Lavendelöl zur Schlafförderung - Welche Applikationsform ist geeignet?

hartwig

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Moin, moin...!

Eine Fragean alle Aromapflegeexperten: Welche Applikationsform ist eurer Erfahrung nach am wirkungsvollsten beim Einsatz von Lavendelöl zur Schlafförderung (z.B. Einreibungen, Verneblung, Tropfen aufs Kopfkissen...)? Ist dies immer individuell verschieden oder gibt es tatsächliche eine Appikationsform, die eurer Meinung nach am wirkungsvollsten ist?
Nachwelchen Kriterien entscheidet ihr, ob ein Patient eine "Schlaftablette" bekommt (falls sie als Bedarfsmedikations angeordnet wurde, oder ob ihr (beispielsweise) Lavendelöl verwendet?

gruss hartwig
 
Für mich als Individuum (womöglich auch andere, lässt sich nicht ausschließen) sind ein paar Tropfen hochwertiges Lavendelöl schon NEBEN dem Kopfkissen unerträglich augenreizend, geht nicht.

5 Tropfen in einem großen offenen Zimmer (Patientenzimmer Tür zu) - kurz vor der Erträglichkeitsgrenze - aus selbigem Grund. Hab das mal ausprobiert. Bin selbst kein ausgebildeter Experte, das ist eine Kollegin auf Station die einen Ordner erstellt hat. Mit Kriterien, mit Vorabüberlegungen, begrenzter Auswahl. Ist die Kollegin da wird sie auch befragt.

Über den Punkt - ob oder nicht sind wir inzwischen hinweg, weil es überall deutlich positive Erfahrungen gab. Hab gestern was gemacht, was in der PSO so ähnlich auch laufen kann. Muss dazu sagen, dass die Zeit dafür da war, meine Stimmung gepasst hat, Patient sympathisch UND offen für die Maßnahme war. Es lagen keine Kontraindikation vor (5 Punkte!).

Ein schwer betroffener Patient, der zuerst Anwendungen bekam hat die Tage vorher schon, krankheitsbedingt davon profitiert, Mitpatient - fand das toll, hat grad viel mit sich rumzuschleppen, steht vor wichtigen Entscheidungen. Also habe ich am späten Abend gefragt, ob es was wäre, das selber zu genießen. Ein eindeutiges Ja kam sofort.
Die Wahl fiel auf Lavendel - weil der Duft vorab gut ankam (1 Punkt). Die Begleitmusik - weil auch die vorab gut ankam (1 Punkt).

Die Maßnahme bestand aus dem Öl gemischt mit Neutralöl und einer beruhigenden Einreibung die sich im direkten Hautkontakt auf die Extremitäten, das Gesicht und den Hals begrenzt hat. Nach Grundsätzen des Nachmodellierens aus der Basalen Stimulation. Nur die Extremität die grad dran war wurde aufgedeckt, ansonsten körpernah positioniert. Überlegung war noch den Rücken miteinzubeziehen, hab mich dagegen entschieden. Zuviel hin und her, ein- und auspacken.

Wir haben uns zusammen auf eine virtuelle Reise in ein so weit das Auge reicht französisches Lavendelfeld begeben, die Sonne schien so warm, dass wir einen Sonnenschirm aufgespannt haben, uns druntergelegt haben mitten rein ins satt duftende Feld (hier gibt es einen extra Punkt, weil wir das zusammen gestaltet haben). Als ich nach etwa einer 1/4h fertig war, hab ich die Decke fest drumherum gepackt, Begrenzung + nachspüren. Die Musik lief noch weiter. Erst als die längst aus war bin ich wieder ins Zimmer. Hab jede Störung vermieden - auch das war möglich (noch 1 Punkt). Die Akutsymptomatik war dadurch gebessert (ob anhaltend weiß ich nicht, dafür war es zu spät). Patient ist drüber eingeschlafen, fühlte sich danach gestärkt. Nebenbei: Bei mir hat's auch gewirkt, war danach furchtbar müde.

Einfach nur so mal auf's Geratewohl - nein. Deswegen die Langversion. 8 Punkte + einen extra Punkt - für das bestmögliche Gelingen der Maßnahme. Aroma MIT qualitativ hochwertiger Berührung die nachwirken kann - find ich ist das was am besten ankommt.

Wo Du Dich mal reinlesen kannst:
http://www.krankenschwester.de/foru...die-hand-des-experten.8064/page-3#post-398670
 
Wenn schon Lavendelöl zur Schlafförderung, dann auf eine Kompresse oder Papiertaschentuch, damit man es weglegen kann, sollte einem der Duft nicht gefallen.
Dann ist auch noch weniger mehr - es reichen 1-2 Tropfen auf das Tuch, ansonsten wird der Geruch sehr schnell unangenehm. Dann auch noch auf die Qualität geachtet und den Patienten vorher gefragt, ob er das überhaupt mag.

lg
Narde
 
:twisted: Gebrauchte Lavendelölträger legt man - zweckmäßigerweise - in mäßiger Anzahl - in den Kleiderschrank des Patienten/Bewohners. Guter Mottenschutz. :roll:
 
Wir bieten hier jeweils am Abend auch Öle an. Lavendelöl gehört zwar dazu, wird aber sehr ungern genommen und ich würde die Wände hoch gehen bei dem Geruch. Viele Patienten wählen auch einen Geruch, der vielleicht völlig entgegengesetzt wirken würde, aber da sie den Geruch mögen, kann dies auch schon entspannend wirken.
Kamille oder Melisse sind auch beliebt.

Wir haben so kleine Papiertücher, die kann man entweder oben ans Bett hängen oder einfach in die Nähe legen, ohne dass danach der Geruch noch ewig im Raum oder in Materialien liegt.
 
Moin!

...und wie sind eure Erfahrungen mit Einreibungen (also Basisöl + Lavendel) im Vergleich zur einfachen Betreufelung?

Verstärkt dies eurer Erfahrung nach die Wirkung oder gibt es eher keinen zusätzlichen Effekt?

Gruss hartwig
 
Was soll daran unterschiedlich sein? Oder möchtest du, dass die Bestandteile des Lavendelöls über die Haut aufgenommen werden?

Warum braucht es bei einer Einreibung überhaupt ein Duftöl? Reicht die "Kraft" der Hände nicht aus? Schade, das Pflege ihre eigene Kompetenz so wenig wertschätzt und sich dem Mainstream anschließt, der stets die Erwartung hat: Medikament und die sofortige Wirkung tritt ein. Die Seele funzt so leider nicht. Die braucht eher ein emphatisches Gegenüber.

Elisabeth
 
....Warum braucht es bei einer Einreibung überhaupt ein Duftöl? Reicht die "Kraft" der Hände nicht aus? Schade, das Pflege ihre eigene Kompetenz so wenig wertschätzt und sich dem Mainstream anschließt, der stets die Erwartung hat: Medikament und die sofortige Wirkung tritt ein. Die Seele funzt so leider nicht. Die braucht eher ein emphatisches Gegenüber.
Mehrheitlich wird das auch so gemacht. Die Qualität der Berührung - ist das was hängen bleibt und wie beschrieben nachwirken kann, wenn die Voraussetzungen gegeben sind (was sie oft NICHT sind, realistisch gesehen :cry:).
Meine Nase wär aber schon außerordentlich zugänglich für Gerüche. :klatschspring:
Nur welche das sind, weiß ich auch nicht immer. Die IDEE von einem in der Theorie positiv besetzten Duft - folgte bei einem konkreten Duftest schon öfters - nee, DAS ist es nicht/ ist ja grauselig/ stinkt.

Stell mir 'ne Tasse Kaffee ans Bett obwohl ich sie nicht trinken darf - und ich fühl mich wohl.

@JessesGirl: Die Idee mit Melisse hatte ich auch schon. In der hochwertigen Qualität die ich als Mindestvoraussetzung ansehe, z.B. primavera irre teuer. Blieb im Laden. Haben wir auch nicht auf der Station.
 
Was soll daran unterschiedlich sein?

Warum braucht es bei einer Einreibung überhaupt ein Duftöl? Reicht die "Kraft" der Hände nicht aus?

Elisabeth

Moin!

Der Unterschied besteht darin, dass bei der Einreibung die sensorisch/taktile Komponente hinzukommt und ich in dem Fall von einer größeren Wirkungstiefe ausgehe. Dazu fehlen mir aber Erfahrungswerte, daher die Frage.

Das "Duftöl" wird eben deshalb verwendet weil zusätzlich zu der Zuwendung über die Berührung noch ein pharmakologischer Effekt kommt.

Gruss hartwig
 
Ich will mal hoffen, dass für Einreibungen kein Duftöl verwendet wird, sondern ein naturreines ätherisches Öl von hoher Qualität.

Lavendel hat viele Inhaltsstoffe die eine Einreibung unterstützen - andere Öle ebenso. Die Rose hat z.B. 1500 einzelne Komponenten die den Duft der Rose ausmachen. Ein Duftöl ist reine Chemie und enthält soviel Rose wie ein Sonnentag Schnee.
 
@hartwig: wenn du denn die Pharmakologie nun ins Spiel bringst- ich hab es mir bisher verkniffen- dann Butter bei de Fische. Der Fachbereich der Pharmakologie wäre die Phytotherapie. Wie steht es da mit der Aufnahme der Bestandteile des Lavendels über die Haut? Welche Konzentration bräuchte es, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen? ... Ich stell ganz bewusst diese Fragen. Mir geht es darum, mal wieder aufzuzeigen: wir sind keine Therapeuten. Ein Pharmazeut studiert nicht umsonst mehrere Jahre und macht dann noch zusätzlich eine Ausbildung zum Phytotherapeuten.

Wir betreiben allenfalls Aromapflege. Und die ist nun mal im esoterischen Bereich angesiedelt. Was per se nicht schlecht sein muss. Es geht ja um das Wohlbefinden.

Was mich immer wieder stört: es wird gemacht, ohne das man sich dafür interessiert, wie was funzt und warum bzw. warum nicht. Das ist Laienhandeln. Ich dachte immer, dass wir Kompetenz ausstrahlen wollen.

Elisabeth
 
@JessesGirl: Die Idee mit Melisse hatte ich auch schon. In der hochwertigen Qualität die ich als Mindestvoraussetzung ansehe, z.B. primavera irre teuer. Blieb im Laden. Haben wir auch nicht auf der Station.

Wir haben hier Produkte von Farfalla, Melisse ist dabei auch eines der teuersten.
 
Aus eigener Erfahrung/Anschauung:

Womöglich hilft hier ja Biografiearbeit weiter.

So ein leichter Eukalyptusgeruch hilft mir zum Entspannen (war ich als Kind krank, hatte Mama Zeit für mich).

Ein kleiner Klecks Transpulmin ist herrlich zum Einschlafen nach einem stressigen Tag.

Findet Frieda.
 
Genau das ist es. Ich liebe den Geruch von Orange. Das erinnert mich immer an gemütliche Abend im Winter. Das würde ich wollen. :-)
 
Ich würde bekloppt werden, wenn ich krank wäre und jemand käme und würde mit irgendwelchen stinkenden Ölen an mir rumgrabbeln.

Ich mag keine Duftstoffe und ich mag keine Berührungen von Fremden.
Ich würde den hauen, wenn ich mich nicht artikulieren könnte.
 
Ich persönlich kenne Lavendel nur aus der privaten Anwendung, aber da hat es immer sehr gut bei mir geholfen. Der Duft ist einfach angenehm!
 
Bedeutet also: Anamnese zum Lieblingsgeruch. Nur- wo nehme ich dann Eukalyptus her?

Elisabeth
 
Bedeutet also: Anamnese zum Lieblingsgeruch. Nur- wo nehme ich dann Eukalyptus her? Elisabeth
So isses. Anamnese. Du hast Angehörige, die kann ich doch fragen. Zur Not gibt's 'ne Sonderanforderung - kost ja echt nicht die Welt. Z.B. :-)

@Bachstelze:
Wenn Du nicht verbal ausreichend kommunizieren kannst, Ja-Nein Fragen nicht zuverlässig sind dann nehm ich halt alles was nonverbal rüberkommt. Kriegen wir schon hin (1. Teil Öl).

Wennst allerdings schwere cerebrale Schädigungen hast, Deinen Körper nur völlig unzureichend wahrnehmen kannst, dringlich und kontinuierlich klare Informationen brauchst - bist Du Dir sicher, dass Du so auf Berührung (2. Teil) reagieren würdest? Da hab ich so meine Zweifel.

Das habe ich bislang erst 1x erlebt, es ist deswegen in der Erinnerung geblieben, weil der Mann, als er noch eindeutig kommunizieren konnte, es ihm aber schon schlecht ging niemanden um sich haben wollte, fast bis zum letzten Atemzug nahezu alles nur abgewehrt hat, deutlichst und zielgerichtet. Als gesunder Mensch, ja da habe ich eine Grenze, die nur wenige unterschreiten sollten, im eigenen Interesse. :sbaseballs:

Sind wir eigentlich noch bei der ursprünglichen Frage? Im Kopf hatte ich da eher jemanden der selbst entscheiden kann, ob er das nu will oder nicht. Wird keine Zustimmung, generell, signalisiert - dann ist in dem Moment schon Schluss.
 
@amezaliwa: bis das Öl geliefert ist, ist der Patient schon verlegt bzw. entlassen. Wenn es denn schon Düfte sein sollen... warum nicht einfach das hernehmen, was der Patient in der Waschtasche mitbringt? Ich habe Kollegen erlebt, die haben das Parfüm der Ehefrau/Mutter genutzt. Das ist schnell verfügbar- auch von Angehörigen.

Und was die Reaktion auf Berührungen angeht... nicht immer ist die mangelnde Körperwahrnehmung, die nicht verstandene verbale Kommunikation das Problem. Berührung zur Beruhigung hat seine Grenzen. Ergo: es braucht keine festgelegten Standards. Es braucht die Kompetenz zu erkennen, was wann angesagt ist... unter der Akzeptanz, dass auch schwer wahrnehmungsgestörte Menschen reagieren wie wir auch. Nicht jeder Kontakt ist uns in jeder Situation angenehm. Das größte Problem bleibt dabei immer- interpretiere ich die nonverbale Antwort des Patienten richtig? Eine Anamnese kann hilfreich sein. Kann aber auch eine falsche Interpretation bedingen.

Professionelle Pflege ist kein einfach Ding.

Elisabeth
 

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