Sicherheit für das Personal im somatischen Krankenhaus?

Elisabeth Dinse

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Intensivüberwachung
Experte empfiehlt Kliniken verborgene Alarmknöpfe
Stuttgart/Bad Neuenahr (dpa) 24.9.2010 - Als Sicherheitsmaßnahme im Fall von Amokläufen an Krankenhäusern wie in Lörrach empfiehlt ein Experte verborgene Alarmknöpfe.

«Damit könnte die stets besetzte Brandmeldezentrale im Krankenhaus alarmiert werden», sagte Heinrich Knoche, der Seminare für Krankenhäuser an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Bad Neuenahr organisiert, der Nachrichtenagentur dpa. Seiner Ansicht nach müssten alle Abteilungen mit einem Alarmknopf ausgestattet sein. «Meines Wissens hat noch kein Krankenhaus in Deutschland eine solche Sicherung.»

Am Sonntag hatte im südbadischen Lörrach eine Frau ihren Mann, ihren Sohn und in einer benachbarten Klinik einen Krankenpfleger getötet. Nach einem Feuergefecht wurde sie von einem Polizisten erschossen.

Generell sieht Knoche keine besondere Sicherheitsdefizite in Krankenhäusern. Das Thema Amoklauf erhalte aber neue Bedeutung. Es werde künftig deutlicher als bisher ansprochen werden, sagte der Experte. Eine Maßnahme sei ein stiller Alarm, der wie an einem Bankschalter über einen verborgenen Knopf auszulösen sei.

...

Auch beim Zugang zu Kliniken sei mehr Sorgfalt wichtig. Nebeneingänge dürften nicht offenstehen, der Haupteingang müsse mit Personal besetzt sein, das Besucher erst nach einem Gespräch einlasse. «Vielerorts ist die Gutgläubigkeit noch groß», sagte Knoche
Experte empfiehlt Kliniken verborgene Alarmknöpfe - Service - sueddeutsche.de

Wie sicher ist es bisher? Gibt es "Fluchträume" für MA? Meint: Zimmer deren Tür von außen nur einen Knauf haben? Welche weisungen gibt es für den fall der Fälle? Eigene Sicherheit vor Sicherheit der Patienten?

Elisabeth
 
Mein früherer AG hatte einen Sicherheitsdienst, der Kontrollgänge machte, nachts die Ausgänge abschloss (man konnte noch raus, aber nicht rein) und der bei Gefahr angepiepst werden konnte. Dort, wo ich gelernt hatte, konnte man sich abends auch zu bestimmten Uhrzeiten mit dem Sicherheitsdienst am Klinikeingang treffen und sich zum Parkplatz begleiten lassen.

Hier haben wir nichts dergleichen. Über einen Notfallknopf, der die Pforte alarmiert - die dann die Polizei holen könnte - verhandeln wir gerade. Wir benötigen nur noch die Unterschrift vom Chefarzt.
 
Wir haben einen Amokplan. Soweit, so gut. Hängt in einem der Zimmer, nicht gerade in Sichthöhe. Irgendwann hab ich den mal gelesen. Dann die Kolleginnen gefragt, wo denn der darin beschriebene Schlüssel zum verschließen der (elektrischen m. Zahlencode versehenen) Stationstüre ist. Wir haben eine halbe Stunde gesucht und ausprobiert, dann wurden wir in einer Schublade fündig. Dazu kommt, daß das Glas der Tür sicher nicht schußfest ist und wir einen um die Station laufenden Balkon haben, dessen Zugang außerhalb der abschließbaren Station liegt. Irgendein Pechvogel müßte sich also nach draußen begeben, um die passende Tür auch abzuschließen. Toll... Sicherhietsdienst gibt es keinen, nur das Telefon auf Station.
 
Verdammt, vorhin den Amokplan im Supermarkt gesucht...konnte mir auch keiner sagen!
Zustände sind das....


Nu aber mal ernsthaft: Wo wollt Ihr denn noch überall einen Notfallplan für nen Amoklauf? Wieviele PK sind denn die letzten 50 Jahre in diesem Land - während der Arbeitszeit - Opfer eines Amoklaufs geworden? (Nein, Forensik gilt nicht...!)
Und wie viele mussten aufgrund jahrelanger, widerwärtiger Arbeitsbedingungen ein vorzeitiges Ableben in Kauf nehmen?

...

DS
 
Mir gehts net darum, dass da jemand mit der Waffe rumfuchtelt. Der Amoklauf ist lediglich ein Aufhänger. zeigt er doch an einem besonders extremen Beispiel die Problematik auf.

Angriffe auf Pflegepersonen sind nicht unbedingt eine Seltenheit. Und da stellt sich berechtigt die Frage: wie gut sind wir geschützt? Auch und gerade in einem somatischen Krankenhaus.

Elisabeth
 
Hi,

ich kann zwar nichts zur somatischen Klinik, jedoch zur Psychiatrischen, und da find ich sind wir recht gut abgesichert. Jeder Mitarbeiter trägt ein Telefon, bei dem die Möglichkeit besteht einen Personenalarm auszusenden. Ebenso gibt es bei uns in der Klinik auch den sog. "Hausalarm", wenn z.B. andere Pat. der anderen Stationen die Türe einschlagen oder wenn es irgendwo brennen sollt oder sonstiges, zusätzlich dazu wird da noch die Feuerwehr und die nächste Polizeistelle informiert, die dann auch gleich anfahren. Und wenn bei uns der "NOT-AUF Knopf" betätigt wird schlägt es gleich auf der kompletten Station Alarm.
Ich persönlich bin total froh darüber. Bis vor einigen Jahren hatten wir auch einen Sicherheitsdienst bei Nacht, der immerwieder übers Klinikgelände geschlendert ist.
Egal ob Psychiatrie oder somatisches Haus, jeder sollte geschützt werden.
 
Mir gehts net darum, dass da jemand mit der Waffe rumfuchtelt. Der Amoklauf ist lediglich ein Aufhänger. zeigt er doch an einem besonders extremen Beispiel die Problematik auf.

Angriffe auf Pflegepersonen sind nicht unbedingt eine Seltenheit. Und da stellt sich berechtigt die Frage: wie gut sind wir geschützt? Auch und gerade in einem somatischen Krankenhaus.

Elisabeth
Also werden ab sofort alle Besucher, Patienten, usw gefilzt bevor sie das hausbetreten können. Oder ein Metalldetektor zum durchegehen. Könnte evt auch schon reichen - vorausgesetzt das Gepäck/die handtasche wird geröntgt...
 
Na gut, dann sollten wir vielleicht zuerst mal "Gewalt gegen Pflegepersonal" genauer spezifizieren...

- gegen Handgreiflichkeiten aller Art - vom Angrapschen (schreibt man das so?) über den verwirrten und dabei um sich schlagenden Patienten bis hin zum stinksaueren Alki/Drogi/sonstwas - wird weder ein Notfallplan, noch ein irgendeine Sicherheitseinrichtung noch ein Wachdienst etwas nutzen. Damit dürfte der weitaus größte Teil aller Gewalttätigkeiten gegen PK erfasst sein.

- gegen die "Lebenssrisiken" aller Art - auf dem Klinikparkplatz/in der Umkleide überfallen werden, dass jemand auf Station eindringt um sich meinetwegen mit BTM zu versorgen, etc. - kann eine Videoüberwachung sinnvoll sein, um den Typ danach zu erwischen. Präventiv hier tätig zu werden, dürfte sehr schwierig sein. Überall Schleusen? Jede Station hermetisch abriegeln? Und natürlich wird man selber dabei gleich praktischerweise mitüberwacht...
Sicherheitsdienste sind ja ganz nett...wenn unser Übeltäter dusslig genug ist, extra auf die ,im Zweifelsfall älteren, beleibten und mit Taschenlampe bewaffneten, 6,50 Euro Stundenlöhner zu warten...

Und wir reden hier nicht von kritischen Einrichtungen wie Forensik, Akutpsychatrie, etc...

Ansonsten dürfte das amerikanische Modell am zweckdienlichsten sein: Jedem ne Knarre geben, dann können alle schießen...

DS
 
Wenn wir die starken Männer net hätten... nur dumm, dass die net immer vor Ort sind.

Einen Notfallknopf halte ich für Unsinn. Was ich aber für wichtig halte, dass es einen Raum gibt, optimalerweise das Dienstzimmer, dass eine Tür hat, die von außen net zu öffnen ist. Aus diesem Zimmer kann man auch nach Hilfe telefonieren. Optimalerweise die Pforte. ... Und dann wirds interessant. Der Pförtner müsste wissen, an wen er sich wenden muss. Nach einem Blick auf die Beschäftigungsbereiche unserer lustigen Vorposter würde ich vorschlagen: die Intensivstation.
Macht aus meiner Sicht sogar Sinn. Da ist die Chance jemanden männlichen im Dienst zu finden relativ groß.

Jetzt mal im Ernst. Es gibt auch in der Somatik Bereiche bei denen aggressive Pat. nebst Angehörigen auftauchen. Und was spricht gegen das Sicherheitsbedürfnis der MA? Nur weil wir Pflegekräfte sind, sind wir gerne bereit unsere Gesundheit aufs Spiel zu setzen zum Wohle des Pat.? Ich glaube net.

Und vielleicht sind es net nur die "Schutzräume" die wichtig sind. Wie sieht es mit dem Deeskalationstraining aus? Wäre auch ne Idee zum Schutz des Personals.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

unsere Dienstzimmer haben in der Regel alle einen Knopf der theoretisch von aussen nicht zu öffnen ist, aber...

... wird gerne "vorgesperrt" - weil, das mit dem Schlüssel ja so unpraktisch ist, wir sind ja nicht in der Psychiatrie (Zitat)

... liegen in der Regel in der Mitte des Korridors - 120 m lange Stationen

Unser Wachdienst kann über die Pforte alarmiert werden. Wir haben auch für einige Stationen "Handsender" die dann den Wachdienst alarmieren würden. Würden deshalb, weil die Sender meist in einem Schrank liegen und nicht mitgenommen werden, weil wir sind ja nicht in der Psychiatrie.
Angeschafft wurden diese weil unser Klientel, auf diesen Stationen aus dem Drogenumfeld kommt und es schon zu Übergriffen kam, so dass das Personal dann Krankenhausbedürftig war.

lg
Narde
 
Hallo
Unser Dienstzimmer hat eine schöne große Glastür, die schon mal von einem Patienten mit dem Stock eingeschlagen wurde, bietet also keine Sicherheit.
Nachts gibt es in unserem Haus zu viele Möglichkeiten ungesehen rein zu kommen. Finden Nachts übergriffe statt, ist die GKP alleine, wenn sie Glück hat ist ein männlicher Arzt im Dienst der gewillt ist zu helfen, wenn sie Glück hat reagieren die an der Pforte schnell auf einen hilferuf und ruft die Polizei, wenn sie Glück hat kann sie sich auf die Nachbarstation retten.
Am Besten man trainiert laufen, wenn ich schneller bin als mein agressiver Patient kann mir nicht passieren. Bleibt dann noch das Problem der anderen Patienten die nicht schnell laufen können.
Für mein eigenes Wohlgefühl bin ich in einem Kampfsportverein und lerne fleissig Selbstverteidigung. Da gibt es ,unter anderem,ganz einfache Wege sich aus einer Umklammerung,einem Griff etc zu befreien ohne beim "Gegner" (Patienten)Schaden anzurichten. Hat mir schon einige Male geholfen.
Alesig
 
Bei uns ist es gefährlicher nachts durch die Stadt zu gehen, als NAchtdienst im Krankenhaus zu haben.
Mit Abstand...!

Und wir sind ne Kleinstadt :)
 
Da unser KH sehr weitläufig ist, laufe ich lieber nachts durch die Stadt als über den Wirtschaftshof oder in den Bettenbahnhof.

Es gibt sogar die Anweisung, dass ich wenn ich die Station im Nachtdienst verlassen muss, mir einen der Wachmänner holen muss, liegt nicht am übertriebenen Sicherheitsbedürfnis meines AG's für das Personal, sondern an Vergewaltigungen auf dem Gelände. Der Täter war kein Patient.

Eine längere Zeit waren unsere Wachleute auch noch mit Hunden ausgestattet.
 
Nun geb ich auch noch meinen Senf ab!
Wir haben Handsender... 2 Stück! Die lösen aus, wenn wir den großen roten Knopf darauf drücken, oder wenn der Sender in der Waagerechten position liegt! An den Sender ist eine Klammer, dass wir uns den im Nachtdienst an die Kitteltasche klemmen können, und falls wir dann zu Boden gehen sendet er eben einen Notruf.

Desweiteren kommt im Nachtdienst 3 mal ein Wachdienst der in unrtegelmässigen Abständen eine jeden Tag wechselnde Route geht!

Wir haben beides nur, weil es bei uns auch schon zu Vergewaltigungen kam, Im Klinikum und auf dem Gelände.
 
jedes Patientenzimmer könnte als Fluchtraum benutzt werden weil
-abschließbar (jede PK hat einen Schlüssel, jede PK hat ihn bei sich)
-in jedem Zimmer befindet sich mindestens ein Telefon, welches intern nutzbar ist

Situation: Person mit Schusswaffe kommt auf die Station, ich und meine 2 Kollegen flüchten in 3 von 14 Patientenzimmer , wir schützen damit uns, maximal 9 von 34 Patienten, sagen wir mal 7 von 30 Besuchern, rufen die Pforte an, die die Polizei, bis die Polizisten da sind vergehen wenigstens 30 Minuten
es verbleiben ungeschützt
11 Patientenzimmer mit 25 Patienten und 23 Besuchern
(.....)
der Rest geht mir schon den ganzen nachmittag durch den Kopf
 
Bei uns gibts eine Hauptnachtwache die 1x Nachts und einen bewaffneten Sicherheitsdienst der 3mal Nachts auf Station kommt, des weiteren sind alle Eingänge ab 22:00Uhr dicht. Videoüberwachung auf allen Zufahrtswegen gibts auch.
Auf Station gibts den "Hot Button" Notruf direkt zur Polizei. Und wir haben eine Hausinterne Notrufnummer für den Sicherheitsdienst.
 
Ich lass meine 40 cal. immer im Auto.... hmm sollte mir vielleicht doch ueberlegen sie am Arbeitsplatz zu tragen...lol

Ne mal im ernst,alles was bei uns durch en ER Eingang kommt muss durch den Metall detector.


Haupteingang ist aber keine Kontrolle.... Sowas wie in Deutschland kann ueberall passieren, ich glaub letzte woche war sowas hier auch im Nordwesten.

Einmal stand auch jemand bei uns aufeinmal im OP als wir eine schussverletzung hatten, seitdem haben wir 2 schwerbewaffnete Cops am Eingang zum Op wenn wir jemanden mit ner schussverletzung bekommen.

Letzendlich ist es meiner Meinung nach aber " Lebensrisiko".... ich kann auch den ganzen Tag im Bett bleiben und sterbe doch.... so what...

usnurse
 
Bei uns gibts eine Hauptnachtwache die 1x Nachts und einen bewaffneten Sicherheitsdienst der 3mal Nachts auf Station kommt, des weiteren sind alle Eingänge ab 22:00Uhr dicht. Videoüberwachung auf allen Zufahrtswegen gibts auch.
Auf Station gibts den "Hot Button" Notruf direkt zur Polizei. Und wir haben eine Hausinterne Notrufnummer für den Sicherheitsdienst.

Heiliger Bimbam, wohnst Du in Berlin Neukölln??

Ich arbeite in einem Krankenhaus in Hintertupfingen, Landkreis Kleinkleckershausen. Da kann jeder rein und raus, wie er lustig ist... bei den ganzen BTM`s, die man da so rumliegen hat, finde ich das auch nur so mittel, aber bis jetzt ist nix passiert.

Als ich noch in Frankfurt am Main war (wohlgemerkt Stadt mit hoher Kriminalitätsrate), gab es keinen Sicherheitsdienst, keinen Notrufknopf o.ä. Nur die Eingänge waren ab 22 Uhr dicht.
 
Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht.

Ein bekanntes Risiko net minimieren zu wollen, finde ich net sinnvoll.

Was ich interessant finde: es gibt bereits jetzt genug Möglichkeiten, sich in Sicherheit zu bringen. Sie werden nur nicht genutzt. Es braucht also nicht noch den Roten Knopf am Ende des Flures zur Absicherung.

Wenn dann noch klar ist, dass man als Pflegekraft nicht dazu verdonnert ist, sich schützend vor die Patienten zu werfen und dabei sein Leben zu riskieren... dann dürfte es ja eigentlich keine Probs geben- egal ob in XX oder YY.

Elisabeth
 
@Feli Nee ich wohne in einer Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern, mit einem sehr großen Einzugsgebiet von ca 200km da sind noch n paar Städte dabei und mind 3 JVA'n.
Den Sicherheitsdienst haben wir auch erst bekommen, seit dem sich die Zahl der Übergriffe und Sachbeschädigungen gehäuft haben. Des Weiteren werden Patienten bzw deren Angehörige (mit Migrationshintergrund) immer mehr gewaltbereiter. Dies soll jetzt keine Abwertung sein, aber so ist bei uns nunmal die Praxis.
Fluchtmöglichkeiten gibt es auch etliche bei uns, da unsere Station ja rund ist hatt man schon en Möglichkeit wegzulaufen ;)
 

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