Chlorhexidin
CHX, engl.: chlorhexidine; Medikament mit hoher Substantivität in der Mundhöhle: Es wird elektrostatisch an die negativ geladenen Oberflächen von Zähne, Gingiva und Mukosa gebunden und steht als Reservoir über mehrere Stunden für einen "slow release" zur Verfügung. So können bspw. Chlorhexidin-Lacke (z.B. Cervitec™, 1% Chlorhexidin plus 1% Thymol; EC40™, stark übersättigte Lösung (40-prozentig von Chlorhexidin-Diacetat in Alkohol) die Konzentration von Streptococcus mutans in der Plaque sowie im Speichel langfristig und effektiv reduzieren. Gilt heute als der "Goldstandard" bei den medizinischen Mundspüllösungen und generell als das effektivste Chemotherapeutikum gegen Streptococcus mutans.
Besonders bewährt hat sich C. dann, wenn aus medizinischen Gründen vorübergehend auf eine normale Mundhygiene (mit einer Zahnbürste) verzichtet werden muss (sog. "chemische Zahnbürste"). Dabei ist zu beachten, dass derartige Lösungen nur bei entsprechender Konzentration und Spülmenge (z.B. 2 x 10 ml 0,2-prozentig = 40 mg Tagesdosis) ihre echte "Anti-Plaque-Wirkung" entfalten; in geringeren Konzentrationen (z.B. 2 x 10 ml 0,06-prozentig = 12 mg Tagesdosis) wirken derartige Lösungen nur Plaque-vermindernd sowie bakteriostatisch und sind dann nur noch als wertvolle Unterstützung der täglichen mechanischen Zahnpflege anzusehen. In 1,25-prozentiger Lösung wird C. auch unterstützend zur Spülung bei infizierten Wurzelkanälen eingesetzt. Neuere (teure) Applikationsformen zur Langzeitwirkung in entzündeten Zahnfleischtaschen sind ebenfalls auf dem Markt ( PerioChip™).
Nebenwirkungen harmloser Art - zumal bei millionenfacher Verordnung des Wirkstoffes weltweit - sind bei Langzeitanwendung kosmetisch störende, bräunliche Verfärbungen der Zähne bzw. zahnfarbener Zahnfüllungen und der Zunge (s. Abb.), Beeinträchtigung des Geschmacks, in Einzelfällen ein Abschuppen der obersten Schleimhautzellen und ein gelegentliches Wuchern von Hefepilzen ( Candida albicans) bei immungeschwächten Patienten. Sie verschwinden nach einem Absetzen oder Vermindern der Konzentration, bzw. lassen sich zahnärztlich bei den Verfärbungen der Zähne problemlos behandeln ( Pulverstrahlgeräte). Sehr selten werden allergische Reaktionen beschrieben.
C. stand auch in der Diskussion, eine krebserregende Komponente zu besitzen: Unter starker Erhitzung entsteht 4-Chlorannilin als Abbauprodukt. Bei Markenprodukten und Raumtemperatur-Lagerung kann dieser Risikofaktor nach heutigem Wissensstand ausgeschlossen werden.
Ein direkter Vergleich zwischen CHX und Listerine™erbrachte in einer jüngeren Studie (Charles, C H et al.: Comparative antiplaque and antigingivitis effectiveness of a chlorhexidine and an essential oil mouthrinse: 6-month clinical trial. J Clin Periodontol 2004; 31) etwa ebenbürtige Resultate mit einem leichten Vorteil für CHX, sodass die Empfehlung ausgesprochen wird, bei einem Langzeitgebrauch auf ätherische Öle zurückzugreifen, um den bekannten Nachteilen des CHX (bei längerem Gebrauch: Geschmacksveränderungen, Verfärbungen) zu begegnen.