News Harte Kritik: "Pflegekammern sind Mogelpackungen!"

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Die Evangelische Heimstiftung als größter Pflegeanbieter in Baden-Württemberg lehnt die Einführung einer Bundespflegekammer ab. Ein solches Gremium verursache "Zusatzkosten und Mehraufwand" und führe nur zu neuen "Funktionärsposten", sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Ein privatwirtschaftliches Dienstleistungsunternehmen mit religiösem Markennamen geht mit der Aussage "einem Märchen schönster Sorte" in die Kritik gegen einen Zusammenschluss für "Untergebene" im eigenen Einflussbereich, wobei sich die Scheinargumente lesen, als wären sie mit der Pressestelle des BPA abgesprochen worden.
Ist das noch Realisatire oder schon Zynismus?
 
Zitat:
"Statt Pflegekammern zu schaffen, sollte die Politik seiner Ansicht nach ihre Reformkraft dafür einsetzen, "dass Pflegekräfte einen besser anerkannten, fair bezahlten Beruf und Pflegebedürftige eine bezahlbare Versorgung bekommen".
Das ist doch ein Heuchler... "fair bezahlter Beruf", das hat doch er als Arbeitgeber (mit) in der Hand... aber Hauptsache, die Verantwortung wieder von sich gewiesen und der Politik den schwarzen Peter zugeschoben. :angryfire:
 
Wenn ich einen Wunsch an die Politik hätte, dann wäre das die Änderung des Kammerrechtes derart, dass das föderale Prinzip diesbezüglich abgeschafft wird und eine berufsständische Bundeskammer genügt. Für jedes Bundesland eine eigene Pflegekammer einzurichten halte ich tatsächlich auch für Blödsinn, eine Bundespflegekammer, die die Aufgaben alleine übernimmt, wäre vollkommen ausreichend.
Da das aber nicht so ist, und unserem Beruf meiner Meinung nach eine Kammerorganisation gut tun würde, muss es halt weiter den föderalen Weg gehen.
Ansonsten schliesse ich mich der Kritik meiner Vorrednerinnen an: Als Arbeitgeberseite hat man zu diesem Thema schön die Klappe zu halten, zumindest solange man so tut als würde man für die Pflegekräfte sprechen wollen...
Dass sie als Arbeitgeber gegen eine Kammerorganisation sind ist ja selbstverständlich.

spflegerle
 
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Wenn ich einen Wunsch an die Politik hätte, dann wäre das die Änderung des Kammerrechtes derart, dass das föderale Prinzip diesbezüglich abgeschafft wird und eine berufsständische Bundeskammer genügt. Für jedes Bundesland eine eigene Pflegekammer einzurichten halte ich tatsächlich auch für Blödsinn, eine Bundespflegekammer, die die Aufgaben alleine übernimmt, wäre vollkommen ausreichend.
Da das aber nicht so ist, und unserem Beruf meiner Meinung nach eine Kammerorganisation gut tun würde, muss es halt weiter den föderalen Weg gehen.
Würde ich zwar im Prinzip auch so begrüßen, wie Du das schreibst; ich sehe aber das Problem der Rechtfertigung.
Denn es gab ja in einigen Bundesländern bereits Umfragen unter den Pflegenden dazu. Die meisten haben für "dafür" gestimmt, aber es gab eine Ausnahme, nämlich Hamburg, wo sie tatsächlich mehrheitlich dagegen waren. In anderen Bundesländern wurden die Pflegenden bisher noch gar nicht dazu befragt (aus unterschiedlichen Gründen).
Würde man ihnen nun allen gemeinsam eine Kammer "überstülpen", so würde man tatsächlich den Willen derjenigen Pflegenden aus Hamburg mißachten. Und bei den Ländern, wo noch keine Befragung stattfand, mißachtet man diesen Willen theoretisch auch, denn es ist ja (noch) nicht bekannt, ob sie tatsächlich dafür wären.
 
Würde ich zwar im Prinzip auch so begrüßen, wie Du das schreibst; ich sehe aber das Problem der Rechtfertigung.
Denn es gab ja in einigen Bundesländern bereits Umfragen unter den Pflegenden dazu. Die meisten haben für "dafür" gestimmt, aber es gab eine Ausnahme, nämlich Hamburg, wo sie tatsächlich mehrheitlich dagegen waren. In anderen Bundesländern wurden die Pflegenden bisher noch gar nicht dazu befragt (aus unterschiedlichen Gründen).
Würde man ihnen nun allen gemeinsam eine Kammer "überstülpen", so würde man tatsächlich den Willen derjenigen Pflegenden aus Hamburg mißachten. Und bei den Ländern, wo noch keine Befragung stattfand, mißachtet man diesen Willen theoretisch auch, denn es ist ja (noch) nicht bekannt, ob sie tatsächlich dafür wären.

Das ist in der Tat ein Problem. Wir sind hier ja nun nicht in Bayern !
 
Das Argument das es in politischen Prozessen ein begrenztes Maß an Reformkraft gibt und die in der Pflegepolitik in einem zähen Prozess der föderalen Kammerbildung verbraucht wird ist aber nicht von der Handzuweisen. (Generell bin ich pro Kammer.)

Niedersachsen liegt was die Bezahlung in der Altenpflege angeht auf dem letzten Platz (Westdeutschland)
Dies einzige große landespolitische Maßnahme (in der Pflegpolitik) war das Gesetz zur Pflegekammer jetzt kann die Landesregierung sagen sie hat doch was für die Pflegenden getan nur an den Löhnen ändert das in den nächsten 10 Jahren gar nichts. Klar kann die Pflegekammer irgendwann Einfluß auf Gesetzesvorhaben nehmen aber der ist begrenzt und das ganze dauert unenendlich lange. Keiner meiner Kollegen wußte von der Existenz einer Kammer und wenn man es ihnen erklärt ist die erste Reaktion "dann können die sich ja um höhere Löhnene kümmern". Das Primat der Tarifautonomie ist unbekannt und wird für Entäuschungen sorgen.

Tja wären die meisten Pflegende freiberuflich hätte die Kammer natürlich das Instrument der Gebührenordnung das wäre eine wirkliche Verbesserung
 
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@hyperion87
Dir ist aber bekannt, daß Löhne und Gehälter nicht Aufgabe einer Pflegekammer sind?
www.pflegekammer-jetzt.de - Für und Wider: Argumente
("Was macht eine Pflegekammer nicht?").
Und ich wundere mich immer sehr, daß Pflegende behaupten, angeblich "noch nie" was von Pflegekammern gehört zu haben. Darüber wird wirklich seit Jahrzehnten diskutiert, und sie sind auch in etlichen anderen Ländern gang und gäbe. Man muß schon konsequent jeder Fachzeitschrift und allem aus dem Weg gegangen sein, um das NICHT mitgekriegt zu haben. Traurig.
 
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Der Punkt ist ja das mir das bekannt ist (siehe meine Ausführung zur Tarifautonomie) aber den Kollegen nicht.

Und ich kann guten Gewissens behaupten das keiner meiner Kollegen Fachzeitschriften liest. Die interessieren sich nicht für Berufspolitik, nicht mal meine PDL wußte das jetzt in Niedersachsen eine Pflegekammer existiert(Und wir sind in Nds.).

Vielleicht ist das ein Unterschied zwischen Krankenhaus und Altenheim aber Pflegekammern, Akademisierung, pflegerische Selbstbestimmung sind bei uns nichtmal von Interesse wenn man das Gespräch drauf lenkt ,das einzige Thema sind die geringen Löhne und vllt. ein besserer Personalschlüssel.

Fun fact einer unserer Hilfskräfte war der Überzeugung das die jährlichen Mindestlohn- erhöhungen freiwillige Lohnerhöhungen des Arbeitgebers sind
 
Zuletzt bearbeitet:
@hyperion87
Dir ist aber bekannt, daß Löhne und Gehälter nicht Aufgabe einer Pflegekammer sind?
Ich verstehe hyperions post durchaus so, dass er sehr genau weiss, dass die Tarifautonomie nicht bei der Kammer liegt (im Gegensatz zu seinen KollegInnen). Der Hinweis zu einer Gebührenordnung bezog sich ja auf die Utopie, wenn bei uns überwiegend freiberuflich gearbeitet werden würde.

Zum OP:
Alleine die Tatsache, dass es immer wieder statements der Arbeitgeberseite in der Öffentlichkeit schaffen so zu tun, als würden sie die Stimme der Pflegekräfte sein, ist für mich Grund genug Pro-Kammer eingestellt zu sein.

Gruß spflegerle
 
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Der Punkt ist ja das mir das bekannt ist (siehe meine Ausführung zur Tarifautonomie) aber den Kollegen nicht.
Ok, sorry. Wobei es ja einige, wenige Freiberufler in der Pflege durchaus gibt Bundesverband freiberuflicher Pflegefachkräfte - Home , aber da haben ja scheinbar verschiedene Stellen Probleme damit:
Wirtschaft: Selbstständige in Pflegeberufen: Freiberufler fürchten um Existenz - badische-zeitung.de
Und ich kann guten Gewissens behaupten das keiner meiner Kollegen Fachzeitschriften liest. Die interessieren sich nicht für Berufspolitik, nicht mal meine PDL wußte das jetzt in Niedersachsen eine Pflegekammer existiert(Und wir sind in Nds.).
:eek1: Das ist echt traurig... ist auch eine Ursache mit für das Image der Pflege...
Dabei wäre es so einfach, sich zu informieren, auch wenn man keine Fachzeitschrift abonnieren mag; es gibt ja auch das Internet und diverse Foren, kostet nichts.
Vielleicht ist das ein Unterschied zwischen Krankenhaus und Altenheim aber Pflegekammern, Akademisierung, pflegerische Selbstbestimmung sind bei uns nichtmal von Interesse wenn man das Gespräch drauf lenkt
Ich weiß nicht so recht; ich hatte auch in meiner Klinikzeit den Eindruck, daß viele Kollegen ziemlich desinteressiert sind. :|
 
:eek1: Das ist echt traurig... ist auch eine Ursache mit für das Image der Pflege...
Dabei wäre es so einfach, sich zu informieren, auch wenn man keine Fachzeitschrift abonnieren mag; es gibt ja auch das Internet und diverse Foren, kostet nichts.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Und wenn ich vor Problemen stehe wie z.B.(alle so erlebt)

-Kommt mein 16 Jahre altes Auto noch durch den TÜV weil von 1700 Brutto wird es schwer ein Neues zu kaufen und anders komm ich nicht zur Arbeit
-Muss ich als Alleinerziehende mein Kind wieder im Stationszimmer schlafen lassen weil ich für den Nachtdienst keine Betreuung bekomme
-Hält mein Rücken nach meinen Bandscheibenvorfall die 10 Jahre bis zur Rente durch oder rutsch ich in die Mindestsicherung durch Berufsunfähigkeit

dann sind die Ziele der Pflegekammmer
  • Förderung der Qualitätssicherung in der Pflege,
  • Nutzung pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse,
  • Erhöhung der Transparenz im Berufsgeschehen,
  • Förderung der Identifizierung der Kammermitglieder mit ihrem Beruf,
  • Leistungsdarstellung der Pflegeberufe in unserer Gesellschaft.
so interessant wie der erste bemannte Marsflug
 
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Wobei der erste bemannte Marsflug vor einer bundesweiten PK kommen wird
bei jedem Regierungswechsel können die langwierigen Vorbereitungen wieder kassiert werden.

"Nur in Ostdeutschland wird der niedersächsische Durchschnittsverdienst von 2200 Euro brutto für Altenpflegefachkräfte und 1600 Euro für angelernte Helferinnen noch unterboten."

"Niedersachsen ist das einzige Land, in dem die Altenpflegerin nach einer dreijährigen Ausbildung sogar 100 Euro weniger als die angelernte Helferin in der Krankenpflege bekommt."

Altenpfleger in Niedersachsen verdienen besonders schlecht – HAZ – Hannoversche Allgemeine

Dann doch lieber in NRW arbeiten ohne Kammer aber für 500 Euro mehr
und wie gesagt die Pflegekammer war das einzig große Projekt der nidersächsichen Landeregierung. Weil Politik hat halt nur ein begrenztes Maß an Reformkraft
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn ich als evangelische Kirche durch den TV-DN in Niedersachsen 800-1000 Euro Brutto mehr zahlen muss als meine private Konkurrenz und mir so langsam das Wasser abgegraben wird kann ich auch als Arbeitgeber mal die Frage stellen warum die Pflegeberufsverbände ihr ganzes (sowiso geringes) politische Kapital dafür einsetzen eine Kammer durchzusetzen die mittelfristig wirkungslos ist.

2018 wird sich Rot-Grün im Wahlkampf mit der Pflegekammer brüsten und Niedersachsen ist immer noch Schlusslicht was die Bezahlung angeht

Als Damm gegen eine Absenkung der Fachkräftequote und Dequalifizierung ist die PK natürlich zu begrüßen aber
es gibt wahrlich wichtigere Baustellen Die größte Pflegereform aller Zeiten…aber bei den Pflegekräften kommt fast nichts an

Und die 8,50 Kammerbeitrag wären besser in eine eigene Pflegegewerkschaft investiert
wobei die wenn von der Kostenträgerseite nichts kommt auch am langen Arm verhungern würde

Mann muss sich das mal vor Augen führen 2200 Brutto sind nichtmal 62% der P7/Stufe 4 TVÖD die betriebliche Altersversorgung mit einbezogen bei deutlich geringeren Zuschlägen
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da sprichst du ein grosses Wort (bzw. Scheinargument) gelassen aus.

warum die Pflegeberufsverbände ihr ganzes (sowiso geringes) politische Kapital dafür einsetzen eine Kammer durchzusetzen die mittelfristig wirkungslos ist.
"Die" mögen das alles ordnen, vernetzen, regeln und durchsetzen - wobei "die" für Berufsverbände, Gewerkschaft(en) oder auch politische Gruppierungen stehen kann.
Allen gemein ist neben der freiwilligen Mitgliedschaft ein teils recht hoher -beitrag, was viele BerufskollegInnen von einer aktiven Teilhabe abhält; quasi nach dem Motto "freiwillig und ohne Aufwand bzw. finanzielle Abgaben gerne, ansonsten...nö".
Leider funktioniert (berufs)polititische Teilhabe so schlichtweg nicht.
Ohne Mitglieder keine Finanzen, ohne Finanzen keine Strukturen, Kampagnen oder Netzwerke...und ohne das keinerlei Einfluss ausserhalb der jeweiligen Kleingruppe.
In einer Berufsgruppe, die sich meiner Wahrnehmung nach hauptsächlich durch Teilnahmslosigkeit und Desorganisation auszeichnet, scheint Pflichtmitgliedschaft (leider) der einzig gangbare Weg zu sein; es sei denn man möchte den Status quo weiter halten.

Und die 8,50 Kammerbeitrag wären besser in eine eigene Pflegegewerkschaft investiert
...die nicht nur mit den o.g. Problemen zu kämpfen hätte, sondern sich auch noch mit dem Platzhirsch in diesem Bereich streiten müsste. Von der Problematik des Tarifeinheitsgesetzes ganz zu schweigen.


Und wenn ich als evangelische Kirche durch den TV-DN in Niedersachsen 800-1000 Euro Brutto mehr zahlen muss als meine private Konkurrenz

Kirchliche Träger. Auch eine interessante Anekdote wenn es um die Pflegekammer geht.
KollegInnen in einer konfessionellen Einrichtung, die bis aufs Messer darum kämpfen einen Kammerbeitrag von knapp 100 € p.a. nicht entrichten zu müssen, haben gleichzeitig nahezu kein offensichtliches oder zumindest so lautstark ventiliertes Problem damit den "Arbeitserlaubnisobolus" namens Kirchensteuer zu zahlen (der in meiner Gehaltsgruppe fast acht mal so hoch ist). Liegt das evtl. daran dass dieser still und heimlich in das allgemeine Steueraufkommen eingepreist wurde? Oder hat man die Legende geschluckt, die Kirchen würden ihre Dienste ausschliesslich daraus finanzieren?
 
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In einer Berufsgruppe, die sich meiner Wahrnehmung nach hauptsächlich durch Teilnahmslosigkeit und Desorganisation auszeichnet, scheint Pflichtmitgliedschaft (leider) der einzig gangbare Weg zu sein; es sei denn man möchte den Status quo weiter halten.

Der Status quo wird sich aber was die Löhne betrifft durch die Kammer nicht ändern und die Frustration und Passivität in der Pflege noch steigern, nichts anderes moniert die Quelle .
Pflichtmitgliedschaft ist gut und schön aber die abstrakten Ziele der Kammer werden nur schwer zu vermitteln sein
und der Rückhalt bei weiten Teilen der Beschäftigten bleibt aus.
Mir scheinen die hochausgebildeten und tarifbezahlten Kollegen in der Krankenpflege die Prekarität in teilen der Altenpflege noch gewaltig zu unterschätzen, im Osten sieht es noch schlimmer aus 1743 Durchschnittsentgelt für einen Altenpfleger in Sachsen-Anhalt.


den "Arbeitserlaubnisobolus" namens Kirchensteuer zu zahlen

Das liegt wie gesagt daran das in Nord- und Ostdeutschland die AVR mit Abstand die beste Bezahlung verspricht
einer meiner Kollegen ist nur noch in der Kirche weil er hofft mal zu einem kirchlichem Arbeitgeber wechseln zu können.

Und das alles dauert zu lange Bsp Nidersachsen
2010 Landeregierung verständigt sich
2012 Umfrage
2016 Gesetz
2017 Errichtungsausschuss
2018 Gebührenbescheid
ab 2020 irgendwelche Weiterbildungsrichlinien
10 Jahre die der politische Diskurs in der Landespflege von der Kammerbildung bestimmt wird
 
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Der Status quo wird sich aber was die Löhne betrifft durch die Kammer nicht ändern und die Frustration und Passivität in der Pflege noch steigern, nichts anderes moniert die Quelle .

Und gerade dass ist das Problem - "die Pflege" beschwert sich lautstark darüber, dass eine Kammer die für sie (zumindest direkt erkennbaren) entscheidenden Dinge nicht verändern kann, verweigert aber im gleichen Atemzug und mit nahezu gleicher Argumentation den Gruppierungen die Unterstützung, die dies könnten.
Sorry - Gewerkschaften, Berufsverbände und Parteien leben eben 'mal von aktiven Mitgliedern...und deren Beiträgen.

Mir scheinen die hochausgebildeten und tarifbezahlten Kollegen in der Krankenpflege die Prekarität in teilen der Altenpflege noch gewaltig zu unterschätzen,

Ein Versuch, dies mittelfristig zu ändern (Stichwort: Generalistik) wurde wenn ich mich recht entinne, von Lobbygruppen die angeblich für "die Altenpflegekräfte" sprachen erfolgreich und konsequent verzögert und verwässert - auf einen Aufschrei der Altenpflegekräfte warte ich heute noch.
Fairerweise hat sich allerdings die Kinderkrankenpflege hier noch deutlicher contra positioniert...
Die prekäre Situation in der Altenpflege wird sich nicht ändern, solange sich das Gros der dort
Tätigen nicht organisiert, solidarisiert, vernetzt und lautstark an die Öffentlichkeit geht - dass eine Himmelsfee herabsteigt und dieses Problem ohne eigenes Zutun löst, sollte man nicht erwarten.

einer meiner Kollegen ist nur noch in der Kirche weil er hofft mal zu einem kirchlichem Arbeitgeber wechseln zu können

Ein Grund mehr die Abwicklung von kirchlichen Einrichtungen in den Bereich der staatlichen, öffentlichen Daseinsfürsorge zu fordern und den historisch aufgezwungenen Arbeitserlaubnisobolus zu streichen oder zumindest in eine rein zweckgebundene Abgabe umzuwandeln.
 
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Tarifkonflikt: Keine Massenkündigung in finnischen Krankenhäusern - SPIEGEL ONLINE - Wirtschaft

Kleine Erinnerung wie es laufen könnte, wenn man organisiert wäre..

Diesen Satz mag ich besonders:

"Ihre Forderungen und auch ihre Drohung mit Massenkündigungen als Arbeitskampfmittel sind laut Umfragen in der Bevölkerung populär, weil das Pflegepersonal im Gesundheitssektor als unterbezahlt gilt."

Und einmal mehr empfehle ich dieses Buch und die darin enthaltenen Vorgehensweisen und Erkenntnisse als Pflichtlektüre während der Ausbildung:

Der Pflege eine Stimme geben - Pflegepraxis - Pflege und Gesundheitsberufe - Bücher – Hogrefe, Verlag für Psychologie

Zur Thematik der steigenden Kosten durch den Pflegekammerbeitrag für Angestellte in der Pflege - auch hier gibt es neben der steuerlichen Absetzbarkeit natürlich Konzepte...die ,wenn auch mit Zähneknirschen, umsetzbar sind:

"drei: Die Kritiker verweisen auch auf einen Tarifvertrag an der Universitätsmedizin Mainz, mit dem die Pflichtbeiträge kompensiert werden. Ist es richtig, trotz der Kritik an der Kammer solche Vereinbarungen zu schließen?
Fuchs: Ganz klar. Wir waren gegen die Zwangsmitgliedschaft, konnten uns damit aber nicht durchsetzen. Natürlich wollen wir die finanzielle Belastung der Kolleginnen und Kollegen nun so gering wie möglich halten. Deshalb sind Tarifverträge wie in Mainz – wo der Arbeitgeber die Beiträge der ver.di-Mitglieder übernimmt – durchaus nachahmenswert." (Quelle: verdi)

Das gleiche Konzept kann man natürlich auch bei kirchlichen Trägern oder der Privatwirtschaft durchsetzen...wenn man genug Druck aufbauen kann.
 
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@hyperion87 ich hab jetzt keine Lust, auf alles einzugehen - wundere mich jetzt allerdings, da Du ja an verschiedenen Stellen deutlich betont hattest, FÜR die Pflegekammern zu sein. :gruebel:
bei jedem Regierungswechsel können die langwierigen Vorbereitungen wieder kassiert werden.
Richtig; aber ist das fair oder irgendwie demokratisch?? Die Meinungen der Pflegekräfte im jeweiligen Bundesland bezüglich Pflegekammer werden sich nicht ändern, bloß weil plötzlich die Regierung des betreffenden Bundeslandes wechselt. Man möge sich bitte an die von den Pflegenden in Umfragen abgegebene Meinung halten (nicht so wie in Bayern).
"Nur in Ostdeutschland wird der niedersächsische Durchschnittsverdienst von 2200 Euro brutto für Altenpflegefachkräfte und 1600 Euro für angelernte Helferinnen noch unterboten."

"Niedersachsen ist das einzige Land, in dem die Altenpflegerin nach einer dreijährigen Ausbildung sogar 100 Euro weniger als die angelernte Helferin in der Krankenpflege bekommt."

Altenpfleger in Niedersachsen verdienen besonders schlecht – HAZ – Hannoversche Allgemeine

Dann doch lieber in NRW arbeiten ohne Kammer aber für 500 Euro mehr
und wie gesagt die Pflegekammer war das einzig große Projekt der nidersächsichen Landeregierung. Weil Politik hat halt nur ein begrenztes Maß an Reformkraft
Tja.
Also zunächst mal: Ich weiß ja nicht, wo du arbeitest? Bist Du im Pflegeheim tätig, als Altenpfleger? In Niedersachsen?
Dann kann ich Dir/euch nur raten, tut endlich was und hört auf zu jammern. Tretet doch endlich in Gewerkschaften ein und werdet aktiv.
Zur Generalistik hatte Surrogat ja schon was geschrieben.
Aber es ist unredlich, die Schuld hier jetzt quasi indirekt der niedersächsischen Pflegekammer anzulasten.
Und welche pflegerischen Projekte die niedersächsische Landesregierung nun im einzelnen gemacht hat, weiß ich nicht... ich kann Dir aber verraten, daß hier in Bayern nichts für die Pflege getan wird.
Eine Sache noch:
Mich wundert´s, daß die AVR angeblich bessere Bezahlung bieten soll... hier verdient man in städtischen/kommunalen Einrichtungen am besten. Die AVR liegt knapp dahinter bzw. zieht meist etwas zeitverzögert nach.
 

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