, dass jeder Pat. soviel Zeit bekommt soll, wie er braucht - was daraus geworden ist, sehen wir selbst.
Nur Mut zur Diskussion bitte.
Gruß blauwolf
 
Hallo,

die Pflegezeiten werden nicht direkt vorgegeben.
Man bekommt z.B. für eine große Morgentoilette 350 Punkte, das entspricht einer Pflegezeit von 35 min (anderes Bsp.: kleine Morgentoilette 250 Punkte, 25 min).
In dem PD, in dem ich arbeitete, mußten wir alle grundpflegerischen Tätigkeiten in 80 % dieser Zeit ableisten. Nur dann würde wirtschaftlich gearbeitet - hieß es.
Die Zeiten für Behandlungspflege bekamen wir pxDaumen Durchschnittswerte vorgegeben (z.B. Injektion 3 min).
Es gab im PD hierzu immer Anlass zu heftisten Diskussionen. Wer unbegründet bei dem ein oder anderen Klienten länger brauchte, bekam dies nicht vergütet.

LG
Trisha
 
Hallo Berija,
nicht nur Dir geht es so...
Ich arbeite seit fast 5 Jahren in der Ambulanten Pflege und auch bei uns werden die Zeiten immer kurzer .Für die große Morgentoilette haben wir 20 min und für die kleine Morgentoilette gibt es nur 10 min und für das zubereitung einer sonstigen Mahlzeit ink. Spülen und Reinigung des Arbeitsbereiches haben wir ganze 4 min!!! und in 5min mußen wir z.B Tagesdosett stellen + Kompression strumpfe anziehen oder Verband wechseln. Wenn ich d. EL sage das die eine oder andere Pflege nicht zu schaffen ist in der vorgegebenen Zeiten, dann heißt es meistens -" die Anderen schaffen es" aber welche Kollegen/innen es sind wird nicht gesagt und von den Kollegen weiß ich das sie mit den Zeiten auch nicht auskommen. Man hat uns gesagt, das wir immer eine Begründung schreiben sollen wenn wir in der Pflege länger brauchen, dann bekommen wir die Zeiten auch...leider ist das selten so... also alles was wir bei den Pat. nicht in den vorgegebenen Zeiten schaffen, machen wir um sonst...und bekommen nicht bezahlt...
Es gibt viele streßige Tage,da habe ich gar keine Lust auf die Arbeit aber wenn ich an meine Pat. denke und zu Ihnen gehe dann macht sie mir wieder Spaß !
LG
Wildehilde
 
@Trisha,
Wenn ich 80% der vorgegebenen Zeiten hätte dann wäre ich noch zufrieden.
z.b. Früher hatten wir 20 Minuten für die Nahrungsaufnagme (Überwachung oder auch gabe) Jetzt sin d es noch 12 Minuten.
 
kürze Zeiten incl. Doku!!!

ja, sie kürzen nicht nur an den Pflegezeiten, sondern die Doku nimmt an Umfang immer mehr zu und das muß in den paar Minuten auch noch integriert werden. Ich habe viele einrichtungen kennengelernt und nicht immer sind die Dokus übersichtlich und leicht zu handhaben, bei manchen verliert man viel Zeit mit Suchen.
Wie ist das bei den Punkten?, wenn z.B. Oma heute einen schlechten Tag hat und es sehr lange dauert bis vom Bett ins Bad kommt und man etliche Minuten mehr braucht, muß man dann hinschreiben: länger gebraucht, Oma konnte nicht so schnell laufen", oder wird einem dann auch die Zeit abgezogen?
Das hieße ja, dass man die Leute durch den Dienst "peitschen" muß, nur um einen vernünftigen Dumpinglohn zu erhalten.
Ja, was ist mit der Zeit, um ständig Begründungen zu schreiben? Das dauert doch auch.
Ich habe erlebt, dass mir etliches an Zeit abgezogen wurde - Behandlungszeit wie Fahrzeit - trotz Begründungen - Habe sofort nach einem Monat gekündigt.
In der jetzigen Firma arbeite ich fast im Dauerlauf und das mit fast 50 Jahren.
5 min - Spritze plus doku
aber auch 5 min Spritze plus Medis plus RR/BZ plus doku
7 min Mahlzeit, Abwasch
5 min Kompressionsstrümpfe plus Doku
oft brauch 2-3 min mehr
generelle Fahrzeit 5 min, fahre aber oft 10-15 min, 5 min wären selbst bei Tempo 100 nicht machbar, da man nicht nur fährt, sondern Parkplatz suchen muß, zum Haus gehen, auf Fahrstühle warten, oft öffnen die Pat. nicht sofort ...
Bisher hat man mir noch nichts abgezogen, aber ich weiß, dass es KollegInnen gibt, die weniger schreiben als sie brauchen und so entsteht ein Verzerrbild.
Gruß blauwolf
 
Ich arbeite tgl. um die 20 Minuten umsonst.Interessant ist das unsere neue PDL bis vor kurzen noch zum pflegenden Personal gehörte. Und auch meckerte das die Zeiten selten machbar sind usw. Aber von dem Tag an woch sie Pdl war. Ein Wunder sie weiß gar nicht wo das Problem liegt die Zeiten sind alle ok
und problemlos durchführbar.Wie Menschen sich doch von heut auf morgen doch wandeln können...
 
Hallo allerseits,
das tut mir fast in der Seele weh, wenn ich lese, dass die Pflege im Dauerlauf erledigt werden muss.
Fakt ist, dass es für die Modul- Leistungen eigentlich keine Zeitvorgabe mehr gibt- dauert die Große Pflege 25 Minuten, ist es für den Betrieb prima, dauert sie 50 Minuten, ist sie schon wieder unwirtschaftlich.
In meinem Betrieb gibt es keinerlei Zeitvorgaben, in Mitarbeitergesprächen und in Pflegevisiten erfahre ich, ob sich der Aufwand bei einem Patienten erhöht hat. Dann spreche ich mit den Patienten und Angehörigen und passe den Kostenvoranschlag ggf. an.
Wir kompensieren viel über die Wegepauschale, kurze Anfahrtswege (3-5 Minuten), kaum Parkplatzprobleme = mehr Zeit für die Patienten. Und wenn es mal länger dauert, dann wird die Zusatzleistung dokumentiert und ich kann dann sehen, ob ich es berechne oder nicht.
Würde ich die in den vorigen Beiträgen genannten Strukturen anwenden, hätten alle Mitarbeiter schon längst gekündigt.
Pflege im Dauerlauf bringt längerfristig nichts, denn die Mitarbeiter werden krank, kündigen oder Patienten gehen, weil sie unzufrieden sind.
Georgia
 
Pflege im Dauerlauf bringt längerfristig nichts, denn die Mitarbeiter werden krank, kündigen oder Patienten gehen, weil sie unzufrieden sind.
Richtig ! Das sind dann nämlich die Arbeitsstellen, wo eine Unzahl an Überstunden von dem Personal "erarbeitet" wird, die dem Druck noch standhalten und ständig gerufen werden, weil andere Mitarbeiter wegen Krankheit ausfallen.

Zeitvorgaben gibt es auf meiner Arbeitsstelle auch nicht. Jeder Patient bekommt die Zeit die er braucht. Die Anfahrtswege werden möglichst kurz gehalten. Bei den Behandlungspflegen gibt es ebenfalls kein zeitliches Limit. Es ist immerhin ein gewaltiger Unterschied, ob ich z.B. 2 Sorten Tabletten stellen muß oder 10.

Die angeblichen Zeitvorgaben sind rein rechnerische Werte, auf betriebswirtschaftlicher Basis ermittelt. Sie liegen aber weit ab von der Realität und jeder Pflegedienstbesitzer müßte sich im klaren sein, dass er diese rein betriebswirtschaftlichen Fakten nie so umsetzen kann. Es sei denn, er läßt sich auf gefährliche Pflege ein.

Ich lasse mir immer Zeit, noch ein paar Worte mit dem Patienten zu wechseln. Patienten wollen nicht nur mit Tabletten gestopft werden. Sie brauchen auch ein wenig Anteilnahme und Zuwendung.

Ich lasse mich auch nicht zwingen, einen Fahrstil an den Tag zu legen der jenseits der gesetzlichen Bereiche liegt. Das wäre für mich dann ein Punkt, wo ich mich ernsthaft mit meinem Arbeitgeber auseinander setzen müßte.
 
Hallo, ich bins nochmal,
auch wenn ich keine Pflegezeiten vorgebe, so thematisiere ich immer wieder mit meinen Mitarbeitern, dass Sondereinsätze/ Sondergänge Zeit kosten und dokumentiert und vergütet werden müssen.
Mit seinen Patienten, deren Angehörigen und den Hausärzten muss man immer im Dialog bleiben und nach Lösungen suchen. Wenn wir mal weniger Patienten haben, dann nehmen wir uns etwas mehr Zeit für die Patienten, bringen verstärkt die Pflegedokumentationen auf Vordermann, bei hohem Aufkommen werden auch schon mal Überstunden gemacht. Das ist für alle Beteiligten (Mitarbeiter/Chef/Patienten) ein ständiges Geben und Nehmen.
Längerfristig frustrierte Mitarbeiter können keine gute Pflege leisten.

Georgia
 
auch wenn ich keine Pflegezeiten vorgebe, so thematisiere ich immer wieder mit meinen Mitarbeitern, dass Sondereinsätze/ Sondergänge Zeit kosten und dokumentiert und vergütet werden müssen.
Das ist doch eigentlich selbstverständlich oder?
Solche Sonderaktivitäten werden von mir z.B. grundsätzlich an den entsprechenden Stellen dokumentiert und wenn ich merke, dass diese Aufgaben auf längere Zeit gefordert sind, spreche ich von mir aus denjenigen an, der für eine weitere Bearbeitung zuständig ist.
 
Ich weißgar nicht, wo das Prob ist! Wir richten uns nach den Zeiten, die lt. Lk angegeben werden (Punktzahl ohne null) und kommen bestens damit zurecht. Wenn mal was "außergewöhnliches " vorfällt, so wird dies extra berechnet, alles andere läuft lt. LK. , incl. Doku! Das sind unsere Richtzeiten. Manchmal ist man bei dem einen schnellwer, hat dann aber bei der nächsten entsprechend mehr Zeit. Sollte es unbegründete Mehrzeit geben, so ist das Privatzeit. Aber da können alle MA gutmit Leben, denn das ist Dienst am Kunden........:engel:
 
Hallo,

ohne dass ich dies verallgemeinern möchte:
Es kristallisiert sich ziemlich deutlich heraus, dass PDL´s und/oder Geschäftsführer zu "Ausbeutern" werden. Siehe auch unter dem Thread "Dumpinglöhne".
Ich kenne es auch noch so: PDL sitzt Kaffee-rührend am PC und wertet die "Über"-Zeiten jedes einzelnen Mitarbeiters aus (und damit war sie STUNDEN beschäftigt), 2 Bürokräfte haben jeweils nur am Monatsende/-anfang richtig was zu tun (Abrechungen), und der Geschäftsführer sitzt fast immer gut gelaunt und braun gebrannt am Tisch im Büro. Diese kassierten jeden Monat ein ordentliches Gehalt, das sicher war und nicht schwankte.
Wir kamen alle abgehetzt und unzufrieden von unseren (unzufriedenen) Kunden ins Büro. Und mußten da Rechenschaft abliefern, warum wir hie und da "so lange" gebraucht haben. Wir mußten uns quasi jede Lohnstunde erkämpfen. Das Gehalt schwankte stark aufgrund flexibler Stundenverträge. Meist kam nur der Mindestlohn zustande.
Ich persönlich habe das Beste daraus gemacht, hatte aber auch eine gesonderte Stellung und vor allem ein gutes Durchsetzungsvermögen :sbaseballs:...
LG
Trisha:wink:
 
Hallo
Ich bin auch aus der Pflege, habe auch ein paar Einblicke in den ambulanten Pflegedienst.
Es ist nicht immer so einfach wie man das hier darstellt. Warum gehen so viele ambulante Pflegedienste wieder zugrunde? Weil es zu wenig von den Kassen gibt und sie sich nicht halten können mit den Erträgen.
Wenn man einen Mitarbeiter mit 2000 Euro Brutto bezahlt, muss der Arbeitgeber fast wieder genauso viel drauf legen, um alle Kosten abzudecken. Er muss Ausfallzeiten wie Urlaub und Krankheit bezahlen. In dieser Zeit steht der Arbeitnehmer nicht zur Verfügung.
Vielleicht richtet man sich mit der Kritik immer an die oder den falschen. Im Gesetz steht so schön drin, ambulant vor stationär. Aber die Kosten werden von den Kassen nicht getragen. Da ist leider immer nur noch eine satt und sauber Pflege drin.
Wir wäre es mal, wenn ihr euch an höhere Stellen wendet und nicht immer an der PDL oder sonstigen Leitungen aufhängt? Die können nur soviele Mitarbeiter einstellen, wie sie Geld haben. Und wenn es für eine große Pflege nur 25 Euro gibt, was dann?

Patrick
 
Trisha schrieb:
ohne dass ich dies verallgemeinern möchte:
Es kristallisiert sich ziemlich deutlich heraus, dass PDL´s und/oder Geschäftsführer zu "Ausbeutern" werden. Siehe auch unter dem Thread "Dumpinglöhne".
Ich kenne es auch noch so: PDL sitzt Kaffee-rührend am PC und wertet die "Über"-Zeiten jedes einzelnen Mitarbeiters aus (und damit war sie STUNDEN beschäftigt), 2 Bürokräfte haben jeweils nur am Monatsende/-anfang richtig was zu tun (Abrechungen), und der Geschäftsführer sitzt fast immer gut gelaunt und braun gebrannt am Tisch im Büro. Diese kassierten jeden Monat ein ordentliches Gehalt, das sicher war und nicht schwankte.
Wir kamen alle abgehetzt und unzufrieden von unseren (unzufriedenen) Kunden ins Büro. Und mußten da Rechenschaft abliefern, warum wir hie und da "so lange" gebraucht haben. Wir mußten uns quasi jede Lohnstunde erkämpfen. Das Gehalt schwankte stark aufgrund flexibler Stundenverträge. Meist kam nur der Mindestlohn zustande.
Ich persönlich habe das Beste daraus gemacht, hatte aber auch eine gesonderte Stellung und vor allem ein gutes Durchsetzungsvermögen
Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Kann ich also nur zustimmen.

Krabbe46 schrieb:
Ich weißgar nicht, wo das Prob ist! Wir richten uns nach den Zeiten, die lt. Lk angegeben werden (Punktzahl ohne null) und kommen bestens damit zurecht. Wenn mal was "außergewöhnliches " vorfällt, so wird dies extra berechnet, alles andere läuft lt. LK. , incl. Doku! Das sind unsere Richtzeiten. Manchmal ist man bei dem einen schnellwer, hat dann aber bei der nächsten entsprechend mehr Zeit. Sollte es unbegründete Mehrzeit geben, so ist das Privatzeit. Aber da können alle MA gutmit Leben, denn das ist Dienst am Kunden........
Dann sei froh, dass du einen Pflegedienst gefunden hast, der auch noch ein wenig Rücksicht auf die Mitarbeiter nimmt. Das ist nicht die Regel.

Patmuc schrieb:
Es ist nicht immer so einfach wie man das hier darstellt. Warum gehen so viele ambulante Pflegedienste wieder zugrunde? Weil es zu wenig von den Kassen gibt und sie sich nicht halten können mit den Erträgen.
Wenn man einen Mitarbeiter mit 2000 Euro Brutto bezahlt, muss der Arbeitgeber fast wieder genauso viel drauf legen, um alle Kosten abzudecken. Er muss Ausfallzeiten wie Urlaub und Krankheit bezahlen. In dieser Zeit steht der Arbeitnehmer nicht zur Verfügung.
Das ist auch richtig. Aber es gehen auch viele Pflegedienste kaputt, weil sie nicht wirtschaftlich denken können. Wirtschaftlich denken heißt aber nicht, dass dies das recht gibt, die Arbeitnehmer auszubeuten, sprich Minimallohn unter unakzeptablen Bedingungen. Je schlechter das Personal behandelt wird, desto mehr Ausfälle. Die Arbeit in der Pflege ist eine Mischkalkulation. bei einem Patienten wird es knapp mit der Kostendeckung, es gibt aber auch noch immer Patienten, an denen genug verdient wird.

Es kann auf jeden Fall nicht sein, dass Patienten im 5 Minutentakt angefahren werden und Fahrzeiten nicht korrekt berücksichtigt werden. Das ist gefährliche Pflege und jeder sollte sich weigern, so zu arbeiten.

Ich arbeite schnell und zügig ohne die Patienten dabei nur noch brutal abzufertigen. Meine Patienten sind zufrieden, sie wissen, dass ich wenig Zeit habe, sie wissen aber auch, dass sie, wenn wirklich mehr Zeit benötigt wird, die auch von mir bekommen.

Ich lasse mich von meinem Arbeitgeber NICHT unter Druck setzen. Ich sehe auch überhaupt nicht ein, irgendwelche Verkehrsregeln zu missachten, nur weil nicht genügend Fahrzeit eingeräumt wird.
 
oder auch wenn zwei Mitarbeiter ausfallen für ein paar Wochen oder über längere Zeit krank sind.
Es sind nicht alle Pflegedienste so groß, dass sie das auffangen können....
 
oder auch wenn zwei Mitarbeiter ausfallen für ein paar Wochen oder über längere Zeit krank sind.
Es sind nicht alle Pflegedienste so groß, dass sie das auffangen können....
Das ist nicht mein Problem, sondern das Problem meines Arbeitgebers. Es kann von mir nicht verlangt werden, dass ich, ohne auch Rücksicht auf meine persönlichen bedürfnisse zu nehmen, immer wieder solche Ausfälle auffange. Im Zweifelsfall kann ja mal einer aus der Chefebene mitfahren. Dann erlebt er auch mal die Realität.

Ich bin übrigens in einem kleineren Pflegedienst tätig und wir fangen das Problem mit Ausfällen über Aushilfen auf.
 
Naja Ok,
also wenn ich nach rechne bei der großen Pflege bekomme ich 19 Euro von der Kasse (teilweise nach Bundesland sogar weniger) ..... Wenn ich dann einen Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von 30 Euro habe, was ziemlich realistisch ist mit allen Abgaben, dann darf der Mitarbeiter nicht länger als 20 Minuten pflegen, dass ich auch noch was verdiene und meine Autos bezahlen kann.
So groß ist die Spanne zwischen Gewinn und Verlust nicht...


Schönen Abend noch
 
Die niedrige Vergütung ist ja das Problem. Wenn man dann diverse Diskussionen im TV schaut und dort immer wieder zu hören bekommt, dass die Pflegedienste zu teuer sind, frage ich mich, wo das noch hinführen soll.

Das 19 Euro zu wenig sind für eine große Pflege ist unbestritten. 20 Minuten langen einfach nicht, um einen Patienten komplett aus dem Bett zuholen, Transfer ins Bad, sofern noch möglich, wenn nicht Zusammensuchen der Waschutensilien für Waschung im Bett, Ankleiden, oft sucht man sich da erst noch die Wäsche zusammen. Man muß den Patienten im wahrsten Sinne des Wortes brutal abfertigen, ohne auf seine belange Rücksicht zu nehmen.

Das Personal kann nicht schneller arbeiten. Gerade in der ambulanten Pflege kommen ja noch etliche Störfaktoren hinzu, z.B. keine "Standard-Umgebung" wie im Krankenhaus. Alleine die häuslichen Bedingungen sorgen teilweise schon für Zeitverzug. Ich kann auch nicht einfach ein Zimmer weitergehen, wenn ein Patient mal eine längere Anlaufzeit braucht. Mit anderen Worten: Ich arbeite mit total unberechenbarem Arbeitsmaterial. Es gibt zu viele unberechenbare Faktoren, die mich ausbremsen, da werde ich einfach nur noch sauer, wenn man mir ständig Vorgaben machen würde. Soll die Führungsebene doch mal so eine Tour fahren. Kann sie es besser machen, ohne die Arbeit und den Patienten zu vernachlässigen? Wenn ja nehme ich alles zurück ;-)

Es ist also der falsche Weg, immer unmöglicheres vom Personal zu verlangen. Irgendwo ist eine Grenze und an der stehen wir jetzt. Anstatt sich zu beschimpfen (Personal-Chefebene), sollten die Pflegedienste auf allen Ebenen gemeinsam an dem Problem arbeiten. Nur so kann man bessere Arbeitsbedingungen erhalten.

Bei vielen Patienten rechnet man neben der Grundpflege übrigens noch eine Behandlungspflege ab. Dann sieht es finanziell etwas besser aus.

So groß ist die Spanne zwischen Gewinn und Verlust nicht...
Stimmt, ist aber kein Argument, ständig Überstunden vom Personal einzufordern. Wenn ich sehe, dass viele Kollegen 200-300 und mehr Überstunden haben, keine Chance auf Abbau, geht mir der Hut hoch. Wenn die Überstunden regulär bezahlt würden, käme eine Aushilfe billiger. Wenn der Arbeitgeber seine Angestellten natürlich um die Bezahlung der Überstunden betrügt (oder keinen Zeitausgleich gewährt) dann macht er logischerweise die bessere Schnitte. Nur muß er sich dann nicht wundern, wenn das Personal dauernd krank ist. Es ist also im Endeffekt eine Milchmädchenrechnung.
 
Die Bezahlung für Grundpflegen etc. werden allgemein offen gelegt, mich würde aber nun mal interessieren, was die Behandlungspflegen einbringen.
Die 30 Pat., die ich in ca. 6,5-7 stunden versorge, sind alle samt Behandlungspflegen.
Obwohl ich nur Teilzeit arbeite und in meiner neuen Firma erst kurze Zeit bin, bin ich schon dermaßen frustriert, dass ich mich mit dem Gedanken trage, auszusteigen. Ich habe einige Firmen in den letzten Jahren kennengelernt und es ist überall das gleiche: Man wird über den Tisch gezogen, ehrliches Geld für ehrliche Arbeit gibt es nicht mehr.
Was mich z.Z. am meisten noch stinkt, ist, dass immer mehr Büroarbeit auf die Pflegekräfte abgewälzt wird. Jetzt muß man nach einer stressigen Schicht noch einen kompletten Doku-Check machen, d.h. die Akte komplett überarbeiten und das am späten abend, wenn man schon kaum noch denken kann.
Ich bin inzwischen so fertig, dass ich nicht mehr "lebe", meine Kraft reicht nur noch für das nötigste und das kann doch nicht der Sinn des Lebens sein, dass man seine Kraft der Firma opfert, nur um zu existieren.
Es ist schön, wenn gesagt wird, dass man sich an höhere Stellen wenden soll: aber ich habe hier in deutschland kaum Hoffnung, dass sich was bewegt.
Es geht doch nicht mehr um soziale Verhältnisse, es ging anscheinend noch nie darum, dass Pat. und Pflegepersonal zufrieden sind. Den Eindruck gewinnt man immer mehr. Es geht nur um Abzocke, nur ums Verdienen... Und dieses Denken zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, da finde ich, nützt auch ein nach oben gehen nichts. Dort wird alles nur auf die lange Bank geschoben.
Ich plädiere für einen bundesweiten Generalstreik sämtlicher Pflegekräfte.
Dann könnten eventuell einige wach werden. Aber die meisten Menschen haben Angst und damit ist selbst der größere Gedanke daran gescheitert.
Nur ein kranker Mensch ist ein guter Mensch, denn er kann verblendet und prima abgezockt werden.
Gruß blauwolf
 

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