Tourenplanung

Vector

Newbie
Registriert
24.07.2019
Beiträge
4
Hallo zusammen,

Braucht ihr eine automatische Tourenplanung? Einfach ein Knopf am Rechner klicken und alle Pflegekräfte sind optimal und effizient an alle Kunden verteilt.
Wir sind drei Mathematiker und Entwickler. Ein ambulanter Pflegedienst aus Berlin hat uns um Hilfe gebeten. Dieser Pflegedienst benutzt eine marktübliche Software für die Verwaltung des Personals und Planung. Aber die Einsatzrouten für Pfleger wurden immer per Hand, nach eigenem Ermessen festgelegt. Wir haben ein Programm erstellt, das selber berechnet, wer zu wem und wann am besten fahren sollte. Diese Optimierung ergab Ersparnisse von 20 bis 30 Minuten für jeden Mitarbeiter pro Tag. Das ist vielleicht nicht viel, aber bei einem Pflegedienst mit 30 Angestellten, spart jetzt die Geschäftsführerin Arbeit von 2 Angestellten im Monat.
Als wir das Ergebnis unserer Arbeit anderen Pflegedienste angeboten haben, stoßen wir auf Desinteresse. Man hat ein Gefühl, viele klammern sich an manuelle Arbeit und vertrauen dem Computerprogramm nicht. Ist das so oder verstehen wir als Außenseiter etwas nicht richtig?
Hat jemand weitere Vorschläge wie Digitalisierung der Arbeitsroutine die Arbeit eines Pflegedienstes verbessern kann?
 
Weniger Personal bei dem derzeitigen Personalmangel?
Das dürfte die Erklärung für das Desinteresse sein...
 
Zuletzt bearbeitet:
optimal und effizient an alle Kunden verteilt.
Betriebswirtschaftlich : SUPER !!!!
ABER:
Genau das ist inzwischen eins der größten Probleme in Medizin und Pflege. Es geht um betriebswirtschaftliche Lösungen, und Patient und Mitarbeiter werden nur noch als "wirtschaftliche Masse" betrachtet.
Es geht aber um MENSCHEN. Daher ist eine effiziente Routenplanung nicht immer zielführend. Wenn sich Mitarbeiter und "Kunde" nicht verstehen, ist die gesparte Zeit nicht mehr relevant, weil die Tätigkeit vor Ort "ineffektiv" wird.
Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit sind mindestens genauso wichtig, wie optimale und effiziente Routenplanungen.
Leider können Computerprogramme dies nicht erfassen.

Trotzdem wünsche ich euch viel Erfolg, die Abläufe und Routinen in Pflegediensten zu verbessern. Bitte aber die Menschen als Faktor mit "berechnen".

LG Einer
 
Hallo Vector,

Menschen / Patienten, die von medizinischen Pflegefachpersonal betreut und / oder versorgt werden müssen, wollen in der Regel, das die Pflegefachkraft , wenn möglich, immer um die gleiche Tageszeit zu ihnen kommt.

Tourplan - Umstellungen stoßen somit bei den Patienten auf wenig Verständnis und Akzeptanz.

Es grüßt,
pepita - sheep
 
Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit sind mindestens genauso wichtig, wie optimale und effiziente Routenplanungen.
Leider können Computerprogramme dies nicht erfassen.
Genau das wird mitgezählt. Wir versuchen alle Zusammenhänge und Probleme in der Lösung integrieren - wann und wem wünscht sich Patient, wann und wie fährt die Pflegerin.
Es ist einfach nicht klar, warum einige Geschäftsführer solche Lösungen nicht akzeptieren möchten.
 
Ich habe einige Jahre nach der Geburt unserer Tochter mit häuslicher Pflege zugebracht, und ich kann mir ein solches Computerprogramm nicht vorstellen. Wir haben es in der Pflege mit dem Faktor Mensch zu tun. Du beginnst deinen Frühdienst und hast zwei Nachrichten auf dem AB, wodurch deine komplette Tour durcheinander gewirbelt wird. Fr Müller hat vergessen Bescheid zu geben, dass sie um 8 Uhr beim Arzt sein muss; Herr Meier ist aus dem Krankenhaus entlassen worden und muss noch mit versorgt werden. Dazu kommt, dass nicht jede Pflegekraft jeden Patienten versorgen darf. Außerdem weiß man nie, in welcher Situation man den Patienten vorfindet. Ich habe eine Patientin tot aufgefunden und konnte meine Tour nicht weiterfahren weil ich auf den Arzt und die Kripo warten musste, wobei letztere erst nach 1,5 Stunden kam.
Oder ein Patient hat extrem schlechte BZ-Werte und muss ins Krankenhaus. Da kannst du nicht einfach gehen um deinen Plan zu erfüllen.

Wie will man solche Faktoren berücksichtigen? Im Zeiterfassungssystem kann ich eine Begründung für eine Touränderung oder längere Aufenthalte eingeben, aber entscheiden darf ich selbst. Und das sollte auch so bleiben. Wir sind doch keine Hansels, die es nicht schaffen, ne effektive Tourplanung auf die Beine zu stellen.
Was Sie vielleicht nicht bedacht haben und kommen mit ihrem Programm deshalb nicht so gut an:
Man braucht für eine solche Planung eine Menge Erfahrung im Umgang mit Patienten.
 
Und keine Scleichwerbung auf einem Forum wie diesem hier. Ich versteh nicht, weshalb die Admins diesen Thread nicht verschieben nach "Werbung".
 
Und keine Scleichwerbung auf einem Forum wie diesem hier.
Habe auf die Seite geschaut über die du dich so echauffierst. Ich find keine Planungsprogramm für die Amb. Pflege - wie heißt das denn?
Würde es mir gerne mal ansehen.

Wir haben ein Programm erstellt, das selber berechnet, wer zu wem und wann am besten fahren sollte.
O.k. wie heißt das und wo kann man das anschauen.

Ist das so oder verstehen wir als Außenseiter etwas nicht richtig?
Vielleicht passt eure Werbestrategie nicht so wirklich? Du bewirbst zwar im Eingangsthread die Effizienz eures Programms, sagst aber nicht wie dat Dingens heißt oder wo man es findet - kann man über Werbung einstellen - und dort dann auch wie und wo man es testen kann etc.
 
wie heißt das und wo kann man das anschauen
Es gibt keine Webseite, wo man es ansehen kann.
Wir haben Wünsche und Bedingungen eines Pflegedienstes aufgeschrieben, eine Simulation aufgebaut und mit den aktuellen Tourenplan verglichen.
Die Mitarbeiterin, die jede Woche Touren festlegt, ist auch ein Mensch und unter Last der Information kann die Touren nicht optimal planen. Wenn jeden Tag die Veränderungen noch dazu kommen, wie @Schwester B. beschreibt, dann kommt der Plan durcheinander.

Es ist klar, dass der Rechner in diesem Fall ein Vorteil hat. Was mir aber nicht klar, warum in Zeiten der Personalmangel man auf eine Hilfe verzichtet.
Eine sagte zu uns: "Wir haben keine Arbeitskräfte für Digitalisierung" - Das ist Widerspruch in sich selbst.
 
. Was mir aber nicht klar, warum in Zeiten der Personalmangel man auf eine Hilfe verzichtet.

Also, dem AG würde es vielleicht helfen - nämlich beim Sparen. Die zwei überflüssigen Kräfte aus Ihrem Berliner Beispiel werden in Folge wegrationalisiert und für die Mitarbeiter, die die Touren abarbeiten, ändert sich nichts. Die zwei bleiben dann ja nicht um die anderen zu entlasten, oder im Krankheitsfall einzuspringen. Wenn ein Kollegen plötzlich ausfällt, werden die Patienten auf die anderen Touren verteilt. Ein Ausfall-Pool leisten die Verantwortlichen sich nicht.
Der Zeitdruck und die Unmöglichkeit eines individuellen Handelns bleibt bestehen.
Es ist nämlich in der ambulanten Pflege so: je besser du dich selbst organisieren kannst, je effizienter du arbeitest, je eher du am Tour-Ende wieder im Büro aufschlägst, umso mehr Patienten kriegst du reingedrückt. Und an deinen Zeitvorgaben müssen sich Kollegen messen lassen. Wenn jemand ein besonders hohes Tempo vorweist (ungeachtet dessen, wie die Qualität der geleisteten Pflege ist), wird von den anderen erwartet, dass sie genau so schnell sind. Das hatte manchmal so schlimme Folgen für uns, dass wir uns bei den letzten Patienten der Tour extra viel Zeit gelassen haben, und erfundene Begründungen für den höheren Zeitaufwand angegeben haben - alles nur, um diesem unmenschlichen Zeitdruck etwas entgegen zu setzen.

Wie dem auch sei - Ihr Programm dient allenfalls Sparmaßnahmen. Und mit dem Thema sind wir Pflegekräfte reichlich übersättigt, würde ich mal sagen.
 
Es ist klar, dass der Rechner in diesem Fall ein Vorteil hat. Was mir aber nicht klar, warum in Zeiten der Personalmangel man auf eine Hilfe verzichtet.
Eine sagte zu uns: "Wir haben keine Arbeitskräfte für Digitalisierung" - Das ist Widerspruch in sich selbst.
Ich muss sagen ich verstehe immer weniger. Sie beklagen, dass man auf eine Hilfe verzichtet, die es aber noch gar nicht gibt, sondern nur als Simulation und ich nicht prüfen kann, ob es tatsächlich so ist wie sie behaupten.
Hersteller behaupten das blaue vom Himmel was ihr Produkt alles können soll und wird und in der Praxis kommt dann nicht selten die ganz große Ernüchterung. Vielleicht hält sich aus diesen Erfahrungen der Enthusiasmus in Grenzen und überwiegt die Skepsis.

Wie dem auch sei - Ihr Programm dient allenfalls Sparmaßnahmen. Und mit dem Thema sind wir Pflegekräfte reichlich übersättigt, würde ich mal sagen.
Wie auch immer, Wissen wir alle nicht, das es das Programm lauf und einsatzfähig ja noch gar nicht gibt.

Und bitte, was so manche da Zusammenplanen, auf Station oder auch bei Touren - da wäre eine digitale Unterstützung nicht das schlechteste. Würden die Kollegen aber nie zugeben. Sooooooooooo dolle ist das oft nicht.
 
So wie Schwester B. geschrieben hat lief es während meines Einsatzes in der ambulanten Pflege damals auch.
Wir waren mal recht früh fertig, aber mussten irgendwo bei einer Patienten kurz halten... ich habe mich immer gefragt warum wir jetzt ihr Zeug vom Bäcker kaufen und auch noch bringen statt schnell im Büro alles zu erledigen und früher heim zu gehen.

Bis mir irgendwann klar wurde, dass auf der Route sich die Kollegen abgesprochen haben nie zu früh dort an zu kommen damit nicht noch ein Patient dazu kommt. Das war wohl die inoffizielle Frühstückspause bei der Patientin um 11 Uhr.


Hatte halt nur 4 Wochen Einsatz, weiß nicht ob es alle so gemacht haben... aber wie soll man sowas machen wenn eine Route vorher errechnet wird? Da gabs wohl die Regelung: "Nie früher als nötig zur Basis"
 
Ich kann mir ein solches Programm auch besser für die Dienstplangestaltung im stationären Setting vorstellen. Da könnte es tatsächlich eine Entlastung sein. Wenn man das Programm mit bestimmten Infos füttern kann, kann ich mir schon vorstellen, dass es die Dienstplanung erleichtert.
Man müsste halt grundsätzliche Infos eingeben können, die für jeden Monat gleich sind:
  • Wie viel % der Arbeitszeit muss der einzelne Mitarbeiter machen?
  • Wie viele Mitarbeiter werden in den einzelnen Diensten benötigt?
  • Einschränkungen wie: max. 2 kurze Wechsel pro Woche oder max. 3 Spätdienste in Folge oder max. 4 Nachtdienste in Folge oder ähnliches
und dann für den einzelnen Monat Zusatzinfos eingeben können:
  • Wer hat Urlaub und wann?
  • Wer hat Einschränkungen in der Dienstzeit und welche?
Wenn dann die festgelegten Dienste eingetragen sind, und das Programm den Rest drumherum plant, warum nicht? Im stationären Bereich wird der Dienstplan ja eher selten an den Patienten orientiert.
 
Aber liegt denn so etwas für die stationäre Dienstplangestaltung mit xp expert nicht bereits vor?
Unsere Leitung kriegt bei der Erstellung des Dienstplans all diese Infos angezeigt. Und was nicht passt, markiert das Programm und macht auf einen Fehler in der Planung aufmerksam.
 
Aber wenn das Programm dafür da ist, auf Fehler in der Planung aufmerksam zu machen, muss man die Planung ja selbst schreiben. Ich dachte, bei dem beworbenen Programm (auch wenn es eigentlich für die ambulante ist) geht es darum, dass man eben nicht selbst schreiben muss, sondern nur die Hintergrundinfos hinterlegt, also quasi das, was unveränderlich ist, und der Rest automatisiert vom Programm drumherum geplant wird und nicht mehr vom Dienstplanschreiber.
 
Ja, mag sein. Ich bin keine Leitung, habe mit der Erstellung von Dienstplänen nichts zu tun. Mir wurde das mal gezeigt, weil ich mich für die Stellvertretung interessiert hatte, und da erschien mir das sehr unkompliziert und einfach.
 
Hört sich auch sehr praktisch an. Wenn ich es richtig verstanden habe, musst du zwar selbst planen, ersparst dir aber die nervige Plausibilitätskontrolle am Ende. Ist doch auch schonmal ein großer Gewinn.