SIS - Strukturierte Informationssammlung

Nordlicht

Poweruser
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04.07.2004
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842
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Kollmar
Beruf
Krankenschwester
Moin zusammen,
wer arbeitet schon mit SIS, wo wird die Dokumentation schon angepasst und welche Erfahrung habt Ihr damit?

Wie kann ich es mir praktisch vorstellen? Wie die AEDL's eine Checkliste mit A,B, C1 und C2?
Wird die Individualität tatsächlich mehr berücksichtigt?
Ist die Pflegefachlichkeit durch C2 (Nationale Expertenstandards) ausdrucksvoller als die bisherigen Dokumentationen?

Wenn ich mir das so durchlese, denke ich, das Rad ist mal wieder neu erfunden und die Umsetzung ist genauso kompliziert, wie es zuvor schon war.
Würde mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen :spopkorns:

Hallo!
Hat jemand von euch schon SIS im Betrieb? Wie sind eure Erfahrungen? Gibt es da ein brauchbares Buch um sich einzulesen?
Ich sage schon mal vielen Dank für eure Antworten
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Nordlicht, mit SIS arbeitet noch niemand, bisher gab es nur eine Probe-Praxisphase von wenigen Monaten. Danach haben sich die Teilnehmer wohl überwiegend positiv geäußert, da der Bewohner tatsächlich mehr im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig sind aber wohl auch viele neue Fragen aufgetaucht, so dass eine flächendeckende Umsetzung sicher noch länger auf sich warten lassen wird.

Außerdem scheint das System eher für Langzeit-Pflege geeignet zu sein, also ambulante Pflege und Pflegeheime, es gab jedenfalls unter den Teilnehmern keine Krankenhausstation. Maßnahmen, die unter "Behandlungspflege" fallen, müssen auch mit SIS weiterhin detailliert dokumentiert werden.
 
Richtig, ambulante und stationäre Pflege, kein Krankenhaus.

:gruebel: Flächendeckende Einführung...? Wird laut dem Abschlussbericht angestrebt. Es gibt schon Anbieter, die Multiplikatoren für die Einrichtungen fortbilden, daher dachte ich, dass nach dem "Juhu, die Pflegedokumentation soll einfacher werden", die Ärmel hochgekrempelt werden und alle loslegen...
 
Hallo zusammen, hallo Nordlicht,
Du schreibst:

daher dachte ich, dass nach dem "Juhu, die Pflegedokumentation soll einfacher werden", die Ärmel hochgekrempelt werden und alle loslegen...

Genau! Ich bin diesem Forum zwar gerade neu beigetreten, bin aber als Heimleiter und Qualitätsbeauftragter ein "alter Hase"
:trinken: in der stationären Altenpflege. Das Projekt schlanke Pflegedokumentation hat zwar leider seit dem gelungenen Abschlussbericht politisch an Fahrt verloren, es geht aber weiter. Konkret:

1.) Ab November 2014 soll in Berlin ein Servicebüro eingerichtet werden, dass die Einrichtungen bei der Umsetzung der vereinfachten Pflegedokumentation unterstützen soll. (Quelle: AOK Verlag)

2.) Mindestens drei Anbieter von Papier- bzw. EDV- gestützten Pflegedoku Systemen bieten fertige Lösungen zur SIS an. (Quelle: Standard Systeme)

Ich selbst bin als Qualitätsbauftragter dabei, das vierstufige Modell einer strukturierten Pflegedokumentation "nach Beikirch" mit der Software Familie Vivendi (Connext) umzusetzen. Heißt: Die Software ist gekauft, die Datenbanken für zwei Einrichtungen mit 72 bzw. 69 Pflegeplätzen sind strukturiert und drei Schulungs- / Einführungstage sind gelaufen.

Bisheriges Fazit: Kommt der von Frau Beikirch während der Erprobungsphase verwandte SIS Bogen noch etwas "dürftig" daher, ist die Umsetzung der zu Grunde liegenden Ideen bzw. die Umsetzung des wissenschaftlich fundierten Ansatzes einer strukturierten Informationssammlung und deren Verschränkung mit der darauf aufbauenden Maßnahmeplanung und daran anschließenden Evaluation bei Vivendi / Connext für die stationäre Pflege gut gelungen. Jetzt gehen wir daran, praktische Erfahrungen bei Neu- Einzügen zu machen und wollen dann nach und nach alle Bewohner darauf umstellen.

Der mit dem "Paradigmenwechsel" verbundene komplette Abschied von den AEDL verunsichert natürlich zunächst. Sowohl im Abschlussbericht als auch im Anlagenband wird diese Problematik auch erwähnt. Als "Durchbruch" während der Erprobungsphase wird dort von gelungenen Praxis- Beispielen der Verschränkung der Felder des SIS mit der Maßnahmeplanung berichtet, welche einen Motivationsschub bei den Teilnehmern ausgelöst habe. Leider wurden diese gelungenen Beispiele nicht veröffentlicht (oder ich weiß nicht wo). Kann uns jemand an diesem Punkt weiter helfen?

Ich selbst werde an dieser Stelle von unseren Erfahrungen berichten.

Gruß Harald
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

ich möchte das Thema noch mal anschieben, da ich es für sehr wichtig erachte. Leider hat Harald nicht weiter berichtet.

Wer von euch hat Erfahrungen mit SIS in der stationären Altenpflege und läuft es bei euch über die Software oder mit Papier?

Vielen Dank!
Susanne
 
Themenfelder der SIS:

Strukturierte Informationssammulung (SIS):
Themenfeld 1: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten,
Themenfeld 2: Mobilität und Beweglichkeit,
Themenfeld 3: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen,
Themenfeld 4: Selbstversorgung,
Themenfeld 5: Leben in Sozialen Beziehungen,
Themenfeld 6: Wohnen/ Häuslichkeit

Neues Begutachtenassessment NBA:
Themenmodul 1: Mobilität;
Themenmodul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten,
Themenmodul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlage,
Themenmodul 4: Selbstversorgung,
Themenmodul 5: Umang mit krankeits-/therapiebedingten Anforderungen und Belastungen,
Themenmodul 6: Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte,
Themenmodul 7: Außerhäusliche Aktivitäten,
Themenmodul 8: Haushaltsführungen
 
Hallo Sascha,

was möchtest du mitteilen? Die Themenfelder sind bekannt?

Hast du Erfahrung mit der Umsetzung?
 
Hallo Susanne,
nein habe ich nicht. Habe über das Strukturmodell in einer Fachzeitschrift gelesen. Das sog. C1, ist die themenbezogene Erfassung der Ist-Situation mit allen relevanten Aspekten. Auf Ankreuzverfahren und Textbausteinen wird verzichtet um freie Formulierungen zu nutzen.
 
Hat in der Zwischenzeit jemand Erfahrungen gemacht ? Das würde mich sehr interessieren !!!
 
ja, wir stellen jetzt Stück für Stück auf SIS um bei uns im Pflegedienst... 2 Fortbildungen diesbezüglich hatten wir alle schon.
Meine Erfahrung bisher, bei der Ersterfassung ist es definitiv mehr Arbeit als zu der bisherigen Pflegeplanung aber dafür die Evaluierung nicht mehr zu zeitintensiv... Assesments und Risikoerfassungen müssen nach wie vor angelegt werden.
Im Grunde kann man den Eindruck gewinnen, dass das Kind nur einen neuen Namen bekommen hat und auch wenn der Patient damit mehr im Vordergrund steht ist das eigentliche Ziel "Entbürokratisierung" nicht wirklich spürbar.

Was meiner Meinung nach im Pflegedienst schwer zu realisieren ist, ist die Tatsache, dass das Erstgespräch, wo viel mit wörtliche Rede seitens des Patienten/Angehörigen gearbeitet werden soll, zeitnah stattfindet.
Damit kann der Effekt "Was bewegt Sie im Augenblick, was brauchen Sie, was können wir für Sie tun" verpuffen obwohl angeblich ein hohes Augenmerk auf dieser Rubrik liegen soll.