Fahrlässigkeit mitmachen?

Larissa86

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Azubi Krankenpflege
Auf der Station wo ich im Moment eingesetzt bin ist wirklich viel zu tun, besonders die Grundpflege der Patienten nimmt viel Zeit in Anspruch. (Geriatrie)

Um Zeit zu "sparen" wird auf der Station bereits vor der Pflege morgens um 6.00 Uhr alles "abgehakt"..die Insulingabe meist schon einen Tag vorher vom Spätdienst ebenso die Infusionen (auch Antibiosen)

Mit den Bewegungsplänen wird ähnlich verfahren, hier erfolgt auch keine Zeitnahe Dokumentation sondern es wird alles schon im Vorraus zwischendurch eingetragen (egal ob man den Patienten nun tatsächlich so lagert oder nicht)

Zwar erfolgen auch die meisten Dinge die dokumentiert werden, trotzdem ist keine 100 % tige Übereinstimmung da und ich denke auch juristisch gesehen ist dies bedenklich.

Ich als Auszubildene (im Unterkurs) muss zwar nicht dafür geradestehen sondern die examinierte Kraft in der Schicht (also falls mal etwas passiert),
trotzdem kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren und empfinde es viel schwieriger eine "gute" Pflege durchzuführen und einen Gesamtüberblick zu behalten.

Leider wird das so auf dieser Station schon länger praktiziert und ich weiss nicht, ob es sich lohnen würde sich an meiner Stelle dagegen zu stellen.

Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?Was würdet ihr mir raten?



 
Tachchen,

ich würde eben abwägen wie das Personal auf dieses Thema reagiert, wenn du es ansprichst und vielleicht auch nicht all zu intensiv und offensiv an diese Sache heran gehen. Vor allem würde ich erforschen, warum ist das so? Wie lange?
Im Schülerstatus hat man da natürlich ein paar rechtliche Vorteile, aber auch keine Narrenfreiheit.

Wir dokumentieren in der Regel, wenn die nächste Schicht eingetroffen ist oder kurz nach der Übergabe und dem Feierabend.
Manchmal dokumentiere ich auch einige Dinge schon so gegen 10.00 oder 11.00, wenn ich ein bisschen Zeit habe.
Alles vor der Ausführung zu dokumentieren kann teilweise schon problematisch werden, Änderung durch Visite oder Veränderungen des Patient und man hat Dinge unterschrieben, die nicht mehr gültig sind.


Gruß
Dennis
 
Du musst es ja nicht machen, dokumentier DU doch wie es richtig ist. Was die anderen machen kannst du wahrscheinlich so schnell nicht ändern.

Btw: Wir machen sowas im Fall Insulin: Wenn ich die um 14 Uhr rausschreibe, hake ich für 17Uhr schon ab.
Veränder es dann nach Bedarf noch.

Der einzige Fall wo ich "vor-dokumentiere"

"Nach-dokumentieren" mache ich aber häufig. Nachts dokumentier ich fast alles erst morgens um 5...
Nur wenn viel bei einem Patienten passiert, und /oder ich eine Intensiv-Verlegung erwarten kann, dokumentier ich nachts zeitnah.
(Und Bedarfsmedikationen auch, 1. vergess ich die zeiten sonst und 2. kann ich später für die Doku da die Zeiten ablesen...)
 
Danke,

ich versuche alles so zu dokumentieren wie es "richtig" ist, allerdings wird mir (und auch den anderen Schülern) die Dokumentation fast vollkommen abgenommen und es steht dann bereits alles in der Kurve.

Einzige "Mitwirkmöglichkeit" ist morgens auch ein paar Kurven in die Hand gedrückt zu bekommen zum abhaken:D
davon nehme ich allerdings Abstand.

Muss ich wahrscheinlich mit leben den Rest des Einsatzes, versuche dann eben alles so genau wie möglich zu machen und zumindest den Pflegeverlauf zwischendurch mal zu "aktualisieren", wenn mir etwas bei einem Patienten auffällt.

Der Lerneffekt im Umgang mit Kurven ist allerdings nicht sehr hoch bei so einer Handhabung, hatte Glück , dass dies nicht mein allererster Einsatz ist.
 
Hallo,

ich halte die Vordokumentation für gefährlich. In der Hektik kann schon mal vergessen werden z.B. ein Medikament zu verabreichen, in der Kurve steht es jedoch drin und dann weiß keiner ob der Patient es bekommen hat oder nicht.

Zeitnahe Dokumentation ist die einzig wahre Form der ordentlichen Dokumentation und die wird möglich, wenn wie es bei uns im Haus üblich ist, mit Palm - Geräten gearbeitet wird.

Die Schwester hat ein Palm in der Tasche und verrichtet sie eine Tätigkeit am Patienten, spritzt ein Medikament oder wechselt die Infusion genügt ein Tastendruck und es ist dokumentiert.

Holt sie einen Patienten vom Op ab, kann sie sogar die postoperativen Anordnungen eingeben und alles ist gespeichert. Abgleich erfolgt über den Stationscomputer. Feine Sache !!

Aber so im Voraus abhaken ist nicht korrekt.
 
Genau das sehe ich als problematisch an..man kann sich überhaupt nicht sicher sei, ob das was in der Kurve steht durchgeführt/verabreicht/gespritzt wurde oder nicht..
nur ich als Schülerin werde mich dem System dort auf der Station unterordnen müssen,beschwerden wird wahrscheinlich nichts bringen..ob es mir passt oder nicht.
 
Hallo,

also ICH würde mich als Schülerin nicht großartig aufregen, jedoch würde ich auch NICHTS abhaken.

Du hast ja vielleicht ein " Zwischgepräch " mit der STL, da würde ich es ganz ruhig ansprechen.." mir ist aufgefallen,... aber ich möchte nichts abzeichnen,.." wenn nicht gibt es ein Endgepräch.

Das macht immer noch ein besseres Schülerbild, als sich großartig zu "beschweren oder aufzuregen", sei bitte vorsichtig mit solchen Äußerungen, ändern wirst Du es ohnehin nicht, und Schüler die sich über meine Arbeit beschweren oder aufregen,..na ich weiß nicht ob das so gut kommt.

Wenn Du dort arbeiten solltest als examinierte, dann kannst Du noch immer was besser machen oder ändern.


lg marley
 
Hallo!

Natürlich hast Du Recht und eine komplette Kurve morgens vorzudokumentieren ist ziemlich gefährlich. Die Dokumentation sollte wenn möglich zeitnah erfolgen oder später erledigt werden. Allerdings würde ich an Deiner Stelle keine offene Revolte starten. Ich würde meine Tätigkeiten nach Vorschrift dokumentieren und wie "marley" schon sagte beim Gespräch mit der Stationsleitung mal nach den Beweggründen fragen.

Ansonsten kannst Du Deine Erfahrungen immer noch als schlechtes Beispiel abspeichern und es selber später besser machen :wink: ...
 
Hallo zusammen,
ehr´lich gesagt mache ich mir große Sorgen darüber, dass hier der rechtliche, also der Haftungsaspekt recht wenig angesprochen wird.
Man stelle sich folgende Situation vor:

Die Pflegekraft dokumentiert schon um 14 Uhr die Infusion, die sie um 17 Uhr verabreichen will ("wird" kann man ja leider nicht sagen, denn sie weiß zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht, ob es zu dieser Verabreichung kommen wird!)

Nun kann folgen:
a) der Patient entscheidet sich spontan um 16 Uhr die Heimreise anzutreten, ist mit irgendwas nicht zufrieden, also Entlassung um 16.30 Uhr, oder noch eher.
- Wie kann es sein, dass die Infusion gegeben wurde, wenn der Patient dann schon weg war?

b) die Situation dieses Patienten verschlechtert sich unerwartet akut, er wird reanimationspflichtig, Verlegung auf die Intensivstation erfolgt, meinetwegen um 15.00Uhr, dort wird komplett neue Medikation angeordnet und auch verabreicht. Der Patient verstirbt, die Angehörigen können nicht glauben, dass sie sich jetzt schon trennen müssen und zweifeln das Können der Klinik an, klagen.
Was glaubt ihr, was los ist, wenn es dann so aussieht, als habe der Patient um 17.00Uhr eine Infusion erhalten, obwohl auf dem Totenschein womöglich 16.00Uhr steht?

Macht sich da auf dieser Station eigentlich niemand Gedanken drum?
Ich glaube, es ist zu optimistisch gedacht, dass man ja bei Veränderungen nochmal was streichen kann aus der Dokumentation, wer kann das in der heutigen Zeit denn wirklich gewährleisten?

Dazu kommt ja auch noch der Aspekt, dass es wenig rtsam ist, eine Pflegehandlung (ich denke egal welche) abzuzeichnen, die ich nicht selbst ausgeführt habe. Weiß ich, ob mein Kollege alles richtig gemacht hat?

Dieses nur mal zum Gedankenanstoß, in dem Krankenhaus, in dem ich Auszubildende ausbilde wird da sehr viel Wert drauf gelegt, obwohl der Stellenplan weiß Gott super knapp ist, wie sicher mittlerweile überall. Aber im Ernst, es käme echt keine Pflegekraft auf die Idee "vorzudokumentieren", wobei die nachträgliche Dokumentation auch ihre Tücken haben kann, die findet häufiger statt.

Gruß
Justine
 
Ich habe es bisher auch nur auf dieser Station miterlebt, das die Doku so gehandhabt wurde..
ich denke ich werde es so halten wie "marley" es geschrieben hat, ich werde keine Kurven morgens abhaken aber ansonsten (wie sagt man so schön) "die Füße stillhalten" :D verändern kann ich eh nix & handele mir am Ende bloß Stress ein.
Allerdings werde ich es im Endgespräch ansprechen (falls ich denn eins haben werde denn ich hatte bisher auch noch kein Erstgespräch, damit nimmt man es ebenso wie mit der Anleitung der Schüler ebenfalls aus dem oft genannten Zeitmangel nicht so genau)

Vielen lieben Dank für eure Beiträge!
 
hallo,
ich würde es als Schülerin jedenfalls mal ansprechen,wenn die Station trotzdem nichts ändert, würde ich es aber an deiner Stelle richtig machen , also zeitnah dokumentieren.
Ich finde die zeitnahe Dokumentation sehr wichtig, eine Vordukumentation ist sehr gefährlich , da man Dinge vergessen kann oder man es doppelt durch versch. Sr. /Pfl verabreichen kann.
 
Rede mit deiner schule mal darüber.

ist es ein pflegeheim? ich denke mal ja, wenn es so ist kannst du dich auch anonym an den mdk wenden. so darf einfach nicht gerabeitet werden.



gruß
 
Neee ist eine geriatrische Station.
In der Schule werde ich das Ganze auf jeden Fall ansprechen, vor allem sollte man auf eine solche Station niemanden in seinem ersten Einsatz schicken (war bei mir glücklicherweise nicht der Fall, aber bei einer Schülerin die mit mir dort eingesetzt ist).Neben diesen Doku- Sachen die da irgendwie nicht richtig laufen findet dort auch keinerlei Anleitung statt und wir sind ausschließlich als eine Art "billiges Zusatzpersonal" da.
Bisher wurde mir auch auf Nachfrage nicht wirklich etwas gezeigt und ich denke auch bei der Grundpflege z.B. bei Pat. mit Appoplex oder Parkinson wäre es ggf angebracht ein paar grundliegende Dinge mit auf den Weg zu geben.
(habe mich nun diesbezüglich an mein "Pflege Heute" Buch gewandt und mich selbst informiert, da mir die Aussage "musste nur den Arm der betroffenen Seite hochlagern und von der nicht betroffenen zur betroffenen Seite waschen" nicht ausreichte..)
aaaaaber..das mit der fehlenden Anleitung ist ja ein anderes Thema. :D
 
Auf gar keinen Fall sollte man sowas mitmachen.

Wie oft kommt es denn vor, dass man zu Anfang irgendwas unterschreibt und es anschließen dann tatsächlich vergisst zu machen!

Auch auf meiner Station wird von vielen ganz am Anfang der Schicht alles mögliche unterschrieben.

Eigentlich sollte man ja unmittelbar nach der erledigten Arbeit abhaken, doch auch hier muss ich ehrlich sagen, dass ich das auch nicht tu.

Ich unterschreibe am Ende der Schicht- und wenn ich da feststelle, dass ich etwas nicht gemacht habe, dann kann ich das so auch übergeben und die nächste Schicht weiß dann, dass noch etwas fehlt.

So kann man auf jeden Fall versuchen den Überblick zu behalten.

:wavey:
 
So habe ich es bisher auch erlebt..ggf Dinge auf einem Zettel notieren und später noch übertragen oder eben zwischendurch wenn Zeit ist..aber nicht vorher.