Eure besten/schlechtesten Erfahrungen im Dienst...

[Schwester Sonja]

Mein schlimmstes Ereignis ist schon einige Jahre her.
Fand einen älteren Herrn im präfinalen Stadium ganz nett und habe oft mit ihm gequatscht.
Nach ein paar Tagen FREI bin ich erst zu ihm und wollte dann ins Dienstzimmer.
Als ich rein ging habe ich gemerkt, dass sein AZ echt mies war und als ich ganz nah bei ihm war habe ich gemerkt, dass keine Atmung, kein Puls, ... mehr da waren, habe ihn so sachte, wie möglich auf den Boden gelegt und begann zu reanimieren, nachdem ich noch nen Notruf gedrückt habe.

Es standen plötzlich 4 Kolleginnen und Kollegen in der Türe und halfen mir nicht.
Nach einer kurzen Zeit des Schweigens kam ganz leise von einer jungen Kolleging: "Wenn Du so weiter machst, können wir den Totenschein wieder zerreissen, oder?"

Erst dann habe ich verstanden, dass es bereits bekannt war, dass der Pat. gestorben ist.

 

[Hammah]

Hallo, bin in meiner Schülerzeit auf der Entbindungsstation (selber auch schwanger) in ein Patientenzimmer gekommen, in dem eine Mutter mit ihrem Neugeborenen im Bett lag. Die Mutter hat fern gesehen (oder sonstwas - weiss nicht mehr) und wähnte ihr Baby friedlich schlafend neben sich. Da ich mich selber soo auf mein BAby gefreut habe, bin ich ganz nah an ihr Baby ran und habe gesehen, dass es blitzeblau angelaufen war. Habe es hochgenommen, da fing es mit einem tiefen Atemzug wieder an zu atmen...Bin dann mit dem Baby sofort zum Kreissaal gelaufen (habe der Mutter, die davon nichts mitbekommen hat, war ja nur ein Sekundenbruchteil, gesagt, die Hebamme wolle die Kleine sehen - sie hat der Mutter dann alles erzählt. Zum Glück bin ich in diesem Moment an das Bett getreten, sonst hätte dieses kleine Wesen womoglich für immer aufgehört zu atmen.

Ca. 2 Jahre später bin ich im OK mit nem Pfleger eine PAt. aus dem OP holen gegangen. Auf dem Flur verliess er uns, da ja alles ok schien. Die Pat. sagte noch kurz, sie könne nur schwer sprechen. HAbe sie ins Zimmer gebracht und wollte gerade rausgehen, um Blutdruckgerät etc. zu holen, als die PAt. einen Kreislaufstillstand hatte. HAbe sofort nech dem Pfleger gerufen, Notfall Koffer, Intensiv Dr. usw. geholt, die die PAt. dann sofort reanimiert haben. Auch diese Frau hat nur überlebt, weil ich einen Augenblick länger als sonst im Zimmer gezögert habe (und das an einem soo stressigen Tag, bei einer ca. 35 JAhre alten Pat.). Der NA-Dr. kam hinterher nochmal zu mir persönlich um sich für seinen rauhen Ton ("jetzt beeil Dich und zieh die Spritzen auf") mir gegnüber zu entschuldigen und um mir zu sagen, dass die Frau einen NArkoseüberhang hatte, sie aber alles folgenlos überstehen würde.

In diesem Momenten war ich dankbar dafür, diesen Beruf gewählt zu haben, auch wenn es manchmal doch sehr stressig war (und ist).

Jetzt arbeite ich im Pflegeheim bei Beatmungsbewohnern und bin glücklich.
LG

 

[Jumanji]

Hallo,

habe die Beiträge mit den unterschiedlichsten Gefühlsregungen gelesen, lachen, schmunzeln, pures Entsetzen und Gänsehaut gelesen, z. T. sogar geflucht oder mir die Hand vor die Stirn geklatscht.

Eine meiner eindrucksvollsten Geschichten ist eher ein schlechtes Erlebnis aber durchaus mit komischen Anteilen...

Ich war im Mittelkurs auf einer Diabetikerstation mit durchaus auch anderen internistischen Patienten. Das Durchschnittsalter der Patienten war über 60 Jahre. Wir hatten eine alte Dame mit einer ausgeprägten Osteoporose und irrsinnigen Schmerzen dort liegen, die Hilfe bei der Grundpflege benötigte und gegen die Schmerzen 4x tgl. Tramal long 100mg bekam. Leider halfen ihr die Tabletten gegen die Schmerzen überhaupt nicht und irgendwann kam einer der Ärzte auf die findige Idee ihr mit einem Fentanylpflaster gegen die Schmerzen zu helfen. Wir fanden die Idee damals alle toll, denn die liebe, alte Dame war wirklich äußerst schmerzgeplagt. Der Plan wurde in die Tat umgesetzt, das Tramal abgesetzt und ihr ein Durogesic Pflaster mit 75µg aufgeklebt. Am nächsten Tag bin ich zum Betten und Waschen in das Zimmer. Im Bett fand ich die alte Dame breit übers Gesicht grinsend und total glücklich vor. Für gewöhnlich war sie aber schon selbstständig in der Waschecke, wenn wir morgens ins Zimmer kamen. Ich fragte sie, ob sie sich waschen wolle und sie grinste mich an und teilte mir freudestrahlend mit... "Ja klar, mir ist ja sooooooo schlecht." Sie versuchte sich hinzusetzen, was ihr grinsend misslang. Ich habe dann meine Kollegin dazugeholt, den RR gemessen, der deutlich zu hoch war und wir haben den Arzt informiert. Es musste sogar in Erwägung gezogen werden, die Frau auf die Intensivstation zu verlegen, waschen am Waschbecken fiel jedenfalls aus. Der Erfolg des Durogesic war schlicht und ergreifend, dass die Frau keinerlei Schmerzen mehr hatte, aber durch eine gnadenlose Überdosis Fentanyl völlig high war. Wir konnten sie auf der Normalstation belassen, ihr Zustand besserte sich auch binnen 24 Stunden wieder.
Leider sind die Ärzte hingegangen und haben ihr wieder die alte und wirkungslose Dosierung der Tramal Tbl. angeordnet und das Durogesic komplett abgesetzt, da sie es ja überhaupt nicht vertragen hatte. Ich fand das sehr schade, denn die Frau musste wieder mit ihren Schmerzen leben. Dabei wäre es bestimmt sinnvoller gewesen, wenn man mit einem Durogesic 25 µg angefangen hätte anstatt gleich mit der "Keule" von 75µg zu beginnen.

Ob sich die alte Dame noch an ihren glücklichen, schmerzfreien Tag erinnert, das weiß ich nicht, wenn ja, hat sie zumindest einen schmerzfreien Tag im hohen Glück erlebt an dem es ihr völlig egal war, dass ihr einfach nur noch schlecht war.

Jumanji

 

[marenco82]

Oberarzt reanimiert hundertunddreijährige Dame und schickt mich zum Gespräch beim Chef weil meine letzte Fortbildung wohl schon lange her sei (hab natürlich nicht mit ihm reanimiert)

Ich war nach der Intensivzeit ein halbes Jahr auf der Sucht/ Entwöhnungsstation. Ein zwei Meter großer Patient wird nachts in Begleitung von 5 Polizisten aufgenommen, nachdem er bewaffnet im Krisendienstbüro eingebrochen ist um die Mitarbeiter zu töten. Ich weise den AvD darauf hin, dass der Mann noch immer stark gespannt ist, Medikation verweigert und kaum spricht. der Arzt sieht keine Notwendigkeit, den Patienten zu fixieren und verlässt mit Polizisten die Station. gegen Morgen will der Patient entlassen werden, ich weise ihn auf den richterlichen Beschluss hin und bitte ihn, auf den Arzt zu warten. Bevor ich ihm die Tür aufschliessen kann bewaffnet er sich mit einem Tisch(-bein?) und zerschlägt die Stationstüren, Mobilar, Fenster etc. und trifft statt mir einen Langzeitpatienten, der sich zwischen uns stellt. Er verschafft sich Ausgang übers Nottreppenhaus. Der Arzt sitzt derweil auf Klo oder so, lässt sich jedenfalls nicht blicken. Meine Kollegin schliesst sich derweil im Lager ein, mehrere Patienten, auch delirante und solche mit Angsterkrankungen laufen auf dem Flur umher. Der Patient ist danach noch mehrfach in unserem Haus aufgenommen worden (in der Psych, da machen die das schon), obwohl während und auch vor jeder Aufnahme heftigste Gewaltausbrüche stattfanden. Mittlerweile (nachdem eine Ärztin fast von ihm umgebracht wurde) ist er forensich untergebracht. Endlich. Seitdem höre ich auf mein Bauchgefühl und fordere vehementer, wenn sich etwas schlecht anfühlt, nach Unterstützung, Zwangsmed oder Fixierung.

 

[crogsträgerin]

hallo
hatte am sonntag einen aufregenden dienst. soweit war alles ruhig. hatte einen pat. in den stuhl mobilisiert. plötzlich stand der pat. kerzengrade im zimmer, die frau in panik, arterie auf spannung (imc-stat.), ich stürm ins zimmer rufe nur "HALLLLT" ins bett geschmissen und dann fing er an zu krampfen. hab meine kollegin dabei gerufen, dass sie mir diazepam aufziehen soll. der andere kollege, den ich auch rief, kam auch herbei gestürmt. diazepam gespritzt. krampf war aber kurz zuvor vorbei. naja und dann atemstillstand, weite nicht reagible pupillen, kurze asystolie, druck von 40 /?. meine kollegin hat in der zwischenzeit den doc angefunkt. ich rief nur HERZALARM. sie den herzalarm gerufen, mein kollege schmiss sich auf den brustkrob und fing an zu drücken. ich völlig verpeilt nen beutel geholt, aber ohne maske. lief suchenderweise über stat. wg. maske, bis mir dann mal einfiel nach 20 sec. "achja, die notfallbox". maske geschnappt. der herzalarm und die doc´s kamen zeitgleich auf stat., ca. 15-20 min reanimiert. kam dann auch wieder. lief zwar alles hand in hand, aber meine nebenniere hatte ganz schön adrenalin ausgeschüttet. mann mann.
der pat. hatte ne dicke fette lungenembolie geschossen in der lungenarterie und konnte kein kreislauf mehr aufbauen. durch´s drücken ist wohl der thrombus "zerdrückt" worden und ist weitergewandert.

lg sabine

 

[taeb.de]

Jetzt stellt mich allerdings die Frage, ob man einen 88-Jährigen Patienten der multimorbide ist, wirklich noch reanimieren sollte.
Vielleicht hört sich das krass an aber mich würde mal eure Meinung interessieren.

Leider gibt es da unterschiedliche Meinungen

.... eine die gesagt werden darf "natürlich helfen wir ihm"

und

.... die andere in der jeder weis was Sache ist und der Mantel des Schweigens herbeigeholt wird

persönliche Meinung kann einen leider in dieser Frage schnell den Job kosten (was ich wohl damit sagen möchte)

Grüße
Peter

 

[Ben1981]

Heute Morgen in der Notaufnahme...
Der Dienst beginnt um sechs.
Um 6:20 kommt der erste Zugang zu Fuß, taubheitsgefühl rechtsseitig.
V.a. Apoplex wird schleunigst Verlegt.
15 Minuten später...
Patient '19 geboren mit V.a. Aspiration, mit dabei sein 10 Jähriger Enkel und seine Tochter, natürlich wusten die alles besser, ich war kurz davor Amok zu laufen, wies das Schicksal so wollte is der Opa mit seinen VZ abgerauscht, so das wir Reanimieren mussten.
Als wenn wir net schon genug stress hätten haben uns dann noch die Angehörigen "Tipps" gegeben.
Und das alles so früh, danach war für mich der Tag gelaufen....

Ein ganz normaler Tag in der Notaufnahme

 

[Ben1981]

Mein Schlimmster Tag war in der Ausbildung in der Chir. Ambulanz.... als ein Patient mit einem Messer auf mich losging


Mein schönster Tag....sind alle Tage wo wir Menschen helfen und ihr Leid beseitigen bzw linder können. Dann freut man sich wenn ein Patient die Ambulanz mit einem Lächeln und einem Danke verlässt.