Tod - muss man verstehen oder akzeptieren?

brotanel

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Krankenpflegerin, Deutschland
Ich komme nicht klar mit dem Tod...ich habe keinen Angst, aber jedes mal als so etwas passiert ( ich habe das 4-5 mal erlebt), ich bin eine Weile krank, es geht mir gar nichts gut, ich habe Alptraueme und andere komische Flashs..also..meine Frage fuer Euch waere:

Muss man den Tod verstehen oder nur akkzeptieren?Was kann man machen, damit der Tod den Patienten nicht die Seele kapput macht...?

Alles Gute, Euch alle!
Roxana
 
Irgendwie musst du konkreter werden.

DU bist fertig, wenn einer deiner Pat stirbt, ja?! Oder Familie?
Was für Flashs?

Zur Frage: Muss man den Tod verstehen oder nur akzeptieren können: Ich weiß nicht wie du "den Tod verstehen" meinst, aber akzeptieren reicht.
Ganz wichtig: Den Tod im Haus lassen, versuchen die damit verknüpften, negativen Empfindungen nicht mit heim zu nehmen...

Was kann man machen, damit der Tod den Patienten nicht die Seele kapput macht...?
Wirklich den Patienten oder meinst du dir??
Wenn du die Pat meinst, ebenfalls bitte Erklärung :)
 
Den Tod kann man nicht abschütteln man muß ihn hinnehmen sprich akzeptieren da wir alle mal sterben werden.
Der eine früher, andere später.
Ich bin auch nicht begeistert vom Tod aber ändern kann ich das auch nicht.
Es ist ein kommen (Geburt) und ein gehen (sterben) auf der Welt und würde das nicht passieren hätten wir schon lange keinen Platz mehr:)

In Deinem Fall wüde ich Dir Raten Dich mit einem Therapeuten darüber zu unterhalten denn Du scheinst damit ein Problem zu haben. Du machst den Tod zu Deinem Lebensinhalt -zumindest so liest man das- und das ist nicht gut um im jetzt unbeschwert das Leben zu genießen.
 
Jeder Mensch muß einmal sterben. Das ist ein natürlicher Prozess. Nicht mehr natürlich ist oft die Art und Weise wie es geschieht. Für viele Menschen ist der Tod nichts erschreckendes. Sie warten darauf und freuen sich auf die Erlösung aus einem nicht mehr schönen, oft schmerzreichen Leben.

Man sollte den Tod als Ende eines natürlichen Prozesses akzeptieren. Das Menschen um uns herum sterben gehört zu unserem Leben dazu wie die Geburten.

Du sagst der Tod macht die Seelen der Menschen kaputt? Warum siehst du das so? Es gibt so viele alte Menschen die den Tod nicht als etwas schreckliches sehen. Sie akzeptieren ihn und warten geduldig bis es so weit ist.

Als mein Vater nach einem schweren Krebsleiden endlich sterben durfte war ich sehr froh darüber. Sicher ist es schwer wenn jemand plötzlich einfach nicht mehr da ist. Aber man sollte auch nicht egoistisch sein und lieber an den Verstorbenen denken und sich ggf. freuen, dass er von seinem Leiden erlöst ist.

Wenn du mit dem Tod nicht klar kommst solltest du dich an einen Psychologen wenden.
 
@Roxana- wo arbeitest du?

Elisabeth
 
Kann es sein, dass Deine Erlebnisse so negativ gelaufen sind.

"Durften" die Patieten nicht in Frieden "gehen", oder wurde sogar erfolglos reanimiert?

Die unterschiedlichen Arten des Sterbens beeinflussen mit Sicherheit die Einstellung von Tod und Sterben.

An der Akzeptanz kommt man dennoch nicht vorbei.

Schicke Dir bisserl Kraft rüber :troesten:.
 
Vielen Dank Euch alle für Ihre Antworten!
Ich war eine Weile nicht hier, aber ich versuche jetzt ganz kurz Euch zu antworten:

Maniac: es war die Rede über das Tod meiner Patienten, aber ich leide daran.Verstehen...und akkzeptieren...Tod ist eine Regel des Lebens, wie alle Regeln ins Leben, einige müssen akkzeptiert werden, obwohl sie nicht zu verstehen sind. In diesem Sinne habe ich gefragt..aber dein Rat finde ich toll und ich bedanke mich!

Leann: gut veraten und geraten..ich versuche´s!
Es ist mir klar, daß es normal ist und die ganze Geschichte mit Geburt und Tod, aber ich fand keine richtige Einstellung, damit ich nicht mehr dagegen kämpfe...ich habe sehr oft Albträume mit allen Menschen, die jezt tod sind, die einfach aufstehen ..

Ich bedanke mich ganz herzlich für deine Antwort!

Stormrider: Du hast auch recht..ich werde wahrscheinlich keinen Psychologen besuchen, aber wenn es schlimmer wird, ich nehme das im Kauf.

Ich habe auch mir gewünscht, daß einige Patienten von uns sterben..sie haben keine Freude im Leben..das können wir auch nicht entscheiden:wann und wie...ich finde auch ungerecht. Anderes Thema...:cry:

Vielen Dank für die Antwort!

Elisabeth Dinse:

ich arbeitete als 24stunden Betreuerin, dann in einem Heim, jetzt in einem ambulanten Pflegedienst..ich bin eine Kinderkrankenschwester, die in Altenpflege arbeiten soll..schwierig..:cry:

Alles Gute!
 
Schwester Sonja:

Danke für deine liebevolle Antwort!
 
@ brotanel

Bei dieser Fragestellung muss man bewusstermaßen zwischen Tod und SterbevorgangAuflösung der selbstorganisierten Materiestruktur unterscheiden. Anders als das Leben sind dem Tod keine Qualitäten (Abstufungen / Unterscheidungsmerkmale) bekannt. Mit Sicherheit nicht in diesem Universum und alles darüber Hinausgehende ist rein spekulativ. Insofern ist es unmöglich, den Tod zu "verstehen" es sei denn, man gibt sich mit der simplen Definition zufrieden. Der lebende Organismus ist ja weit mehr als eine Ansammlung von Atomen.


Den Tod verstehen muss man nicht. Viel wichtiger erscheint mir da das Verständnis bezüglich des Lebens. Und gerade unser Pflegeberuf bietet hier jede Menge "Studienmaterial".

Ist der Tod einmal eingetroffen, so haben wir keinerlei Einfluss mehr darauf und die Frage nach "Akzeptanz" ist hier eher psychologischer Natur. Zur Akzeptanz gibt es dem zu Folge keine Alternative. Anders verhält es sich, wenn sich eine nahestehende Person im Sterbevorgang befindet. Streng genommen trifft das auf jeden Menschen zu, der den Zenit seiner Vitalität überschritten hat. Der Alterungsprozess lässt sich wohl ausbremsen, nicht aber stoppen oder gar umkehren. Weder zum aktuellen Zeitpunkt noch in absehbarer Zukunft. Ergo bedeutet Alterung gleichzeitig Vitalitätsverlust und somit Verfall. Nichts anderes kennzeichnet aber einen Sterbeprozess. Nur verwenden wir in der Alltagssprache den Terminus sterben, wenn der Verfall krankheits- oder unfallbedingt
schnell und absehbar verläuft. Wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, die Homöostase aufrecht zu halten. In dieser Phase können sowohl dem Betroffenen als auch Angehörigen, Pflegern oder Ärzten Akzeptanzprobleme belasten. Diese sind dann besonders groß, wenn der Sterbende in der Blüte seines Lebens steht und einen unerwarteten Schicksalsschlag (z.B. Unfall oder schwere Virus-Infektion) erlitten hat. Je natürlicher die Ursache des sterbens (z.B. Sterben auf Grund von Altersschwäche) desto höher die Akzeptanz von Seiten des Betroffenen und Angehörigen / Pflegepersonen.

Als Altenpfleger (trifft gleichermaßen auf Krankenpfleger und Ärzte zu) darf man es sich aus Gründen des Selbstschutzes nicht leisten, jeden wahrgenommenen Todesfall emotional so nah an sich "heran zu lassen", dass man daran selbst Schaden nimmt. Ein professioneller Umgang mit dem Tod bedeutet auch ein gebotenes Maß Distanz. Ist sicher nicht immer einfach - aber notwendig.
 
Du schreibst, Du hast das 4-5 Mal erlebt? Wie waren Deine Erlebnisse? Hast Du mir jemanden darüber gesprochen?

Auf mich kamen solche Erfahrungen auch zu. Ich war z.B. dabei, als ein doch noch recht mobiler Heimbewohner bei seiner Morgentoilette einen Herzinfarkt erlitt und binnen Minuten daran verstarb.
Ich hab mir danach den ganzen Tag Vorwürfe gemacht, und mir eingeredet, dass das meine Schuld ist. Ich hatte ihn einige Minuten allein gelassen, um andere Arbeiten zu machen während er auf dem Klo sitzt. Aber als ich wiederkam war er schon blau angelaufen und hatte das Bewusstsein verloren.

Ich hatte das unglaubliche Glück, dass ich mit meiner Mutter, die seit 23 Jahren in der Altenpflege arbeitet, darüber sprechen konnte. Und so konnte ich das Erlebte verarbeiten. Zumal davon auszugehen ist, dass das sicherlich noch oft passieren wird, wenn ich diese Berufsrichtung einschlage.

Auch wenn ich dieses Erlebnis wohl doch nicht so schnell, wenn überhaupt, vergessen werde, blieben mir schlechte Träume oder ähnliches erspart. (Merkwürdigerweise träume ich seit einiger Zeit häufig, dass eine bestimmte Bewohnerin unseres Bereiches verstirbt, keine Ahnung wie mein Unterbewusstsein darauf kommt.)

Mein Tipp: Setz Dich mit der Materie auseinander, recherchiere im Internet über das Sterben und den Tod.
Es ist tatsächlich "nur" das Ende eines natürlichen Prozesses ("Leben") - eine Geburt geht uns Menschen doch auch nicht so nahe!

Nur wird die ganze Sache um das Sterben in unserem Kulturkreis überbewertet, weil es heute zu einem Tabuthema geworden ist.
Geh mit Dir selbst offen mit diesem Thema um versuch auf keinen Fall, etwas zu verdrängen - er wird Dich einholen.

Ich bin der Meinung, dass Angehörige, Zeugen und anderen "unbeteiligten" den Tod als schlimmer empfinden, als der Betroffene selbst.
 
In unserer Kultur setzt man sich meistens auch viel zu Spät mit dem Tod auseinander. Es ist so wie ihr es geschrieben habt, der Tod ist das natürlichste der Welt. Es gibt zu dem Thema ein paar echt gute Seminare mit Psychiologischer Betreung. In Münster gibt es eins, das ich selbst mitgemacht habe, dort setzt man sich auch mit seinen eigenen Tod auseinander. Ich denke sterben ist nie schön, aber wen man jedesmal den Tod mit nach hause nimmt, geht man daran irgendwan kaputt, ich kann nur Raten dies nicht zu tun!!! Man soll nicht Kalt sein, aber einen selbstschutz braucht man einfach.
Alles gute wünsch ich dir/euch.
 
...

Nur wird die ganze Sache um das Sterben in unserem Kulturkreis überbewertet, weil es heute zu einem Tabuthema geworden ist...
Die Logik dieser Aussage will sich mir nicht erschließen. Hilf mir da mal bitte auf die Sprünge. Wie kann etwas "überbewertet" werden, was mit einem Tabu belegt wurde? Für mich ist das eher Verdrängung. :gruebel:


Ich bin der Meinung, dass Angehörige, Zeugen und anderen "unbeteiligten" den Tod als schlimmer empfinden, als der Betroffene selbst.
Vorsicht Glatteis! Kein Mensch vermag über die Emfindungen Toter (sollte es sie in irgend einer Form geben) Aussagen treffen. Was sich maximal rekonstruieren lässt sind Nahtoderlebnisse von Menschen, die nach Herzstillstand reanimiert wurden. Sich also an der "Schwelle des Todes" befanden. Davon zu unterscheiden ist der Sterbevorgang an sich. Wenn Menschen in der Blüte ihres Lebens auf Grund schwerer Krankheiten oder in Folge schwerer Unfälle aus dem Leben gerissen werden. Warum sollten sie diesen unumkehrbaren Einschnitt nicht als schlimm empfinden? Wenn wir uns einer Kraft gegenübersehen, die unseren Überlebenswillen bezwingt?

Wie wir - als unmittelbar Betroffene - damit klar kommen, hängt sicher auch von unserer Weltanschauung ab. Sind wir buddhistisch geprägt und bewerten unser Leben als "unvollendet", schließen wir mit dem Leben in der Überzeugung ab, dass sich dem unmittelbaren Tod eine Wiedergeburt anschließt. Als gläubige Christen glauben wir an eine immaterielle Existenz in "himmlichen Sphären". Nur der unerschütterliche Atheist wähnt sich am Ende jeglichen Seins.

Aus unserer Perspektive betrachtet, handelt es sich in allen Fällen um Spekulation. Wir wissen nicht viel über das Leben, geschweige denn über den Tod. Wir können noch nicht einmal sicher sagen, inwieweit der persönliche Glaube unser Schicksal beeinflusst. Wer diesen Einwurf absurd findet, dürfte mit der modernen Physik (Quantenmechanik) wenig oder gar nicht vertraut sein.

Wir sollten nie vergessen (egal, welche Glaubens- oder Denkrichtung wir vertreten), dass unser Leben ein wertvolles Gut ist. Dass "ewiges Leben" per se weder erstrebenswert noch möglich ist, unsere durchschnittliche Lebenserwartung aber noch weit unter dem biologisch möglichen Limit liegt und persönliche sowie gesellschaftliche Weiterentwicklung ihre Zeit benötigt. Wenn wir unser Leben nur bewusst und zielgerichtet gestalten. Wie viele Menschen leben nach dieser Maxime?

Ganz zu Recht mag sich der Spießer fragen, ob man 100 Jahre leben soll, um sich nach einem schweren Arbeitstag (oder 40 Jahren Arbeitsleben) in den Sessel fallen zu lassen, um dümmliche Talkshows, Werbespots oder Soaps zu verfolgen, die dem Massesterben der grauen Zellen Vorschub leisten und uns zu armseeligen Marionetten degradieren? Wer dieser gezielten Massenverdummung nicht entkommen möchte, dem ist sein Leben sicher nicht wertvoll genug, um es als hohes Gut zu betrachten. Und dementsprechend begegnet er dem Tod mit einem Achselzucken.
 
Ich denke, es spielt auch eine große Rolle, WIE jemand verstirbt !
Unter welchen Umständen, in welchem Alter... Für Angehörige ist der Verlust IMMER schmerzhaft.
Als Pflegende macht man dann doch schon kleine Unterschiede.
 

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