Papierloses Arbeiten im Krankenhaus - Segen oder Fluch?

McMichel

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03.02.2009
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Gesundheits-und Krankenpfleger
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Hallo,

Es wäre doch schön wenn keine Befunde mehr verloren gehen würden, keine Akten mehr gesucht werden müssten ( Archiv, Arztzimmer,Schreibbüro, Station).
Die Dokumentation wäre für jedermann leserlich und Entlassungsbriefe könnten auch schneller geschrieben werden.
Warscheinlich würden auch in der Abrechnung einige Leistungen abgerechnet werden die sonst irgendwo in der Akte verschwinden.
Die Gefahr das fremde Patientenbefunde in anderen Akten abgelegt werden gibt es dann auch nicht mehr.
Der Arzt könnte automatisch erinnert werden wenn noch ein Arztbrief zu schreiben wäre. :mrgreen::mrgreen::mrgreen:

Meine Frage:
Arbeiten vieleicht schon einige von euch in so einem modernen Krankenhaus und können vieleicht von ihren Erfahrungen berichten ?
Das nahezu Papierlose Krankenhaus hat sicher auch Nachteile.

Gruß
McMichel
 
Hallo,

habe schon mit PDMS(Patientendatenmanagementsystem) gearbeitet.
Gibt es bisher nur auf Intensiv...
Sehr schöne Sache, da genauer dokumentiert wird.
Die Pflege kann geplant werden, die Anordnungen sind nun lesbar geschrieben.
Die Messwerte z.B. RR werden automatisch vom Monitor übernommen.
Nur wenn das System spinnt, nervt es bestimmt, habe das zwar noch nicht erlebt. Computer bleiben Computer...
 
Ich denke das es schon sicherer ist, so wie es ist...
Nehmen wir nur mal an die Technik streikt, oh oh und dann ist vielleicht alles verloren?! Das hat man wenn man mit Hand dokumentiert sicher nicht.
Gibt viel Pro und Contra.
Sicher wenn man dran denkt was manche für ne Sauklaue haben wäre es schon angebracht. Bei uns auf ITS wird das System zum Teil schon benutzt.
 
Ich denke das es schon sicherer ist, so wie es ist...
Nehmen wir nur mal an die Technik streikt, oh oh und dann ist vielleicht alles verloren?! Das hat man wenn man mit Hand dokumentiert sicher nicht.
Dafür gibt es Backups.

Bin froh wenn es endlich mal etwas mehr wird bei uns. Hier steckt alles noch in den Kinderschuhen - Bin froh das wir nun endlich ein Fax auf Station haben und für Apotheken usw Bestellungen nicht noch immer zur Pforte rennen müssen ;-/
 
Na ja, manchmal weiß man ja nie...
Ist nun mal meine Meinung dazu.
 
Na ja, manchmal weiß man ja nie...
Ist nun mal meine Meinung dazu.
naja, es gibt Hochverfügbarkeitssysteme, die mit redundanten Rechnern, RAID Systemen und regelmässigen Backups arbeiten. Es gibt sogar Rechnersysteme bei denen ein Ausfall noch katastrophaler wäre wie der Verlust einiger Patientenakten (die Steuerung eines AKWs beispielsweise :))
 
Na ja, manchmal weiß man ja nie...
Ist nun mal meine Meinung dazu.

Naja, wenn dir ne Tasse Kaffee über die Patientenakte kippt ist die handschriftliche Dokumentation auch "verloren" ;) Und da gabs dann garantiert kein Back-Up von.
Hätte eher Bedenken in Sachen Datenschutzsicherheit / Hackerangriffe. Aber so sicher sind die jetzigen Papierakten auch nicht...
 
Wir arbeiten zu 95% mit dem PC. Das einzige was wir noch handschriftlich haben, ist die Fieberkurve - aber auch nicht mehr lange. Es erleichtert schon sehr die Arbeit, vor allem weil die Apotheker nicht mehr dauernd anrufen, weil sie die Medis auf den Rezepten nicht lesen können :emba:. Arztbriefe werden direkt am PC diktiert, so kommen die Pat. auch schneller zu ihren Arztbriefen. Für die Pflegerunden und Visiten haben wir Laptops auf fahrbaren Wagen. Auch die Infusionen werden in den PC eingegeben und Ettiketten ausgedruckt, so kann man nachvollziehen, ob der Pat. auch wirklich die Infusionen bekommen hat. Zuweisungen laufen auch alle über den PC und man erspart sich das Austragen.
Technische Probleme haben wir sehr selten, z.B. Notabschaltungen. Wir werden vorher darüber informiert und es dauert max. eine halbe bis eine Stunde bis wir die PCs wieder benützen können - also auch nicht so schlimm.

Natürlich gibt es auch einige Nachteile:
Funklöcher in den Pat.zimmern,
die Akkus der Laptops geben durch die dauernde Benützung sehr schnell den Geist auf,
sehr viele Praktikanten müssen erst im Umgang mit dem PC eingeschult werden,
zuwenig PCs auf der Station (obwohl wir 13 haben) - wenn die Ärzte alle Computer besetzen, hat man keine Chance weiterzuarbeiten - vor allem nach den Visiten ein sehr großes Problem,
durch das Platzproblem müssen wir einige Laptops außerhalb des Dienstzimmers stehen lassen - für Diebe natürlich leichter Zugriff,
Datenschutz - wir können zu allen Pat., die im Haus behandelt wurden, die Daten jederzeit abrufen, natürlich kann man auch in alle Befunde der Mitarbeiter einsehen(z.B. Betriebsarzt)

Gruß,
Lin
 
Datenschutz - wir können zu allen Pat., die im Haus behandelt wurden, die Daten jederzeit abrufen, natürlich kann man auch in alle Befunde der Mitarbeiter einsehen(z.B. Betriebsarzt)

Gruß,
Lin

Das sollte jawohl zu regeln sein, dass jede Station ein eigenes Passwort hat. Und der Betriebsarzt auch.
 
Datenschutz - wir können zu allen Pat., die im Haus behandelt wurden, die Daten jederzeit abrufen, natürlich kann man auch in alle Befunde der Mitarbeiter einsehen(z.B. Betriebsarzt)
Habt ihr in Österreich andere Datenschutzregeln als wir in Deutschland?
Ich kenne es aus einem Krankenhaus hier so, dass man nur passwortgeschützten Zugriff auf die Unterlagen der aktuell auf der Station befindlichen Patienten hat, inklusive Nachweis, wer auf die Daten zugegriffen hat.
 
Habt ihr in Österreich andere Datenschutzregeln als wir in Deutschland?
Ich kenne es aus einem Krankenhaus hier so, dass man nur passwortgeschützten Zugriff auf die Unterlagen der aktuell auf der Station befindlichen Patienten hat, inklusive Nachweis, wer auf die Daten zugegriffen hat.

Genaugenommen ist es so: jede Station hat ein eignenes Passwort, also nicht jede Pflegeperson ein eignes. Die Ärzte haben ein eigenes. Trotzdem brauchen wir (die Ärzte halt öfter) Zugriff zu den Pat. auf anderen Stationen, z.B. wenn sie konsiliarisch begutachtet werden. Oder auch bei den entlassenen Pat, wenn z.B. ein Pat. anruft oder ein anderes behandelndes KH etwas wissen will, müssen wir bzw. die Ärzte ja in den alten Arztbrief oder in alte Befunde einsehen können.
Bei der Pflegedatenbank hat jeder vom Pflegepersonal ein eigenes Passwort und hat auch keinen Zugriff auf stationsfremde Pat.

Ob der Datenschutz in Ö anders ist als in D kann ich nicht sagen, ich glaube aber nicht. Ich habe diesen Punkt ja auch deswegen zu den Nachteilen geschrieben, weil ich es nicht positiv finde. Ich habe es schon mehrmals bei den verantwortlichen EDV-Mitarbeitern angesprochen (dass man nachweisen kann, wer darauf zugegriffen hat), aber bis jetzt hieß es immer: wir arbeiten daran.

Gruß,
Lin
 
Bei uns hat jeder ein eigenes Passwort und es sind nur die Stationen für den Zugriff freigeschaltet die man auch braucht. Man kann zwar Patienten suchen und sieht auch wenn jemand schonmal da war, kann aber keine Befunde einsehen.
 
Hallo Lin,
das hört sich ganz interessant an!
Wie macht Ihr es mit dem Gegenzeichnen?
Wir müssen jede ausgeübte Tätigkeit mit unserem Kürzel gegenzeichnen.

Bei uns würde das Ganze schon an den fehlenden PC`s scheitern. Eine reine Kostenfrage.
Wir kämpfen schon seit drei Jahren um einen zweiten PC im Dienstzimmer, da auch bei uns einiges darüber läuft. Aber "Pustekuchen".
Dafür hat JEDER Arzt einen eigenen PC.
Viele Grüße
Sanne
 
Hallo,

ich sehe ein papierloses KH als Segen an.
Wir haben Zugriff auf alle Patienten des Hauses, aber nicht auf die Personaldaten des Betriebsarztes.

Bestellungen, Untersuchungen, Apothekenanforderung werden bei uns seit Jahren nur im PC eingegeben, entweder per "Hand" oder mittels Scanner.

Laboranforderungen über Order Entry.

Röntgenbilder sind auf dem PC anzusehen, das leidige Tüten suchen hatte damit ein Ende.

Der Arzt schreibt seinen Brief selbst am PC, mittels Textbausteinen und einfügen von Befunden aus dem System.

Schönen Abend
Narde
 
Hallo Lin,
das hört sich ganz interessant an!
Wie macht Ihr es mit dem Gegenzeichnen?
Wir müssen jede ausgeübte Tätigkeit mit unserem Kürzel gegenzeichnen.

Wir steigen mit unserem Paßwort ein und hacken genauso jede durchgeführte Tätigkeit ab. Nur mit dem Unterschied, dass das Handzeichen und die Uhrzeit automatisch hinzugefügt werden.

@narde:
Die Arztbriefe so zu erstellen, ist auch eine gute Idee. So vermeidet man Streitereien, weil der eine immer nur zwei Sätze diktiert und der andere meint, die Buddenbrooks neu verfassen zu müssen :mrgreen:.

Gruß,
Lin
 
Bei uns stehen in jedem Op-Saal 2 PCs, einer extra für die Röntgenbilder. Plus 4 externe in den Büros und im AWR.
Dennoch wird das Op-Protokoll nach wie vor doppelt geführt, weil die Chirurgen ihre postop. Anweisungen lieber schnell handschriftlich hinschmieren.
Bestellungen laufen auch über PC, was jedoch immer noch problematisch ist, da viele Materialien/Implantate etc. entweder nicht gelistet oder falsch gelistet sind.
So schön das ganze ist, zu einer Abnahme der Papierflut hat das noch nicht geführt, im Gegenteil. Beispielsweise existiert allein für Histologie- und Mikrobiolgiescheine in jedem Saal ein eigener Ordner, da jedes Labor einen anderen Schein hat, dazu die Fahrscheine, die Überweisungszettel für ambulante und belegärztliche Pat.
Doch muss ich sagen, die lückenlose und korrekte Dokumentation am PC nimmt inzwischen etwa 50% meiner Springertätigkeit ein.
Positiv finde ich das Intranet, in dem man Neuerungen und Qualtätsberichte schnell mal abrufen kann. Und den Speiseplan der Cafeteria ;-)!
Wer von euch hat eigentlich ein Passwort für die Internet-Nutzung?
 
Hallo EV,
bei uns hat jeder sein eigenes Passwort und kann somit auch ins Internet!
Jeder von uns hat auch seinen eigenen "Mailkorb" und erhält dadurch die neuesten Meldungen.

Unser großes Problem sind die fehlenden PC`s. Laboranforderungen, eigentlich auch der Transport und noch vieles mehr läuft nur noch über diesen einen PC.
Dann besitzen unsere Ärzte, die jeder für sich einen eigenen PC haben, auch noch die Frechheit und besetzen diesen einen PC, da er ja im Dienstzimmer steht. CT-Bilder werden sich dort in aller Ruhe angeschaut, Laborbefunde, Konsile werden dort geschrieben und wir machen "Dicke Backen".
Konsiliarärzte schreiben ihre Konsile im Dienstzimmer, somit ist er ständig blockiert.
Inzwischen, da auch Gespräche mit den Ärzten nix gebracht haben, scheuche ich diese regelmäßig, auch die Konsiliarärzte, von unserem PC weg. In den Arztzimmern stehen genügend Gerätschaften zur Verfügung.

Meine hausinternen Mails lese ich mir auch nur noch zu Hause durch.
Viele Grüße
Sanne
 
Vertrauen ist gut-Kontrolle ist besser.
Datenschutz in der Klinik sollte am wichtigsten sein.Ist es leider nicht,bin selbst davon betroffen.
Wenn wir Daten von Mitarbeitern aufrufen können und sensible Daten vom Betriebsarzt abrufen können ist es ein grober Verstoß gegen das Datengesetz.Wie kann es sein,daß man die Daten von einem Nachbarn oder Verwandten eingibt und dabei sehen kann,ob er schon mal im Haus war,was er für eine Diagnose hatte?Ich möchte nicht sehen oder wissen,daß er einen Ileus hatte.
Wie kann es angehen,daß die Art der Erkrankungen,die Häufigkeit des Betriebsarztbesuches,die Krankenkasse,die Adresse mit Telefonnummer etc.sichtbar werden?Der Appendix wird sichtbar,der Hausarzt wird sichtbar.
Es bedeutet für uns,daß wir "nackt" und transparent für jeden anderen Klinikmitarbeiter dastehen.
Die verantwortlichen EDV Leute haben in den verschiedenen Abteilungen keinen entsprechenden Schutz mit Codewort eingebaut.Auch wenn sich inzwischen was ändert,hat es uns massiv geschadet.
Da sehe ich große Ähnlichkeiten wie im Bericht von der Lin.

Ich finde nicht,daß es unter diesen Bedingungen ein Segen ist.
Es stimmt mich im Gegenteil nur sehr nachdenklich,warum wir Pflegenden uns dies gefallen lassen,unter dem Deckmantel des Fortschritts und des angeblich schnelleren Arbeitens.
 
Das ganze hab ich schon in den 70ern gesehen als Probelauf. Damals sollten schon alle Befunde über ein TV - Gerät im Zimmer abgerufen werden können. Das hat sich allerdings niemals durchgesetzt. Die Geräte wurden angeschafft, montiert und dafür sahen die Patienten darauf dann ihr Fernsehprogramm seitenverkehrt, mehr passierte damit nicht, aber alle freuten sich im Vorraus über den Fortschritt. Seit 3 Jahren werden nun diese Notebooks angekündigt, die das Arbeiten erleichtern sollen und die Dokumentation. Davon soll es angeblich ausreichend geben.;-)))Ganz ehrlich... Ich glaub nicht dran, daß sich irgendjemand in der Praxis von seinem Papierwust trennen wird. Das wird wiedereinmal nur zusätzlich zum Papierkrieg angeschafft, und nicht im ausreichendem Mengen und es wird dann doppelt und dreifach gemoppelt.
Daß irgendjemand auf sein Formular in Deutschland verzichtet oder auf seinen Zettel, den er zusätzlich eingeführt hat, würde ich gerne erleben.
Wir haben eigentlich immer nur mehr Zettel bekommen. Oder aber es gibt EINEN Rechner an dem EINER den ganzen Tag arbeitet ( sich teilweise auch festhält) und der Rest der Mitarbeiter kann zusehen, wie er etwas dokumentiert bekommt, wenn zb. der Dienstplan, alle Anforderungen usw. über den einen Stationsrechner laufen müssen -Mittendrin muß auch noch die Dame an den Rechner, die das Essen aufnehmen soll usw. Man steht Schlange wie für Bananen in der früheren DDR. Hoffentlich hab ich Unrecht und es passiert einmal etwas das Hand und Fuß hat. Ich würde mich freuen. Liebe Grüße C.
 
Es stimmt mich im Gegenteil nur sehr nachdenklich,warum wir Pflegenden uns dies gefallen lassen,unter dem Deckmantel des Fortschritts und des angeblich schnelleren Arbeitens.

Weil es mir egal ist ;-)

Wenn ich im Haus liege zur Appendektomie, dann weiß das eh jeder der mich kennt - und somit der Großteil des Hauses. Ob es jetzt im PC ersichtbar ist oder nicht...

Sollte ich mich irgendwann mal auf ne Colaflasche setzen, die dann chirurgisch entfernt werden muss (:mrgreen:) oder sonstwas heikles, werd ich sicher nicht in mein KH gehen.
Denn, ob im PC lesbar, oder in der Kurve und dann per Mundpropaganda weitergegeben - das tut sich nichts.
Ist sowieso der erste Weg. Wer guckt schon im PC in die Akten, das geht alles so durchs Haus...
 

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