PDA in der ambulanten Pflege

blauwolf

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31.03.2006
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Berlin
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Freiberufliche Exam. Altenpflegerin mit Palliativ Care
Zu diesem Thema habe ich hier einige Jahre alte Beiträge gefunden. Mich würde nun interessieren, wie das mit dem Palm über einen längeren Zeitraum funktioniert hat. Welche Erfahrungen habt ihr mit diesen Geräten in der ambulanten Pflege? Nützen sie wirklich was, oder dienen sie hauptsächlich der Kontrolle der Mitarbeiter bzw. den daraus resultierenden Zeitkürzungen in der Pflege? Wie geht es gesundheitlich damit? Magengeschwüre, Stress, Druck, Panik .... sind gestiegen, oder kann man lernen, damit locker umzugehen?Und: sind diese Geräte gesetzlich zu vertreten, da sie ja wirklich die Mitarbeiter die ganzen Stunden genau auf die Sekunde überwachen?
Danke für eure Infos im vorab.
LG blauwolf
 
Jetzt bin ich etwas verblüfft: über 90 mal wurde mein Beitrag gelesen, aber keiner hat geantwortet.
Fazit: Gibt es keine Palms mehr in der ambulanten Pflege?
LG blauwolf
 
Der Ausdruck Palm verwirrt vielleicht. Palm ist ein bestimmtes Gerät, es gibt aber auch etliche andere Geräte. Also sagen wir doch besser Datenerfassung via PDA/MDA.

Grundsätzlich ist es mir egal wie die Daten erfasst werden. Ich gebe die Zeiten ein die ich brauche. Ich erledige meine Arbeit gut und zügig und wenn ich mehr Zeit brauche dann hat das einen triftigen Grund. Und das mache ich auch meinem AG klar. Wenn er meint ich bin zu langsam soll er mir doch zeigen das er schneller arbeitet mit derselben Gründlichkeit ;-).

Einzig nervig finde ich das man bei den mir bekannten Systemen einmal eine gegebene Eingabe nicht korrigieren kann. Man verklickt sich schonmal. Das passiert einfach. Da wäre es dann sinnvoll wenn man die Eingabe korrigieren könnte.

Hinzu kommt, das leider etliche Kollegen mit solchen Geräten auf dem Kriegsfuß stehen und da offensichtlich auch sehr lernresistent sind.
 
Danke. Ich kannte bisher nur den Begriff "Palm". Leider kann ich nun den Titel nicht mehr ändern.
LG blauwolf
 
Ich habe es geändert...
 
Danke sehr. Ich hoffe, dass nun einige KollegInnen dazu ihre Erfahrungen schreiben.
LG ingwaz
 
wir haben noch Zettel und Stift dabei, nur im Büro ist der PC für Pflegeplanungen u.ä.:x Kann also nichts beitragen.
 
Also..... die Geräte wurden ziemlich lang bei uns eingesetzt....

Also Akzeptanz von den Mitarbeitern = 0 (auch meine)
Das dazugehörige Programm wird leider heute noch benutzt und ist immer noch trotz vieler Updates mit Fehlern behaftet, umständlich und zeitraubend wenn man meinen Vorgesetzten glauben darf. Es kommt nicht selten vor das einfach mal Patienten vom Plan verschwinden.
Es muss nachträglich jeder Plan im PC so geändert werden wie der Mitarbeiter es angibt (mehr Zeit, zusätzliche oder abgesagte Pat., usw.)

Die Geräte wurden oft nicht geladen oder haben keine Daten vom Server abgerufen weil........

Viele meiner Kollegen sind einfach über 50 und mit Computer/Technikbedienung nicht bewandert und kommen einfach damit nicht klar. Eingabefehler konnte man teilweise nicht rückgängig machen.....

:aetsch:Und nach einer längeren Nichtbenutzung wurden sie nun endgültig abgeschafft und alle Mitarbeiter sind viel fröhlicher.
Achja die immensen Kosten wurden natürlich nicht zurückerstattet....

Und bevor ihr euch fragt ob es kleiner unerfahrener Anbieter war...nein war es nicht sondern jemand der recht bekannt ist und Werbung in jeder Fachzeitschrift macht die ich so kenne....

mfg Akhran
 
Genau das, was Akrhan beschreibt, ist die Befürchtung vieler KollegInnen.
Hinzu kommt der immense Druck, dem man durch solch ein Gerät ausgesetzt ist. Und natürlich die überstarke Kontrolle durch die PDL. Die Flexibilität schwindet, die in der Hauskrankenpflege so wichtig ist - die kleinen Dinge im Alltag, die man für die Pat. mitmachte ohne groß zu fragen, die beiden Seiten das Leben angenehmer machte. Geht alles nicht mehr. Ich persönlich bin der Meinung, dass man durch solch ein Gerät nur noch ein Pflegeroboter ist.
Aber vielleicht gibt es ja auch positive Erfahrungen.
LG blauwolf
 
Druck nein würde ich so nicht sagen aber man ist unter ständiger Kontrolle und hat schon viele Sachen im Kopf...und nun noch mehr wo man nen Haken...o.ä. machen muss. Sollte es mal soweit sein das die Elektronik den Papierwahnsinn aufhebt und mir evtl. noch immer sagt welche Dokumente ich noch ausfüllen muss (Bradenskala vergess ich gern) außerdem das ich immer und überall die Kontaktdaten des Kunden aufrufen kann mit Arzt und Öffnungszeiten oder ähnliches ist absolut genial.

Aber das Hauptproblem was mich stört ist und bleibt KONTROLLE!!!

Am We ist man halt mal nen bissl eher fertig....mit den Geräten wird sowas alles protokolliert und ich denke so ein kleiner Zeitgewinn ist sehr gut für die Motivation. Und wie wir alle wissen sollten ist Motivation fast unbezahlbar!
 
Ja, natürlich, die Kontrolle ist m.E. menschenunwürdig. Man hat das Gefühl von Sklaverei, Bevormundung, und .... und ...
Was ich auch schlimm finde, ist folgendes: ohne dieses Gerät kann ich immer flexibel auf die Pat. reagieren, z.B. an einem Tag braucht Pat. A mal mein Ohr, weil er ein Problem hat, und an diesem Tag geht es z.B. bei Pat. B besonders schnell und ich spare ein paar Minuten - so gibt es immer einen Ausgleich, alle sind zufrieden. Mit so einem Gerät ist dies unmöglich geworden.
Was ich mich frage, ob dieses Gerät auch rechtmäßig ist? Gibt es da nicht ein Gesetz, was die Kontrolle der Mitarbeiter auf diese Art verbietet? Ich habe da leider keine Ahnung, glaube nur, irgendwann mal etwas gehört zu haben.
LG blauwolf
 
Frag doch mal beim Betriebsrat nach, wahlweise kannst du auch bei einer Gewerkschaft genauere Auskünfte darüber einholen.
 
Ja, natürlich, die Kontrolle ist m.E. menschenunwürdig.

Was ich mich frage, ob dieses Gerät auch rechtmäßig ist? Gibt es da nicht ein Gesetz, was die Kontrolle der Mitarbeiter auf diese Art verbietet? Ich habe da leider keine Ahnung, glaube nur, irgendwann mal etwas gehört zu haben.
LG blauwolf

Ob es da ein Gesetz gibt, weiß ich nicht, aber wenn die PDAs unrecht wären, wie wäre es denn dann mit Videoüberwachung am Arbeitsplatz? Diese ist nämlich (soweit ich weiß) legal, solange der AN darüber informiert ist. Dagegen ist die Überwachung mit PDAs noch harmlos, oder?

Ich wehre mich übrigens immer noch hartnäckig gegen PDAs, Big Brother ist im Fernsehen schon unerträglich, da mus ich das nicht auch noch bei der Arbeit haben.
 
Nun, der Betriebsrat scheint auch unsicher.
Aber danke für den Rat: ich werde mich direkt an die Gewerkschaft wenden.
Hätte ich eigentlich auch selbst darauf kommen können.
Schönen Sonntag.
LG blauwolf
 
Genau das, was Akrhan beschreibt, ist die Befürchtung vieler KollegInnen.
Hinzu kommt der immense Druck, dem man durch solch ein Gerät ausgesetzt ist. Und natürlich die überstarke Kontrolle durch die PDL. Die Flexibilität schwindet, die in der Hauskrankenpflege so wichtig ist - die kleinen Dinge im Alltag, die man für die Pat. mitmachte ohne groß zu fragen, die beiden Seiten das Leben angenehmer machte. Geht alles nicht mehr. Ich persönlich bin der Meinung, dass man durch solch ein Gerät nur noch ein Pflegeroboter ist.
Aber vielleicht gibt es ja auch positive Erfahrungen.
Sorry Leute aber ihr unterstellt diesem Gerät Kompetenzen die nicht da sind. Pflegt das Gerät? Nein ihr pflegt.
Wieso schwindet die Flexibilität? Wo ist der Unterschied zu einem ausgedruckten Tourenplan? Da ist genauso wenig Flexibilität. Jede Tour kann immer nur eine theoretische Vorgabe sein, denn niemand weiß was dich an dem jeweiligen Tag beim Patienten erwartet. Wieso überstarke Kontrolle? *kopfschüttel

Ich schwöre euch ich klicke den Tourenplan zusammen den die PDL haben will und die Realität sieht garantiert nicht so aus. Das würde ich aber nur machen wenn mein Arbeitgeber so neben der Kappe ist das er die Realität nicht mehr wahrhaben will. Weil bei mir geht der Patient immer vor und wenn ich zuwenig Zeit für den angesagten Auftrag gebucht bekommen habe dann muß ich sie mir organisieren.

So ein Gerät KANN eine Hilfe sein, vor allem entfällt das umständliche manuelle Eingeben einer Tour nach den Diensten. Dummerweise benötigen diese Geräte aber auch eine Art Pflege. Synchronisation ist hier das Zauberwort. Wenn nachträglich Eingaben in den Tourenplan gemacht wurden muß natürlich ein Gerät auch synchronisiert werden. Und genau das ist der kritische Punkt. Da denken nämlich viele nicht daran. Und dann fehlen plötzlich Patienten oder sind Einsätze geplant die abgesagt wurden.

Auf meiner letzten Arbeitsstelle gab es das Problem, das man im Büro oft keinen Bock hatte abgesagte Einträge für den besagten Tag zu canceln. Wenn man Glück hatte stand irgendwo in einem Übergabebuch ein Minieintrag. War aber auch nicht die Regel. Zudem wechselte auch ständig die Tourenbesetzung, sodaß man keine Kontinuität hin bekam. Sowas ist natürlich übel.

Zum Glück arbeite ich dort nicht mehr. Unser Job ist schon schwer genug, da muß man keinen Ag akzeptieren der einem zusätzlich noch ständig Steine in den Weg legt.

eigentlich ist es mittlerweile schon peinlich das Pflegepersonal mit der Technik nicht Schritt hält. Liegt aber auch daran das es in diesem Bereich keine Weiterbildungen gibt.

Alter ist übrigens auch kein Argument. Ich bin 52 und mich kannst du vor jedes PC-Gerät oder kleinere Einheit und jedes fremde Programm setzen. Ich beiße mich da schon in kürzester Zeit durch und nach 1 Woche erkläre ich eher dem Stammpersonal wie was funktioniert als die mir ;-). Es ist eher eine Frage der Einstellung. Auch die jüngeren Kräfte die sich nicht mit der Technik identifizieren können, kommen über das Stadium des simplen Herumklickens nicht hinaus. Sobald ein Gerät mal ein wenig spinnt stehen sie schon hilflos da und wissen sich nicht mehr zu helfen ;-) obwohl oft simple kleine Handgriffe das Teil innerhalb kürztester Zeit wieder ans laufen bringen.

Also Leute, seid mal ein wenig selbstbewußter. Wir haben die Technik in der Hand und nicht die Technik uns. Und wir lassen uns von theoretischen Vorgaben auch nicht unter Druck setzen. Theoretische Vorgaben in einem PDA haben keine größere Gewichtung als auf einem Blatt Papier.
 
Ein Unterschied zu einem normalen Tourenplan könnte folgermaßen sein:
Sohn einer Pat. verstorben, normalerweise nur 5 min für Medgabe, aber sie braucht ein kleines Gespräch 10 min, wie eingeben?, wie abrechnen? Die 10 min werden vom Lohn abgezogen, da nicht in den vereinbarten Leistungen vorhanden! Bei normalen Tourenplan könnte ich die Zeit irgendwie rausholen und bräuchte dies nicht einmal zu vermerken. Das ist mit einem elektronischen Erfassungsgerät nicht möglich, denn hier müßte ich alles mehr als penibel eingeben, wieder größerer Zeitaufwand, und zum Schluß wird man für seine Menschlichkeit durch Gehaltsabzug bestraft.
Das sind die vielen Befürchtungen.
LG blauwolf
 
Wenn ihr solch einen Arbeitgeber habt würde ich kreativ werden. Was hindert dich daran den Auftrag früher abzuklicken? Du kannst doch den nächsten auch früher anklicken? Wird nur dann kritisch wenn Scanner mit Barcodes verwendet werden. Das ist aber meist nicht der Fall.
Und ich würde mir schnellstens eine neue Stelle suchen. Das was da abgeht hat nichts mehr mit Pflege zu tun sondern ist üble Akkordarbeit.

Das soll jetzt kein Aufruf zum unkorrekten Arbeiten sein, aber manche Arbeitgeber haben es einfach nicht anders verdient das man mit anderen Karten spielt als sie erwarten. Du mußt nur deine Gedanken beisammen halten und rechtzeitig klicken. Wie ich schon sagte, bei den PDAs kann man sich den Wunschtourenplan zusammenklicken wie PDL das will ;-) solange du es schaffst die Gesamtzeit halbwegs einzuhalten.

Eine festgesetzte Endzeit würde ich mir aber auch nicht gefallen lassen, denn jeder Tag verläuft anders und Patienten sind nunmal ein unberechenbares Arbeitsmaterial. Wenn jemand sonst in 20 Min. komplett gegrundpflegt ist und aufgrund starker Schmerzen plötzlich 30 Min. notwendig sind, dann ist das eben so und der AG hat das zu akzeptieren.

Ich wäre schon längst beim Anwalt und würde das Geld für die gestrichene Arbeitszeit einklagen. Das hat sich bisher noch kein AG bei mir getraut.
 
Ja, stormrider, du hast schon recht. In dieser Firma bin ich erst seit kurzem und schon stößt mir vieles auf. Diese Geräte werden von einigen genutzt, einige lehnen sie ab. Was im Endergebnis wird, weiß man nicht. Deshalb habe ich meine Anfragen gestartet, um mir ein Bild von anderen machen zu können.
Danke. Ich werde weiter recherhieren.
LG blauwolf
 
hallo blauwolf,
ich kann mich stormrider nur anschließen, dass ist echt hanebüchen was bei euch abgeht. Wir arbeiten auch mit MDA´s und die Touren sind (wie sonst auf dem Papier auch) vorgegeben. Letzendlich ist dies aber ein Richtwert und kein ablsolutes Muß. Wenn jemand länger braucht, weil es einem Patienten schlecht geht dann ist das eben so. Wenn ich sehe, dass das häufiger passiert wird der Tourenplan umgestellt, weil der Patient dann eben grundsätzlich mehr Zeit beansprucht. Dafür Zeit vom Lohn abzuziehen ist mit Sicherheit nicht Rechtens.
Wir sind sehr zufrieden mit den Geräten und nach anfänglichen Schwierigkeiten ist bislang noch jeder mit den Geräten klar gekommen.
 

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