Notfallverbands-Set in der ambulanten Pflege

NurseKali

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Hallo......

hab da mal eine Frage, die mir eine alte Freundin und ehemalige Kollegin (82 J. jetzt in einer Snioreneinrichtung lebend) gestellt hat.
Ich hab ihr versprochen mal nachzufragen....

Also, sie wird auf Grund eines Sturzes von einer ambulanten Einheit betreut, die gleichzeitig auch zur Seniorenresidenz gehört.
Nun ist letztens der Verband nach dem Waschen abgefallen, der auf dem operierten, stark entzündeten Narbenbereich auflag.
Auf die Bitte hin, einen neuen Verband anzulegen antworteten die Pflegekräfte, dass es ein Verbandsmaterial Set für den NOtfall nicht gäbe, da es zu sehr die Kosten erhöhen würde.
Meine alte Kollegin, früher selbst im Pflegedienst gewesen und die selbst eine grosse ambulante Pflegeeinheit mit aufgebaut hatte, meinte dann, dass es sowas aber früher immer gegeben hätte.
Daraufhin die Antwort: das würde heutzutage kein Pflegedienst in Deutschland mehr machen, das müssten dann die Angestellten selbst sich kaufen, damit sie etwas für den Notfall hätten. Schliesslich müssten die Betriebe kostendeckend arbeiten.

meine Frage nun:
Ist das tatsächlich so ?
Gibt es für solche Fälle tatsächlich kein "Notfallset" ? Ich nenne es jetzt mal so....also eine Art Notfallverbandskasten für solche Fälle.

FReue mich auf zahlreiche Antworten, wer nicht öffentlich es so sagen mag darf mich gerne auch persönlich anschreiben.

Besten Dank sagt
NurseKali
 
Also: Leute, für die wir eine Verordnung haben zum Verbandswechsel, haben vor Ort ihr Verbandsmaterial.

Ansonsten haben wir in den Auto das, was z.B in einem Verbandskasten so zu finden ist. 1 - 2 Pakete sterile Kompressen, ein paar Mullbinden, Pflaster.

Das muß der Pflegedienst aus eigener Tasche bezahlen und da es so gut wie nie benutzt wird, fliegt es regelmäßig in den Müll. Da kann ich mir schon vorstellen, das mancher Pflegedienst sagt, nein, das machen wir nicht.

Die Notwendigkeit besteht einfach nicht, da die Leute zuhause ihr Verbandsmaterial haben.

Die Problemati ist auch folgende: Entzündete Op Wunde. Das muß ja wieder sorgfältig und RICHTIG versorgt werden. Da kann man nicht einfach irgendetwas drauf machen. Ich persönlich würd emich da schon mit trockenen Kompressen schwer tun, die kleben danach an der Wunde.

Eher sehe ich hier eine Notwendigkeit beim Waschen vorsichtig zu sein, bzw. gerüstet mit dem richtigen Material zu sein.

Selbst bei Stürzen ist es mir in den letzten 10 Jahren höchst selten vorgekommen, dass ich Verbandmaterial brauchte.

Zur Not würde ich halt den Verbandskasten aus dem Auto nehmen, die kriegt man für ganz wenig Euronen.

Wieso hatte die Dame denn kein Verbandmaterial? Wer versorgt denn den Verband?
 
...also: in den 15 Jahren ambulante Pflege bei 2 verschiedenen AG hatte jede Examinierte eine Tasche mit Notfallversorgung.
Zuletzt war ich dafür zuständig, diese Packerl für neue Kolleginnen zusammen zu stellen, eben damit man einen VW auch mal erneuern kann. Ich finde es auch unprofessionell, wenn man nix hat.
Die Grundausstattung sah so aus, dass man zumindest sterile Kompressen, Fixomull in angemessener Länge, Mullbinden, 2 x Distanzgitter, Schere und eine kleine Einheit NaCl dabei hatte. Wurde bei einem Pat.Material verbraucht sollte sich die Sr. dann bei dem HA ein Rezept über verwendete Materialien holen und somit ihre Tasche wieder auffüllen.
Für die Pat. war das dann auch ok.
Spezielle moderne Wundauflagen hatte dann nur die Wundschwester an Bord (vom Vertreter), damit auch an Wochenenden eine Versorgung laufen konnte.

Grundsätzlich liegt es an der Leitung, ob ein Notfallset vorgehalten wird (wie gesagt, ich finde es unprofessionell nix zu haben), rein rechtlich/technisch muss ein Pflegedienst keine Materialien stellen und kann darauf verweisen, dass das genommen wird, was im Haushalt ist oder eben den Arzt bitten, Material zu rezeptieren (was dann nach dem Duschen und abgefallenen VW nicht hilft).

Grundsätzlich ist es auch eine ärztliche Anordnung einen VW durchzuführen, der ohne Verordnung nicht abgerechnet werden kann.
Wie sich das menschlich anfühlt ist dabei eine andere Sache.... aber es gibt PDL, die da hammerhart argumentieren und sagen, es wird nichts gemacht, was nicht verordnet ist und somit nicht abgerechnet werden kann.....
 
Ich danke euch schon mal vorab für die Infos, dann kann ich der Charlotte sagen, dass tatsächlich so knallhart kalkuliert wird und das die Zeiten die sie noch kennt, so nicht mehr präsent sind.
 
Zumindest anscheinend in manchen Pflegediensten.

Du hast ja nun zumindest von 2 Pflegediensten gehört, dass sie ausgestattet sind für Notfälle.

Mich würde trotzdem nochmal interessieren, wer für den Verband verantwortlich ist.

Du schreibst, sie lebt in einer Seniorenresidenz und wird gleichzeitig von einem ambulanten Pflegedienst versorgt?
Ist das sowas wie betreutes Wohnen? Seniorenresidenz klingt für mich so nach stationärer Einrichtung.
 
Ja, sie lebt in einer Seniorenresidenz, hat ein kleines Appartment, brauchte bisher aber keine Betreuung, hatte bisher auch keine Wunden zur Versorgung gehabt. Der ambulante Dienst ist eine weitere Firma, die der Gruppe der Seniorenresidenzen gehört.
 
meine mädels und ich haben alle eine tasche mit den notwendigsten materialien an board (steriler verbandmull, binden, pflaster. (man kann doch keine wunde, zumal die noch anscheinden entzündlich verändert ist, offen lassen. ?? es steht sogar in den versorgungsverträgen geschrieben, was wir vorzuhalten haben.
 
Daraufhin die Antwort: das würde heutzutage kein Pflegedienst in Deutschland mehr machen, das müssten dann die Angestellten selbst sich kaufen, damit sie etwas für den Notfall hätten. Schliesslich müssten die Betriebe kostendeckend arbeiten.
Diese Aussage ist in meinen Augen absoluter Unfug. Natürlich sollte man für den Notfall die Möglichkeit haben einen Verband anzulegen.

Nun ist letztens der Verband nach dem Waschen abgefallen, der auf dem operierten, stark entzündeten Narbenbereich auflag.
Das hat für mich aber nichts mit einem Notfall zu tun. Wenn schon ein Verband besteht, sollte auch Material zum erneuern da sein. Mit einem vorzeitigen Ablösen kann man ja im Prinzip fast immer rechnen. Zumal hier bestimmt auch keine reinen Notfallmaterialien eingesetzt werden, sondern schon explizit für den Fall ausgewählte Verbandsmittel.
 
NUn, erst einmal herzlichen Dank für die Antworten.
Also es war so, dass sie erst am Tag zuvor aus der Klinik gekommen war und noch keine Material vorlag.
Es ist schon klar dass sie es rezeptiert bekommen wird, aber halt just an dem Tag war noch nichts vorrätig.

Der Name "Notfallset" stammte von meiner Freundin selbst, da sie es früher in dem ambulanten Dienst so genannt haben.
Möchte erwähnen dass die Gute schon 82 Jahre ist und etwas andere Begrifflichkeiten abgespeichert hat.
Zumindest gab es sowas in jeder Tasche einer ambulanten Pflegekraft.

Ich werde ihr morgen mal Bescheid geben was so an Antworten zusammengekommen ist.

Nochmals danke sagt
Nurese Kali
 
Na das war dann eine unglückliche Konstellation. Würde es nicht geben, wenn die KHs Rezepte für die Erstversorgung nach KH-Aufenthalt ausstellen dürften.

Aber eigentlich sollte auch jeder in seinem Haushalt eine Notausrüstung für einen Verband haben, vor allen Dingen wenn die gute selbst vom Fach war. Das sollte für jeden selbstverständlich sein.
Ich habe zwar auch immer dafür gesorgt, dass ich Material für solche Fälle im Auto hatte, aber das war meine Eigeninitiative.
 
Tja, früher gab es das auch mal bei ihr, da hatte sie alles zuhause, angefangen von Allopathie bis Homöopathie.
Wer allerdings seit einiger Zeit mit den Hindernissen des Alterns zu tun hat, setzt wahrscheinlich anderen Focus.
Der Pflegedienst war noch nicht einmal in der Lage gewesen mal kurz ins Haupthaus anzufragen ob die nicht Verbandsmaterial zur Verfügung stellen würden, da ist nämlich die Kurzzeitpflege stationiert.
Wäre meine gute alte Freundin etwas gehfähig gewesen, wäre sie mit ihrem rollenden Untersatz sicherlich selbst hingefahren, aber so war sie in der Abhängigkeit der Pflege vor Ort.

Egal jetzt, es ist traurig zu sehen wohin uns die letzten 20 Jahre hin geführt haben und ich kann verstehen, dass engagierte Ex Krankenschwestern dabei nur den Kopf schütteln können.

LG NurseKali
 
Warum hat sie sich nicht das Material aus der Apotheke holen lassen?

Elisabeth
 
da hatte der Pflegedienst keine Zeit zu gehabt.....sie selbst konnte nicht laufen oder mit Rolli hinfahren

LG NurseKali
 
Kann man das net ordern?

Wie kommen eigentlich die Lebensmittel ins Haus udn wer besorgt sonst die Medikamente?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth, hab dich schon vermisst :)

Sie ist gestürzt beim Einkaufen, kam danach in die Klinik , musste operiert werden, kam nach Hause, Pflegedienst war vor Ort, Verband ging ab und kein neuer war da......tja, und dann ging alles seinen Gang.

Ist schon krass, dass wir über ein paar Mullkompressen zum Verband so unterschiedliche Auffassungen haben, gell ?
Zumal anfangs ja sogar gesagt wurde, dass man so einen Fall nur alle Jubeljahre hat.
Es benötigte auch keinen speziellen Verband, sondern nur einen Verband, damit das Ganze bei der Hitze dort, 37 Grad, nicht offenlag.
Später wurde ja alles besorgt und ordnungsgemäss behandelt.

Vor drei Jahren als mein Schwager niedergestochen wurde und ich die Notfallversorgung getätigt habe, da hatte ich nix im Haus zur Versorgung, hab einfach die frischesten Handtücher genommen die vorrätig waren. Als dann der Notarzt kam und die Sanis mit einem kleinen Notfalldruckverband es steril versorgen wollte, dachte ich mir nur: haben die keine anderes Verbandsmaterial ??? Denn kaum aufgelegt war es schon wieder durchgeblutet, so heftig waren die Stichverletzungen- Ich hab dann dem Einen nur noch zwei Handtücher in die Hand gedrückt und gesagt: besser das nehmen und drücken, dann schafft ihr es besser in die Klinik...
Schwager hat es glücklicherweise überlebt.

Ist jetzt natürlich kein Vergleich zu dem posting hier aber zeigt schon auf wie wenig an Bord vorhanden ist.
Wahrscheinlich ist das aber auch individuell geregelt, je nach Ausstattung die von oben vorgegeben ist.

LG NurseKali
 
Hallo Elisabeth, hab dich schon vermisst :)

Zumal anfangs ja sogar gesagt wurde, dass man so einen Fall nur alle Jubeljahre hat.
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Ist jetzt natürlich kein Vergleich zu dem posting hier aber zeigt schon auf wie wenig an Bord vorhanden ist.
Wahrscheinlich ist das aber auch individuell geregelt, je nach Ausstattung die von oben vorgegeben ist.

LG NurseKali

Richtig, es kommt nur alle Jubeljahre vor, dass man wirklich ohne etwas da steht. Einfach weil man organisiert ist.

Wenn ich eine Patientin aus dem Krankenhaus übernehme, die auch einen Verbandwechsel haben soll, dann ordere ich Material.
Das geht innerhalb Minuten per Telefon.
Rezept beim Arzt, Anruf Apoteheke mit der Bitte zum Patient zu liefern. Das tun die auch ganz flott.

Ist es ein Wochenende, dann bitte ich die Klinik das mitzugeben, was drauf gehört, womit es aktuell versorgt ist, wobei wir - wie oben bereits gesagt - Kompressen und Mullbinden selbst haben. Oder die Angehörigen fahren zur Apotheke.
Das gehört für mich zur Überleitung und zur Neuaufnahme mit dazu. Eben weil man Material benötigt, wenn der Verband gemacht werden muß. Wir geben fürs WE auch die Medikamente mit ins Krankenhaus, so hilft man sich gegenseitig in der Not, welche eben selten vorkommt.


Ich persönlich würde halt noch wert drauf legen, dass nicht irgendetwas drauf kommt, sondern die optimale Versorgung, deshalb kümmert man sich bei der Aufnahme/Übernahme darum. Ich bekomme Übergabe aus der Klinik oder eine Überleitung und dort steht, was ich zum VW benötige. Das muß ich eben besorgen.
 
Wenn ich mir so überlege, was allerorten für dei Hausapotheke empfohlen wird und was ich wirklich im Schränkchen habe... da leigen welten zwischen. Ohne die abgelaufenen Verbandskästen hätte ich auch nix im Haus.

Aks GuK sollten wir ja immer beratend wirken. Wäre mal eine Idee, dies im Zusammenhand mit Pat. u.ä. Kontakten drauf hinzuweisen.

Ich hätte in der beschriebenen Situation übrigens das Notfallverbandsset im Auto geplündert und dies dann wieder aufgefüllt- auf Kosten der Kundin. Zu verschenken hat niemand was- auch nicht ein Pflegedienst.

Elisabeth
 
Meine gute alte Freundin Charlotte möchte euch Dank sagen für die vielen Auskünfte, sie akzeptiert es so wie es halt ist.

LG NurseKali
 

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